pinselfisch - Kunst- & Literaturworkshops für Menschen jeden Alters
Sortiert nach:
Suche:
Me & The Cubes
Weiss-Laughton, Sebastian | Sepalot
2020

Wie man auf Einhörnern reitet
Di Fiore, Mariangela | Aisato, Lisa
2023

Ist das okay?
Lavoyer, Agota | Balke, Anna-Lina
2022

In die Wälder gegangen, einen Löwen gefangen
Wittkamp, Frantz | Scheffler, Axel
2016

Als Papas Haare Ferien machten
Mühle, Jörg | Text & Illustration
2022
Luchs White Ravens Buch des Monats- Borromäusverein

Rummel in Bad Trostlos
Lloyd, Natalie | Sardà, Júlia
2021
Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina

Die 3 Räuberinnen
Die 3 Räuberinnen | Hochleitner, Verena
2019

Das verzauberte Puppenhaus
Schröder, Patricia | Ebbert, Leonie
2022

Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht
Scherz, Oliver | Daniel Napp
2016

Lahme Ente, blindes Huhn
Hub, Ulrich | Jörg Mühle
2021

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt
Orlovský, Sarah Michaela
2021
Nominierung DJLP 2022

Die Suche nach Paulie Fink
Benjamin, Ali
2021
Nominierung DJLP 2022

Ping und Pong auf Kuckucks Balkon
Zauleck, Franz | Weise, Elinor
2019

Die Gefängnisinsel
Bertram / Chambliss, Jennifer
2018

Der Neue mit dem Aluhut
Eichinger, Rosemarie
2019

Das Wunderauto
Gabrielli, Olga / Striem, Hans | Trier, Walter
2019

Clementine liebt Rot
Boglar, Krystyna | Butenko, Bohdan
2019

Als mein Bruder ein Wal wurde
Weger, Nina
2019

Lila Perk
Roth, Eva | -
2020

Die besten Tantenretter der Welt
Schomburg, Andrea | Wilharm, Sabine
2019

Das Karlgeheimnis
Wilke, Jutta | K.,Ulf
2021

Ferien, Fernweh und Vereisen
Honecker,Claudia | Pflitsch, Sabine
2021

Tante Tillys Tod
Honeder, Britta | Herzina-Rusch, Mirella
2021

Mit Worten will ich dich umarmen
Raubaum, Lena | Seifert, Katja
2021

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2021

Gute Tage – Wie du die Regel geregelt kriegst
Stynes,Yumi & Dr. Kang,Melissa | Latham, Jenny
2021

Sasja und das Reich jenseits des Meeres
Nilsson, Frida | Kuhlmann, Torben
2019
Luchs des Jahres 2019

Das Dunkle und das Helle
Hau, Kerstin | Völk, Julie
2019

Ziegen bringen Glück
Fleming, Anne | Waev
2019

Rico, Oskar und das Mistverständnis
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2020

Pri und der unterirdische Garten
Larkin, Mat | Text & Illustration
2021

Die unglaubliche Wunderreise des Freddie Yates
Pearson, Jenny | Dürr, Julia
2021

Spielend in die Schule
Kampel, Marianne | Text & Illustration
2021

Manno
Kuhl, Anke | Text & Illustration
2021

Das unheimliche Haus des Herrn Pasternak
Eichinger, Rosemarie | Kriebaum, Thomas
2020

Forschungsgruppe Erbsensuppe oder Wie wir ein Haus kapierten und Linas Geheimnis auf die Spur kamen
Patwardhan, Rieke | Kehn, Regina
2021

Pullerpause in der Zukunft
Gehm, Franziska | Text & Illustration
2019

Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer
Burger, Judith
2021

Schlafen wie die Rüben
Zipfel, Dita & Heinrich, Finn-Ole | Schulz, Tine
2021

Die blaue Ritterin
Knausenberger, Sarah | Möltgen, Ulrike
2021

Das wird bestimmt ganz toll! Wenn ich groß bin...
Labor Ateliergemeinschaft | Text & Illustration
2021

Traumopa
Verroen, Dolf | Dematons, Charlotte
2021

Wir sind erste Klasse!: Ein ABC zum Schulanfang
Kulot, Daniela | Text & Illustration
2018

Die Anleitung zur Selbstliebe: Sei ein ganzer Kerl
Sanders, Jessica | Cathro, Robbie
2020

Die Anleitung zur Selbstliebe: Liebe deinen Körper
Sanders, Jessica | Cathro, Robbie
2020

Der Wolf kommt nicht
Ouyessad, Myriam | Badel, Ronan
2020

Die Uhr meines Großvaters – El reloj de mi abuelo
Mesa, Samuel Castaño | Text & Illustration
2019

Das ist mein Baum
Tallec, Olivier | Text & Illustration
2020

In einem alten Haus in Moskau: Ein Streifzug durch 100 Jahre russische Geschichte
Litwina, Alexandra | Desnitskaya, Anna
2017
Nominierung DJLP 2018

Maxi von Phlip: Vorsicht, Wunschfee!
Ruhe, Anne | Meinzold, Max
2021

Petronella Apfelmus – Wer schleicht denn da durchs Erdbeerbeet?
Städing, Sabine | Büchner, SaBine
2020

Pembo – Halb und halb macht doppelt glücklich
Bosse, Ayşe | Beyoğlu, Ceylan
2020
Nominierung DJLP 2021

Der Berg
Gugger, Rebecca | Röthlisberger, Simon
2021

Mira #freunde #papa #wasfüreinsommer
Lemire, Sabine | Bregnhøi, Rasmus
2020

Haifischzähne
Woltz, Anna
2019
Nominierung DJLP 2021

Adresse unbekannt
Nielsen, Susin | Text & Illustration
2020
DJLP Nominierung 2021

König der Kinder
Mohl, Nils | Greve, Katharina
2020

Der Tag an dem das Meer verschwand
Hayner, Sam | Jago
2020

Max will immer küssen
Baltscheit, Martin | Text & Illustration
2015

Träumst Du?
Zedelius, Miriam | Zedelius, Miriam
2017

Vier Ochsen
Tuckermann, Anja und Mahari | Yegizaw, Michael
2020

Balthasar Blutberg
Stavariç, Michael | Schwab,, Dorothea
2020

Einhorn, Bär und Nachtigall tanzen auf dem Maskenball
Berner, Rotraut Susanne | Berner, Rotraut Susanne
2021

Wer tanzt schon gern allein?
Gruß, Karin (Hg)
2020

Jefferson
Mourlevat, Jean-Claude | Mourlevat, Jean-Claude
2020

Fanny ist die Beste
Ohlsson, Sara | Bauer, Jutta
2020

Geschichten rund um die Welt
Mc Allister, Angela | Christopher Corr
2018

Missi Moppel Detektivin für alle Fälle – Die schwebende Teekanne und andere Ungereimtheiten
Schmachtl, Andreas H. | Text & Illustration
2020

Warten auf Wind
Kroon, Oskar | Text & Illustration
2021

Alles, was du brauchst: die 20 wichtigsten Dinge im Leben
Hein, Christoph | Berner, Rotraut Susanne
2019

Escape Room – Flucht aus dem Haus der Geister
Schuhmacher, Jens
2020

Anton das Bison
Beauchesne, Lou | Chappell, Kate
2020

Die Schule der magischen Tiere: Wilder, wilder Wald
Auer, Margit | Dulleck, Nina
2020

Einstein: Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit
Kuhlmann, Torben | Kuhlmann, Thorben
2020

Frossja Furchtlos – oder von sprechenden Hühnern und verschwindenden Häusern
Wostokow, Stanislaw | Woronzowa, Marija
2019
Nominierung DJLP 2020

Die beste Bahn meines Lebens
Becker, Anne
2019
Nominierung DJLP 2020

Ich bin Vincent und ich habe keine Angst
Koens, Enne | Kuiper, Maartje
2019
Nominierung DJLP 2020

Ein Bruder zu viel
Hagerup, Linde | Horstschäfer, Felicitas
2019
Nominierung DJLP 2020

Kiste - Mathemagie
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
2020

Spring doch!, sagt die Hexe
Thiemann, Anke
2019

Charlotte und Ben
Kelly, Erin Entrada
2020

Brüder
Reynolds, Jason
2016

Das ABC der Leseratte – Von Affenzahn bis Zuckerwatte
Lütje, Susanne | Rauers, Wiebke
2017

Lyrik-Comics
Schweizer, Stefanie, Hrsg.
2019
nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020

Missi Moppel – Detektivin für alle Fälle
Schmachtl, Andreas | Text & Illustration
2019

King kommt noch
Karimé, Andrea | Rassmus, Jens
2017

Petronella Apfelmus: Hexenfest und Waldgeflüster
Städing, Sabine | Büchner, SaBine
2019

Warum der Elefant einen Rüssel hat
nacherzählt von Woolard, Elli | Altés, Marta
2019

Hier kommt die Hatze
Englert, Sylvia | Dully, Sabine
2019

Wir gehen zur Schule! Von Kenia bis Amerika
Schaffer, Lena
2019

Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich
Heinrich, Finn-Ole
2013

Rosa und Louis 2: Geisterdetektive
Lutz, Ferdinand
2018

Thelonius große Reise 2: Aufbruch nach Dämmerland
Schade, Susan | Buller, Jon
2012

Bianca
Moeyaert, Bart | Moeyaert, Bart
2020
Astrid-Lindgren-Memorial-Award 2019

Der Junge aus der letzten Reihe
Onjali Q. Rauf | Curnick, Pippa
2020

Freibad: Ein ganzer Sommer unter dem Himmel
Gmehling, Will
2019
DJLP 2020

Kosmo & Klax ABC-Geschichten
Helmig, Alexandra | Becker, Timo
2018

Der magische Wald
Hyland, Angus | Eason, Rohan Daniel
2018

Die Märchen-Box. Erfinde Deine eigenen Geschichten
Erfinde Deine eigenen Geschichten | Laval, Anne
2018

1,2,3,4 Lieblingstier
Lohf, Sabine | Text & Illustration
2016

Pflanz dich glücklich
Schmidt, Silke | Text & Illustration
2018

Ich so, Du so
Labor Ateliergemeinschaft | Text & Illustration
2017
Nominierung DJLP 2018

Peace Maker
Blackmann, Malorie
2020

Das Schulschwein
Liebers, Andrea | Gröhlich, Susanne
2019

Oben schwimmt die Sonne davon
Borchers, Elisabeth | Müller, Hildegard
2019

Vom Flaniern und Weltspaziern: Reime und Sprachspiele
Steinkellner, Elisabeth | Roher, Michael
2019

Dieser verfluchte Baum
Wildner, Martina | Kuhl, Anke
2019

Paolina Plapperina und der Wackelzahn-Schulalarm
Schröder, Patricia | Göhlich, Susanne
2019

Drei Helden für Mathilda
Scherz, Oliver | Napp, Daniel
2019

Jetzt noch ein Gedicht, und dann aus das Licht!
Nesbitt, Kenn | Niemann, Christoph
2019

Wer rettet Henry Hoakes?
Friel, Ian | Friel, Helen
2018

...6,7,8, Gute Nacht
Roher, Michael | Roher, Michael
2011

Q-R-T: Der neue Nachbar
Lutz, Ferdinand | Text & Illustration
2015

Kleeblattsommer
Gjerde, Christian Wiik
2019

Tagebuch eines Möchtegern-Versagers
Blanvillain, Luc
2017

Meine Omi, die Wörter und ich
Huppertz, Nikola | Klever, Elsa
2017

Maxima und ich
Jansen, Hanna | Erlbruch, Wolf
2017

Vom Fuchs der ein Reh sein wollte
Boie, Kirsten | Scholz, Barbara
2019

Snöfrid aus dem Wiesental 3
Schmachtl, Andreas | Text & Illustration
2018

Snöfrid aus dem Wiesental 1
Schmachtl, Andreas | Text & Illustration
2015

Der verlorene Stern
Schadt, Kathrin | Lauber, Larisa
2014

Das Bessermacher-Buch: 75 Ideen, mit denen du die Welt veränderst
Holzapfel, Miriam
2019

So ein Mist: Von Müll, Abfall und Co
Laibl, Melanie & Lili Richter
2018

Ich wünschte
Tellegen, Toon | Godon, Ingrid
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Frerk, du Zwerg
Heinrich, Finn-Ole | Fygenring, Ràn
2011
Auswahlliste DJLP 2012

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket
Boyne, John | Jeffers, Oliver
2013
Nominierung DJLP 2014

Der Krokodildieb
Bjørnstad, Taran | Grav, Christoffer
2016
Nominierung DJLP 2017

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
Almond, David | Jefferson, Oliver
2014
Nominierung DJLP 2015

Der Goldfisch ist unschuldig
Fabsits, Tanja | Text & Illustration
2018

Das Glück ist ein Fisch
De Nogales, Melba Escobar | Builes, Elizabeth
2018

Am Ende des Alphabets
Beale, Fleure | Text & Illustration
2015

Etwas ganz Großes
Neeman, Sylvie | Godon, Ingrid
2017

Bär im Boot
Shelton, Dave | Text & Illustration
2013

Vier Wünsche ans Universum
Kelly, Erin Entrada
2018
DJLP 2019

Podkin Einohr
Larwood, Kieran
2018
DJLP Nominierung 2019

So ein Mist
Laibl, Melanie | Richter, Lili
2018

Flo und Valentina: Ach, du nachtschwarze Zwölf!
Hach, Lena | Schulz, Kristine
2019

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich
Lambeck, Silke | Jung, Barbara
2018
Nominierung DJLP 2019

Müll
Raidt, Gerda | Text & Illustration
2019

Fuchs und Hase
Damm, Antje | Text & Illustration
2019

Pu – Der beste Bär der Welt
Bright, Paul u.a. | Burgess, Mark
2018

Jacky Marrone jagt die Goldpfote
Biermann, Franziska | Text & Illustration
2018
Nominierung DJLP 2019

Für immer Alaska
Woltz, Anna
2018
DJLP Nominierung 2019

Der Fall des verschwundenen Lords
Springer, Nancy
2018

Oma, Huhn und Kümmelfritz
Roher, Michael | Roher, Michael
2013

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe
Ende, Michael / Freund, Wieland
2019

Zwischen zwei Scheiben Glück
Dische, Irene
2018
DJLP 1998

Fräulein Schmalzbrot & Billie Ballonfahrer
Patwardhan , Rieke | Dulleck, Nina
2015

Warren der 13. und das Magische Auge
Del Rio, Tania | Staehle, Will
2016

Kasper, Opa und der Monsterhecht
Engström, Mikael | Schössow, Peter
2017

Lumpi, Lampe, Luftballon
Schury, Gudrun | Port, Moni
2016

Anna, Anton, Augenstern
Dumas, Kristina | Worms, Ina
2016

Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger
Reinhardt, Verena
2017

Die königlichen Kaninchen von London
Montefiore, Santa /Montefiore, Simon Sebag | Hindley, Kate
2017

Die Mississippi Bande
Morosinotto, Davide
2017
Nominierung DJLP 2018

Der Riesentöter
Lawrence, Iain
2017
Nominierung DJLP 2018

Das sind deine Rechte
Leitzgen, Anke M.
2017

Das sind deine Rechte
Leitzgen, Anke M.
2017

Stadtsache
Leitzgen, Anke M. & Rienermann, Lisa | Text & Illustration
2018

Ein Hund namens Kominek
Bones, Antje | Schäfer, Jasmin
2018

Paul und Papa
Weber, Susanne | Göhlich, Susanne
2015

Bluma und das Gummischlangengeheimnis
Schlichtmann, Silke | Möltgen, Ulrike
2017
Nominierung DJLP 2018

Krakonos
Freund, Wieland
2017
Nominierung DJLP 2018

Du und ich und alle anderen Kinder
Moeyaert, Bart | Berner, Rotraut Susanne u.a.
2016

Tintenblaue Kreise
Roher, Michael | Roher, Michael
2017

Stinkheim am Arschberg
Sowa, Michael | Text & Illustration
2012

Im Gefängnis
Engelhardt, Thomas / Osberghaus, Monika
2018

Maia
Ibbotson, Eva
2017

Good Night Stories For Rebel Girls
Favilli, Elena und Cavallo, Francesca
2017

Die Brüllbande
Isermeyer, Jörg | Schüttler, Kai
2017

COLORAMA
Cruschiform | Text & Illustration
2017

Action dogs - Jagd auf Dr. Katz
Barlow, Steve| Skidmore, Steve | Chatterton, Martin
2013

Stella Menzel und der goldene Faden
Rahlens, Holly-Jane | Michl, Reinhard
2013

Der unglaubliche Lauf der Fatima Brahimi
Banscherus, Jürgen
2017

Oskar und das Mandelherz
Hahn, Kerstin Lundberg | Göhlich, Susanne
2017

Der Blog des geheimnisvollen Sherwood Holmes
Neumayer, Gabi
2016

Mick Mangodieb und die Rezepte der Sieben Weltmeere
Morshuis, Marloes | Kuhlmann, Torben
2017

Viele Grüße, Deine Giraffe
Iwasa, Megumi | Mühle, Jörg
2017
Preisträger DJLP 2018

Löwenväter singen nicht!
Baltscheit, Martin | Text & Illustration
2017

Löwenherzen weinen nicht!
Baltscheit, Martin | Text & Illustration
2016

Wenn mein Mond Deine Sonne wäre
Steinhöfel, Andreas | Palmtag, Nele
2015

Kleines Afrika
Damm, Antje | Text & Illustration
2015

Gar nichts von allem
Duda, Christian | Friese, Julia
2017

Der Schatz des listigen Lars
Neumayr, Gabi
2015

Krasshüpfer
Van der Geest, Simon
2016
Nominierung DJLP 2017

Und frei bist Du noch lange nicht...
Stern, Adriana
2016

Kiste - Kein Unsinn
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
2015

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer
Fesler, Mario
2016
DJLP 2017

Krähe und Bär
Baltscheit, Martin | Rauers, Wiebke
2017

Super-Bruno
Øvreås, Håkon | Torseter, Øyvind
2016
Nominierung DJLP 2017

Pssst!
Herzog, Annette | Clante, Katrine
2016
Nominierung DJLP 2017

Was WÜRDEst du tun?
Gruß, Karin | Krejtschi, Tobias
2016

Märchen von Hans Christian Andersen
Andersen, Hans Christian | Klemke, Werner
2017

Mein Abenteuer als Schul-Ninja - Nichts für Feiglinge!
Emerson, Marcus
2016

Wunder - Julian, Christopher & Charlotte erzählen
Palacio, Raquel J.
2017

Was WÜRDEst du tun?
Gruß, Karin | Krejtschi, Tobias
2016

Hier kommt Oma
Boonen, Stefan | Melvin
2016

Das Mädchen Wadjda
Al Mansour, Hayfa
2015
Deutscher Jugendliteraturpreis 2016

Die Spione von Myers Hold
Vaughan, Monica M.
2013

Sally Jones
Wegelius, Jakob
2016
DJLP 2017

Du, mein Ein und Alles
Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
2016

Annabel und Anton
Zeevaert, Sigrid | Muszynski, Eva
2015

Sally Jones
Wegelius, Jakob
2009

Krieg und Freundschaft
Verroen, Dolf
2016

Mein Bruder ist ein Superheld
Salomons, David
2015

Magisterium
Black, Holly & Clare, Cassandra
2014

Das Weihnachtskind
Lagercrantz, Rose | Bauer, Jutta
2015

Alice im Wunderland / Alice hinter den Spiegeln
Carroll, Lewis
2015

Mucker & Rosine
Andres, Kristin | Scholz, Barbara
2015

Lehmriese lebt!
Kuhl, Anke | Text & Illustration
2015

33 Bogen und ein Teehaus
Zaeri-Esfahani, Mehrnousch | Zaeri-Esfahani, Mehrdad
2016

Mein Sommer mit Mucks
Höfler, Stefanie | Walther, Franziska
2015
Nominierung DJLP 2016

Vintulato, mein Hund und die Farbe Blau
Löhle, Philipp | Oser, Liliane
2014

Ariol
Guibert , Emmanuel | Boutavant, Marc
2013

Das Schaf im himmelblauen Morgenmantel
Knödler, Christine (Hrsg.)
2016

Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her
Gutzschhahn, Uwe-Michael | Wilharm, Sabine
2015
Nominierung DJLP 2016

Die große Bärenschule
Yeoman, John | Blake, Quentin
2015

Gobbolino
Williams, Ursula M. | Cortinas, Ruth
2016

Ein neues Zuhause für Kellergeigers
Grumberg, Jean-Claude | Badel, Ronan
2016

Was ist los vor meiner Tür?
Jentgens, Stephanie
2016

Rosie Tausendschön
MacDonald, Alan | Roberts, David
2015

Die wahre Geschichte von Regen und Sturm
Martin, Ann M.
2015
Nominierung DJLP 2016

Gefahr lauert überall
O’Doherty, David; Judge, Chris
2015

Alex, Martha und die Reise ins Verbotene Land
Montgomery, Ross
2015
Nominierung DJLP 2016

Das Grosse Buch
Hohler, Franz | Heidelbach, Nikolaus
2009

Blätterrauschen
Rahlens, Holly-Jane
2015

Ben
Scherz, Oliver | Swoboda, Annette
2015

Ben
Scherz, Oliver | Swoboda, Annette
2013
Leipziger Lesekompass 2014

Anton taucht ab
Baisch, Milena | Kusch, Elke
2011
DJLP 2011

Anders
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2014

Anders
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2014

Adile
Tuckermann, Anja | Barth-Musil, Ulrike
2011

Frohe Weihnachten, Zwiebelchen!
Nilsson, Frieda | Kuhl, Anke
2016
Nominierung DJLP 2016

Valentin, der Urlaubsheld
Orlovský, Sarah Michaela | Roher, Michael
2014
Österreichischer Kinder- und Jugendliteraturpreis 2015

Ein Garten für den Wal
Tellegen, Toon | van Haeringen, Annemarie
2016

Man wird doch mal wütend werden dürfen
Tellegn, Toon | Boutavant, Marc
2015

Tom Gates
Pichon, Liz
2011

Apfelkuchen und Baklava
Rohman, Kathrin | Harvey, Franziska
2016

ZiegenHundeKrähenMama
Tanner, Katharina | Jacob, Lihie Aimée
2016

Seeland
Ruhe, Anna | Meingold, Max
2015

Hedvig! Die Prinzessin von Hardemo
Nilsson, Frieda | Kuhl, Anke
2015

Als Opapi das Denken vergaß
Marmon, Uticha
2014

Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft
Ludwig, Sabine
2006

Jenseits des Meeres
Walter, Jon
2015

Jenseits des Meeres
Walter, Jon
2015

Zeit der Wunder
Bondoux, Anne-Laure
2013

33 Bogen und ein Teehaus
Zaeri-Esfahani, Mehrnousch | Zaeri-Esfahani, Mehrdad
2016

Mein Vater, der Pirat
Cali, Davide | Quarello, A.C.
2014
Nominierung DJLP 2015

Ich schenk dir die Farben des Windes
Knödler, Christine
2014

Konstantin im Wörterwald
Heckmanns, Martin | Harjes, Stefanie
2014
Nominierung DJLP 2015

Lena und das Geheimnis der blauen Hirsche
van de Vendel, Edward & De Leeuw, Mattias
2014
Nominierung DJLP 2015

Elke
Duda, Christian | Friese, Julia
2015

Fett Kohle
Linke, Dorit
2015

Travis Delaney
Brooks, Kevin
2015

Flora & Ulysses
DiCamillo, Kate | Campbell, K.G.
2015

Travis Delaney
Brooks, Kevin
2015

Die Oma im Drachenbauch
Pausewang, Gudrun | Löhlein, Henning
2010

Elvis im Einsatz
Hula, Saskia | Muszynski, Eva
2015

Hunde muss man gar nicht mögen
Heesen, Martha | Bohn, Maja
2014

Rico, Oskar und die Tieferschatten
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2008
Erich Kästner Preis für Literatur 2009 DJLP 2009

Joppe
Linde, Gunnel | Könnecke, Ole
2015

Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas
Freund, Wieland | Kiss, Gergely
2014

Ein Pflaster für den Zackenbarsch
Rassmus, Jens | Text & Illustration
2014

Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika
Scherz, Oliver | Scholz, Barbara
2014

Sommer auf Balkonien
Reh, Rusalka | Ibelings, Anna
2014

Die schönsten Märchen von Tieren und Zauberdingen
Janisch, Heinz (Hrsg.) | Goedelt, Marion
2014

Der Wörterhimmel des Fräulein Dill
Karimè, Andrea & von Bodecker-Büttner, Annette | Text & Illustration
2013

Wilde Zwerge - Der Sturm
Meyer, Lehmann, Schulze | Gröhlich, Susanne
2014

Der Träumer
Ryan, Pam Muños | Sis, Peter
2014
DJLP 2015

Die Geschwister Gadsby
Farrant, Natasha
2013

Der kleine Pirat und die geheimnisvolle Schatzinsel
Bosse, Sarah | Waas, Uli
2013

Tom Sawyers Abenteuer
Twain, Mark & Knape, Wolfgang | Bohn, Maja
2013

Der Zauberer von Oz
Baum, Lyman Frank | Neuendorf, Silvio
2012

Paul - Plötzlich Vampir!
Seltmann, Christian | von Knorre, Alexander
2011

Nelli traut sich und sagt NEIN !
Reichenstetter, Friederun | Egger, Sonja
2012

Doktor Proktors Sammelsurium
Nesbo, Jo | Text & Illustration
2013

Finn und die geklauten Kinder
Grimstad, Lars Joachim
2014

Mein Herz hüpft und lacht
Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
2013

Der beste Tag aller Zeiten
Kreller, Susan | Willharm, Sabine
2013
Nominierung DJLP 2014

Wunder
Palacio, Raquel J.
2013
DJLP 2014

Kiste - Fluchtmücken und Wetterzauber
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
2014

Papa, hörst du mich?
Bos, Tamara | van Haeringen, Annemarie
2013
Nominierung DJLP 2014

Hilfe! Ich will hier raus!
Naoura, Salah | Jeschke, Stefanie
2014

Von Meerjungfrauen, Kapitänen und fliegenden Fischen Geschichten und Gedichte rund ums Wasser
Raecke, Renate | Harjes, Stefanie
2012

Kriegen das eigentlich alle?
von Holleben, Jan & Helms, Antje
2013

Kiste
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
2014

Die Orangen hinter der Mauer
Stark, Ulf | Höglund, Anna
2014

Leo und das ganze Glück
Lea, Synne
2013
Nominierung DJLP 2014

Die unglaubliche Geschichte von Wenzel, dem Räuber Kawinski, Strupp und dem Suseldrusel
Huppertz, Nikola | Kehn, Regina
2014

Herr und Frau Hase
Horvarth, Polly | Blackall, Sophie
2013
Nominierung DJLP 2014

Die Wahrheit, wie Delly sie sieht
Hanningan, Katherine
2014

Besuch beim Hasen
Oster, Christian | Gehrmann, Katja
2013
Nominierung DJLP 2014

Rosie und Moussa
de Cock, Michael | Vanistendael, Judith
2013
Nominierung DJLP 2015

Königin des Sprungturms
Wildner, Martina
2013
DJLP 2014

Tripp, Trapp und Trümmer
Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
2013

Tripp, Trapp und Trümmer
Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
2013

Kann ich mitspielen?
Rassmus, Jens | Text & Illustration
2014

Lola auf der Erbse
Mierswa, Annette | Harjes, Stefanie
2008

Schwarzweiss hat viele Farben
Erskine, Kathryn
2013

Hallo Opa - Liebe Mirjam
Härtling, Peter
2013

Das Eichhörnchen ist zwar recht klein...
Scheffler, Axel
2014

Im Schatten des Baobab
Anne Wenkel
2014

Der unvergleichliche Ivan
Applegate, Katherine | Castelao, Patricia
2014

Der karierte Käfer
Rassmus, Jens | Text & Illustration
2007
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2008

Hasenbrote
Damm, Antje
2012
Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2012

Der unvergessene Mantel
Boyce, Frank Cottrell
2012
DJLP 2013

Zorgamazoo
Weston, Robert Paul | Rivas, Victor
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Wer stahl dem Wal sein Abendmahl?
Roher, Michael
2013

Als mein Vater ein Busch wurde
van Leeuwen, Joke
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Die wilden Piroggenpiraten
Putnins, Maris | Karsten Teich
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Tommy Mütze
Robson, Jenny
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Zorgamazoo
Weston, Robert Paul | Rivas, Victor
2012
Nominiert für den DJLP 2013

Das Hausbuch der Gutenachtgeschichten
Kantelhardt, Arnhild | Erhard Dietl
2011

Sonnenschein und Sternenschimmer
Knödler, Christine | Wolfsgruber, Linda
2010

Zu Tisch!
Lockheimer, Birgit | Text & Illustration
2013

Der Buchstabenpirat
Kaup, Ulrike | Bettzieche, Uta
2013

Nina und der freche Flaschengeist
Seltmann, Christian | Kohl, Daniela
2013

Mücke, die Zahnfee, auf Milchzahn-Jagd
Dulleck, Nina | Text & Illustration
2013

Meisterwerk
Boyce, Frank Cottrell
2007
Auswahlliste DJLP 2007

Wenn Herzen klopfen
Stalfelt, Pernilla | Text & Illustration
2002

So B. it
Weeks, Sarah
2005

Ein Pferd namens Milchmann
Rosenboom, Hilke | Kuhl, Anke
2005

Das Buch von allen Dingen
Kuijer, Guus | Sowa, Michael
2006
Nominierung DJLP 2007

Dakota Pink
Ridley, Philip | Burnard, Damon
1995

Ein Bild von Ivan
Fox, Paula | Text & Illustration
2007
DJLP 2008

Total verrückt
Nozier, Jean-Paul | Text & Illustration
2006

Schwester
Fosse, Jon | Blau, Aljoscha
2006
DJLP 2007 Norwegisches Kulturministerium als »Bestes Kinderbuch des Jahres«

Lilis Leben eben
Dayre, Valérie
2006
DJLP 2006

Keeper
Peet, Mal
2007
Auswahlliste DJLP 2007

Rico, Oskar und die Tieferschatten
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
2008
Erich Kästner Preis für Literatur 2009 DJLP 2009 Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2009

Rabenhaar
van Ranst, Do
2008
Auswahlliste DJLP 2009

Ich, Gorilla und der Affenstern
Nilsson, Frieda | K., Ulf
2011
Auswahlliste DJLP 2011

Rosie und der Urgroßvater
Helfer, Monika & Köhlmeier, Michael | Steinitz, Barbara
2010
Auswahlliste DJLP 2011

Onkel Montagues Schauergeschichten
Priestley, Chris | Roberts, David
2010
Auswahlliste DJLP 2011

Hundewinter
Nuzum, K.A. | Text & Illustration
2010
Auswahlliste DJLP 2011

Das schaurige Haus
Wildner, Martina | Text & Illustration
2012
Auswahlliste DJLP 2012

Mein glückliches Leben
Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
2011
Auswahlliste DJLP 2012

Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums
Naoura, Salah | Steffen, Andrea
2011
Auswahlliste DJLP 2012

Operation Alphabet
MacCuish, Al | Lozano, Luciano & Blets, Jimas
2011

Rabauken-Reime
Jatzek, Gerald | Steffen, Andrea
2011
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2012

Regenwurmtage
Damm, Antje | Text & Illustration
2011

Nur Mut, kleiner Luis
Ramos, Mario | Text & Illustration
2012

Tripp, Trapp und Trümmer
Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
2012

Cowboy Klaus und die Rodeo-Rüpel
Muszynski, Eva | Teich, Karsten
2012


Weitere Titel und Rezensionen folgen!

Me & The Cubes
Das Baukastenprinzip aus Papier

Weiss-Laughton, Sebastian | Sepalot
80 Seiten, Antje Kunstmann

Cover

Über 500 verschiedene Ausstanz-Formen und 2000 Sticker auf 80 Seiten bieten kleinen Baumeistern ab 6 Jahren unendlich viele Möglichkeiten, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. Ob eine Fantasiegestalt, ein Gebäude, ein Schiff, ein Tier oder eine Pflanze - der Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt, wie die Würfel, Quader, Prismen, Polyeder und vielen anderen Bauteile miteinander kombiniert und zusammengeklebt werden. Lediglich das Herauslösen und Zusammenbauen benötigt wahrscheinlich noch elterliche Hilfe, alles Weitere schaffen die kreativen Baumeister selbst.

Auf YouTube finden sich schon zahlreiche Vorschläge, was man alles mit "Me & The Cubes" bauen kann, dennoch wird wohl jeder auf andere Kombinationen kommen.

Eine großartige Möglichkeit, individuell kreativ zu werden und auch die eigene mathematische Vorstellungskraft zu üben. Leider aber ein Buch zum nur Einmal-Lesen!

 

- MD

Wie man auf Einhörnern reitet
übersetzt von Nele Bösche

Di Fiore, Mariangela | Aisato, Lisa
56 Seiten, WooW Books

Cover

Im Kinderbuch "Wie man auf Einhörnern reitet" entfaltet sich eine berührende Geschichte auf einer Kinderkrebsstation, in der die Autorin einfühlsam Alltagserlebnisse einer jungen, fantasievollen Leukämie-Patientin skizziert. Trotz ernster und angstbesetzter Themen bewahrt die Erzählung eine spielerische Leichtigkeit und Hoffnung. Die kindliche Perspektive des erkrankten Kindergartenkindes wird authentisch und einfühlsam dargestellt. Die Fragen, die die kleine Ich-Erzählerin stellt, wirken ebenso authentisch und rühren an grundlegende Ängste und Unsicherheiten, die Kinder in solchen Situationen durchleben. Dabei gewährt die Geschichte tiefe Einblicke in reale Herausforderungen des Lebens. Die herausragenden Illustrationen tragen maßgeblich zum Gesamterlebnis bei. Die Künstlerin fängt die Gemütszustände der Figuren meisterhaft ein und verleiht der Erzählung eine emotionale visuelle Tiefe. Mit ihren Darstellungen setzt sie die feinen Nuancen der Geschichte zwischen Realität und Magie beeindruckend um. Trotz der fantastischen Elemente des Buches irritiert mich der Titel, dessen Bezug zur Geschichte sich mir nicht auf Anhieb erschließt. Möglicherweise schafft er bei den Einhorn-Fans unter den Leser*innen Erwartungen, die im Buch nicht vollständig erfüllt werden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Ende des Buches: die abrupte Beendigung der Handlung hinterlässt bei mir offene Fragen bezüglich des Schicksals der Ich-Erzählerin und ihres Freundes, der in die USA reisen sollte. Diese Ungewissheit könnte für junge Leser*innen, insbesondere bei einem so ernsten Thema wie Kinderkrebs, beunruhigend sein. Eine klarere Auflösung wäre hier wünschenswert gewesen, um die Geschichte insbesondere bei jungem Publikum gut abzurunden. Insgesamt bietet "Wie man auf Einhörnern reitet" eine Tür zu weiteren Gesprächen über Hoffnung, Freundschaft und den Umgang mit großen Herausforderungen im Leben. Das Buch kann für betroffene Familien mit erkrankten Kindern gleichermaßen wie für Kindergartengruppen / Grundschulklassen und ihre pädagogischen Betreuer*innen wertvoll sein, um über wichtige Lebensaspekte zu sprechen und gemeinsam Wege der Unterstützung zu finden.

- RR

Ist das okay?
Ein Kinderfachbuch zur Prävention von sexualisierter Gewalt

Lavoyer, Agota | Balke, Anna-Lina
73 Seiten, Mabuse

Cover

Das Thema sexualisierte Gewalt anzusprechen, ist eine wichtige Präventionsaufgabe. Ebenso wichtig ist es aber auch für Kinder, selbst Zugang zu Fragen und Antworten zu bekommen. Dieses Buches kann dabei helfen. Es kann aber auch Erwachsenen helfen, über das Thema mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Eine Farblegende ermöglicht, Texte nach Ansprechpersonen zu unterscheiden (orange und schwarze Textfelder eher für Erwachsene...). Trotzdem können alle Texte von Allen gelesen werden. Der Autorin gelingt es, ganz schnörkellos zu erklären, was nicht ok oder sogar verboten ist. Immer wieder werden Fragen gestellt, über die sowohl Kinder als auch Erwachsene nachdenken können. Außerdem werden Fakten über sexualisierte Gewalt vermittelt. Was mir besonders gefällt, ist die unaufgeregte und klare Sprache und die wundervollen, inklusiven Illustrationen. Hier sind wirklich Kinder verschiedenster Ethnien abgebildet und auch Kinder mit körperlichen Einschränkungen werden einbezogen. Ein herausragendes Buch zur Prävention, gehört in jedes private und öffentlich zugängliche Bücherregal!

- JPS

In die Wälder gegangen, einen Löwen gefangen
Findlinge

Wittkamp, Frantz | Scheffler, Axel
47 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Findling – das ist eine weiße Rebsorte, ein einsamer Fels, den ein Gletscher über weite Strecken hergetragen hat, oder ein ausgesetztes Kind. Die rund dreißig Findlinge in diesem Bilderbuch-Gedichtband sind einzeln genommen zwar eher lakonisch-nüchtern, doch kann man sich durchaus an ihnen berauschen; sie wirken in der heutigen Unterhaltungswelt wie Gaben aus fernen Zeiten; sie ergreifen und beglücken wie ein Kind, das man nicht erwartet hat. Wittkamps hintersinnige Vierzeiler stehen in der Tradition aphoristischer Nonsens -Literatur; die unverkennbaren Scheffler-Illustrationen übersetzen sie in einen Bildwitz ganz eigener Art. So eilt etwa der weiße Hase aus Alice im Wunderland in Tweed und Knickerbockerhosen über die Seite, auf der er heißt: „Wie zu Anfang so auch jetzt/ und so weiter bis zuletzt:/ leben, da sein, existieren / heißt vor allem Zeit verlieren.“ Ganz klar: Literatur ist der beste Zeitverlust überhaupt. Zum heiteren Vorlesen, meditativen Alleinlesen oder als Inspirationsquelle für eigene Lebensweisheiten geeignet.

- NvM

Als Papas Haare Ferien machten
Mühle, Jörg | Mühle, Jörg
68 Seiten, Moritz

Cover

Was für eine skurrile Idee: Papas Haare fallen nicht einfach aus, zum Beispiel, weil er älter wird, nein, sie machen Urlaub. Zu wenig Wertschätzung im Alltag, zu viel Eintönigkeit auf dem Kopf.
Papa ist natürlich richtig stinkig und macht sich auf den Weg, um seine Haare wieder einzufangen. Spätestens hier wird deutlich, mit welch genial-zeichnerischer Idee Jörg Mühle arbeitet: die Haare sind kurze, gezeichnete Striche, die sowohl als Rasen auf der grünen Wiese als auch als Mittelstreifenmarkierung auf der Fahrbahn getarnt sein könnten. Einmal unterwegs, verhöhnen die Haare ihren ehemaligen Besitzer, in dem sie Urlaubskarten aus der ganzen Welt schicken: so wird das witzige Doppelleben der Strich-Haare gefeiert. Auch sprachlich hat dieses Erstlesebuch einiges zu bieten: klug inszeniert und zur Nachahmung geradezu empfohlen animiert es zum Fabulieren und Geschichten erzählen.
Die gelungene Mischung aus viel Bild und wenig Text lädt dazu ein, eigene haarige Erlebnisse zu zeichnen und aufzuschreiben. Großartige Kinderliteratur mit hohem Unterhaltungswert auch für Erwachsene!

- JPS

Rummel in Bad Trostlos
Die unzertrennlichen 7

Lloyd, Natalie | Sardà, Júlia
288 Seiten, Hanser

Cover

Mona, Dufte, Micky, Dora, Frekki, Sal und Sonni sind die sieben Kinder der Familie Problemski. Im zweiten Band ihrer Jugendbuch-Reihe lässt Natalie Lloyd die Geschwister Jagd auf den Schatz ihres Großvaters machen, die sie zu den Piratengrotten an der Küste von Bad Trostlos führt. Dort müssen sie sich nach vielen Wirren nicht nur mit ihrer Erzfeindin Desdemona O'Pionion herumschlagen, sondern auch mit der Enthüllung sensationeller Geheimnisse und Verwicklungen... Natalie Lloyd hat mit den sieben Geschwistern einen einzigartigen Mikrokosmos an Beziehungen, Charakteren und Skurillitäten geschaffen, wobei vor allem bei der Personenzeichnung reichlich Klischees bedient werden. Dennoch besticht die sympathische Bande nicht nur durch ihren Zusammenhalt, sondern auch durch witzige Dialoge, liebenswürdige Gemeinheiten und unbedingte Rücksichtnahme aufeinander. Jedes der Geschwister hat eigene Fähigkeiten und Kenntnisse, die die "Unzertrennlichen 7" zu einer unschlagbaren Truppe machen. Hinzu kommt der abwechslungsreiche Wortwitz und die fast lyrische Wortwahl des Jugendromans. Dafür ist dem Übersetzerduo Sandra Knuffinke und Jessika Komina ein großes Kompliment zu machen. Alles in allem ein lesenswertes Kinderbuch, das allerdings erst nach Band 1 gelesen werden sollte, da sonst einige Verständnislücken auftreten könnten.

- MD

Die 3 Räuberinnen
Die 3 Räuberinnen | Hochleitner, Verena
136 Seiten, Tyrolia

Cover

Was passiert, wenn Kinder, die in einem Wohnhaus leben, sich nachmittags langweilen? Klar: sie gründen eine Räuberbande. Maja, Bruno und Gaspard heißen die Mitglieder der Truppe, nein, mit richtigen Räubernamen Bronski, Kaspar und Wanda. Sie klappern die Parteien des Hauses ab und lassen Dinge in ihren roten Sack verschwinden. Dann ist da noch Oskar, der in seinem Zimmer verkrochene Computerspieler, Stubenrein, der Hausmeister, Chipsbrösel und Wischfinger, die Nachbarn, eine andere Räuberbande und weitere skurrile Charaktere. Alle bewohnen den finsteren Wald des Wohnhauses und müssen sich vor den fiesen Räubern fürchten, die dort ihr Unwesen treiben. Dass diese dadurch aber nur Gutes anrichten, darf man ihnen nicht sagen, denn Räuber sollen ja Angst und Schrecken verbreiten... Verena Hochleitner knüpft an eine Idee von Iris Wewer ("Die drei wilden Räuber", 2016) an, die mit Piff, Paff und Puff ebenfalls drei sympathische Räubergestalten erschaffen hat, die durch ihre liebenswerten Versuche, räuberisch zu sein, die Lachmuskeln der Leser strapazieren. Auch hier wird die Geschichte durchgängig aus der (Frosch)-Perspektive der drei Hauptfiguren erzählt, was nicht nur für kleine Leser ab 8 Jahren, sondern auch für die erwachsenen (Vor-)Leser äußerst amüsant ist. Nebenbei verhandelt die Autorin auch die Probleme der Gegenwart: übertriebener Medienkonsum ebenso wie Übergewicht und Einsamkeit. Der Versuch allerdings, den Text (samt Titel) zu gendern, indem einmal die grammatisch weibliche Form "Räuberinnen" und einmal die männliche verwendet wird, wirkt wenig natürlich, sondern bemüht zeitgeistig. Darauf hätte man getrost verzichten können. Die Illustrationen, die von der Autorin selbst hergestellt wurden, sind Resultat eines künstlerischen Verfahrens, in dem Illustrationen mit Gouache-Farben auf Folien gemalt, diese übereinandergelegt und dann abfotografiert wurden. So kann die Künstlerin die Folie der Stiegenhaus-Realität auf die des kindlichen Vorstellungswaldes legen und die Verschmelzung beider Welten auch in den Illustrationen Wirklichkeit werden lassen. Großartig! Alles in allem ein gelungenes Erstlingswerk von Verena Hochleitner, in dem Text, Personen und Illustrationen kunstvoll ineinandergreifen. MD

- MD

Das verzauberte Puppenhaus
Villa Holunder

Schröder, Patricia | Ebbert, Leonie
209 Seiten, Coppenrath

Cover

Mia freut sich schon sehr auf ihren 10. Geburtstag und malt sich aus, was sie alles bekommen wird. Ganz oben auf der Liste der Herzenswünsche stehen ein Laptop und das Computerspiel "City of dolls". Als sie nichts davon bekommt, sondern das alte, verstaubte Puppenhaus ihrer verschollenen Tante Rikka, ist die Enttäuschung riesengroß. Eigenartig nur, dass es in den nächsten Tagen im Puppenhaus seltsam raschelt und Mia schwören könnte, dass die Puppen bei jedem Hinschauen ihre Position geändert haben. Nach und nach entdeckt sie ein fantastisches Geheimnis und erkennt die Minitaturwelt, die ganz unbemerkt parallel mit der gewohnten existiert. Bald wird sie in einen Strudel spannender Verwicklungen hineingezogen, an deren Ende sie die Erkenntnis gewinnt, dass ihre eigene "City of dolls" viel interessanter ist... Patricia Schröder hat mit "Das verzauberte Puppenhaus" einen ganz ungewöhnlichen Kinderroman vorgelegt, der sich von ihren sonstigen Geschichten durch seine künstlerische Komponente unterscheidet: Leonie Ebbert hat mit viel Liebe zum Detail durch ihre Collagen dem titelgebenden Puppenhaus Leben eingehaucht. Der Roman weist zahlreiche künstlerisch ansprechende Fotografien auf, die das Geschehen nicht nur einfach abbilden, sondern auch kommentieren und weitererzählen. Schade, dass man auf den ersten Blick jedoch ein DIY-Sachbuch vermutet, wernn man aufgrund das Cover, die zweispaltigen Gestaltung des Textes und die Shutterstock-Konservenfotos zu Beginn jedes Kapitels in Betracht zieht. Hier passen Form und Inhalt nicht so ganz zusammen. MD

- MD

Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht
Scherz, Oliver | Daniel Napp
144 Seiten, Thienemann

Cover

Drei Geschwister steigen über einen Zaun in einen verlassenen Vergnügungspark ein. Es dauert nicht lang, bis die drei Kinder feststellen, dass der Park alles andere als Verlassen ist. Neben knorrigen Sheriffs, Dinosauriern und allerlei anderen Gestalten gibt es in den verschiedenen Themenwelten jeweils viel zu erleben. Dann ist da ja auch noch der geheimnisvollen Schabalu, von dem alle reden und der der Geschichte seinen Namen gibt. Wer das genau ist und was der so alles in seinem Märchenschloss treibt ist schon sehr ungewöhnlich und wird hier auch nicht verraten. Vor dem Hintergrund des Vergnügungsparks entspinnt sich eine spannende Abenteuergeschichte irgendwo zwischen "Alice im Wunderland" und "Willy Wonka in der Schokoladenfabrik". Wie die anderen Geschichten des Autors sprüht auch dieses Werk vor skurrilen Ideen und regt die Fantasie an. Die Illustrationen von David Napp sind ebenfalls sehr gelungen. Von in den Text eingebetteten kleinen Abbildungen einzelner Szenen bis zu doppelseitigen Panoramen ergänzen viele Bilder den Text und lockern ihn unaufdringlich auf, ohne von der Handlung abzulenken. Mit dem geheimen Park des „Schabalu“ ist Oliver Scherz eine kurzweilige Kindergeschichte mit Herz gelungen. An die oben genannten Klassiker reicht das Buch sicherlich nicht heran, als Vorleseroman zum Einschlafen wird es aber sicherlich den allermeisten Kindern viel Spaß machen.

- CS

Lahme Ente, blindes Huhn
Hub, Ulrich | Jörg Mühle
96 Seiten, Carlsen

Cover

Die Ente lahmt, das Huhn ist dafür blind. Macht nichts, denn die beiden ergänzen sich wirklich ganz hervorragend. Während das Huhn unternehmungslustig ist und die Welt erkunden will, agiert die Ente eher ängstlich und zurückhaltend. Letztlich überredet das Huhn seine neue Freundin allerdings zu einer spannenden Reise. Es geht zu einem Ort, an dem geheime Wünsche in Erfüllung gehen. Welche das sind, ist bei den beiden Protagonisten Gegenstand hitziger Debatten auf dem ereignisreichen Weg. Werden auch ihre Wünsche in Erfüllung gehen, wenn sie am Ziel ankommen? Aber vor allem, was ist eigentlich das Ziel und wie kommt man dorthin? Ulrich Hub präsentiert dem Leser eine lustige Geschichte mit erstaunlichem Tiefgang und vielen witzigen Dialogen. Dabei entwickeln sich die Beziehung der beiden während der Reise ständig weiter und ändert sich laufend. Mut, Freundschaft und Verlässlichkeit sind die bedeutenden Themen, die hier vor dem Leser ausgebreitet werden. Detail- und abwechslungsreich erzählt wird die Geschichte bei den kleinen Lesern sicher bleibenden Eindruck hinterlassen. Von Jörg Mühle mit ebenso passenden Illustrationen versehen, wachsen nicht nur die beiden Tiere, sondern auch die Geschichte, über sich hinaus. Wie hier mit wenigen graphischen Elementen die Interaktion zwischen den beiden Protagonisten greifbar wird und die Emotionen transportiert werden ist schon sehr gut gelungen. Das erinnert schon fast an Klassiker wie „Freunde“ von Helme Heine, auch wenn der Zeichenstil ein anderer ist. Als Vorlesebuch wird die lahme Ente sicherlich ein Hit in vielen Kinderzimmern.

- CS

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt
Orlovský, Sarah Michaela
60 Seiten, Tyrolia

Cover

"Bitte lass mich nicht allein." - Diese fünf Wörter, mit denen Sarah Michaela Orlovský ihren knappen Lyrikband "Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt" enden lässt, beschreiben eigentlich schon alles, worum es geht. Das lyrische Ich, die kleine Schwester, ringt verzweifelt um Barbara, die große Schwester, die sich in ihrem Zimmer einsperrt und jedes Essen verweigert; die sich durch eine falsche Freundin von einem lebensfrohen Menschen zu einem magersüchtig Depressiven gewandelt hat. Im Laufe der zumeist monologischen, kurzen lyrischen Texte kommen alle Gefühle zur Sprache, die man in einer derart verzweifelten Lage als Angehöriger haben kann: ein alles bestimmendes schlechtes Gewissen, etwas falsch gemacht zu haben, eine übermenschliche Wut auf alles und jeden, eine immense Traurigkeit und Ohnmacht, aber dann auch wieder wehmütige Phantasien von einer geklärten Situation, einem Wunder, das alles wieder gerade rückt. Die Kinderzimmertür, welche die beiden Schwestern trennt, ist ein unüberwindliches Hindernis, Barbara ist unerreichbar, wie als würde sie sich auf dem Mond aufhalten. Gegen Ende des Textes stellt sich heraus, auf welches Ereignis sich die Familie vorbereitet und wer an diesem Tag beerdigt werden soll... Sarah Michaela Orlovský braucht nicht viele Wörter, um Weltbewegendes auszusagen. In den 36 knappen Gedichten bringt sie es fertig, das gesamte Universum des lyrischen Ichs auszuleuchten, das sich wie ein Satellit um Barbara und ihre psychische Erkrankung dreht. Ja, das gesamte Familiensystem wird von Barbaras Lebensverweigerung bestimmt, die Sorgen der Eltern, die sich mal in Aggression, mal in Verzweiflung Bahn brechen, die Loyalitätskonflikte, in die das lyrische Ich gestoßen werden, die vergeblichen Versuche, mit Bitten, Betteln, Schreien und Weinen etwas zu erreichen. All das schafft eine beklemmende Atmosphäre, die sich in so treffenden Aussagen wie "Warum machst du das?", "Es hat mich fast zerrissen" und "Barbara? Kommst du?" verdichtet. Erschüttert legt man das Buch nach den eingangs zitierten letzten fünf Wörtern wieder weg und kann eigentlich nicht anders, als vor sich hinzustarren und über sein eigenes Leben nachzudenken; über das, was einen im Dasein hält, kurz, über das, was man vor langer Zeit einmal als Ars vivendi bezeichnet hat, die Kunst des Lebens. Zurecht nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022.

- MD

Die Suche nach Paulie Fink
Aus dem Englischen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke

Benjamin, Ali
352 Seiten, Hanser

Cover

Caitlyn ist neu in der 7. Klasse der Mitchell School. Seit ihrem ersten Schultag aber dreht sich alles in ihrer Klasse nur um den mysteriösen Ex-Mitschüler namens Paulie Fink, der über die Ferien spurlos verschwunden ist. Als Außenstehende wird Caitlyn von ihren Mitschülern ausersehen, sich nach dem Muster einer Castingshow regelmäßig Paulie-Fink-mäßige Challenges auszudenken, um am Ende den nächsten Paulie Fink zu küren. Nach und nach erfährt sie höchst Widersprüchliches über den Phantomschüler, der einerseits ein unsympathischer Tunichtgut, andererseits aber auch hochintelligent und ein guter Freund gewesen sein soll. Als Leser lernt man auch die höchst eigenwilligen Methoden an der Mitchell School kennen: alle Schüler sind dazu angehalten, die auf dem Schulgelände lebenden Ziegen zu versorgen; jeden Tag stellen sich alle Schüler an der Guten-Tag-Glocke an und der gesamte Lehrkörper einschließlich der Direktorin Mrs Gliba bedient sich höchst ungewöhnlicher pädagogischer Mittel. Die ganze Sache wird jedoch erst wirklich kompliziert, als eines Tages bei einem Fußballspiel gegen die Erzfeinde aus Devlinshire der echte Paulie Fink auftaucht und dann noch als Mitglied der gegnerischen Mannschaft… Die Autorin erzählt diese Geschichte von der ungewöhnlichen US-amerikanischen Kleinstschule auf höchst kreative Weise: es wechseln einander Interviews, Mails und Schilderungen der Ich-Erzählerin mit Listen und Chatprotokollen ab. Dabei werden oft ein und dieselben Szenen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und so erhalten diese für den Leser viel mehr Tiefe und Leben. Ein besonderes Original aus dem Lehrkörper ist Mags, Caitlyns Klassenvorstand und Lehrerin für das Sammelfach "Menschenkunde". Auch sie geht eine Challenge mit ihren Schülerinnen und Schülern ein: Diese sollen Themen in einer Schachtel sammeln, und sie geht mit ihnen die Wette ein, in jeder Stunde ein Thema zu ziehen und ohne Vorbereitung auf das antike Griechenland beziehen zu können. Sollte sie das nicht schaffen, hätten die Kinder eine Freistunde. Unnötig zu sagen, dass sie es stets fertigbringt, auch noch die abwegigsten Fragen der Schüler mit dem alten Griechenland zu verbinden. In der abschließenden Anmerkung stellt die Autorin klar, dass das Höhlengleichnis des Platon bei der Konzeption ihres Romans Pate gestanden habe. Caitlyn muss im Laufe der Geschichte viele Puzzle-Teile zusammentragen, die jeweils eine andere Seite der Persönlichkeit dieses titelgebenden Paulie Fink widerspiegeln, um am Ende aus der Höhle herauszusteigen und im Licht der Erkenntnis zu sehen, wer der nächste Paulie Fink sein soll… Ein grandioser Kinderroman, der – auch dank der gelungenen Übersetzung aus dem Englischen – in leicht verständlicher Sprache wesentliche Aspekte der griechischen Antike auf das Heute überträgt, über eine utopische Schule, die zwar in unseren Breiten kein Öffentlichkeitsrecht bekommen würde, aber dennoch ein Sammelsurium an interessanten Unterrichtsmethoden bereithält, die jeder Lehrperson ans Herz gelegt werden kann. Höchst verdient nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 in der Kategorie Kinderbuch.

- MB

Ping und Pong auf Kuckucks Balkon
Zauleck, Franz | Weise, Elinor
120 Seiten, Jacoby&Stuart

Cover

Die Alltags-Routine des freundlichen Herrn Kuckucks wird eines Tages plötzlich durcheinandergebracht, als er beim täglichen Zeitungskauf unverhofft einen kleinen Mann namens Ping überantwortet bekommt. Dieser sieht aus wie ein Pinguin mit Melone und Regenschirm, kann sprechen und verwahrt sich heftig dagegen, ein Pinguin zu sein. In Kuckucks Wohnung legt er jedoch Verhaltensweisen an den Tag, die daran Zweifel aufkommen lassen: er ist nicht aus dem Eisschrank wegzubringen, kühlt sich im Spülkasten der Toilette ab und verlangt Fisch. Andererseits führt er geheimnisvolle Telefongespräche und streut einige Hinweise darauf aus, von einem außerirdischen Planeten zu stammen. Als dann noch sein Doppelgänger Pong auftaucht, wird die Sache kompliziert...

Franz Zaulecks absurd-fantastische Geschichte besticht durch ihren Wortwitz und ihre skurrilen Charaktere. Herr Ping nennt ein kleines Büchlein sein Eigen, das er Wortschatz nennt und in das er Begriffe hineinschreibt, die er in seine Sammlung interessanter Wörter aufnehmen möchte. Außerdem hat er Schwierigkeiten, Metaphern oder den Konjunktiv zu verstehen und so kommt es zu vielen witzigen Missverständnissen. Die unbedachte Äußerung Herrn Kuckucks "Hier wären wir" zum Beispiel, als sie bei seiner Wohnung ankommen, führt zu einer ausufernden Debatte darüber, ob sie nun also doch nicht angekommen seien oder inwieweit man überhaupt irgendwo ankommen könne. Elinor Weises durchgehend farbige Illustrationen machen besonders die beiden rätselhaften Nicht-Pinguine und ihre seltsamen Verhaltensweisen lebendig.

Eine herrlich absurde Geschichte für Klein (ab 6 Jahren) und Groß.

 

- MD

Die Gefängnisinsel
übersetzt von Elisa Martins

Bertram / Chambliss, Jennifer
368 Seiten, mixtvision

Cover

Emily und James sind begeisterte Rätsel-Knacker und Leser. Selbstverständlich wollen sie daher bei "Unlock the rock" mitmachen, dem neuesten Abenteuer-Rätsel des rätselhaften Mr. Griswolds, das dieser auf der sagenumwobenen Gefängnisinsel Alcatraz erschaffen hat. Um überhaupt mitmachen zu dürfen, müssen sie schon vorab ihre Rätselknack-Kompetenz beweisen und einige schwierige Codes entschlüsseln. Die Freude über ihre Erfolge wird getrübt, als sie immer wieder Drohbriefe erhalten, die sie von einer Teilnahme an dem Spiel abhalten wollen. Sie lassen sich jedoch nicht einschüchtern und reisen nach San Francisco. Ein spannendes Spieleabenteuer beginnt, in dem sie nicht nur der Lösung des Rätsels immer näherkommen, sondern auch dem Geheimnis des Phantoms Mr. Griswold.

Der Mixtvision-Verlag empfiehlt "Die Gefängnisinsel" ab 10 Jahren und tatsächlich erscheint dieses Lesealter als sehr passend, die gesamte Trilogie rund um Mr. Griswolds Bücherjagd (Teil 1: "Das Spiel beginnt", Teil 2: "Der unlösbare Code") mit Genuss zu lesen. Alle Bücher sind voller Rätsel und zu knackende Codes nach dem Escape-the-Room-Muster. So wird dem Leser nicht nur eine spannende Geschichte präsentiert, sondern auch leicht bis schwierig zu lösende Aufgaben, die eine weitere Lese-Ebene eröffnen. Die flüssig zu lesende Übersetzung von Elisa Martins rundet diese gelungene Publikation ab.

 

- MD

Der Neue mit dem Aluhut
Eichinger, Rosemarie
144 Seiten, Jungbrunnen

Cover

Als Pippa Ben das erste Mal sieht, liegt der mit dem Gesicht nach unten im Matsch mit Marlons Schuh auf seinem Rücken. Gemeinsam mit Lukas, Murat und Fred macht der sich einen Spaß daraus, den schmächtigen Ben, der neu in der Klasse ist, zu ärgern. Als die Rowdys von ihm abgelassen haben, ist Pippa erstaunt, wie positiv, fröhlich und abgeklärt Ben trotz dieses Vorfalls ist. Die beiden freunden sich an, dem Mädchen ist Ben jedoch noch nicht so ganz geheuer, weil er einen Aluhut trägt und diese Tatsache auch wortreich begründen kann. Ben erträgt die Hänseleien und die körperliche Gewalt, der er in der Schule ausgesetzt ist, mit unerschütterlichem Optimismus, bis es auch ihm eines Tages reicht und die beiden Freunde gemeinsam mit den anderen Außenseitern der Klasse beschließen, sich zu wehren…
Rosemarie Eichinger bringt in ihrem knappen Kinderbuch „Der Neue mit dem Aluhut“ einige wichtige Themen wie Mobbing, Freundschaft, Solidarität und die Frage nach dem Umgang mit (selbstgewählten) Außenseitern unter. Dies bewerkstelligt sie höchst vergnüglich in einer abwechslungsreichen, pointierten Sprache, die insbesondere Ben als hochintelligenten, fast unheimlich erwachsen denkenden Jungen zeigt und auch die zahlreichen Nebenfiguren wie den Hausmeister Kovarik, Bens Mutter und Großmutter sowie Pippas Vater charakterisiert. Alle Figuren, auch diejenigen, die sich in ihrem Denken und Handeln weitab vom dem aufhalten, was gemeinhin als „normal“ bezeichnet werden kann, sind authentisch und mit viel Liebe gezeichnet.
Ein origineller Beitrag zum Thema „Mobbing“ mit optimistischem Ende.

 

- MD

Das Wunderauto
Gabrielli, Olga / Striem, Hans | Trier, Walter
208 Seiten, Atrium

Cover

Lutz wird am letzten Schultag vor den Pfingstferien von einem rätselhaften Mann angesprochen, der ihn in seinem Auto mit in die Schule nehmen möchte. Nichts ahnend steigt er ein und hat damit das sagenhafteste Abenteuer seines Lebens begonnen. Der Mann, der sich als Herr Eidechs vorstellt, überlässt dem staunenden Lutz vor seinem Verschwinden sein Auto, das sich als technisches Wunderwerk entpuppt: es kann fliegen, sich unsichtbar machen, Lebensmittel herbeizaubern und vieles mehr. Gemeinsam mit seinem besten Freund Heidi macht er während der Ferien die gesamte Stadt unsicher, sodass am Ende kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.

Dieser Klassiker der Kinderliteratur, der 1930 veröffentlicht wurde und den genialen Walter Trier als Illustrator aufweist, galt aufgrund der jüdischen Herkunft der an ihm beteiligten Künstlerinnen und Künstler als verschollen. Fast 90 Jahre später wurde er nun wieder auf Deutsch herausgegeben. Die unglaubliche Geschichte vom Wunderauto, die zahlreiche Elemente der modernen fantastischen Literatur vorwegnimmt, ist gleichzeitig beseelt von einem Technik-Optimismus wie von einem grundlegenden tierethischen Impetus. Es ist dem Arena-Verlag zu danken, dass er dieses Kleinod der deutschen Literatur dem Vergessen entrissen und einer breiteren deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Ein zeitloser Klassiker, der wichtige Impulse für heute bereithält.

- MD

Clementine liebt Rot
übersetzt von Thomas Weiler

Boglar, Krystyna | Butenko, Bohdan
160 Seiten, Gerstenberg

Cover

Es ist der 26. August und die Sommerferien gehen bald zu Ende. Uli, Anna und Klops verbringen diese bei Frau Rahminger in Engelsdorf. Das Ferien-Einerlei wird an diesem Tag durch Erbse unterbrochen, einem kleinen Mädchen, das sie im angrenzenden Wald auffinden und das behauptet, Clementine sei noch dort und habe sich verlaufen. Sofort beschließen die Geschwister, einen Suchtrupp zusammenzustellen. Auch die Zwillinge Ralf und Rolf erfahren von der Vermissten und machen sich auf die Suche, genauso wie Ulf, der Sohn des Polizisten. So entwickelt sich eine Komödie der (Ver-) Irrungen, in der die Kinder durch den gruselig dunklen Wald tappen, eigenartige Geräusche im Unterholz wahrnehmen, sich vor einem Gewitter verstecken, eine Räuberhöhle enttarnen und schließlich Clementine auf dem Sportwagen eines Journalisten sitzend auffinden…
Ursprünglich 1970 erschienen, wurde „Clementine liebt Rot“ 2019 von Thomas Weiler aus dem Polnischen übersetzt und vom Gerstenberg-Verlag publiziert. Dabei wurden die in Rot gehaltenen Vignetten von Bodhan Butenko beibehalten, die der Handlung eine naiv-komische Note verleihen. Diese flüssig (vor) zu lesende Abenteuergeschichte besticht vor allem durch die verschiedenen Perspektiven, die beim Erzählen eingenommen werden, wodurch man als Leser immer wieder neue Aspekte der Handlung entdeckt und sich kurz vor Schluss schon zusammenreimen kann, dass es sich bei Clementine vielleicht um etwas ganz anderes handelt, als ursprünglich angenommen.
Eine großartige Verwechslungskomödie zum Vorlesen und Selberlesen für Leser ab 8 Jahren.

 

- MD

Als mein Bruder ein Wal wurde
Weger, Nina
304 Seiten, Oetinger

Cover

Die Welt des 12-jährigen Bela gerät eines Tages aus den Fugen, als sein Bruder Julius von einem LKW angefahren und schwer verletzt wird. Nach unzähligen Operationen und Therapien kann Julius´ Leben gerettet werden, allerdings befindet er sich im Wachkoma. Da sich sein Zustand nicht und nicht verbessert, wird in der Familie immer mehr gestritten, was als Nächstes zu tun ist. Will Julius, dem sein Selbstbestimmungsrecht immer über alles gegangen ist, dass im Falle einer zusätzlichen Erkrankung die Behandlung eingestellt oder fortgesetzt wird? Wie soll man entscheiden, wenn er sich nicht verständlich machen kann? In seiner Fantasie stellt sich Bela seinen Bruder als Wal vor, der die ganze Zeit am Grund des Meeres vor sich hinschwimmt und nur zeitweise zum Atemholen an die Oberfläche kommt. Bela merkt, wie die Situation die Ehe seiner Eltern immer mehr belastet und beschließt eines Tages kurzerhand, gemeinsam mit Martha, deren Mutter vor einigen Monaten an Krebs verstorben ist, zum Papst nach Rom zu fahren, um diesen zu fragen, was nun zu tun sei. Mit Belas Ersparnissen und der Kreditkarte von Marthas Vater machen sie sich auf den Weg und eine abenteuerliche Reise quer durch Europa beginnt, ständig in Angst, eingefangen zu werden oder ohne Geld dazustehen. Schließlich gelangen sie mit viel Glück zum Petersdom in Rom…
Nina Weger verhandelt in ihrem Kinderbuch „Als mein Bruder ein Wal wurde“ zahlreiche existentielle Fragen: Wie weit geht das Selbstbestimmungsrecht des Menschen? Wie kann Gott Krankheit und Unfälle zulassen? Funktionieren Gebete? Ihre Geschichte wird dabei leichtfüßig und spannend aus der Perspektive des 12-jährigen Bela erzählt, der feinfühlig und reflektiert durchs Leben geht und sich auch vor den großen Fragen der Menschen nicht drückt. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Martha wird die Papst-Audienz in Rom eine Art magisches Ziel, von dem sie ausgehen, dass dessen Erreichen allein schon alle Fragen ihres Lebens beantworten wird. Dass diese Hoffnung enttäuscht wird, war zu erwarten, dennoch ist am Ende nicht alles umsonst – Belas Erkenntnis, dass es Fragen gibt, auf die es keine allgemeingültigen Antworten gibt, aber dass wir stets die Wahl haben, uns für das Gute zu entscheiden, ist auch die Quintessenz von Nina Wegers Kinderbuch.
Eine einfühlsame, medizinisch ausgezeichnet recherchierte Erzählung, passend mit zahlreichen Wal-Vignetten versehen durch Eva Schöffmann-Davidov.

 

- MD

Lila Perk
Roth, Eva | -
152 Seiten, Jungbrunnen

Cover

Seit ihre Mutter verstorben ist, spricht Lilas Papa kaum mehr als zwei Worte am Stück mit ihr. Doch nach ungefähr einem Jahr kommt er auf lauter eigenartige Ideen: sie soll Auto fahren lernen und das mit 12 Jahren; sie soll mit ihm auf Abenteuerurlaub in die Wildnis fahren; und plötzlich soll sie es auch noch gut finden, ihre verhasste ehemalige Klassenlehrerin Frau Stieger, die sie und ihre Freundinnen wenig schmeichelhaft "Walze" nennen, dort anzutreffen, wo sie sie niemals sehen wollte: in ihrem eigenen Wohnzimmer! Doch dann sind die beiden schon unterwegs und finden einen schönen Platz in der Wildnis an einem kleinen Bächlein. Als aber ein Gewitter aufzieht, wird das Bächlein zum reißenden Fluss und Lila und ihr Vater müssen um ihr Leben rennen. Als dieser dann auch noch auf die glorreiche Idee kommt, die Walze mit ein paar dringend gebrauchten Schlafsäcken nachkommen zu lassen, brennen Lilas Sicherungen durch und sie beschließt mitten in der Nacht ihre Fahrkünste auszuprobieren...
Im Zentrum dieser Handlung stehen Lila und ihre Gefühle. Die Geschichte wird von Eva Roth aus ihrer Perspektive erzählt und man dringt dabei tief in ihre Welt ein: der Schmerz um die verstorbene Mutter, der sich besonders in der Kirche des kleinen Örtchens vor einem Bild der toter Mutter Maria Bahn bricht, das Unverständnis über ihren Vater, der eine neue Frau findet und dann auch noch dazu ihre verhasste Ex-Lehrerin, die zarten Gefühle, die sie für den Tunichtgut Aurel empfindet und besonders ihre Selbstzweifel und Ängste, die sie zu ihren Handlungen verleiten. Das gesamte Gefühlskonstrukt erscheint dabei sehr glaubwürdig und nachvollziehbar und ist auch für erwachsene Rezipienten mit großem Gewinn zu lesen. Der Stil der Autorin orientiert sich aufgrund der Perspektive an der Jugendsprache, dennoch gleitet er auch stellenweise ins Absurd-Komische ab, als Lila sich gestikulierend mit den Dorfbewohnern auseinandersetzen muss, die ihr helfen wollen, aber kein Wort Deutsch und nur ein paar Brocken Englisch sprechen.
Ein teils sehr tiefgründiger, teils sehr witziger Roman über Verlustängste, fehlende Kommunikation und die erste Liebe.

- MD

Die besten Tantenretter der Welt
Schomburg, Andrea | Wilharm, Sabine
224 Seiten, Hummelburg

Cover

Jonas und Fabian leben seit dem Tod ihrer Eltern bei Tante Erdmute, einer ziemlich schrägen und schrillen Frau. Erdmute sagt über sich selbst, dass sie sehr mutig sei, und diesen Mut braucht sie auch, als sie eines Tages in einem knallroten Kleid ohne Maskierung eine Bank überfällt. Anschließend beginnt eine rasante Flucht mit ihren zwei Neffen in ein kleines Waldhotel. Dort ist alles etwas eigenartig und auch die Gäste sind merkwürdig. Eines Tages verschwindet die äußerst wertvolle Briefmarkensammlung von Herrn Hartberg und die Polizei wird gerufen. Wie Jonas, Fabian und Tante Erdmute diese Situation wohl lösen werden?
Im Kinderbuch, das vom Verlag ab 10 Jahren empfohlen wird, betreten wir die skurrile Welt einer Frau, die sich mit ihren zwei Neffen durchs Leben schlägt. Die Geschichte nimmt manchmal unerwartete Wendungen, das Ende ist vorhersebar, aber der Verlauf bis zum Ende spannend. Wer es schräg, spannend, witzig und auch etwas verrückt mag, der ist bei dieser Geschichte genau richtig.

 

- AD

Das Karlgeheimnis
Ein Fall für die Detektivin und mich

Wilke, Jutta | K.,Ulf
304 Seiten, Coppenrath

Cover

Emil, angehender Kriminalroman-Autor, Finja, seine unerschrockene Kumpanin und deren Hund Watson müssen mehrere Fälle zugleich lösen: da ist zunächst die fiese Bertram, Emils Deutschlehrerin, die ihm völlig unberechtigt sein wertvolles Notizbuch mit all seinen Ideen abnimmt; dann ist da Karl, Büdchenbesitzer und Emils plötzlich verschwundener bester Freund; dann noch der Motorradfahrer, der aussieht wie Darth Vader und in Karls Büdchen einbricht, und nicht zuletzt Emils alleinerziehende Mutter, die dringend Geld braucht, um für seine sehnlich erwartete Klassenfahrt aufzukommen. Und all diese Fälle hängen irgendwie zusammen. Gut, dass die drei auf die Hilfe der anderen Büdchen-Kunden, der Müllabfuhr und der Nachbarn bauen können, um alle Knoten zu entwirren und am Ende ein unerwartetes Geheimnis zu enthüllen…
Nach Art und Weise der „Rico und Oscar“-Geschichten erzählt Jutta Wilke aus der Sicht des 11-jährigen Emil in einem naiv-kindlichen Stil, der fast durchgehend zum Schmunzeln einlädt. Der sympathische Held der Geschichte möchte Kriminalroman-Autor werden und notiert all seine Einfälle in einem Notizbuch. Witzigerweise ist es dieses Notizbuch, das der Leser des Romans in Händen hält, ein netter metafiktionaler Einfall. Um dieser Idee noch mehr Raum zu geben, ist der Fließtext durchzogen von Steckbriefen der im Buch vorkommenden Personen, die teilweise näher erklären, worum es geht, aber auch schon einmal die Zukunft vorwegnehmen.
Die Steckbriefe sowie Anfangsvignetten der einzelnen Kapitel und ganzseitige Schwarz-Weiß-Illustrationen wurden von Ulf K. beigesteuert, satirisch-comichafte Darstellungen, die den Witz der Handlung hervorragend unterstreichen, aber auch die ernsten Themen des Romans betonen. Besonders den Tod von Emils Vater, unter dem Mutter und Sohn nach wie vor leiden, da sie nicht über ihre Gefühle sprechen, aber auch die Gefahr der Gentrifizierung, die über Karls Büdchen schwebt.
Ein vielschichtiger und rasanter Roman für alle Leser ab 10 Jahren.

 

- MD

Ferien, Fernweh und Vereisen
Honecker,Claudia | Pflitsch, Sabine
32 Seiten, Ladislaus Bean

Cover

Der Titel des Buches macht sofort gute Laune und versetzt einen in Ferienstimmung. Auf jeweils einer Doppelseite wird ein Aspekt des Themas beleuchtet - und das in Versform: Dabei spielen Ort wie das Freibad oder der Zeltplatz eine Rolle, Ziele wie Australien, Italien oder die Ostsee, aber auch Tätigkeiten, wie das Koffer packen oder Segelfliegen lassen sich finden. Man kann sich gut vorstellen, dass das Buch in der Pandemie entstanden ist. Hier steckt viel Sehnsucht, eigenes Erleben und jede Menge Lust am Entdecken drin. Die plakativen Illustrationen ziehen ein direkt ins Geschehen hinein. Die Schrifttype in der Schreibmaschinenoptik erhöht das Lese- und Sehvergnügen.
Derzeit ist mir kein anderes Buch bekannt, das so verschiedene Aspekte zum Thema Reiselust für Kinder zusammenführt. Man kann sich gut vorstellen, mit dem Thema weiter zu arbeiten, mehr Reisebegriffe mit den Kindern gemeinsam zu finden und in Versform zu bringen. Bestens geeignet als Einstieg ins Thema, Gedankenanstoß, zur Wortschatzerweiterung und als Gesprächsanlass..

- KS

Tante Tillys Tod
Ein Kinderfachbuch übers Abschiednehmen und Zu-Hause-Sterben-Dürfen

Honeder, Britta | Herzina-Rusch, Mirella
51 Seiten, Mabuse

Cover

In der Kindergeschichte über „Tante Tillys Tod“ greift die Autorin Britta Honeda behutsam das in Kinderbüchern bisher selten vertretene Thema „Sterben zu Hause“ auf. In zwei angeschlossenen Fachteilen für Kinder und für „Große“ ermutigt sie zur wertfreien Auseinandersetzung mit lebendiger Sterbebegleitung.
Hauptfigur Lisa beschreibt ihr Erleben der Sterbebegleitung ihrer schwer krebserkrankten Tante Tilly gemeinsam mit ihrer Familie und einem ambulanten Palliativ-Team im elterlichen Zuhause. Die Haus-Katze Frau Meier und Igel Professor Pieks begleiten Lisa durch den Prozess des Abschiednehmens. Zarte Zeichnungen nehmen dem Thema „Tod und Trauer“ die Schwere und durch überlegten Farbeinsatz bekommt selbst das Sterben eine wunderschöne Lebendigkeit. Humorige Darstellungen lenken die Aufmerksamkeit der Leser*innen immer wieder auf kleine Alltagsmomente, denen im Zusammenleben mit der sterbenden Tilly besondere Bedeutung beigemessen wird.    
Tante Tillys Tod ist ein wichtiges Buch um die Situation „Palliativpflege zuhause“ endlich auch in Kinderbüchern abzubilden, dem Tabuthema Sterben den Schrecken zu nehmen, und Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mit den Erzählfiguren zu identifizieren und darüber mit ihren Bezugspersonen ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig habe ich auch einen Kritikpunkt: Den Vergleich der tödlich verlaufenden Krankheit Krebs mit bösem rotem Blumenkohl (so stellt Lisa sich die aggressive Krankheit im Körper ihrer Tante vor) halte ich persönlich für unglücklich. Mit einer abstrakt organisch anmutenden Monsterform hätte ich mich, insbesondere im Gespräch mit jüngeren Kindern, wohler gefühlt.
Einsatzmöglichkeiten sehe ich neben der privaten Nutzung auch im therapeutischen Bereich, der Hospiz-, Sterbe- und (Kinder)trauerbegleitung.

 

- RR

Mit Worten will ich dich umarmen
Gedichte und Gedanken

Raubaum, Lena | Seifert, Katja
96 Seiten, Tyrolia

Cover

Lyrik ist immer eine Stimmungssache. Die vorliegende Gedichte- und Gedankensammlung aus der Feder von Lena Raubaum mit dem klug gewählten Titel ist wahrhaft tröstlichen und trifft  fast jede denkbare Stimmung. Mich, die Rezensentin, hat das Buch beim Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine begleitet - viel Trost ist derzeit nötig. Aber auch die fehlende Nähe von Familienmitgliedern oder Freunden während der Pandemie sind nicht so leicht wegzustecken. Außerdem machen die immer wieder hereinbrechenden verunsichernden und bedrohlichen Situationen in der näheren oder weiteren Umgebung nicht nur Kinder "sprachlos". Dass Worte helfen können, um Sorgen und Ängste auszudrücken, wird in diesem kleinen und feinen Büchlein lesbar. Jedoch wären die Texte ohne die leichten und poetischen Aquarelle von Katja Seifert nur das halbe Vergnügen. Auch Bilder sind ein wichtiges Ventil für alle Emotionen; wie gut, wenn wir irgendein Mittel finden, um uns mitzuteilen oder einfach nur leichter zu machen. Daher hier, auf unserer Webseite, ebenfalls bei den therapeutischen Büchern. Große Empfehlung!

- JPS

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
272 Seiten, Carlsen

Cover

Es weihnachtet sehr in der Dieffe 93, dem Wohnhaus von Rico und Oskar. Zwischen Geschenke kaufen, Weihnachtsbaum besorgen und dem normalen Weihnachtswahnsinn muss sich Rico um seine schwangere Mutter und die neue Schwester in spe Gedanken machen. Darüber hinaus will er unbedingt herausfinden, warum sich sein bester Freund Oskar plötzlich so seltsam benimmt und sich z.B. im Kaufhaus mit Damenunterwäsche beschäftigt. Nebenbei wird in mehreren Rückblicken die Geschichte erzählt, wie die beiden Helden ihre Gang auf dem versteckten Spielplatz kennen gelernt haben. Während draussen ein Schneesturm tobt, bleibt den Bewohnern auch im Haus keine Ruhe für ein besinnliches Weihnachtsfest und die beiden erleben ihre ganz eigene Version der Weihnachtsgeschichte. Vomhimmelhoch ist die vierte Erzählung von Andreas Steinhöfel um seine beiden beliebten Hauptdarsteller Rico und Oskar. Gewohnt anschaulich wird erzählt, wie Rico in seiner zuweilen naiven Sicht der Dinge, die Probleme des Alltags meistert. Dabei schwingt in der liebenswürdigen und einfühlsamen Erzählweise immer die Zuneigung des Autors zu seinen Charakteren mit. Die beliebten Begriffserklärungen schwieriger Fremdwörter dürften die meisten Fans bereits liebgewonnen haben und wie Sammlerstücke in den verschiedenen Bänden zusammensuchen. Auch wenn es diesmal keinen Kriminalfall zu ermitteln gibt, finden sich doch reichlich Rätsel, die es für Rico zu knacken gilt. Gerade die Fokussierung auf die Charaktere und das Zusammenspiel der hoch- und tiefbegabten Freunde macht wirklich Spaß, auch wenn der "Nervenkitzel" der Rahmenhandlung der anderen Bände hier etwas fehlt. Die Dialoge sind gewohnt ausgefeilt, hier sitzt jedes Wort, wenn die beiden über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens philosophieren. Ein weiteres tolles Buch aus der überaus lesenswerten Reihe um Rico und Oskar. Wer noch nicht Fan der Dieffe und ihrer Bewohner ist, wird es nach dieser Lektüre bestimmt.

- CS

Gute Tage – Wie du die Regel geregelt kriegst
übersetzt von Fabienne Pfeiffer

Stynes,Yumi & Dr. Kang,Melissa | Latham, Jenny
176 Seiten, Carlsen

Cover

Dieser Ratgeber zum Thema Menstruation geht offen, unaufgeregt und informativ auf alle Fragen rund um die erste Periode und auch den späteren Umgang damit um. Für viele Mädchen, aber auch Eltern, ist es schwierig, einen Einstieg ins Thema zu finden. Mädchen sind verwirrt von der neuen Situation, es ist ihnen peinlich, Fragen zu stellen, und die Eltern erscheinen nicht als die passenden Ansprechpartner.  
Von diesem bunten und ansprechenden Sachbuch werden alle Fragen gut aufgearbeitet. Das Cover sticht mit seiner Farbe Rot sofort ins Auge und auch die im Comicstil abgebildeten Slips, Binden und Tampons lassen keinen Zweifel aufkommen, worum es im Buch geht.
Das Thema Regel ist schon optisch am Cover gut in Szene gesetzt und die zahlreichen Illustrationen im Buch unterstützen Beispiele und Erklärungen. Sie zeigen ehrlich und humorvoll, wie sich der Körper von Mädchen während der Pubertät verändert, wie eine Menstruationstasse richtig angewendet wird oder was bei Regelschmerzen helfen kann. Das Buch enthält auch spannende Fakten über den Ablauf der Menstruation und übersichtliche Beschreibungen rund um Binden, Tampons und Co.
Frauen und Mädchen berichten aus ihren eigenen Erfahrungen und geben beispielsweise auch Tipps, wie man am besten ein Perioden-Kit zusammenstellt, was bei der Hygiene zu beachten ist oder was man tun kann, falls man von der Periode überrascht wird.
Dieser Ratgeber begegnet uns auf Augenhöhe, ist bestärkend und beruhigend und in keiner Weise peinlich oder belehrend. Er regt zum tabufreien Umgang mit dem Thema Periode an, denn es ist schließlich etwas ganz Natürliches und Normales, was im Körper von Mädchen und Frauen vor sich geht. „Gute Tage“ wird vom Verlag ab einem Alter von 10 Jahren empfohlen und das passt auch zur Sprache und Gestaltung des Buches. Eltern sollten ihn unbedingt vor dem 10. Geburtstag der Tochter lesen, denn auch sie müssen sich vorbereiten und das lieber rechtzeitig.

- AD

Sasja und das Reich jenseits des Meeres
übersetzt von Friederike Buchinger

Nilsson, Frida | Kuhlmann, Torben
491 Seiten, Gerstenberg

Cover

Sasja, der Held und Ich-Erzähler dieses fantastischen Abenteuerromans, muss damit klarkommen, dass seine Mutter inoperabel an Krebs erkrankt ist und sich dadurch alles in seinem Leben ändert. Als er eines Nachts nach ihr sehen will und sie weder im Bett noch im Haus findet, steht für ihn fest, dass der Tod sie entführt haben muss. So leiht er sich das Boot des Nachbarn und macht sich umgehend auf in das Reich des Todes, jenseits des Meeres. Denn es könnte ja möglich sein, das man den Tod überlisten und die Mutter zurückholen kann. Da alle Bewohner des Reiches den Tod lieben und ihm dienen, betrachten sie Sasja als Eindringling und als Gefahr. Jedoch kommen ihm auf seiner Reise zum Haus des Todes drei Kinder aus den drei Bewohnergruppen des Reiches zu Hilfe. Diese Kinder können nachfühlen, warum Sasja  alles versuchen will um seine Mutter zu retten. Sie halten zusammen, auch wenn sie sich damit gegen ihre eigenen Eltern auflehnen. Unzählige Hindernisse müssen überwunden und gefährliche Situationen überstanden werden. Ohne ihre Freundschaft wäre Sasja sicher niemals im Haus des Todes angekommen...
Frida Nilsson erzählt spannend, mitreißend aber auch nachdenklich von Sasjas Heldenreise. Die Gratwanderung zwischen fantastischer und realer Welt gelingt ganz ohne Kitsch und die großen Themen des Lebens werden mit größtmöglicher Leichtigkeit behandelt. Die kunstvoll gezeichnete Karte sowie die stimmungsvollen Vignetten von Torben Kuhlmann ergänzen das Buch wundervoll. Die Autorin nimmt die Kinder und ihre Gefühle ernst und berichtet konsequent aus ihrer Perspektive. Daher ein auch für Erwachsene absolut lesenswerter Kinderroman der Extraklasse!

 

- JPS

Das Dunkle und das Helle
Hau, Kerstin | Völk, Julie
40 Seiten, Nord-Süd

Cover

Das Struppige und das Zarte leben Jedes in seiner Welt, das Struppige im Dunklen und das Zarte im Hellen. Irgendwann  treibt die beiden die Neugier und die Sehnsucht auf neue Wege. Dort begegnen sie sich - erst noch sehr zögerlich - und wagen dann aber mutig den Schritt auf das jeweils andere, fremde Terrain. Vorsichtig beginnt eine Freundschaft zwischen den beiden zu wachsen. Sie stellen fest, dass es erforderlich ist, sich auf das Andere einzulassen, um sich dort wohl fühlen zu können, und wie gut es tut, einen Freund dabei zu haben. So kommen Licht und Farben ins Dunkel, dass auch Schutz und Geborgenheit spenden kann. Das Freundschaft dabei helfen kann, die Dunkelheit auszuhalten, und das es danach auch wieder hell werden kann, ist die schöne Botschaft des Buches. Die reizvolle Gestaltung mit der Technik der Cyanotypie ist ein weiterer Aspekt, der das Buch so zauberhaft und schön macht. Hier wird das Dunkle in seiner Tiefe und Schönheit erfolgreich aus dem Kinderbuch -"Abseits" geholt: Farbiges, Helles und Dunkles brauchen sich gegenseitig zum Strahlen! Tolle Idee und wunderschöne Umsetzung. Vielleicht findet das lichtempfindliche Solarpapier auch demnächst in unseren Workshops Anwendung.

 

- JPS

Ziegen bringen Glück
übersetzt von Ingo Herzke

Fleming, Anne | Waev
160 Seiten, Carlsen

Cover

Die 11-jährige Kid kommt mit ihren Eltern nach New York. Gerüchteweise soll auf dem Dach ihres Apartmenthauses eine Ziege wohnen. Gemeinsam mit ihrem neuen Freund Will macht sie sich auf die Suche nach Hinweisen, um die Ziege und mit ihr sieben Jahre Glück zu finden.

 

„Ziegen bringen Glück“ ist eine ungewöhnliche Geschichte über die Suche nach dem Glück. Kids Eltern suchen es aus beruflichen Gründen in New York, die Mutter am Broadway, der Vater als Autor. Kid hingegen sucht die Ziege, da sie nicht weiß, wie sie sonst ihr Glück in einer fremden Umgebung finden soll, in der sie sich eher verloren vorkommt. Auf ihren Wegen durch die Stadt und das Wohnhaus begegnet sie einer Menge an seltsamen Gestalten und Charakteren, die alle auf ihre eigene Art auf der Suche sind. Das erscheint an manchen Stellen etwas arg erzwungen. Es entsteht der Eindruck, dass die Autorin dringend noch den nächsten lustigen Einfall und eine weitere schräge Person oder skurrile Begebenheit einbauen wollte. Das wirkt dann irgendwann nicht mehr ganz organisch, sondern etwas gekünstelt. Alles muss hier unbedingt ungewöhnlich und seltsam sein, soweit, dass natürlich auch der Hund unbedingt „Cat“ heißen muss.

 

Das relativ kurze Buch erinnert an eine Kinderversion von Jonathan Safran Foers grandiosem Roman „Extrem laut und unglaublich nah“, so kämpft z.B. Kids Freund Will ebenfalls mit den Nachwirkungen des 11. September, an dem er seine Eltern in den Twin Towers verloren hat.

 

Insgesamt findet der Leser hier ein nettes Buch mit interessanten Ideen. Sprachlich gut geschrieben kann man hier auch auf philosophischer Ebene zwischen den Zeilen noch einiges finden. Andererseits ist es etwas zu überladen mit verrückten Ideen, da wäre etwas weniger mehr gewesen.       

- CS

Rico, Oskar und das Mistverständnis
Band 5

Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
336 Seiten, Carlsen

Cover

Im nunmehr fünften Band der erfolgreichen Kinderbuchreihe erleben Rico, Oskar und ihre Freunde einmal mehr aufregende Abenteuer. Aber etwas ist diesmal doch anders. Ein Streit zwischen Rico und Oskar bringt die beiden unzertrennlichen  Freunde auseinander. Erstmals müssen sie also getrennt voneinander zurechtkommen. Aber auch wenn sie hier getrennte Wege gehen haben sie doch weiterhin ein gemeinsames Ziel. Ihr Lieblingstreffpunkt, der Spielplatz in ihrem Berliner Kiez, soll an einen Investor verkauft werden und neuen Wohnungen weichen. Das gilt es natürlich mit allen Mitteln zu verhindern. Zusammen mit Ihren Freunden machen sich die beiden auf den Weg, herauszufinden, wer hinter den Plänen steckt und wie es zu dem Verkauf kommt. Im Zuge ihrer Ermittlungen kommen die Kinder einer Familientragödie, einer fiesen Betrugsmasche und verschwundenen Personen auf die Schliche. Für die Lösung des Falles müssen Rico und Oskar sogar einen Schneckenkönig finden und in das Land der Vulkane, bis nach Hessen reisen. 

 

Dieser letzte Band der Serie besticht wie die anderen vor ihm mit einer spannenden Story, tollen Charakteren und abwechslungsreichen Ideen. Da Oskar und Rico getrennt ermitteln wird die Hälfte als Roman erzählt, den Rico über die Abendteuer von Oskar erzählt. Um das ganze interessanter zu gestalten, wird die Handlung von Rico ins Berlin des frühen 20. Jahrhunderts verpflanzt. Diese ungewöhnliche Art der Erzählung ergänzt sich mit den normalen Teilen sehr gut und macht das Buch noch unterhaltsamer als es ohnehin schon wäre. Dazu kommen häufige kurze Einschübe in denen schwierige Begriffe und Fremdwörter humorvoll erklärt werden. Abgerundet wird das Ganze zu guter Letzt noch mit den Bildern von Peter Schössow, die eigenwillig aber einfach schön sind. Insgesamt eine sehr kurzweilige Lektüre auf hohem sprachlichen Niveau, für ältere Schulkinder uneingeschränkt lesens- und empfehlenswert, jüngere Kinder könnten sich mit den verschiedenen Erzählsträngen etwas schwer tun.

- CS

Pri und der unterirdische Garten
Larkin, Mat | Larkin, Mat
327 Seiten, mixtvision

Cover

Eigentlich ist alles recht idyllisch in Pris Heimatort Dunn`s Orchard. Generalstabsmäßig geplant und gebaut ist der Ort gewachsen und steht kurz vor der Vollendung. Dennoch merkt man schnell, dass etwas nicht stimmt in dem kleinen Städtchen. Wo sind eigentlich die Obstbäume, die im Ortsnamen vorkommen? Was hat der undurchsichtige  Bürgermeister und Gründer des Ortes Thorvald Dunn wirklich vor und gibt es im angrenzenden Gruselwald wirklich den Knochenmann, vor dem die Erwachsenen immer warnen? Nachdem die geheimnisvolle neue Attica aufgetaucht ist und solche Fragen aufwirft fängt auch Pri an sich immer mehr Gedanken zu machen. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf die Suche nach den interessanten Seiten von Dunn`s Orchard.

 

Mat Larkin hat mit seinem Erstlingswerk die Latte für mögliche Nachfolger sehr hoch angelegt. Spannend und mit viel Schwung erzählt wird das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Man will einfach wissen, was da los ist, welche Geheimnisse sich in dem Ort verbergen und wer hinter all dem steckt. Ökologische und ethische Aspekte werden in der Geschichte spannend verarbeitet und stellen Pri und Attika vor viele Herausforderungen. Für ältere Kinder, aber auch für Erwachsene ist das Buch daher bestens geeignet. Vielleicht ja auch als gemeinsame Lektüre.   

- CS

Die unglaubliche Wunderreise des Freddie Yates
übersetzt von Ulrike Köbele

Pearson, Jenny | Dürr, Julia
280 Seiten, Arena

Cover

Freddies Großmutter hinterlässt ihm nach ihrem überraschenden Tod einen Brief mit dem Namen seines leiblichen Vaters. Daraufhin macht er sich mit seinen beiden besten Freunden auf die Suche nach dem Mann hinter dem Namen. Da die drei Hals über Kopf aufbrechen, verwundert es nicht, dass sie schon bald in Schwierigkeiten geraten und allerlei Abenteuer bestehen müssen. Aber das ist alles kein Problem, wenn man mit Superhelden und Wundererscheinungen im Bund steht. Oftmals hilft es aber auch einfach, wirklich gute Freunde an seiner Seite zu haben.

 

Die Erzählung von Freddies Suche nach seinem biologischen Vater ist ein herzerwärmendes Buch, das mit viel Tempo, aber auch mit viel Gefühl erzählt wird. Der Schreibstil ist sehr anschaulich und abwechslungsreich, und der Leser wird immer wieder durch direkte Ansprache einbezogen. Viele kleine optische Details, machen Spaß, so sind die Seitenzahlen mit kleinen Tieren verziert und jeder Kapitelbeginn wird durch ein passendes Bild illustriert. Die Figuren sind so lebendig und in Ihrer verqueren Art liebenswürdig und einfühlsam beschrieben, dass sie einem wirklich ans Herz wachsen. Die Geschichte ist turbulent und temporeich erzählt, es findet sich aber auch immer Platz für leise Momente zum Nachdenken darüber, was wirklich zählt im Leben. Muss man ausziehen um das Glück zu finden, oder liegt einem die Wahrheit vielleicht schon die ganze Zeit vor der Nase? Manchmal kann aber eben auch der Weg das Ziel sein und man braucht erst die Sicht von außen, um zu erkennen, was man eigentlich schon hat.

 

Diese Wunderreise ist tolles und kurzweiliges Buch für jugendliche Leser, aber auch für Erwachsene ein interessantes Lesevergnügen.

- CS

Spielend in die Schule
Das andere Vorschulbuch für Kinder und Eltern

Kampel, Marianne | Kampel, Marianne
56 Seiten, Kunstmann

Cover

Die Kindergartenzeit ist fast zu Ende, die Vorfreude auf die Schule wächst. Jetzt verändert sich viel für die baldigen Erstklässler, aber auch für Ihre Eltern. Während die Kinder es meist kaum erwarten können und dem ersten Schultag entgegenfiebern, gibt es doch auch Sorgen oder gar Ängste, was da auf sie zukommt. Für die Eltern ist es ebenso eine spannende Zeit und viele fragen sich: Wie können wir unser Kind unterstützen? „Spielend in die Schule“ begleitet angehende Schulkinder und ihre Eltern in der Übergangsphase vom Kindergarten in die Schule und bietet zahlreiche Aktivitäten, um sich mit den wichtigsten Themen gemeinsam zu beschäftigen: Abschied vom Kindergarten, Vorbereitung auf den Schulalltag, soziale und kommunikative Kompetenzen, kognitive Fähigkeiten, Selbstständigkeit und Veränderungen im Familienalltag.
Farbenfroh gestaltete Seiten ermuntern dazu, zu überlegen, welche Sätze („Darf ich mitspielen? Spielen wir zusammen? Kannst du mir helfen?...“) im Umgang mit neuen Kindern hilfreich sind. Solche, die dem Kind gefallen, können durch Ausmalen markiert werden. An anderer Stelle werden bunte Formen ausgeschnitten, Figuren daraus gelegt und festgeklebt.
Zu jedem Thema gehört ein kreativer, spielerischer Teil der durch zusätzliche Infotexte für die Eltern ergänzt wird. Diese enthalten Informationen, wozu die Aktivitäten gedacht sind, z.B. die Erkenntnis, dass es nicht darum geht schon alles zu wissen, sondern Spaß am Lernen zu haben und neugierig zu bleiben.
Das Buch verbindet Kreativität, Spiel und kompetente Information zur Vorbereitung auf die Grundschulzeit in gelungener Ausgewogenheit und betrachtet dabei behutsam auch damit einhergehende Unsicherheiten.
Für alle die sich gerne aktiv auf die Schule vorbereiten möchten, bietet dieses Buch eine ausgezeichnete Möglichkeit. Viel Spaß damit!

- CM

Manno
Kuhl, Anke | Kuhl, Anke
136 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Anne Kuhl lässt uns in diesem Buch an Ihren Kindheitserlebnissen in Comicform teilhaben. Wie der Untertitel suggeriert ist das auch tatsächlich alles so passiert. Skurrile, rührende und lustige Anekdoten geben sich die Klinke in die Hand. Die Familie der Erzählerin wohnt mit den Großeltern in einem Haus zusammen. Was da alles im normalen Alltag passiert kann man sich ja vorstellen, oder vielleicht eben doch nicht? Das Ergebnis sind auf jeden Fall abwechslungsreiche und überraschende Kurzgeschichten.

 

Die einzelnen Episoden sind nicht unbedingt aufregend aber auch niemals langweilig. Wahrscheinlich hat jeder selbst ähnliche Erinnerungen an die eigene Kindheit, oder, im Fall von kindlichen Lesern, erlebt vieles eben selbst am eigenen Leib. Die Geschichten werden konsequent aus der kindlichen Perspektive erzählt, ohne Wertung oder Relativierung der Erlebnisse. Gerade, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern auch ordentlich gestritten wird, macht das Buch so lebendig und greifbar. Die Comicpanels sind einfach hinreißend

Gezeichnet, die Figuren in ihrer Mimik witzig überzeichnet. Den Vater mit seiner Tolle muss man einfach lieben, auch wenn er sonst eher nicht zum Vorbild taugt. Das machen die liebevollen Großeltern aber wieder mehr als wett. Mit „Manno“ ist Anne Kuhl ein in wunderbares Buch über die Kindheit und das Heranwachsen gelungen, an dem definitiv nicht nur Kinder Ihren Spaß haben werden.   

- CS

Das unheimliche Haus des Herrn Pasternak
Eichinger, Rosemarie | Kriebaum, Thomas
144 Seiten, °luftschacht

Cover

Ein unheimliches Haus mit einem seltsamen Bewohner, den man nur als Schatten hinter den Vorhängen sieht gibt es doch in jeder Kleinstadt, die etwas auf sich hält, oder etwa nicht? Zumindest in Anabels Straße wohnt der geheimnisvolle Herr Pasternak in solch einer Villa. Eigentlich käme sie nie auf die Idee dort hinzugehen. Blöd ist nur, das ihr Kater durch ein Kellerfenster in das Haus schlüpft und Anabels Bruder gleich hinterher. Was soll man da anderes machen, als sich auf ein Abenteuer zu begeben um die beiden zu retten. Was sich in dem Haus allerdings alles verbirgt konnte sich Anabel selbst in ihren kühnsten Träumen nicht ausmalen!

 

Der Text wird durch schwarz-weiße Tuschezeichnungen aufgelockert, die das Geschehen etwas greifbarer machen. In Herrn Pasternaks Haus ist doch vieles so absonderlich, dass eine visuelle Unterstützung durchaus an manchen Stellen der Fantasie zusätzlich auf die Sprünge helfen muss. 

 

Rosemarie Eichinger erzählt eine einfühlsame Geschichte über Vorurteile und Einsamkeit. Eingebettet in eine schon häufig gesehene Rahmenhandlung, mit dem einsamen Haus und seinem seltsamen Bewohner, entspinnt sich dennoch eine spannende und lustige Geschichte, die einen an vielen Stellen zu überraschen weiß. Als leichte Lektüre für lange Winterabende werden Kinder um die zehn Jahre hier sicher gut unterhalten, mehr aber auch nicht. 

- CS

Forschungsgruppe Erbsensuppe oder Wie wir ein Haus kapierten und Linas Geheimnis auf die Spur kamen
Patwardhan, Rieke | Kehn, Regina
160 Seiten, Knesebeck

Cover

Band 2 der sympathischen Reihe rund um die spontane Evi, den stillen Nils und die pflichtbewusste Lina, in dem plötzlich alles drunter und drüber gerät. Oma ist nach der im ersten Band überstandenen Aufregung auf Kur und Opa kümmert sich um die drei Bandenmitglieder, Opas alter Freund Freddie überlässt den Kindern ein Haus zum Spielen und Darauf-Aufpassen und plötzlich verhält sich Lina so auffällig und verdächtig, dass ihre beiden Freunde sogar beginnen, über sie Ermittlungen anzustellen. Aber nicht nur sie: auch die zwei Fragezeichen, die erklärten Todfeinde der Forschungsgruppe Erbsensuppe haben Linas Verhalten zum Anlass genommen, sie kurzerhand zu ihrem neuen Fall zu erklären. Was mag es mit dem geheimnisvollen Foto eines Jungen auf sich haben, das sich in Linas Besitz befindet, warum hat sie plötzlich keine Zeit mehr für ihre Freunde und warum sieht man auf all ihren Unterlagen, über die sie ständig brütet, ein rotes Kreuz? Nils und Evi kommen langsam hinter Linas Geheimnis und können am Ende alles zum Guten wenden.

Die aus Nils´ Sicht erzählte Handlung folgt ganz dem Schema des ersten Bandes, die drei Bandenmitglieder werden dabei in dem schon dort vorgezeichneten Charakterprofil weiterentwickelt: Evi, die weiterhin Stunden bei Ergo-Elke, einer Ergo-Therapie-Trainerin absolvieren soll, hat ihre an ADHS erinnernde Konzentrationsstörung noch immer nicht ganz im Griff, was ihr jedoch bei den Ermittlungen gegen und für Lina sehr zur Vorteil gereicht, Nils ist noch immer heimlich in Lina verliebt und kann sich daher gar nicht vorstellen, dass diese Geheimnisse vor ihren Freunden hegt und Linas Situation als Syrien-Flüchtling wird weitererzählt und durch das Geheimnis erweitert, auf dem die Forschungsgruppe Erbsensuppe titelgebend auf der Spur ist.

Eine gelungene Fortsetzung dieser Detektiv-Reihe aus dem Qualitätshaus Knesebeck.

- MD

Pullerpause in der Zukunft
Gehm, Franziska | Gehm, Franziska
232 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Jobst, der einen Zeitreisekoffer besitzt und mit seiner Mutter Susanne schon einige Zeitreisen hinter sich gebracht hat, vermisst seine Freunde Letscho und Jule von seiner letzten Zeitreise in die DDR. Als eines Tages das Theater von Jules Vater geschlossen werden soll, bringt er die beiden kurzerhand in ihre Zukunft, um gemeinsam einen Plan zu schmieden, wie das Theater gerettet werden kann. Doch da stellt sich heraus, dass niemand anderer als Letschos „Alter Ego“, also sein älteres Ich, im Besitz des Gebäudes ist und nicht mit sich reden lässt. Da sind einige Zeitreise-Paradoxa gefragt, um die Handlung noch zu retten…

Mit „Pullerpause in der Zukunft“ setzt Franziska Gehm ihre „Pullerpause“-Reihe fort (1. Band „Pullerpause im Tal der Ahnungslosen“, 2016). Mit viel Witz führt sie durch die Handlung, die sich vor allem aus der Diskrepanz zwischen DDR-Alltag und Gegenwart speist und natürlich durch Letschos unverfrorene Natürlichkeit und seinen von Bud Spencer entlehnten Wortschatz vorangetrieben wird.

Ein großartiger deutsch-deutscher Zeitreise-Kinderroman über Freundschaft, Beharrlichkeit und die Macht der Kreativität.

- MD

Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer
Burger, Judith
192 Seiten, Gerstenberg

Cover

Die 12-jährige Asta ist auf dem Weg nach Geschrey, einem Ort am Ende der Welt, in dem sie und ihre Eltern üblicherweise den Sommer verbringen. Sie freut sich dort besonders auf ihren besten Freund Ringo und auf das jährliche, von ihren Eltern in Geschrey inszenierte Theaterstück, in dem sie heuer das erste Mal auftreten darf. Doch alles scheint sich geändert zu haben: Ringo muss ständig auf seine kleine Schwester aufpassen und hat kaum Zeit für sie, ihre Schauspielkarriere wird durch ihr extremes Lampenfieber in Frage gestellt und dann passiert etwas Ungeheuerliches: der linkische und schüchterne Ringo ist plötzlich auf der Bühne viel besser als sie und wird von ihren Eltern ihr vorgezogen. Kein Wunder, dass Asta die Welt nicht mehr versteht. Gut, dass der alte Uli da ist, der ihr seine Schnorchel-Ausrüstung borgt. Unter Wasser kann sie abschalten und die Ungerechtigkeiten der Welt vergessen…

Judith Burger erzählt diesen Kinderroman durchgängig aus Astas Sicht, selbst dann, wenn die Perspektive der 12-Jährigen voller Widersprüche und Ungereimtheiten ist. Dabei bedient sie sich einer sehr einfachen und humorvollen Sprache, die von Neologismen und Wortspielen durchsetzt ist, die die Handlung für den Leser viel plastischer und nachvollziehbarer machen. Jeder versteht wohl, was gemeint ist, wenn es im Wald „zwitschert, huschelt und kraspelt“ oder wenn Asta über Geschrey philosophiert, dass sie dort die Welt nicht brauche, denn dort sei sie zu Ende. Obwohl bis zum Schluss rätselhaft bleibt, was das Ahnungslose an diesem Sommer ist, merkt der Leser schnell, worum es in diesem Roman eigentlich geht: er schaut sehr genau dort hin, wo das Kindsein endet und das Erwachsen-Sein beginnt, dorthin also, wo man kindliche Verhaltensweisen ablegt und sich zu fragen beginnt, was im eigenen Leben wichtig und richtig ist, dorthin, wo Konflikte ausgetragen statt vermieden werden und wo man bereit ist, die Dinge von einer anderen Warte aus zu betrachten.

Eine schöne Sommergeschichte für alle Leser ab 10 Jahren.

- MD

Schlafen wie die Rüben
Zipfel, Dita & Heinrich, Finn-Ole | Schulz, Tine
32 Seiten, Mairisch

Cover

Eine Gute-Nacht-Geschichte soll dieses quirlige Bilderbuch sein? Gut wird die Nacht sicher, wenn man es vorher anschaut. Aber ob man danach einschlafen kann, ist weniger gewiss. Denn es spritzt nur so vor Geist und Lebensfreude und wird jedes Kinderhirn auf Hochtouren bringen. Die gemischt-rassige Familie, die dieses Buch mit Hund, Hühnern und Esel bevölkert, pflegt nämlich ein knallfestes Abendritual. Nur leider braucht es zwei Anläufe, bis sie alles auf die Reihe kriegen. Und bis dahin haben Leser sich schon kaputt-gekringelt. Denn da gerät so manches durcheinander: da wird etwa Honig auf die Kissen geschmiert, die Sonne Schluck um Schluck getrunken oder der Vorhang bekritzelt. Die mit dick-schwarzer Umrandung gemalten und rot, blau, grau-gefärbten Bilder von Tine Schulz sind ebenso abgefahren wie das Gedicht, und sorgen mit Sicherheit für Hochstimmung. Wenn schließlich beim dritten Versuch dann Text und Bild in gepflegtere Bahnen gelenkt werden, kann man beruhigt aufatmen. Einschlafen? Vielleicht. Aber garantiert mit rübigen Träumen! Das perfekte Buch, um Sprachwitz und Lebensfreude gemeinsam zu kultivieren.

- NvM

Die blaue Ritterin
Knausenberger, Sarah | Möltgen, Ulrike
231 Seiten, Urachhaus

Cover

Das Leben der zehnjährigen Mona wird von Einsamkeit und Schweigen bestimmt. Ihre alleinerziehende Mutter arbeitet als Kinderärztin und ist selten zu Hause. In vielerlei Hinsicht völlig auf sich gestellt, zieht sich Mona immer mehr in ihr Schneckenhaus zurück und stellt an manchen Tagen überhaupt jedwede Kommunikation ein: weder mit ihren Nachbarn, dem Ehepaar Schilling, noch mit ihren Klassenkameraden oder mit den Lehrern spricht sie dann ein Wort. Belohnt wird sie an solchen Tagen mit einem Ausflug in die rote Burg, die sie als blaue Ritterin hoch zu Ross besuchen darf und wo alles auf sie wartet, um sie zu bedienen und sich um sie zu kümmern. Tief in ihrem Inneren merkt Mona aber, dass die rote Burg mit all ihren Dienstboten nur ihrer Fantasie entsprungen ist und wie sehnsüchtig sie Freundschaft braucht. Da findet sie eines Tages einen verletzten Vogel, den sie von einem Hochhaus aus wegfliegen lassen muss, und sie beschließt kurzerhand Julius, einen ihrer Klassenkameraden, zu besuchen, der im fünften Stock eines Wohnhauses wohnt. Die Freundschaft, die sich zwischen Mona und Julius anbahnt, wird kurze Zeit später jedoch auf eine harte Probe gestellt…

Wie Michael Endes „Unendliche Geschichte“ ist auch „Die blaue Ritterin“ in zwei Textfarben gedruckt; die eine, blaue, bezieht sich zu Beginn auf Monas Fantasie, als blaue Ritterin die rote Burg zu besuchen, wo sie endlich die Aufmerksamkeit erhält, die sie in der Realität so schmerzlich vermisst, in der anderen, schwarzen, wird die eben diese bedrückende Realität beschrieben. Als sie jedoch im Laufe der Handlung vor die Wahl gestellt wird, entscheidet sie sich für ihre Freundschaft zu Julius, wodurch nun alle Textteile, in denen sie sich um ihre Freunde bemüht, blau gesetzt sind, alle, in denen sie nur um sich selbst kreist, schwarz. Besonders interessant ist dabei Monas Beziehung zu Julius` Schwester Sissy, die schwerkrank und bewegungsunfähig im Bett liegt. Sie leidet an Myopathie und ist mit Fortschreiten ihrer Erkrankung immer weniger in der Lage, sich zu bewegen oder zu reden. Sissy macht Mona bewusst, wie glücklich sie sich schätzen kann, sich bewegen und kommunizieren zu können, und so verzichtet sich am Ende des Buches sogar darauf, Weihnachten mit ihrer Mutter zu verbringen, damit diese in die USA reisen kann, um für Sissy ein Heilmittel zu erforschen.

Die rote Burg ist Monas Weg, mit der eigenen Einsamkeit und Kontaktlosigkeit umzugehen. Da diese aus „Schweigesteinen“ gebaut ist, zeigt sich, wie Monas Psyche versucht aus dem unhaltbaren Zustand, in dem sie sich befindet, etwas Gutes und Positives zu machen: nur durch ihr Schweigen kann sie jenen Ort aufbauen, der ihr Linderung und Ablenkung von ihrem belastenden Alltag bieten kann. Sie durchschaut jedoch mit Fortgang der Handlung, dass diese Illusion keine langfristige Lösung darstellt und so entscheidet sie sich für Julius und ihre Freundschaft zu ihm.

Ulrike Möltgens Illustrationen geben der Handlung eine mystisch-märchenhafte Dimension. Sie sind teilweise übermalt und verwischt, Mona wirkt auf manchen Bildern wie ein kaum stoffliches Gespenst; teilweise arbeitet die Künstlerin mit Schwarz-Weiß-Kontrasten und setzt dabei besonders die Vogelperspektive ein, wodurch Monas Überforderung und Angst besonders gut zum Ausdruck gebracht werden.

Eine ausgezeichnet erzählte Geschichte vom Wert der Freundschaft, wobei das Lesevergnügen durch zahlreiche Tippfehler leicht getrübt wird.

Lesenswert.

- MD

Das wird bestimmt ganz toll! Wenn ich groß bin...
Labor Ateliergemeinschaft | Labor Ateliergemeinschaft
160 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Die Laborgemeinschaft ist bekannt für witzige Ideen, abwechslungsreiche Illustrationen und Illustrationsstile und eine große Sicherheit in der Auswahl der Themen. Sowohl mit den bekannten und beliebten Kinder- Künstler- Kritzelbüchern, die bereits jetzt schon als Klassiker gelten und daher in jedem Museumsshop und auch bei Manufaktum erhältlich sind, als auch mit Ich so - du so, dem moderne Kinderbuch-Standardwerk zum Thema Normalität und Diversität; überall haben die Labor-Künstler die zeichnenden Finger am Puls der Zeit. Die typische Erwachsenenfrage: „Na, was willst du denn mal werden?“ würden vermutlich viele Kinder genauso beantworten wie das Buch: “Reich!“ Das wird bestimmt ganz toll! behandelt ein Nummer-1 Kinderthema, und zwar aus kindlicher Perspektive: was passiert, wenn ich groß bin? Wie möchte ich leben?

Hier mischen sich Wunsch (Ich habe Angst vor nix!) und erlebte Wirklichkeit (Ich trinke Kaffee. Ich glotze den ganzen Tag aufs Handy).

Insgesamt bieten die reich bebilderten Lebensentwürfe reichlich Gesprächs- und Aktions-Stoff, sind eine Einladung an Erwachsene, sich mit den Wünschen und Ideen der Kinder auseinander zu setzen und sind ein Statement für Kreativität, Partizipation und Frieden.

(Und was andere über mein Aussehen denken, ist mir total egal!)

Gehört in jeden Haushalt und sollte von der nächsten Bundesregierung  nach der Wahl deutschlandweit an jede Familie verschenkt werden!

- JPS

Traumopa
übersetzt von Rolf Erdorf

Verroen, Dolf | Dematons, Charlotte
40 Seiten, Freies Geistesleben

Cover

Der fast zehnjährige Thomas soll ein paar Tage bei seinen Großeltern verbringen. In der Nacht verstirbt sein Opa und Thomas ist traurig und zugleich neugierig, was es bedeutet, tot zu sein. Der Opa konnte ganz lebhaft von seinen wundersamen Träumen erzählen und Thomas erinnert sich an einige dieser Erzählungen. Er möchte auch gerne von seinem Opa träumen, um ihm nah zu sein und eines Tages gelingt ihm das auch.

 

Das Kinderbuch „Traumopa“ ist sehr liebevoll gestaltet. Dolf Verroen schafft es, eine mitreißende und gefühlvolle Geschichte über den Umgang eines jungen Menschen mit dem Tod seines geliebten Opas zu erzählen. Der Leser darf eine Weile mit Thomas mitleben und -fühlen, wenn er am Tag nach Opas Tod bei seiner Oma ist. Sie telefoniert viel und Thomas fühlt sich überflüssig. Er möchte wissen, was nun mit Opa passieren wird und schaut bei der Abholung durch die Bestatter neugierig zu, obwohl Oma ihn zum Spielen wegschicken will. Er erinnert sich an einige Träume, die sein Opa ihm erzählt hat. So fühlt er sich ihm näher. Seine Eltern kommen, um ihn abzuholen. Thomas tröstet sich mit dem Gedanken, dass sein Opa jetzt im Himmel ist. Sein Vater glaubt jedoch nicht an den Himmel. Je näher der Tag des Begräbnisses kommt, umso mehr Gedanken macht sich Thomas. Er kann sich plötzlich nicht mehr daran erinnern, wie sein Opa ausgesehen hat, und hat Angst, ihn völlig zu vergessen. Er ist wütend, dass sein Opa ihn allein gelassen hat und gleichzeitig traurig.

 

Der Illustratorin Charlotte Dematons gelingt es ganz wunderbar, die Geschichte durch ihre detailreichen und sprechenden Bilder zu untermalen. Wenn wir Thomas durch den Tag nach Opas Tod begleiten, sind die eine Seite großen Bilder in Grautönen gehalten mit vielen realistischen Details und nur ein roter Gegenstand ist zu sehen, die Kappe von Thomas. Erinnert sich Thomas jedoch an die Erzählungen von Opas Träumen, so ist eine ganze Doppelseite in einer Farbe gestaltet und das Geträumte mit Strichzeichnungen angedeutet. Hier ist immer Opas roter Schal zu sehen. Das Buch ist in einem Wechsel aus Erzählung von Geschehnissen des Tages bzw. der Zeit bis zum Begräbnis und von Erinnerungen an die Träume aufgebaut. Nur die erste und die letzte Seite der Geschichte sind farbenfroh gestaltet.

 

Dieses Kinderbuch, das vom Verlag ab 6 Jahren empfohlen wird, eignet sich bestens, um Kinder wie Erwachsene in der Zeit des Verlustes eines geliebten Menschen ein bisschen Trost finden zu lassen und zu zeigen, dass Verbundenheit auch über den Tod hinaus möglich ist.

- AD

Wir sind erste Klasse!: Ein ABC zum Schulanfang
Kulot, Daniela | Kulot, Daniela
40 Seiten, Thienemann

Cover

24 Kinder kommen neu in die Schule. Da trifft es sich gut, das jeder Name mit einem anderen Buchstaben anfängt. So kann Daniela Kulot für jedes Kind und den zugehörigen Anfangsbuchstaben eine Seite gestalten. Wenn dann noch Carl und die Lehrerin Frau Kanne dazukommen ist das ABC komplett. Die Illustrationen sind passend zum Namen mit Gegenständen angefüllt, die mit demselben Anfang beginnen. Zudem gibt es in jedem Bild witzige Details und ungewöhnliche Dinge zu entdecken, was zu genauem Hinsehen anhält. Fröhlich und bunt wie die gezeichneten Illustrationen kommen auch die Texte unter jedem Bild daher. Lustige Alliterationen reichern die Verse an und vertiefen den Lerneffekt.

Ein Buch im ABC Format über die Schule ist keineswegs neu oder sonderlich originell. Daniela Kulot ist hier aber dennoch eine sehr schöne Umsetzung dieser bekannten Idee gelungen. Vorschulkinder und Schulanfänger finden hier einen lustigen und leichten Einstieg in einen Grundwortschatz zum Lesen und Schreiben. Auch Kinder mit Migrationshintergrund und Behinderung kommen in der Klasse vor und werden von allen herzlich aufgenommen. Das gilt auch für Imran, der sich schon eine ungewöhnliche Verwendung für die Illtis-Kacke ausgedacht hat. Auch wenn gerade diese Vorhaben vielleicht keine erstklassige Idee ist, das Buch mit den eigenen Kindern zu lesen ist es allemal.  

- CS

Die Anleitung zur Selbstliebe: Sei ein ganzer Kerl
Sanders, Jessica | Cathro, Robbie
43 Seiten, Zuckersüß Verlag

Cover

Manche Botschaften können nicht plakativ genug sein: Liebe dich genauso, wie du bist! Statt dir einreden zu lassen, dass du nicht wie die anderen bist, feiere deine Stärken. Das verkünden diese beiden Anleitungen zur Selbstliebe in Bilderbuchform: das Mädchen-Buch, „Liebe deinen Körper“, und die Jungen-Variante, „Sei ein ganzer Kerl“, – wobei natürlich eingangs betont wird, dass die Bücher für alle sind, die sich jenseits von Labels als Jungen bzw. Mädchen identifizieren (zusätzlich dazu bietet S. 38 vom Jungs-Buch eine Liste von Titeln, die die Gender-Etiketten ganz vermeiden). Verfasst von der australischen Aktivistin, Sozialarbeiterin und Autorin Jessica Sanders, verkünden diese Bilderbücher in Bild und Text die Grundlagen von Selbstliebe und „Self-Care“. Neben Motivationssprüchen schlagen sie auch Aktivitäten zum Ausprobieren vor, die helfen sollen, das Selbstbewusstsein zu stärken oder mit verwirrenden Gefühlen umzugehen: Bei Wut kann man z.B. lauthals seine Musik spielen und wie verrückt dazu tanzen. Macht man sich Sorgen, kann man es mit einem Spaziergang in der Natur versuchen oder Mandalas malen. Um Hilfe bitten und über seine Gefühle sprechen, das sind ganz wichtige Fähigkeiten, die anfangs Mut verlangen, langfristig aber ganz wesentlich zum Wohlbefinden beitragen. Am Ende des Buches findet man eine Liste von Organisationen, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können, die Rat und Unterstützung suchen. Außerdem bieten die Bücher Gesprächsanstöße, ideal für Jugendgruppen oder Zweiergespräche. Schließlich bieten Internetseiten vom Verlag ausdruckbares Zusatzmaterial für Eltern, Gruppenleiter und solche, die mehr wissen/machen möchten (das Material ist zum Teil auf Englisch). Irritieren mag, dass das Mädchenbuch sich fast ausschließlich um Körperfragen dreht, während bei den Jungs Berufswahl und Gefühle im Mittelpunkt stehen. Aber das ist wohl weniger der Autorin als der Gesellschaft in die Schuhe zu schieben. Bewusst hat Sanders unterschiedliche Illustratoren ausgewählt, um ihre Botschaft zu überbringen – comic-artig bunt für die Jungs, eher pastell-farben für die Mädchen. Wer es subtil mag, wird andere Bücher vorziehen. Für solche, die sichergehen möchten, dass die Botschaft ankommt, sind diese Bücher hilfreiche Begleiter.

- NvM

Die Anleitung zur Selbstliebe: Liebe deinen Körper
Sanders, Jessica | Cathro, Robbie
40 Seiten, Zuckersüß Verlag

Cover

Manche Botschaften können nicht plakativ genug sein: Liebe dich genauso, wie du bist! Statt dir einreden zu lassen, dass du nicht wie die anderen bist, feiere deine Stärken. Das verkünden diese beiden Anleitungen zur Selbstliebe in Bilderbuchform: das Mädchen-Buch, „Liebe deinen Körper“, und die Jungen-Variante, „Sei ein ganzer Kerl“, – wobei natürlich eingangs betont wird, dass die Bücher für alle sind, die sich jenseits von Labels als Jungen bzw. Mädchen identifizieren (zusätzlich dazu bietet S. 38 vom Jungs-Buch eine Liste von Titeln, die die Gender-Etiketten ganz vermeiden). Verfasst von der australischen Aktivistin, Sozialarbeiterin und Autorin Jessica Sanders, verkünden diese Bilderbücher in Bild und Text die Grundlagen von Selbstliebe und „Self-Care“. Neben Motivationssprüchen schlagen sie auch Aktivitäten zum Ausprobieren vor, die helfen sollen, das Selbstbewusstsein zu stärken oder mit verwirrenden Gefühlen umzugehen: Bei Wut kann man z.B. lauthals seine Musik spielen und wie verrückt dazu tanzen. Macht man sich Sorgen, kann man es mit einem Spaziergang in der Natur versuchen oder Mandalas malen. Um Hilfe bitten und über seine Gefühle sprechen, das sind ganz wichtige Fähigkeiten, die anfangs Mut verlangen, langfristig aber ganz wesentlich zum Wohlbefinden beitragen. Am Ende des Buches findet man eine Liste von Organisationen, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können, die Rat und Unterstützung suchen. Außerdem bieten die Bücher Gesprächsanstöße, ideal für Jugendgruppen oder Zweiergespräche. Schließlich bieten Internetseiten vom Verlag ausdruckbares Zusatzmaterial für Eltern, Gruppenleiter und solche, die mehr wissen/machen möchten (das Material ist zum Teil auf Englisch). Irritieren mag, dass das Mädchenbuch sich fast ausschließlich um Körperfragen dreht, während bei den Jungs Berufswahl und Gefühle im Mittelpunkt stehen. Aber das ist wohl weniger der Autorin als der Gesellschaft in die Schuhe zu schieben. Bewusst hat Sanders unterschiedliche Illustratoren ausgewählt, um ihre Botschaft zu überbringen – comic-artig bunt für die Jungs, eher pastell-farben für die Mädchen. Wer es subtil mag, wird andere Bücher vorziehen. Für solche, die sichergehen möchten, dass die Botschaft ankommt, sind diese Bücher hilfreiche Begleiter.

- NvM

Der Wolf kommt nicht
Ouyessad, Myriam | Badel, Ronan
32 Seiten, Gerstenberg

Cover

Als der kleine Hase ins Bett gehen soll, fragt er seine Mutter, ob es Wölfe gibt und ob die zu ihnen nach Hause kommen können. Wer kennt das nicht, wenn einem die Kinder Löcher in den Bauch fragen und auf jede Antwort eine neue Frage kommt, die noch tiefer bohrt. Die -an sich- harmlose Frage nach dem Wolf wird immer detaillierter und der Wolf kommt immer näher. Die Hasenmutter in diesem Buch beantwortet alle Fragen mit Engelsgeduld, bis zum überraschenden Schluss. Das Bilderbuch zeigt einen putzigen kleinen Hasen in einer bekannten Situation. Wer hat nicht vor dem Einschlafen allerlei Gedanken im Kopf, positive wie negative? Hier ist es die Angst vor dem Wolf. Von den großen Doppelseiten gehört die linke jeweils dem ängstlichen Häschen in seinem Bett, die rechte dem schleichenden Wolf. Dabei geht es nicht nur um Angstbewältigung, sondern um Verständnis und den Kampf gegen Vorurteile. Die Geschichte ist originell inszeniert und graphisch sehr nett umgesetzt. Auch wenn die Prämisse und das Cover eine etwas gruselige Stimmung erzeugen will, gibt es durch die liebevollen Bilder nie wirklich Grund zur Angst. Wer wissen will, ob der Wolf kommt oder nicht, sollte hier auf jeden Fall zugreifen und wird es nicht bereuen.

- CS

Die Uhr meines Großvaters – El reloj de mi abuelo
übersetzt von Jochen Weber

Mesa, Samuel Castaño | Mesa, Samuel Castaño
44 Seiten, Baobab

Cover

Der kolumbianische Autor Samuel Mesa hat diese Geschichte aus seinem Heimatland zu Papier gebracht und illustriert. Nach dem Tod des Großvaters bleibt seine Wanduhr stehen, die der Familie unbewusste den Takt des Lebens vorgegeben hat. Plötzlich ist alles anders und das Leben “tickt nicht mehr richtig”. Was zu Lebzeiten des Großvaters noch in gleichmäßigen Bahnen verlief wird jetzt chaotisch. Nicht einmal das Kind der Tante möchte mehr auf die Welt kommen. Erst als der Enkel den Schlüssel zur Uhr findet und sie wieder aufzieht kehrt die Normalität wieder ins Leben der Familie zurück. 

 

Mittels verschiedener Techniken von Bleistift bis Aquarell werden die Illustrationen als Collagen fantasievoll zusammengestellt. Die Texte auf jeder Seite werden auf deutsch und spanisch gleichberechtigt nebeneinander gestellt. Das Buch als Ganzes ist ein kleines poetisches Kunstwerk, das eine nachdenkliche Geschichte über das Leben, das Sterben und die Zeit erzählt.

- CS

Das ist mein Baum
übersetzt von Ina Kronenberger

Tallec, Olivier | Tallec, Olivier
36 Seiten, Gerstenberg

Cover

 

Das Eichhörnchen liebt seinen Baum, den Schatten, den er spendet und die Zapfen, die es unter ihm knabbern kann. Das möchte man natürlich nicht mit anderen teilen müssen. Daher muss der Baum geschützt werden, vielleicht mit einem Tor? Einem Zaun, oder gleich einer Mauer? Blöd nur, wenn die Neugier dann so groß wird und man unbedingt wissen möchte, was hinter der Mauer los ist. Vielleicht ist es dort ja noch toller…?

Verlustängste und -gedanken werden hier visuell toll umgesetzt. Wie das Eichhörnchen mit wenig Mimik alle Gefühle genau transportiert ist einfach wunderbar gezeichnet. Zudem sind die kräftigen Kontraste zwischen orange-gelbem Hintergrund, dem dunklen Baum und dem roten Eichhörnchen visuell sehr eindrucksvoll. Pronomen werden im Text kursiv hervorgehoben, damit das „mein“ und „dein“ noch besser betont wird. Mit einfacher und klarer Sprache und passenden Bilder wird die Moral auch für kleinere Kinder deutlich. Das Gras in Nachbars Garten ist eben immer grüner und das Spielzeug des Nachbarn immer interessanter als das eigene. Für das vorliegende Bilderbuch gilt das nicht, hier ist das, was man in den Händen hält definitiv ziemlich gut!       

- CS

In einem alten Haus in Moskau: Ein Streifzug durch 100 Jahre russische Geschichte
Litwina, Alexandra | Desnitskaya, Anna
60 Seiten, Gerstenberg

Cover

Die russische und europäische Geschichte anhand eines Moskauer Hauses und seiner Bewohner zu erzählen ist eine ungewöhnliche, aber sehr gute Idee, wie dieses Buch zeigt. Der Leser begleitet die Familie Muromzew über ein Jahrhundert von ca. 1900 bis fast ins Jahr 2000. Die einzelnen Episoden sind zwar chronologisch geordnet, da sie sich aber immer auf bedeutende Ereignisse beziehen, z.B. das Kriegsende, Stalins Tod oder den Weltraumflug von Juri Gagarin, sind die Sprünge mal größer, mal kleiner. Jeder Episode sind zwei große Doppelseiten gewidmet. Abwechselnd mit erzählenden, tagebuchartigen Doppelseiten auf denen man die Familie in ihrer, sich ständig wandelnden, Wohnung beobachten darf, folgen dann dokumentarisch angehauchte Teile mit diversen Dokumenten, Fotos und Alltagsgegenständen, die für die russische Gesellschaft zur damaligen Zeit repräsentativ sind.

Wie in einem Wimmelbuch gibt es hier viel zu entdecken, unzählige Details wollen gesucht und gefunden werden. Teilweise sind die Einzelheiten etwas schwer zu verfolgen, z.B. die Verwandtschaftsverhältnisse der vielen Personen mit den ungewohnten russischen Namen und das obwohl ein umfangreicher Stammbaum mitgeliefert wird. Um das dargebotene in voller Pracht zu erfassen, muss man als Leser bereit sein, etwas Zeit zu investieren. Nur schnell durchlesen oder überfliegen reicht hier nicht aus. Wer sich darauf einlässt wird allerdings reich belohnt. Durch das große Format mit den unzähligen Informationen und die abwechslungsreiche Gestaltung wird das Buch nie langweilig. Alles ist sehr lehrreich aufbereitet, ohne den Eindruck einer Schulstunde zu vermitteln. Ein tolles Buch, das Aufmerksamkeit fordert und vielleicht nicht für die ganz breite Masse interessant ist. Für Interessierte an (russischer) Geschichte ist es aber sicherlich ein wunderschönes Geschenk.

- CS

Maxi von Phlip: Vorsicht, Wunschfee!
Ruhe, Anne | Meinzold, Max
112 Seiten, Arena

Cover

Bei Paula Goldberg zieht unverhoffter Dinge eine Wunschfee ein. Klingt erstmal nicht schlecht, eine Fee die Wünsche erfüllt hätte schließlich jeder gerne, oder etwa nicht? Die Sache hat aber einen Haken, Maximeralda Feodora Dilara Nima von Phlip, kurz Maxi, steht unter Beobachtung des Feenkomitees und besitzt nur eingeschränkte Zauberfähigkeiten, bis sie sich wieder rehabilitiert hat. Um ihre Eignung zu beweisen muss sie einem Menschen zu Diensten sein und sich durch gute Taten empfehlen. Dabei agiert sie allerdings, sehr zu Paulas Nachteil, oftmals etwas übereifrig, was zu so einigen Schwierigkeiten und mehr oder weniger lustigen Verwirrungen führt.

Maxi von Phlip ist ein Kinderbuch in poppiger Aufmachung. Viele bunte Seiten und Bilder, zum Teil mit etwas überstarkem Kindchen-Schema, können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Geschichte inhaltlich wenig aufregend, überraschend oder gar neu wäre. Eine moderne Pumuckel-Inszenierung mit einer Schülerin als Hauptfigur statt dem alternden Schreinermeister. Für die Zielgruppe und einen schnellen Leseabend passend, aber nichts Aufregendes, was bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Als leichte Unterhaltung trifft es den Geschmack der Zielgruppe sicherlich, man darf aber eben auch nicht mehr erwarten.

- CS

Petronella Apfelmus – Wer schleicht denn da durchs Erdbeerbeet?
Städing, Sabine | Büchner, SaBine
64 Seiten, Boje

Cover

Die Gemeinschaft rund um Petronella Apfelmus ist in heller Aufregung: ein geheimnisvoller Eindringling ist durchs Erdbeerbeet getrampelt und hat die zarten Pflänzchen verletzt. Gemeinsam mit den Apfelmännchen sowie Louis und Lea Kuchenbrand versucht die kleine Apfelhexe dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Gut, dass ihr Hexenbuch zahlreiche fabelhafte Wesen inklusive Fußabdruck auflistet. Aber die Wahrheit ist noch rätselhafter als gedacht…

In einfacher Sprache und großer Schrift gehalten und mit den zauberhaften, durchgehend bunten Illustrationen von SaBine Büchner versehen ist „Wer schleicht denn da durchs Erdbeerbeet?“ ein perfektes Erstlesebuch für kleine Leser ab 6 Jahren, die sich gemeinsam mit Lea und Louis auf die Spur des geheimnisvollen Riesenkaninchens begeben und sehr schnell das Erfolgserlebnis verbuchen können, ein ganzes Buch ausgelesen zu haben.

- MD

Pembo – Halb und halb macht doppelt glücklich
Bosse, Ayşe | Beyoğlu, Ceylan
272 Seiten, Carlsen

Cover

Pembegül Mutlu, kurz Pembo, lebt gemeinsam mit ihrer großen Familie in einem kleinen Dorf am Meer in der Türkei, hat einen Kater namens Süleyman, eine Freundin namens Dilo und verehrt ihren Vater Mustafa, kurz Baba, von dem sie sich immer vorstellt, er sei ein berühmter Zauberer und sie seine fliegende Assistentin. Das Einzige, was sie stört, ist ihr Name, der übersetzt „Rosapinke Rose Glücklich“ bedeutet, denn Pembo hat eine Rosa-Allergie, trägt ihr Haar seit frühester Jugend kurz, verabscheut jede Form von Kitsch und interessiert sich überhaupt recht wenig für typischen Mädchenkram. Ihre Welt gerät eines Tages aus den Fugen, als ihr Vater von seinem Onkel in Hamburg einen Friseursalon erbt und er und Pembos deutschstämmige Mutter beschließen, dorthin zu ziehen. Das Mädchen muss ihren Kater, ihre Freunde und ihre restliche Familie zurücklassen und beschließt daher, Hamburg von Grund auf zu hassen. Als sich dann herausstellt, dass der geerbte Frieseursalon einer für Hunde und nicht für Menschen ist, ihr Vater ihre ganzen Ersparnisse für ein halbseidenes Geschäft ausgibt und als zu allem Überfluss auch noch Pembo von einer neuen Mitschülerin wegen ihres Aussehens getriezt wird, kann sie es kaum erwarten, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Dann entdeckt sie jedoch, dass es in jeder Welt Gutes und Schönes gibt und beschließt, ihren Eltern - und letzten Endes auch sich selbst - zu helfen…

Ayşe Bosse erzählt die Geschichte von der unkonventionellen und einzigartigen Pembo durchgängig aus der Sicht der Protagonistin und bedient sich einer originellen, abwechslungsreichen und an der Umgangssprache angelehnten Wortwahl, die durchsetzt ist von türkischen Begriffen. Diese werden zu Beginn jedes Kapitels aufgelistet, sodass der nicht türkisch sprechende Leser nachvollziehen kann, worum es geht. Die nur ganz zart colorierten, detailreichen Tuschezeichnungen von Ceylan Beyoğlu geben den handelnden Personen eine gewisse Leichtigkeit und Unbeschwertheit, sie wirken durchsichtig und filigran, ja fast träumerisch. 

Eine schöne Geschichte über das Fremde und das Eigene, über Freundschaft und Familie und über das Spannungsfeld zwischen Dazugehören-Wollen und Identität-Bewahren.

- MD

Der Berg
Gugger, Rebecca | Röthlisberger, Simon
48 Seiten, NordSüd

Cover

Die Tiere unterhalten sich über „den Berg“. Dabei hat jedes eine andere Vorstellung davon, was ein Berg eigentlich ist, bzw. wie er aussieht. Ein jeder sieht „seinen“ Berg nur aus dem eigenen, eingeschränkten Blickwinkel. Erst der Vogel kann sich einen Überblick verschaffen und so den anderen Tieren eine neue Perspektive auf die Welt geben. Hat man erstmal den Überblick, erkennt man plötzlich ganz neue Zusammenhänge.

Der Berg ist ein intelligentes Spiel um Perspektiven, Ansichten und Toleranz für andere Sichtweise. Ob gerade Schweizer Autoren durch die Berge und die sprichwörtliche Neutralität dafür prädestiniert sind? Hier funktioniert es auf jeden Fall sehr gut. Eine Doppelseite gehört dem jeweiligen Tier mit seinem Text, die nächste seinem Bild vom Berg. Das ist clever arrangiert, denn man kann sich selbst überlegen, wie das Tier den Berg nach seinen Aussagen zufolge wohl sieht. Wer weiß schon, was ein Oktopus darüber denkt? Manchmal muss man buchstäblich seinen Horizont erweitern und über den eigenen Tellerrand blicken um das große Ganze sehen zu können. Es gibt nicht nur schwarz und weiß oder richtig und falsch, manchmal sind verschiedenen Antworten genauso richtig. „Der Berg“ ist ein schönes Buch zum gemeinsamen Lesen, Betrachten und darüber Reden.

- CS

Mira #freunde #papa #wasfüreinsommer
übersetzt von Franziska Gehm

Lemire, Sabine | Bregnhøi, Rasmus
104 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Mira zieht mit ihrer Mutter zu deren neuen Freund Joakim. Was das ganze besonders bemerkenswert macht: Joakim lebt auf einem Hausboot! Damit nicht genug, auf dem Nachbarboot findet Mira zugleich eine neue spannende Freundin. Als würde das nicht schon reichen um das Teenagerleben auf den Kopf zu stellen, lernt Mira in der Folge auch noch ihren leiblichen Vater kennen. Weder der Vater, noch dessen Familie wussten bisher, dass er eine Tochter hat. Bei so viel Aufregung muss man sein Leben natürlich erstmal neu ordnen und alles organisieren, damit keiner auf der Streck bleibt…    

 

In dem Comic nimmt der Leser, wie schon im ersten Teil, direkt an Miras Leben teil, mit allen Höhen und Tiefen. Die Geschichte von Sabine Lemire wird wieder von Rasmus Bregnhøi graphisch umgesetzt. Auch hier nichts Neues, die Zeichnungen sind genauso gut wie beim Vorgänger. Warum sollte man etwas ändern wenn es gut funktioniert? Never change a winning team. Die Themen Veränderung, Freundschaft, Alleinerziehen und Patchwork-Familie werden hier gut rübergebracht. Es gibt eine Weiterentwicklung in Miras Leben, an der die jungen Leserinnen teilhaben können und vielleicht das eine oder andere für sich selbst mitnehmen können. Das hat keinen besonderen literarischen Tiefgang, ist aber für junge Leser*innen sicher eine gelungene Abwechslung zu Gregs Tagebüchern und Ähnlichem....

- CS

Haifischzähne
übersetzt von Andrea Kluitmann

Woltz, Anna
96 Seiten, Carlsen

Cover

Atlanta ist in halsbrecherischem Tempo auf dem Rad rund um das niederländischen IJsselmeer unterwegs, bis sie plötzlich in Finley kracht, der spontan beschließt, Atlanta auf ihrer Tour zu begleiten. Die beiden 11-Jährigen fliehen vor unterschiedlichen Lebenssituationen: Atlantas krebskranke Mutter steht vor einem alles entscheidenden Arztgespräch und das Mädchen versucht ihre Nervosität mit körperlicher Aktivität zu kaschieren, Finley ist nach einem epischen Streit mit seiner Mutter kurzerhand ausgerissen. Die Haifischzähne seiner Mutter, die er mit sich führt, werden zum Symbol ihrer beiden Leben. Finley wirft sie im Zorn Richtung Meer, Atlanta rettet sie und hebt sie für seine Mutter auf. Nach zahllosen Stunden des Radfahrens fallen die beiden in einen komatösen Schlaf und merken am nächsten Tag, dass sich etwas geändert hat. Die zarte Freundschaft zwischen ihnen hat den Druck herausgenommen und sie sind in der Lage, nach Hause zurückzukehren. Atlanta bringt die Haifischzähen Finleys Mutter und die beiden versöhnen sich wieder. Schnell radelt sie nach Hause, um ihre Eltern beim Gespräch mit ihrem Arzt zu begleiten. Endlich findet sie vorher noch Zeit, sich mit ihnen auszusprechen und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die sie in den letzten Monaten beschäftigt haben.

Anna Woltz bringt es in diesem schmalen Band fertig, zwei schräge, aber dennoch authentische Figuren zu zeichnen, die in ihrer Unterschiedlichkeit zueinanderfinden und einander so guttun, dass die Versteinerung, in der sich beide befinden, aufgebrochen werden kann und ihre Leben wieder in Fluss gerät. Eine großartige Geschichte darüber, was für vielschichtige Gedanken und Gefühle die Krankheit der Eltern in den Kindern auslöst, über die lebensverändernde Kraft der Freundschaft und darüber, dass man von seinen Problemen nicht davonlaufen kann.

Die originellen Kapitelüberschriften, die bei „4.9 Kilometern“ beginnen und bei „1158.9 Kilometern“ enden, verweisen auf die Symbolik des Weges als Zeichen des Lebens und des Fortschrittes. Atlanta und Finley sind diese Strecke gemeinsam unterwegs, haben viel gemeinsam durchgemacht, und dennoch ist der letzte Satz dieser wunderschönen Erzählung „Wir haben erst ein paar Kilometer hinter uns.“ The best is yet to come!

Aufgrund seiner überschaubaren Länge, seiner fast lyrischen Passagen über die Gefühlslage der Charaktere und seiner großen thematischen Tiefe ist „Haifischzähne“ ausgezeichnet dafür geeignet, im Deutschunterricht als Klassenlektüre eingesetzt zu werden, empfehlenswert für Schülerinnen und Schüler ab 10 Jahren.

Absolut zurecht nominiert für den Deutschen Jugendbuchpreis 2021.

- MD

Adresse unbekannt
übersetzt von Anja Herre

Nielsen, Susin | Nielsen, Susin
284 Seiten, Urachhaus

Cover

Nachdem Felix‘ alleinerziehende Mutter Astrid zum wiederholten Mal ihren Job verloren hat, müssen die beiden in einem Bus wohnen. Was zunächst wie ein episodenhaftes Abenteuer klingt, offenbart sich nach und nach als dauerhafte Notlösung, die Felix‘ Leben in zunehmendem Ausmaß negativ beeinflusst. Auch aufgrund mit Astrids notorischem Hang, die Unwahrheit zu sagen (Felix unterschiedet fünf verschiedene Härtegrade ihrer Lügen), stürzt die kleine Familie immer mehr ins Unglück: Der 12-Jährige fühlt die ständige Gefahr, vor seinen Freunden enttarnt zu werden, muss auf allen möglichen und unmöglichen Orten seine Notdurft verrichten sowie seine Körperpflege erledigen und dann werden er und Astrid zu allem Überfluss noch in verschiedenen Läden beim Ladendiebstahl ertappt. Felix erscheint daraufhin die Teilnahme an einem Fernsehquiz als letzter Rettungsanker, doch noch irgendwie zu Geld zu kommen. Doch er hätte den entsprechenden Vertrag sorgfältiger lesen müssen…

Die teilweise als Rückblick gestaltete Geschichte wird sehr glaubwürdig aus Felix‘ Perspektive erzählt, der ständig zwischen dem Ärger über seine unstete Mutter und der Solidarität, die er für sie empfindet, hin- und hergerissen wird. Innerlich weiß er, dass seine Mutter für ihn verantwortlich ist und erwachsen handeln sollte, dennoch verteidigt er sie vor anderen und versucht selbst, sie während ihrer Krisen zu unterstützen und sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen. Parallel ergibt sich in seiner Schule auch eine Liebesgeschichte zur hochnäsigen Winnie, die sich gemeinsam mit Dylan, Felix‘ bestem Freund, zunehmend Sorgen macht und schließlich ihren Französisch-Lehrer von Felix‘ Situation berichtet. Mit Astrids Mutter jedoch wird man als Leser nicht warm. Sie lebt von Laune zu Laune und ist nicht in der Lage, sich irgendwo unterzuordnen. Ihre sämtlichen Lügereien und Diebstähle versteht sie mit Ausreden zu rechtfertigen, was die beiden direkt in den Abgrund führt. Erst am Ende kann sie dann unerwarteterweise über ihren Schatten springen und Hilfe annehmen.

Das Thema Armut und Obdachlosigkeit von Jugendlichen, die mitten unter uns leben, wurde von Susin Nielsen sehr aufrüttelnd angesprochen, ebenso der glaubwürdige Loyalitätskonflikt eines Heranwachsenden, dessen Leben aufgrund der psychischen Probleme seiner Mutter zunehmend zerbricht.

Ein lesenswerter, für den Deutschem Jugendbuchpreis 2021 nominierter Roman ab 11 Jahren.

- MD

König der Kinder
Mohl, Nils | Greve, Katharina
64 Seiten, mixtvision

Cover

Dieses Buch fällt auf! Nicht nur wegen des schreiend orangen Buchdeckels, sondern vor allem auch wegen seines Inhalts. Vierzig kurze Gedichte für Kinder finden sich hier und erfreuen auch den (Vor)Leser. Manche ernst, manche albern, aber niemals sinnlos. In präziser Sprache werden aus wenigen Worten kleine Kunstwerke gedichtet. Allein für den Froschkönig in vier Worten lohnt sich der Kauf - mehr wird hier nicht verraten. Andernorts werden Buchstabensuppen angerührt und Sprachspiele gespielt, das es nur so eine Freude ist. Diese Abwechslung macht das Umblättern nie langweilig. Ständig wechselnde Reimschemata und Sprachrhythmen tun ihr Übriges, um das Lesen und  Vorlesen zu einer interessanten Übung zu machen.

Die Illustrationen von Katharine Greve sind spärlich und zurückhaltend aber immer passend und geben dem Text oft noch eine zusätzliche Pointe. Dass sich Autor und Zeichnerin bereits aus der Schule kennen erklärt vielleicht, warum sich beide so gut ergänzen. „König der Kinder“ ist ein kurzes Buch mit kleinen Gedichten zum Schmunzeln. Nicht alle sind auf dem gleichen hohen Niveau, aber alle sind lustig und kurzweilig und laden zum Mitmachen und selbst-kreativ-werden ein. Perfekt geeignet für die Zielgruppe im Grundschulalter. Hoffentlich lauschen die Kleinen den Gedichten und fangen selbst an, ihrerseits mit der Sprache zu spielen. In Zeiten, in denen das Sprachniveau leider häufig nicht mehr über WhatsApp-, Twitter- und LOL-Nachrichten hinauskommt, wäre das ein tolles Ergebnis.

- CS

Der Tag an dem das Meer verschwand
übersetzt von Gundula Müller-Wallraf

Hayner, Sam | Jago
40 Seiten, Knese

Cover

Jack fällt bei einem Bootsausflug mit seinem Vater ein Plastikstrohhalm ins Wasser. Was auf den ersten Blick nicht so schlimm ist hat ungeahnte Auswirkungen. Am nächsten Tag ist das Meer verschwunden! Es bleibt lediglich ein riesiger Plastikmüllberg auf dem Grund zurück. Verwundert macht sich Jack auf den Weg um den Meeresboden zu erkunden und erlebt die vielen Auswirkungen des Plastikmülls mit eigenen Augen. Neben der Meereslandschaft und den Müllbergen werden auch einzelne Tiere und ihr Schicksal im Plastikberg gezeigt. Nicht nur Möwen, Wale oder Meeresschildkröten, sogar eine Meerjungfrau hat sich im Plastik verfangen und will gerettet werden. Der Text ist jeweils harmonisch auf den doppelseitigen Bildern eingebettet und ergänzt die Darstellungen nicht nur inhaltlich. Grün- und Rottöne überwiegen in den Bildern und untermalen das Geschehen sehr schön. Die Handlung transportiert das Umweltschutz-Thema sehr gut und kommt dabei ohne den gehobenen Zeigfinger aus. Die märchenhaften Elemente verstärken die zentrale Aussage noch zusätzlich. 

Diese Geschichte greift ein wichtiges und aktuelles Thema auf. Wer die Dokumentationen über den riesigen Müllstrudel im Pazifik gesehen hat kann nur hoffen, dass Projekte wie „Ocean Cleanup“ von Boyan Slat etwas bewirken können. Letztlich ist das Plastik nicht nur für die Tierwelt ein großes Problem, über die Nahrungskette gelangt das entstehende Mikroplastik auch wieder auf unseren Tisch und in unsere Körper. Hier tut Aufklärung Not, nicht nur bei den Kindern, leider gehen auch viele Erwachsene noch immer zu sorglos mit Ihrem (Plastik)Abfall um. Das Buch leistet einen kleinen Beitrag zur Sensibilisierung und vielleicht drängen ja auch die Kinder ihre Eltern dazu, beim nächsten Einkauf auf den Verpackungsmüll zu achten. Das wäre ein weit größerer Beitrag, als der eine Euro pro Buch, der, von Volvo gesponsert, an ein Projekt geht, das Plastik aus Flüssen sammelt. Auch wenn die Geschichte natürlich auf Grund des ernsten Themas nicht lustig oder unterhaltsam ist, ist die Vorlesezeit gut investiert um Kinder für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Durch den pädagogischen Anspruch, verpackt in eine interessante, moderne Märchengeschichte eignet sich das Buch sicher sehr gut für Vorschule oder Kindergarten.

- CS

Max will immer küssen
Baltscheit, Martin | Baltscheit, Martin
40 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Max der Gorilla ist sehr liebesbedürftig. Am liebsten würde er alle küssen. Dass die Adressaten der Zärtlichkeiten gar nicht so wirklich begeistert von seinen Avancen sind kommt ihm dabei gar nicht in den Sinn. So streift er durch den Dschungel und knutscht alles ab was ihm in die Hände fällt, auch vor Schlangen oder Nashörnern macht er keinen Halt, nicht einmal das Krokodil ist vor ihm sicher. Als ihm die Partner ausgehen trifft er plötzlich auf ein Tier, das ihm bisher noch gar nicht aufgefallen war.

Die Geschichte kommt ohne viel Text aus, den benötigt es auch nicht, der Spaß entsteht in den Bildern durch die ungleichen Paare. Hier der riesige Gorilla, dort das kleine Schaf oder der Schmetterling. Leider kommen die anderen Tiere nicht zu Wort, deren Ablehnung man aus ihrer Mimik erschließen muss. Bunt und lustig gezeichnet, mit Akzent auf Mimik und wenigen wichtigen Detail, macht das Buch auch optisch einen hochwertigen Eindruck. Die Handlung ist ungewöhnlich, aber in #MeToo-Zeiten durchaus aktuell, auch wenn Max natürlich nicht bösartig, sondern nur aus großem Liebesbedürfnis und aus guter Absicht heraus handelt. Die kuriosen Ideen der Partnersuche machen Lust zu erkunden, wer wohl als nächstes an der Reihe ist. Das steigert sich bis zu dem Punkt, an dem Max selbst überrascht wird und alles ein unerwartetes Ende nimmt. Von Kindern im Kindergartenalter wird das Buch mit seiner Aussage sicher verstanden werden und, nicht zuletzt durch die Pointe, auch gut ankommen. 

- CS

Träumst Du?
Zedelius, Miriam | Zedelius, Miriam
96 Seiten, Hinstorff

Cover

Ein kleines Mädchen denkt über das Träumen nach. Woher kommen die Träume eigentlich, die Guten wie die Schlechten? Kann man sie steuern, Albträume vermeiden und nur von schönen Dingen träumen? Was denken eigentlich die anderen Menschen, denen man tagsüber begegnet, wenn sie ihren Tagträumen nachhängen? Wovon träumen wohl diese seltsamen Erwachsenen und können Tiere eigentlich auch träumen? Wie man sieht gibt es zu dem Thema viele kindliche Fragen und alle werden in diesem Buch auf wunderbare, witzige, aber niemals naive Weise beantwortet.

Auf breiten Doppelseiten ist für jeden Gedanken viel Platz. In kindlicher Schreibschrift werden die Fragen formuliert und mit lustigen Bildern illustriert. Dabei fällt die gekonnte Reduktion auf das Wesentliche ins Auge. Miriam Zedelius gelingt es, oft mit wenigen Wachsmalkreidestrichen, sehr viel Information und Gefühl zu transportieren. Auch Farben werden nur spärlich eingesetzt, aber dafür umso passender. Weniger ist bei diesem Buch einfach mehr, die Beschränkung auf die Botschaft und die klaren Bilder lassen der Phantasie viel Platz zum Nachdenken und Träumen. Ein traumhaftes Bilderbuch, das Kleine und Große gleichermaßen bezaubern wird.

- CS

Vier Ochsen
Tuckermann, Anja und Mahari | Yegizaw, Michael
24 Seiten, Edition Orient

Cover

Vier Ochsen, drei schwarze und ein weißer müssen in der Prärie übernachten. Hoffentlich geht das gut, denn dort lauern die Hyänen. Um sich gegenseitig zu schützen legen Sie sich eng zusammen und sind in Sicherheit. Leider haben sie die Rechnung ohne den listigen Schakal gemacht. 

Bei der Geschichte handelt es sich um ein Märchen aus Eritrea. Der Text ist daher auch jeweils in der Landessprache Tigrinisch abgedruckt, mit der deutschen Version darunter. Das ergibt einen interessanten Kontrast, auch wenn wohl nur die wenigsten Leser viel mit Tigrinisch anfangen können. Schöne abstrakte Hintergründe in typisch afrikanisch intensiver Farbgebung ergänzen sich gut mit den gezeichneten Tieren der Handlung. Sowohl Gestaltung als auch Inhalt der Geschichte können überzeugen und vermitteln dem Leser eine gute Moral von Freundschaft und Zusammenhalt. Ein Euro pro Buch gehen an ein Kindergarten- und Schulprojekt in Eritrea, womit man durch den Kauf nicht nur seinen eigenen Kindern, sondern auch den Kindern in Eritrea etwas Gutes tun kann.

- CS

Balthasar Blutberg
Stavariç, Michael | Schwab,, Dorothea
56 Seiten, °luftschacht

Cover

Der Blutegel Balthasar Blutberg, kurz Bobo, lebt in einem kleinen Tümpel. Als Egel sind die Aussichten auf die Welt natürlich sehr eingeschränkt und die Wasseroberfläche erscheint zugleich als Horizont und als Ende der Welt. Umso interessanter, wer da alles von oben „zu Besuch“ kommt. Verschiedenste Beine tauchen ein. Wem die wohl gehören mögen fragt sich Balthasar und denkt sich den Rest des jeweiligen Besitzers einfach dazu.

Bobo ist keineswegs so düster oder martialisch wie Cover und Titel befürchten lassen. Obwohl viele Seiten viel Schwarz enthalten wirkt das Buch nicht bedrohlich, aber für kleinere Kinder sicherlich auch nicht besonders einladend. Auch werden Blutegel als die durchaus wichtigen und nützlichen kleinen Individuen dargestellt, die sie ja auch tatsächlich sind. Das könnte schon dazu beitragen bei den Kindern ein Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur zu wecken, in der jedes Tier seine Funktion und Daseinsberechtigung besitzt, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht süß, knuddelig oder nützlich erscheint.

Dorothee Schwab zeichnet jeweils die fehlenden Teile der Besucher einfach an die Beine dran. Das gibt interessante Phantasietiere und regt die Kinder auch zu eignen Ideen über das wahre Aussehen an, die viele der exotischen Tiere sicher nicht automatisch erkennen. Auf der nächsten Seite sieht man dann das echte Tier und erfährt ein paar interessante Details über diese oftmals ungewöhnlichen Spezies. Hier sind die Tiere dann auch in voller Pracht als Ganzes zu bewundern.  

Durch die eher düstere Gestaltung und das spezielle Thema ist Balthasar Blutberg sicher nicht für jedes Kind gleichermaßen passend. Biologisch interessierte Naturliebhaber finden hier aber ein schönes und lehrreiches Buch mit ungewöhnlicher Idee und Gestaltung.

- CS

Einhorn, Bär und Nachtigall tanzen auf dem Maskenball
Ein buntes ABC der Maskentiere mit vielen Seiten zum Mitmachen

Berner, Rotraut Susanne | Berner, Rotraut Susanne
48 Seiten, Kunstmann

Cover

Tiere auf dem Maskenball werden in dem neuen Buch der bekannten Kinderbuchautorin Rotraut Susanne Berner vorgestellt. Nein, nicht Fasching oder Karneval, sondern die Coronazeit mit ihren Mund-Nase-bedeckenden Schutzmasken ist hier gemeint! Lustige Reime und umwerfend komische Bilder zu einem hochaktuellen Thema tummeln sich in diesem liebenswerten Büchlein. Von A bis Z wird das Tierreich mit seinen individuellen Maskengepflogenheiten durchgegangen. Das sprüht nur so vor kreativen Ideen und lässt den Leser durch die herrliche Bebilderung auf jeder Seite mit einem Lächeln zurück. Wie tragen eigentlich Elefanten Masken und braucht die Giraffe auch eine? Viele solcher Fragen werden hier mit einem Augenzwinkern beantwortet. Am Ende gibt es als Zugabe noch einen Mitmachteil mit Rätseln, Malbildern und Platz für eigene Kreativität. Wer weiß, vielleicht fallen den Kindern ja sogar noch weitere Tiere und Reime ein? 

Das Buch wirkt, sicherlich gewollt, wie eine alte Schulfibel. Cover, Schriftart und Bebilderung sind in einem wunderbaren Retrostil gehalten, der an die eigene Grundschulzeit erinnert. Dagegen sind die Ideen und Reime definitiv nicht angestaubt, sondern witzig, spritzig und am Puls der Zeit.   

Gut möglich und vielleicht sogar wünschenswert, dass das Buch in ein paar Jahren verwunderte Blicke bei den Kindern hervorruft. Jetzt könnte es auf jeden Fall gar nicht aktueller und passender sein. Die humorvolle Darstellung des Themas könnte gerade ganz kleinen Kindern, die vielleicht noch nicht so genau verstehen, warum jetzt alle in der Öffentlichkeit Masken tragen müssen, ein wenig von ihrer Unsicherheit nehmen. Momentan könnte „Einhorn, Bär und Nachtigall…“ auf jeden Fall im Kindergarten oder der Grundschule ein ganz großer Renner werden!

- CS

Wer tanzt schon gern allein?
Bilder, Geschichten und Gedichte zur Demokratie

Gruß, Karin (Hg)
110 Seiten, Peter Hammer

Cover

„Sag mal, gibt es bei euch in der Kita eigentlich viele Ausländer?“

Ich überlege richtig doll. Und richtig lange. „Nee“, sage ich, „Ausländer haben wir nicht. Bei uns gibt es nur Kinder.“

Diese Geschichte von Sabine Lipan, illustriert von Eva Muszynski, ist Teil des Familienbuches „Wer tanzt schon gern allein?“, welches Karin Gruß gemeinsam mit der Lobby für Demokratie e.V. in Düsseldorf herausgegeben hat. Hier sind Texte und Illustrationen von 32 namhaften Autor*innen und Illustrator*innen versammelt, die Anlass geben zu Gesprächen, Fragen und Diskussionen, denn das ist es, was eine Demokratie braucht. Demokratie funktioniert nicht als Selbstläufer, es muss nachgedacht, nachgefragt und gesprochen werden, um dieses wertvolle Gut zu erhalten..... Unsere Gesellschaft braucht einen mutigen Blick auf Diversität und sie braucht Kinder und Jugendliche, die selbstbewusst Fragen stellen und nach Antworten suchen. Und diese jungen Menschen brauchen unser Vertrauen in sie. Daher ist das vorliegende Buch ein Familienbuch, vielfältig, einladend und voller Hoffnung. Danke schön!

- JPS

Jefferson
übersetzt von Edmund Jacoby

Mourlevat, Jean-Claude | Mourlevat, Jean-Claude
224 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Jefferson ist ein ganz normaler Igel wie du und ich: noch relativ jung, liest gerne Abenteuerromane, ist sehr auf seine Erscheinung bedacht (besonders auf seine Frisur), Geographie-Student und befreundet mit seinem besten Kumpel Gilbert, einem stets gut gelaunten Schwein. Eines Tages erwartet ihn im Friseursalon DeliCut nicht wie sehnsuchtsvoll erwartet die reizende Nichte des Dachses Edgar, des Besitzers, sondern zu seinem Entsetzen der Leichnam desselben. Sofort gerät Jefferson selbst in Verdacht und muss in den Wald fliehen. Gemeinsam mit Gilbert interviewen sie Carola, Edgars Nichte, und beschließen daraufhin, selbst die Ermittlungen aufzunehmen. Inzwischen ist nämlich in den Medien eine regelrechte Hexenjagd gegen Jefferson ausgebrochen, sodass sie keinen fairen Prozess erwarten. Die Spuren führen alle in die Menschenstadt Domburg, die sie möglichst unauffällig mit einer touristischen Reisegesellschaft erreichen. Was sie dort entdecken, hätten sie niemals gedacht: der stets freundliche und zuvorkommende Edgar ist Leiter einer äußerst gefährlichen Mission gewesen. Schließlich geraten sie selbst in Lebensgefahr und können nur durch die Solidarität der bunt zusammengewürfelten Reisegesellschaft gerettet werden.

Die höchst unkonventionelle Erzählung von Jean-Claude Mourlevat zeichnet eine fantastische Welt, die sich von der unsrigen dadurch unterscheidet, dass es neben den Haus- und Nutztieren auch Tiere gibt, die auf zwei Beinen gehen, Kleidung tragen, Handys benutzen und kulturelle Interessen haben, kurz, die vermenschlichte Tiere sind. Die Geschichte sprüht regelrecht vor Humor und Ideenreichtum: großartig die Szene, in der Jefferson und Gilbert als ihre jeweiligen Schwestern verkleidet die Ermittlungen aufnehmen oder in der die 28 tierischen Teilnehmer der Busgesellschaft gemeinsam die beiden menschlichen Übeltäter überwältigen.

Dennoch hat dieser vordergründig humorvoll-ironische Krimi einen ernsten Hintergrund. Dachs Edgar ist nämlich Aktivist im Kampf gegen die unwürdige Behandlung von Nutzvieh in Schlachthöfen und hat sich deshalb mächtige Feinde gemacht.

Ein lesenswerter, phantasievoller Krimi mit stimmungsvollen an den Film Noir erinnernden Bleistift-Zeichnungen von Antoine Ronzon mit einer eindeutig vegetarischen Botschaft.

- MD

Fanny ist die Beste
Ohlsson, Sara | Bauer, Jutta
112 Seiten, Moritz Verlag

Cover

Balancieren, Rückwärtsrennen oder Höchster Turm? Fanny weiß nicht, für welche Wettkampf-Disziplin sie sich entscheiden soll, denn heute ist Wettkampftag und ihre Mama und sie treten gegeneinander an. Gut, dass Oma als Schiedsrichterin zur Verfügung steht und ihr immer ein bisschen hilft. Die drei Damen kämpfen sich durch sechs Disziplinen – Fanny entscheidet sich später fürs Elfmeterschießen, Mama fürs Wettschmecken – und Fannys Chancen stehen gut, dass sie gewinnt. Der Verlierer aber, das haben sie nach einem unschönen Vorfall beim Mensch-ärgere-dich-nicht ausgemacht, darf nicht sauer sein, und wenn, dann muss er weggehen, bis der Ärger verraucht ist…

Die liebenswerte Alltagsgeschichte rund um drei unkonventionelle Frauen erzählt die schwedische Autorin Sara Ohlsson (und ihre deutsche Übersetzerin Friederike Buchinger) in einfachen, leicht verständlichen Worten, die dennoch durch ihre feine Ironie einen bemerkenswerten Tiefgang haben, den auch erwachsene Leser ansprechend finden werden. So spürt man die Rivalität der beiden Erwachsenen um Fannys Gunst ebenso wie Omas Leid am Älter-Werden. Dennoch ist das Buch hauptsächlich für Erstleser im zweiten oder dritten Lernjahr konzipiert worden. Auch die filigranen Bleistiftzeichnungen von Jutta Bauer folgen dem Muster der sprachlichen Ausgestaltung: einfach, aber tiefgründig: Sie sind nur in Schwarz-Weiß gehalten und dennoch treffsicher und ausdrucksstark.

Eine Leseempfehlung für Jung und Alt.

- MD

Geschichten rund um die Welt
Mc Allister, Angela | Christopher Corr
128 Seiten, Ravensburger Buchverlag

Cover

Das Buch „Geschichten rund um die Welt“ enthält genau was der Titel verspricht: 52 Märchen, Mythen und Sagen aus aller Welt. Die Geschichten sind jahreszeitlich nach Monaten geordnet und jeweils lose einem Feiertag zugeordnet. Die Feiertage und ihre jeweilige Bedeutung werden am Ende des Buches erläutert. Die Geschichten sind so abwechslungsreich und bunt wie das Cover es schon erahnen lässt. Exotische Kulturen wie die der Maya, Inuit oder Irokesen kommen zu Wort und öffnen den (Vor-)Lesern eine reich bestückte Schatztruhe an Phantasie, Weisheiten und Weltanschauungen. Aber auch vor unserer Haustür gibt es interessante Geschichten, wie die europäischen Beispiele zeigen. Aus Deutschland hat es mit dem „Froschkönig“ zudem auch ein hiesiger Klassiker in die Sammlung geschafft.

Die Geschichten sind bunt illustriert, der Malstil erinnert mal an Picassos Ausflug in die kindliche Kunst oder seine berühmten Gesichter, mal an Kandinskys überbordende bunte Kompositionen. Wie oft bei alten Märchen ist hier nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, da wird auch mal mit Drachen gekämpft und handfest zugelangt. Dennoch bleibt alles soweit im Rahmen, dass man es auch jüngeren Kindern gut vorlesen kann.  Hier ist für jeden Geschmack eine geeignete Geschichte zu finden. Die Geschichten rund um die Welt kann man sich gut als Kindergartenbuch vorstellen, aus dem, z.B. im Morgenkreis, jede Woche eine Geschichte vorgelesen wird. Vielleicht entwickelt sich dann im Anschluss sogar eine interessante Diskussion mit den Kleinen, wenn man die Geschichten im Kontext der Feiertage ansieht.   

- CS

Missi Moppel Detektivin für alle Fälle – Die schwebende Teekanne und andere Ungereimtheiten
Schmachtl, Andreas H. | Schmachtl, Andreas H.
176 Seiten, Arena

Cover

„Echt interessant!“ Wenn Missi Moppel diesen Satz murmelt, dann wissen all ihre Freunde, dass sie der Lösung des aktuellen Rätsels einen entscheidenden Schritt nähergekommen ist. Das sind im Folgeband von „Das Geheimnis des Turmzimmers und andere Rätselhaftigkeiten“ (2019) 14 neue bemerkenswerte Fälle, welche die Katze Missi wie gewohnt mit ihrem besten Lurch-Freund Piwi und ihren Brüdern Ganges und Nil bestreitet: Wie kommt ein Dinosaurierknochen in ihre Dachrinne? Wo ist ihr Roller Ferkel I geblieben? Wer um Himmels Willen ist die mysteriöse Elster, die offensichtlich noch eine Rechnung mit Missi offen hat? Und was hat es mit dem karierten Maiglöckchen auf sich, dem einzigen Hinweis auf die Diebe der Umzugskartons ihrer Eltern?

In gewohnt humorvoll-ironischer Art und Weise und versehen mit großartigen Illustrationen erzählt Andreas H. Schmachtl die neuesten Geschichten rund um die Meister-Detektivin Mississippi Moppel, wobei in diesem zweiten Band mehr Informationen über das weitere Umfeld der Handlung geboten wird: die handelnden Figuren leben im Land Animalia und das Zusammenleben der unterschiedlichen Tierarten gestaltet sich nicht so harmonisch, wie man das nach der Lektüre des ersten Bandes vielleicht vermuten würde. Die Geschichte „Katz und Maus“ erzählt beispielsweise recht unverblümt und dramatisch von Vorurteilen und Familienkonflikten rund um das Thema, ob die Herkunft allein schon ausreichen soll, jemanden abzulehnen…

Auch dieser Band wurde von Christian Rudolf als Hörbuch eingespielt, der die mysteriös-humorvolle Atmosphäre der Geschichten mit seiner charakteristischen Stimme sehr gut einfängt. Auch das Sprechen mit verstellter Stimme gelingt ihm – besonders beim Lurch Piwi – ausgezeichnet.

Lesens- und hörenswert!

- MD

Warten auf Wind
übersetzt von Stefan Pluschkat

Kroon, Oskar | Kroon, Oskar
256 Seiten, Hummelburg

Cover

Die Sommerferien bei ihrem Opa auf der Insel sind für die Icherzählerin Vinga regelmäßig die Zeit, die sie braucht, um den Rest ihres Lebens ertragen zu können. Als schüchternes, rothaariges Mädchen mitten in der Pubertät fühlt sie sich als Einzelgängerin in der Schule äußerst unwohl und sehnt sich nach der Stille und Weite des Meeres. Bisher lebte sie gemeinsam mit beiden Eltern in der Stadt, aber die haben sich vor einer Weile getrennt und Vingas Leben noch mehr durcheinander gebracht. Und dann bekommen Papa und seine neue Freundin auch noch ein Kind zusammen...

Wie gut, dass Opa Vinga gleich zu Beginn der Ferien ein altes Boot geschenkt hat, an dem die beiden nun herumwerken und es reparieren können. Vinga genießt die Rituale mit ihrem Opa, dessen wortkarge Präsenz und ihre Verbundenheit miteinander und mit dem Leben auf der Insel. Doch plötzlich wird die wohltuende Zweisamkeit gestört: Rut taucht auf, cool, genervt aber auch irgendwie interessiert an Vinga. Jetzt bekommt das Inselleben noch eine ganz andere Note: Vinga erlebt Gefühlschaos und Zweifel erster Verliebtheit, ohne dass die Tatsache gleichgeschlechtlicher Anziehung besonders thematisiert wird. Es ist ja auch ohnehin schon genug los; Rut verschwindet plötzlich, nachdem ein toter Schweinswal am Strand liegt, in der Stadt wird der kleine Bruder geboren und Vinga muss zwischenzeitlich zurück. All das muss verarbeitet und, ja- irgendwie auch- besprochen werden und das Segelboot, die Schnigge, sollte auch noch fertig werden. Das „Warten auf Wind“ bei der Jungfernfahrt der Schnigge ist eine schöne Analogie zum Warten der Protagonistin auf das Erwachsenwerden- wenngleich auch noch nicht klar ist, wohin das führt....

Ein eindrucksvolles Buch für Menschen ab 11 Jahren, vollkommen zu recht mit dem schwedischen Augustpreis ausgezeichnet!

- JPS

Alles, was du brauchst: die 20 wichtigsten Dinge im Leben
Hein, Christoph | Berner, Rotraut Susanne
96 Seiten, Hanser

Cover

Was braucht man denn wirklich im Leben? Wer sich mit dieser Frage ernsthaft auseinandersetzt, wird schnell zur Erkenntnis kommen, dass es wenig Materielles ist, sondern dass es die Menschen sind, die man braucht: einen Freund, die Geschwister, die Familie oder die Clique. Außerdem ist es natürlich ebenso wichtig, Misserfolge aushalten oder über seinen Schatten springen zu können. Ein eigenes Zimmer oder ein schönes Kleid können natürlich auch nicht schaden, aber weniger aus materialistischen Motiven, sondern wegen des Gefühls, das damit verbunden ist: nämlich etwas Besonderes, Einmaliges zu sein.
Christoph Hein zählt in seinem Ratgeber „Alles, was du brauchst“ 20 Dinge auf, die seiner Ansicht nach zu den „wichtigsten Dingen im Leben“ gehören. Voller Weisheit und Lebenserfahrung beschreibt er all diese unverzichtbaren Voraussetzungen für ein gutes Leben. Beeindruckend, wie er es trotz seiner großen philosophischen Tiefe schafft, für Kinder verständlich zu schreiben, denen seine Lebensregeln ja gelten. Die fantasievollen Bilder von Rotraut Susanne Berner machen diesen schmalen Band zu einem kleinen Schatzkästchen der philosophischen Kinderliteratur.

 

- MD

Escape Room – Flucht aus dem Haus der Geister
Schuhmacher, Jens
112 Seiten, ArsEdition

Cover

 

Die Hauptperson in diesem Escape Room Spielbuch ist der Leser selbst. Um eine Wette zu gewinnen muss man in ein gruseliges Haus einsteigen und lediglich ein Selfie aufnehmen. Eigentlich nicht schwierig… wie nicht anders zu erwarten, ist es damit aber nicht getan. Nach kurzer Zeit geht etwas schief und es entwickelt sich eine spannende Suche nach dem Ausgang, in deren Verlauf man allerlei mehr oder weniger knifflige Rätsel lösen muss. Was steckt hinter den seltsamen Artefakten, die sich überall finden und was verbirgt sich in den vielen Gängen, Räumen und Katakomben der weitläufigen Villa? Schaffst Du es heil zu entkommen und das Geheimnis des Gruselhauses zu lüften?

Jens Schuhmacher ist es gelungen, eine spannende und atmosphärisch dichte Story zu entwickeln. Passende Illustrationen sorgen für Gänsehaut und wohliges Gruselfeeling. Die Rätsel sind sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten etwas für jeden Geschmack. Wenn man einmal nicht weiterkommt, gibt es Hinweise und Hilfestellungen, bzw. sogar die Auflösung. Dafür muss man dann aber Minuspunkte in Kauf nehmen, die am Ende zu einem bösen Erwachen führen können. Für einen verregneten Tag, oder eine häusliche Quarantäne in der Corona Zeit ist dieses Escape Room Buch genau das richtige.          

- CS

Anton das Bison
übersetzt von Maja von Vogel

Beauchesne, Lou | Chappell, Kate
48 Seiten, Carlsen

Cover

Der kleine Louis hat ein Lieblingsbuch, das sich um Anton, das Bison, dreht. Dieses nimmt er überallhin mit. Durch einen Unfall werden die beiden Freunde jedoch getrennt und Anton landet in einer Bibliothek, wo er sich mit Nicole, der Bibliothekarin, anfreundet, mit der er gemeinsam Zitronengurken nascht und Bücher sortiert. Wird er seinen Louis, der unbekannt verzogen ist, jemals wiedersehen?

Die kurze Erzählung von Anton, dem Bison, die der Carlsen-Verlag passenderweise ab 7 Jahren zum Selbstlesen empfiehlt, bietet nicht nur eine bezaubernde Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, sondern auch eine besonders berührende Version des Motivs der lebendigen Buchfiguren. Zudem atmet es eine derartige Liebe zur Literatur und zur Bücherwelt, wie sie selten in der Kinderliteratur vorkommt. Kate Chappell hat mir ihren einfachen, aber dennoch tiefgründigen Illustrationen den liebenswerten Anton, die pflichtbewusste und freundliche Nicole und den bücherbegeisterten Louis zum Leben erweckt. Großartig auch die Bezüge auf der Metaebene: das Cover des Buches kommt im Buch selbst ebenso vor wie im Vorsatz ein Hinweis auf seine früheren Besitzer, nämlich Louis´ Vater und Großvater.

Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, generationenübergreifendes Lesen, die Liebe zur Literatur und darüber, die Hoffnung niemals aufzugeben.

- MD

Die Schule der magischen Tiere: Wilder, wilder Wald
incl. APP - & Spielebesprechung

Auer, Margit | Dulleck, Nina
256 Seiten, Carlsen

Cover

Seit 2013 hat Margit Auer in der Serie „Die Schule der magischen Tiere“ 10 Bände veröffentlicht und einen Sonderband sowie eine noch nicht abgeschlossene Nebenreihe („Endlich Ferien“) herausgebracht. Thema des 11. Bandes „Wilder, wilder Wald“ ist wieder die Klasse der Wintersteinschule, die von ihrer unkonventionellen Lehrerin Miss Kornfield und deren Bruder Mr. Morrison mit magischen Tieren versorgt wird: diese können mit dem Kind sprechen, für das sie vorgesehen sind, und helfen diesem aus allen Schwierigkeiten als bester Freund fürs Leben. Wenn ein Nicht-Eingeweihter sie sieht, „versteinern“ sie, d.h. sie wirken wir Plüschtiere. Inzwischen haben schon fast alle der 24 Kinder der Klasse ein magisches Tier erhalten, im Band 11 kommt dann noch im Rahmen einer Waldwoche die mysteriöse Wölfin Silber dazu, die nicht wie sonst üblich von Mr. Morrison und seiner Elster Pinkie als magisches Tier eingesammelt, sondern von den Kindern und ihren magischen Tieren selbst entdeckt und gezähmt wird…

Die gesamte Reihe besticht nicht nur durch ihr für die Zielgruppe (ab 8 Jahren) sehr ansprechendes Konzept, ein sprechendes Tier als einmaligen Freund zu bekommen, sondern auch durch Wortwitz und wohldosierte Spannung. Die sehr gut gelungenen Illustrationen von Nina Dulleck runden diese äußerst erfolgreiche Reihe des Carlsen-Verlages ab.

 

Neben einem Freundschaftsbuch, auf der Verlagshomepage gratis herunterladbaren Bildern und Zusatzinformationen, einer Newslettermöglichkeit und einer für 2021 angekündigten Verfilmung ist auch seit 2018 eine kostenlose Handy-App verfügbar. Im Spiel kommen 10 magische Tiere aus der Serie vor. Die Kinder laden diese zum Spielen in den Hof der Wintersteinschule ein, was sie mit verschiedenen Objekten erreichen, die sie sich nach und nach kaufen können. Jedes Tier hat drei Lieblingsspielzeuge, die sich im Laufe des Spieles herausstellen. Die Grafik ist sehr gut gelungen und so ist das Spiel für Fans der Serie sicher sehr interessant. Als Eltern muss man sich jedoch gut überlegen, ob man sein Kind diese App spielen lässt: Man muss nämlich immer einige Minuten bis Stunden warten, bis sich die Tiere einstellen, bzw. werden Veränderungen erst dann sichtbar, wenn man die App immer wieder neu startet. In Summe muss man mit mindestens 8 Tagen rechnen, die man benötigt, um das Spiel fertigzuspielen. Das ist z.B. für 8-Jährige relativ viel Bildschirmzeit.

 

Unumschränkt empfehlenswert hingegen ist das Gesellschaftsspiel „Nicht zu fassen“ (ab 6 Jahren), bei dem man den magischen Tieren dabei helfen muss, ungesehen zur magischen Zoohandlung zu gelangen, um Mr. Morrison zu holen. Das Zufallsmoment wird dabei von einer drehbaren Scheibe unter dem Spielbrett erzeugt, die Fenster oder Türen erhellt und die davorstehenden Tiere versteinert. Dabei spielt man nicht gegeneinander, sondern miteinander. Ein Spielespaß mit sehr gelungener Grafik für ein bis vier Spieler.

- MD

Einstein: Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit
Kuhlmann, Torben | Kuhlmann, Thorben
128 Seiten, Nord Süd

Cover

Albert Einstein kennt jeder, der Mann ist einer der wenigen Popstars der Wissenschaft und gilt für viele immer noch als eines der größten Genies, die je gelebt haben. Was viele nicht wissen ist, dass eine zeitreisende Maus großen Anteil an seinen Theorien über Raum und Zeit hat. Und das nur, weil sie nicht rechtzeitig zum großen Käsefest in der Schweiz ankam. Da muss sie natürlich alle Hebel in Bewegung setzen um die Zeit zurückzudrehen und trifft zufällig auch auf den großen theoretischen Physiker, als er noch im Berner Patentamt arbeitet.

Das Buch besticht durch eine wunderbare visuelle Umsetzung, jedes der aquarellierten und gezeichneten Bilder ist ein Genuss. Teilweise kommen die Bilder gänzlich ohne Text aus und treiben die Handlung voran. Dabei gibt es immer viel zu entdecken. Die Story selbst überzeugt nicht zu 100%, da hätte man vielleicht noch mehr draus machen können. Dennoch bringt das Buch Kindern das Leben und die Errungenschaften von Albert Einstein näher und weckt vielleicht sogar Neugier für die scheinbaren Verrücktheiten der Physik. Das vierte Maus-Abenteuer von Torben Kuhlmann ist ein wunderbarer Augensch-Maus, der jungen Lesern und Betrachtern viel Freude bereiten wird. Für die Älteren gibt es am Schluss noch einen Teil mit biographischen Fakten und physikalischen Erklärungen zum Thema Relativität. Wenn Edutainment doch nur immer so schön anzusehen wäre.

- CS

Frossja Furchtlos – oder von sprechenden Hühnern und verschwindenden Häusern
Wostokow, Stanislaw | Woronzowa, Marija
176 Seiten, Knesebeck

Cover

Natürlich lieben wir die Pippis, Hedvigs und sonstigen starken, wortgewandten Protagonistinnen, die inzwischen für starke Mädchenfiguren in der Kinderbuchlandschaft gesorgt haben. Aber so herzerfrischend sie auch sein mögen – irgendwann kennt man den Typus und sehnt sich nach Abwechslung. Mit Frossja Furchtlos tritt eine radikal neue Art von Kinderbuch-Heldin auf den Plan und bereichert die skandinavische Mädchen-Tradition um eine unschlagbar slawische. Zugleich traditionsverhaftet und emanzipiert, Halbwaise (ihre Geologeneltern sind so vertieft in ihre Forschung, dass sie ihre Tochter der liebevollen Großmutter überlassen) und Familienmensch (neben der Großmutter gibt es haufenweise Tanten und Onkel), praktisch und klug, gewinnt sie schnell das Leserherz. Und Frossja kommt nicht allein, sondern gleich mit einem ganzen Stab an schrullig-liebenswerten Figuren, wie sie – zumindest in der bundesdeutschen Literatur – sträflich fehlten: Nikanor, der Trinker, Gerassim, der Bär, der zwei Mal täglich Kaffee trinken muss, um nicht in den Winterschlaf zu fallen, oder Shmychow, der dritte und letzte Schüler der winzigen Schule im Dorf, das weit im Norden Russlands liegt. Läßt Pippi die Villa Kunterbunt unbesorgt zerfallen, so kümmert sich die fröhlich-patente Frossja geschickt und liebevoll um das hölzerne Bauernhaus, das ein denkmalgeschütztes Baudenkmal vom Anfang des 19. Jahrhundert ist. Dieses Denkmal ist es dann auch, das die Handlung in Gang setzt und hält und somit ein Stück weit mit zum Protagonisten wird. Wostokow liebt sichtlich das Erzählen und verbindet aufs unterhaltsamste russische Märchenwelt, Architekturgeschichte und coming-of-age Roman. Die kolorierten Buntstiftzeichnungen von Woronzowa tragen zum ungewöhnlichen Charme dieses Buchs bei. Eventuell gewöhnungsbedürftig – aber hat man sich einmal in diesen Kosmos eingelesen, so möchte man ihn nicht wieder verlassen. Bleibt nur zu hoffen, dass deutsche Verlage mehr russische Kinder- und Jugendliteratur übersetzen und somit die Kinderbuchlandschaft bereichern werden.

- NvM

Die beste Bahn meines Lebens
Becker, Anne
175 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Jan ist mit seiner Familie gerade in eine andere Stadt gezogen. Jetzt ist alles neu: neue Schule, neuer Schwimmverein und neue Nachbarn. Das Mädchen im Haus nebenan heißt Florentine, abgekürzt Flo. Wie gut, dass beide in die gleiche Klasse gehen und so den gleichen Weg zur Schule haben Denn schon das erste Kennenlernen fühlt sich richtig gut an. Zum Glück findet Jan in Gestalt von Fabian auch schnell einen Freund, der es richtig ernst meint.  Der Neustart ließe sich also richtig gut an, wenn nicht auch noch Linus wäre. Er war mal mit Flo zusammen, er schikaniert andere und stempelt Jan sofort als „Nichtskönner“ ab. Dabei kann Jan ganz schön viel, er versteht sich aufs Hühner fangen und kann besonders super schwimmen. Schnell ist klar: mit ihm kann Linus, bisher der Schwimmking, nicht mit halten. Auch Flo hat viele Stärken und Vorlieben. Ihre hauptsächliche Leidenschaft gilt der Mathematik, eine Fähigkeit, die ihr in der Klasse auch nicht nur Freunde macht.

Jan hat ein großes Geheimnis, dass er um keinen Preis der Welt offenlegen will: eine Lese-Rechtschreibschwäche. Er hat gelernt, sich so durch zu mogeln. Am neuen Ort gibt es auch eine neue Therapeutin, oder wie Nele, seine oft zickige, große Schwester sagt, seine „personal trainerin“.  Sie arbeitet mit eher ungewöhlichen Methoden und gewinnt schnell das Herz von Jan. Es ist ein langer und mit vielen Hindernissen gespickter Weg, bis Jan endgültig das Herz von Flo gewinnt, seinen Widersacher ausschaltet, die beste Bahn seines Lebens schwimmt und sich  - gezwungenermaßen- zu LRS in der Klasse bekennt. Unterstützt wird er in all diesen Widrigkeiten von seinem treuen Freund Fabian, der im Stil von Sancho Pansa treu zu seinem Don Quichotte hält.

 

Das gelungene Kinderbuch spielt mit verschiednen Facetten von Beziehungen: innerhalb der Familie, in der Schule oder auch in der ersten Liebe, die sich eben nicht so einfach erobern lässt. Das Buch ist sehr vielschichtig, das Thema LRS ist wichtig, aber kommt nebenbei vor. Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Jan, als auch von Flo erzählt. Diese meldet sich immer wieder mit skurrilen Infografiken zu Wort, die sowohl den Status der Beziehung zu Jan widerspiegeln, als auch ihre persönlichen und familiären Befindlichkeiten. Ein origineller Tribut an ihre Mathe Leidenschaft.

Ein schmaler Band, der sicherlich auch nicht so geübte Leser*innen anspricht, zumal durch die Auflockerung mit den Grafiken.

 

 

- KS

Ich bin Vincent und ich habe keine Angst
übersetzt von Andrea Kluitmann

Koens, Enne | Kuiper, Maartje
187 Seiten, Gerstenberg

Cover

Der 11 jährige Vincent ist bereits ein richtiger Überlebenskünstler. Einerseits interessiert er sich sehr für das Thema survival und sein Lieblingsbuch ist nicht umsonst das „Survival Handbuch“. Andererseits hofft er, dass ihm seine erworbenen Kenntnisse nützen, wenn er auf dem Schulweg und auch in der Schule von seinen Klassenkameraden regelrecht terrorisiert wird. Vincent versteht nicht, was anders an ihm sein soll. Schon seit der Kita wird er gemobbt und hat keine Freunde. Seinen Eltern will er sich nicht anvertrauen, weil er ihnen keinen Kummer machen möchte. Einzig in Clara, seiner „Nanny“ ,findet er eine Verbündete, die ihm aber Geheimhaltung versprechen muss. In seiner Fantasie wird er außerdem von 4 Tieren unterstützt: Wurm, Eichhörnchen, Fohlen und Käfer geben ihm Ratschläge oder trösten auf jede nur erdenkliche Weise.

Eines Tages kommt eine Neue in die Klasse. Sie sieht extrem cool aus, kann 4 Sprachen sprechen und war schon in verschiedenen Schulen. Jacqueline nennt sich selbst „Die Jacke“ – und sie sitzt neben ihm. Und: sie spricht mit ihm, ist interessiert, wartet auf Vincent in der Pause. Bei einem ersten Treffen außerhalb der Schule zeigt Vincent ihr im Park, was man so alles Essbares finden kann. Er kann sein Glück nicht fassen, als sie ihn bittet, zu ihr nach Hause zu kommen.

Vincents Welt sieht schon viel besser aus, wenn da nicht die drohende Klassenfahrt wäre. Er bereitet sich vor. Sein survival kit, dass er sowieso immer am Körper trägt, wird ständig kontrolliert, der Rucksack immer wieder gepackt. Sein Ziel für die Klassenfahrt formuliert er so: „Sieh zu, dass du es überlebst, Vincent.“ Am ersten Tag der Klassenfahrt gibt Vincent vor, dass er krank ist. Darin hat er es inzwischen schon zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Doch leider bringt ihn seine Mutter am nächsten Tag persönlich ins Camp. Nach einem erneuten Angriff seines Erzfeindes Dilan flieht er in den Wald. Nun zeigt sich, ob er in dieser Extremsituation mitten in der Nacht sein Wissen anwenden kann, ob sein viel beschworener Überlebenswille funktioniert !

Am Ende ist es tatsächlich Jacqueline, die nicht nur bereit ist, ihm in den Wald zu folgen, sondern die ihn davon überzeugt, sich Hilfe zu holen. Denn sie hat genau die gleichen schrecklichen Erfahrungen wie Vincent gemacht.

Das Thema Mobbing einem Überlebenskampf im Schulalltag gleich zu stellen, ist die Metaebene, die das ganze Buch rahmt und durchzieht. Vor jedem neuen Kapitel gibt es wichtige survival Tipps, wunderschön illustriert mit nordisch klar anmutenden Vignetten.

Vincent muss Schreckliches erleiden und die Angst, die er täglich hat, teilt sich den Leser*innen ganz direkt mit. Dass eine Lösung nur darin bestehen kann, sich zu öffnen, alles zu offenbaren, sich Hilfe zu holen – darin lässt das Buch gar keinen Zweifel. Das Gleiche gilt auch für die Kraft der Freundschaft, fürs Zusammenstehen, für gegenseitige Hilfe und Unterstützung.

All lives matter !

- KS

Ein Bruder zu viel
übersetzt von Gabriele Haefs

Hagerup, Linde | Horstschäfer, Felicitas
144 Seiten, Gerstenberg

Cover

„Die Liebe trägt die Welt“, sagt Saras Papa oft. Saras Familie besteht außerdem noch aus ihrer ältern Schwester Emilie und aus Mama – bislang. Als Mamas beste Freundin Karin stirbt, löst sie ein Versprechen ein: Karins kleiner Sohn Steinar soll nun Teil der Familie werden. Sara bekommt also einen kleinen Bruder. Und nicht nur das: sie sollen sich auch noch ein Zimmer teilen. Das geht ja gar nicht, findet sie. Aber im Grunde ihres Herzens weiß sie auch, das Steinar ihr eigentlich leid tun müsste. Plötzlich liegt Lego überall in ihrem Zimmer rum und Steinar weint oft und bekommt irgendwie immer, was er möchte. Als Sara ein Gespräch ihrer Eltern belauscht, in dem Saras Mutter die Vermutung äußert, dass es für Sara leichter sei, wenn sie ein Junge wäre, beschließt Sara etwas Kühnes. Mitten in der Nacht schneidet sie sich die Haare ab, zieht eine Jeans und einen Kapuzenpulli an, Papas Schiebermütze auf und schon ist aus Sara Alfred geworden. Alfred, der cool und lieb sein sollte, so wie es große Brüder sein könnten. Natürlich ist die Überraschung am nächsten Morgen beim Rest der Familie riesig. In der Schule bleibt Sara aber weiterhin Sara, nur eben mit kurzen Haaren, die beim Friseur dann doch mit einem richtigen Herrenschnitt berichtigt werden. Die Geschwister müssen noch verschiedene kleine und große Katastrophen durchleben. Im Frühjahr bekommt dann doch jeder ein eigenes Zimmer. Und als Steinar ein Bild für Saras Zimmertür malt und Sara runterschreibt, kann aus Alfred auch wieder Sara werden: denn die Liebe trägt die Welt.

 

Eine Geschwistergeschichte mit einer ungewöhnlichen Lösung! Indem aus Sara kurzfristig Alfred wird, kann sie die neue Situation besser für sich annehmen und agiert aktiv und selbständig, statt immer nur genervt zu reagieren. Dass die Kinder in der Schule den Wechsel der Rollen so gar nicht merkwürdig finden, sei am Rande erwähnt. Einzig ihre beste Freundin Helene versteht Saras Idee nicht so ganz. Ein Buch, das Kinder ermutigt, Rollenbilder in Frage zu stellen und einfach auszuprobieren. Wie auf dem Cover ziehen sich durch das ganze Buch blau-gelbe linolschnittartige Illustrationen und die Covergestaltung lädt vermutlich nicht zum Zugreifen ein, schade!

- KS

Kiste - Mathemagie
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
88 Seiten, Kibitz

Cover

Lange erwartet: Kistes und Mattis’ neue Abenteuer! Mattis erlebt mit Mathematik in der Schule ein ähnliches Disaster, wie viele Schulkinder. Das Gefühl, keinen Zugang zur Abstraktion zu bekommen, gipfelt in „Ich bin einfach zu blöd dazu“.... In Kombination mit Zeitdruck vor einer Klassenarbeit eine schier unlösbare Klemme, gäbe es da nicht Kiste und den Zauberer Herrn Bartelstrunk. Der hat nämlich auch Probleme mit Mathematik und bietet Mattis Abhilfe mittels eines Zaubertranks an. Nur hat Herr Bartelstrunk die zeitliche Komponente nicht ganz verstanden und fährt erst mal fort, sodass Mattis und Kiste sich selbst auf die Suche nach dem Zaubertrank machen. Aber wie das halt so ist, mit  Zaubertränken: so ganz einschätzbar sind sie nur mit Insiderwissen...Die neueste Geschichte dürfte wieder sämtliche Fans begeistern, seien es nun die Kinder oder ihre Eltern. Wie immer klug komponiert und mit klaren Strukturen bei Seitenaufbau und künstlerischer Gestaltung haben die Kiste-Comis alles, was gute Comics brauchen: toll gezeichnete Charaktere, Action, Spannung und einen echten Suchtfaktor....

- JPS

Spring doch!, sagt die Hexe
Mutprobengeschichten

Thiemann, Anke
112 Seiten, dtv

Cover

„Spring doch!“ präsentiert zehn komplett unterschiedliche Geschichten zum Thema Mut, die von zehn Autoren und Illustratoren liebevoll erdacht und umgesetzt wurden. Hexen und Superhelden, Tiere, Monster, Ritter und Drachen, hier findet jeder einen Platz.

Nicht nur inhaltlich sind die Geschichten völlig verschieden, auch die Art der Gestaltung ist jeweils individuell und unverwechselbar. Längere Erzählungen, bilderbuchartige Kurzgeschichten und auch eine komplette Bildergeschichte. Trotz der Unterschiede ist der rote Faden gut erkennbar und keine Geschichte wirkt deplatziert. Da ist sicherlich für jeden Geschmack was dabei. Häufig besitzen die Geschichten eine überraschende Wendung, die zum Lachen einlädt und Spaß macht. Als Gutenachtgeschichte ist das Buch gut geeignet und macht Kindern im Grundschulalter sicherlich viel Freude.         

- CS

Charlotte und Ben
Ein Freund kann alles verändern

Kelly, Erin Entrada
220 Seiten, dtv

Cover

Das Leben ist nicht einfach für Ben und Charlotte. Sie sind hochbegabt und das bringt ihnen in ihrer schulischen Umgebung wenig Freunde. Dann wird Charlottes Vater auch noch sehr krank und Bens Eltern lassen sich scheiden. Die Kinder wissen nicht, wie sie mit diesen Problemen umgehen sollen und haben niemanden mit dem sie reden können. Die beiden wohnen 2000 km voneinander entfernt und lernen sich beim Online-Scrabble kennen. Sie merken schnell, dass da jemand ist, der ähnlich tickt wie sie selbst. Trotzdem erfinden sie Phantasierealitäten für einander. Ben behauptet, er wolle für das Schülerparlament kandidieren und Charlotte berichtet euphorisch über Freundschaften, die aber gerade dem Ende zu gehen. Dann kandidiert Ben tatsächlich, und die Lage in der Schule droht zu eskalieren. Nun wird sich zeigen, ob in all dem Chaos die Chance auf eine echte Annäherung enthalten ist. Die Geschichte berichtet von zwei Heranwachsenden, die es schwer haben in ihrer Welt, da sie sich vom Rest so sehr unterscheiden. Einerseits können sie im Alltag ihren Zwängen nicht entgehen, andererseits erfinden sie im Netz neue Identitäten für sich, um andere Leben auszuprobieren. Erst als sie merken, dass es Menschen gibt, die so sind wie sie selbst und sie dafür auch mögen, finden sie ein Stück zu sich selbst. Die Idee hinter der Geschichte ist interessant. Leider aber liest sie sich ein wenig langatmig. Ob sich Kinder ab 10 Jahren dafür begeistern können, weiß ich daher nicht recht.

- KW

Brüder
Mutig wie wir

Reynolds, Jason
378 Seiten, dtv

Cover

Es ist schon beängstigend genug, dass sich die Eltern nicht mehr so recht verstehen, aber für 4 Wochen ausgerechnet von Brooklyn aufs Land nach Virginia geschickt zu werden, ist es auch. Der 11- jährige Genie kennt seine Großeltern gar nicht und sein fast 14- jähriger Bruder Ernie nur kaum. Es gibt kein Internet und das Farmleben ist fremd und anstrengend. Aber dann lernt Ernie die coole Tess kennen und Genie freundet sich mit Opa an. Opa ist blind und hat eine Menge Geheimnisse. Es ist, als ob er nur auf jemanden wie den neugierigen Genie gewartet hat, um sie zu teilen. Dann naht Ernies 14. Geburtstag und Opa will ihn mit Hilfe des skurrilen Nachbarn Crab in die Familientradition einweihen. Ernie soll schießen lernen. Genie ist begeistert, warum ist er nicht schon so weit? Doch Ernie hat eigentlich keine Lust. Er lässt sich von Opa überreden. Und dann ist alles auf einmal ganz anders.

Die Brüder lernen viel in diesen Tagen bei den Großeltern. Und damit ist nicht nur das Farmleben gemeint. Sie müssen jede Menge Ängste überwinden und lernen, dass es manchmal auch gut ist, auf die Angst zu hören. Behutsam begleitet Jason Reynolds die Brüder durch diese Tage. Trotz allem, was passiert – und es passiert eine Menge- bleibt es ein ruhiges Buch. Es fließt dahin wie ein sanfter Fluss, den man gerne folgt.

 

Ab 10 Jahren

- KW

Das ABC der Leseratte – Von Affenzahn bis Zuckerwatte
Lütje, Susanne | Rauers, Wiebke
40 Seiten, Oetinger

Cover

Entlang der Buchstaben des Alphabets erzählt Susanne Lütje in ihrem gereimten Abecedarium „Das ABC der Leseratte“ von den zahllosen Motiven der Geschichten, die Otilie, Leseratte und Buchgeschäft-Bewohnerin, so gerne hat. Illustriert durch die liebenswerten Darstellungen Wiebke Rauers‘ ist dieser schmale Band ein Muss für kleine Leser ab 5 Jahren, die gerne mit der Sprache spielen.

- MD

Lyrik-Comics
Gedichte, Bilder, Klänge für Kinder in den besten Jahren

Schweizer, Stefanie, Hrsg.
104 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

„Kinderlyrik ist Sprachspielspaß, sie lebt von Reimen und Liedern, Rhythmus und Klang.“ Dieser allumfassenden Definition des Begriffes „Kinderlyrik“, die Renate Raecke und Monika Blume in ihrem „Hausbuch der Reime und Lieder für die Allerkleinsten“ 2008 formuliert haben, sind auch die „Lyrik-Comics“ von Beltz & Gelberg verpflichtet: Nicht nur werden 19 neue und klassische sprachspielerische Kindergedichte von ebenso vielen Autorinnen und Autoren geboten; jedes wurde auch noch von 9 verschiedenen Illustratorinnen und Illustratoren mit einer kurzen Comic-Sequenz bebildert, deren Gestaltung sich an den unterschiedlichsten Schulen dieser hohen Zeichenkunst orientiert; und zu allem Überfluss ließen sich 4 zeitgenössische Musikerinnen und Musiker von 11 dieser Texte zu neuen Klängen inspirieren, die man auf der Verlagshomepage anhören kann.
Dadurch entsteht ein Gesamtkunstwerk aus Text, Bild und Ton, das in der deutschsprachigen Literatur seinesgleichen sucht. Ein Feuerwerk des Sprachwitzes, des ab- und hintergründigen Humors, der kindlichen Unmittelbarkeit und Grausamkeit, der doppelbödigen Darstellungskunst und der lautmalerischen Klänge. Da wird von dem nächtlichen Wuuhuu ebenso erzählt wie von der Fleddermaus, von Ottos Mops, von der Seifenblase als Spinnenflugzeug oder dem deprimierten Rumpelstielzchen; von Wehmut und Angst, von Hoffnung und Liebe…
Zurecht nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020.
Grandios!

- MD

Missi Moppel – Detektivin für alle Fälle
Das Geheimnis im Turmzimmer und andere Rätselhaftigkeiten

Schmachtl, Andreas | Schmachtl, Andreas
176 Seiten, Arena

Cover

Mississippi Moppel wohnt gemeinsam mit ihren Brüdern Nil und Ganges sowie ihren Eltern, die als berühmte Archäologen arbeiten, am Stadtpark in einem großen, mysteriösen Haus. Vor allem rund um ihr Zuhause, aber auch in der Schule muss die kurz Missi gerufene Detektivin ständig geheimnisvolle Rätsel lösen, was sie nur mit ihrem Freund Piwi Pots, einem Lurch, bewerkstelligt: Sie enthüllt das Geheimnis vom Phantom der Aula, kann den wertvollen Wunderpott ihrer Eltern wiederfinden, entdeckt in ihrem eigenen Haus noch geheime Turmzimmer und bewahrt nebenbei ihren besten Freund vor einigen Mitschülern, die ihn mobben. Doch wer hat das Rezept von Signore Piolinis weltberühmten Milchshakes entwendet, wer ist der Dieb im Museum und was versteckt sich auf dem geheimnisvollen Nachbargrundstück?
Andreas Schmachtl erzählt die spannenden Geschichten um seine liebenswerte Heldin mit dem für ihn typischen Sprach- und Wortwitz, der einerseits ein gutes Zuhören erfordert, jedoch auch den Wortschatz der kleinen Leser ab 4 Jahren ungemein erweitert. Die kurzen Geschichten bieten sich dabei als Vorlese-Portionen an, die von den kleinen Rezipienten gut konsumiert werden können. Dazu kommen noch die äußerst ansprechenden kleinen Illustrationen, die jede Seite verzieren.
Das gleichzeitig herausgegebene Hörbuch wurde von Christian Rudolf eingespielt, der die einzelnen Charaktere ausgezeichnet zum Leben erweckt. Neben den engagiert vorgelesenen Geschichten bietet das Hörbuch auch im Booklet allgemeine Informationen zu den Helden rund um Missi Moppel und selbstverständlich auch das Rezept von Signore Piniolis weltberühmten Milchshakes.
Ein absolut empfehlenswerter Augen- und Ohrenschmaus, der Lust auf mehr macht.

- MD

King kommt noch
Karimé, Andrea | Rassmus, Jens
48 Seiten, Peter Hammer

Cover

„King kommt noch!“, sagt Mama. Das ist Musik in den Ohren des Jungen, der mit seiner Familie seit wenigen Tagen in einem fremden Land ist, wo sie nichts verstehen, weder die Sprache noch die Schrift noch die seltsamen Gebräuche. Was möchte zum Beispiel der Mann, der den Kot seines Hundes auf der Straße aufsammelt, damit anstellen? Warum gibt es eine eigene Straße für Kinder-Hunde-Menschen? Zunächst sehr vorsichtig, dann immer neugieriger erforscht der Junge seine nähere Umgebung und lüftet so manches Geheimnis seines Gastlandes. Und immer wieder kommuniziert er mit King, seinem zuhause gebliebenen Hund, dessen Ankunft er sehnlichst erwartet…
Andrea Karimé zeichnet in ihrem Kinderbuch einen Helden, der sich aus seiner Perspektive die Welt erklärt, die sich für ihn so grundlegend geändert hat. So macht sie ihren Lesern aller Altersgruppen mit einfachen Worten die Schwierigkeiten verständlich, die man als Geflüchteter hat: den Schmerz, Geliebtes zurückgelassen zu haben, die Ohnmacht, ganz von vorne beginnen zu müssen („In dem neuen Land weiß Mama nicht mehr viel. Und Papa auch nicht“) oder die Demütigung, ganz Grundlegendes neu lernen zu müssen („Mama und Papa können hier auch nicht mehr lesen.“).
Ein berührendes, trauriges Buch über Menschlichkeit in einer unmenschlichen Situation.

- MD

Petronella Apfelmus: Hexenfest und Waldgeflüster
Städing, Sabine | Büchner, SaBine
208 Seiten, Boje

Cover

Das jährliche große Hexenfest soll ausgerechnet im Garten der Apfelhexe Petronella Apfelmus gefeiert werden. Selbstverständlich helfen alle zusammen, das Fest vorzubereiten: der Hirschkäfer Lucius genauso wie die Apfelmännchen und natürlich Lea und Luis Kuchenbrand, die Nachbarszwillinge und besten Freunde der kleinen Hexe. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch Petronellas Erzfeindin Hexobine Höckerbein auf, die ihr die größte Auszeichnung der Hexenwelt, den goldenen Hexenzopf, streitig machen möchte…
Auch der 7. Band der „Petronella Apfelmus“-Reihe besticht durch seinen Ideenreichtum, seinen Wortwitz und seine ausgesprochen sympathische Heldin. Aber auch die wundervollen Illustrationen von SaBine Büchner machen jeden Band zu einem Fest des Vorlesens.

- MD

Warum der Elefant einen Rüssel hat
Rudyard Kipling,

nacherzählt von Woolard, Elli | Altés, Marta
96 Seiten, ArsEdition

Cover

Warum der Elefant einen Rüssel oder das Kamel einen Höcker hat? Diese und andere typische Fragen aus dem Tierreich stellte sich Rudyard Kipling in seinen „Just so stories“ schon 1902. Fünf dieser ursprünglich dreizehn Erzählungen hat Elli Woollard in sehr humorvollen, kurzen Reimen für Kinder ab 4 Jahren nacherzählt. Die Geschichten lesen sich wegen ihrer Kürze und Pointierung in heiterer Weise und so bleibt auch genug Zeit, sich die liebevollen Bilder von Marta Altés mit den Kleinen noch ganz genau anzuschauen, die durch ihre Farbgebung in Erd- und Naturtönen und ihren Detailreichtum bestechen.
Eine sehr gelungene Nacherzählung der klassischen Tiergeschichten, die Freude beim Lesen und Betrachten macht und unseren Kindern Literatur ein bisschen näherzubringen vermag. 

- AD

Hier kommt die Hatze
Englert, Sylvia | Dully, Sabine
112 Seiten, Knesebeck

Cover

Mia geht es nicht gut: sie fühlt sich ganz alleine im Kindergarten, weil sie niemanden kennt, und zu allem Überfluss wird sie dort ständig von Levin und Nico geärgert. Da taucht eines Tages die Hatze bei ihr zu Hause auf, ein seltsames Mischwesen aus Katze und Hund, das zwar alle sehen können, mit dem sich aber nur Mia unterhalten kann. Diese Hatze entpuppt sich als wahrer Tausendsassa: sie weiß alles, hat für alle Probleme eine Drei-Schritt-Lösungsmethode und wird schnell zum Mittelpunkt von Mias Leben und dem ihrer Familie und ihrer neugewonnenen Freunde. Auch Levin und Nico kann sie endlich Paroli bieten. Doch eines Tages packt die Hatze wieder ihren Koffer…
Die originelle Idee von der Hatze wurde laut Nachwort von Sylvia Englerts Sohn inspiriert und von dieser in den vorliegenden Vorlesegeschichten kreativ weitergesponnen sowie von Sabine Dully in teilweise großformatigen Illustrationen sehr sympathisch dargestellt. Dabei ordnet sich die Hatze in eine hochrangig besetzte Reihe von Vorbildern aus der fantastischen (Film-)Literatur ein: So wie Harvey, Bogus oder andere Fantasiegefährten bleibt die Hatze so lange bei Mia, bis diese auf eigenen Beinen stehen und ihre Probleme selbst gewältigen kann. So wie Pippi Langstrumpf kommt mit der Hatze eine Fantasiegestalt ins Leben von Mia, ihrer Familie und ihrer Freunde, die durch ihre ungewohnte Perspektive und sympathischen Eigenheiten gleichzeitig Chaos stiftet, aber auch alle Beteiligten zu neuen, verrückten Problemlösungen anregt.

 

- MD

Wir gehen zur Schule! Von Kenia bis Amerika
Schaffer, Lena
48 Seiten, Gerstenberg

Cover

Lena Schaffer zeichnet in ihrem Sachbilderbuch „Wir gehen zur Schule“ den Schulweg in sieben Ländern nach, die sich über die ganze Welt verteilen. Außerdem bietet sie allgemeine Informationen zu Alltagsleben, Schulwesen und Länderkunde. So erfahren Vorschul- und Schulkinder, wie gleichaltrige Kinder auf der anderen Seite der Erdkugel leben und lernen, aber auch Erwachsene erfahren viel Wissenswertes und Neues. Die teilweise großformatigen, gut recherchierten Illustrationen geben einen guten Einblick in Alltagssituationen der Länder und Menschen.
Ein informatives Sachbilderbuch mit vielen interessanten Details.

- MD

Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich
Heinrich, Finn-Ole
176 Seiten, Hanser

Cover

Paulina Schmitt, die sich selbst Maulina nennt, weil „Maulen“ die Art ist, mit ihrem Leben fertigzuwerden, schaut wehmütig auf ein glückliches Leben in ihrem Königreich „Mauldawien“ zurück. Dort war alles in Ordnung, aber leider haben sich ihre Eltern getrennt, Maulina ist mit ihrer Mutter in das von ihr so bezeichnete „Plastikhaus“ gezogen und besucht auch eine neue Schule. Ihre Freunde sind weit weg und Maulina fühlt sich alleingelassen. „Der Mann“, wie sie ihren Vater unversöhnlich nennt, ist in der alten Wohnung geblieben. Für Maulina steht die Welt Kopf. Nur sehr langsam kann sie sich an ihr neues Leben eingewöhnen und findet auch einen neuen Freund. Als sie erfährt, dass ihre Mutter sehr krank ist, beginnt sie einen Plan auszuhecken, wie sie in ihr „Königreich“ zurückkehren kann…
Die etwas verrückte Paulina macht sich wie eine moderne Pippi Langstrumpf ihre Welt, so wie sie ihr gefällt. Einerseits wird damit ihre unbändige Kreativität begründet – von Rán Flygenring durch zahlreiche schräge Comic-Einschübe und Illustrationen angedeutet – andererseits verbleibt sie gegenüber ihrem Vater in einer fast starrsinnigen Ablehnung, die auch nicht durch Bekundungen der Mutter über dessen Unschuld an der Trennung abgemildert wird. Ihre Mutter wird als eher schwache Persönlichkeit gezeichnet, die stets behauptet, alle Probleme des Lebens könnten durch einen speziell gebrauten Kakao aus der Welt geschafft werden. Sie verbirgt ihre Krankheit sehr lange vor Paulina und stürzt diese am Ende der Handlung dadurch in ein noch größeres Gefühlschaos.
Vielleicht entwickelt Paulina in der auf eine Trilogie ausgerichteten Geschichte („Warten auf Wunder“, 2014 und „Ende des Universums“, 2014) noch eine differenzierte Haltung ihrem Vater und ihrer Umwelt gegenüber? Der Glaubwürdigkeit der Geschichte würde es guttun.

 

- MD

Rosa und Louis 2: Geisterdetektive
Lutz, Ferdinand
64 Seiten, Reprodukt

Cover

Nach „Geisterstunde“ 2017 legt der Reprodukt-Verlag mit „Geisterdetektive“ nun den zweiten Band von gesammelten Comics der Abenteuer von Rosa und Louis vor, die seit 2016 monatlich im Jugendmagazin „Dein Spiegel“ erscheinen. Die beiden betätigen sich als Detektive, kümmern sich um ihre verwirrte Oma, streiten mit ihrem Vater, setzen sich mit den Geistern ihres Schlosses auseinander und mit Themen wie Liebeskummer, Hausarbeit und dem Unterschied zwischen Mein und Dein.
Ein höchst vergnüglicher Kindercomic mit zwei sympathischen Helden

- MD

Thelonius große Reise 2: Aufbruch nach Dämmerland
Aus dem Amerikanischen von Carolin Müller

Schade, Susan | Buller, Jon
208 Seiten, Knesebeck

Cover

Der zweite Band der Trilogie rund um das Streifenhörchen Thelonius und seine Freunde entführt die jugendlichen Leser wieder in deren skurrile Welt und auf eine abenteuerliche Irrfahrt von dem im ersten Band („Das Geheimnis des Nebelberges“, 2012) erreichten Nebelberg zur menschlichen Ruinenstadt und zur geheimnisvollen Insel Dämmerland.
Wie auch schon im ersten Teil erzählt das Autoren- und Illustratorenehepaar Susan Schade und Jon Buller die Geschichte der ungleichen Freunde Fitzgerald (Stachelschwein), Olivia (vegetarische Bärin), Brown (Eidechse), Bill (geschrumpfter letzter Mensch) sowie Cluid (Streifenhörchen-Mädchen) abwechselnd in Prosa und dieses Mal in Grün gehaltenen Comic-Darstellungen, was ein sehr abwechslungsreiches Lesen ermöglicht.
Die dystopische Geschichte vom Ende der Menschheit und dem Beginn der Herrschaft der (alphabetisierten) Tiere gewinnt zwar nur langsam an Fahrt, gegen Mitte der Graphic Novel wird jedoch wirkliche Spannung aufgebaut und zum Schluss möchte man unbedingt wissen, wie die Trilogie zu Ende geht („Simons Traum“, 2013).
Ein eigenwillig-skurriles Geschichtenexperiment, das man gelesen haben muss.

- MD

Bianca
übersetzt von Bettina Bach

Moeyaert, Bart | Moeyaert, Bart
132 Seiten, Carl Hanser

Cover

Bianca, die 12 jährige Icherzählerin ist nach Meinung ihrer getrennt lebenden Eltern „nicht leicht zu händeln“. Sie hätten gerne eine Bedienungsanleitung für das introvertierte Mädchen, das nicht nur eine gute Beobachterin ist sondern auch noch mit einem scharfen Verstand ausgestattet. Aber Bianca ist es gewohnt, zu schweigen, sie fühlt sich nicht gesehen und ihrer Mutter geht es mit Biancas Antworten oft nicht schnell genug. Ihr kleinerer Bruder Alan hatte bereits 3 Herz-OPs und bekommt die gesamte Aufmerksamkeit, nachvollziehbar, aber für Bianca fatal. Im Kraftfeld zwischen der überforderten und extrovertierten Mutter und dem Mittelpunktsgewohnten Bruder implodiert Bianca regelmäßig, verschließt sich, zieht sich zurück und möchte am liebsten verschwinden. Aber eines Tages kommt ein neuer Spielkamerad zu Alan, zusammen mit dessen Mutter, die eine bekannte Serienschauspielerin ist. Es ist genau die Fernsehserie, die Bianca am meisten liebt und von der sie alles weiß und Alle kennt. Entsprechend fasziniert ist sie von Billie King. Billie King schaut genauer hin, als Biancas Mutter es kann und entdeckt in Bianca deren ungewöhnliche Fähigkeiten. Sie hört hin und zu und lädt das Mädchen zum Lachen, zum Sprechen und zum zwischenzeitlichen Entspannen ein.

Bart Moeyaert gelingt es, Bianca eine starke und authentische Stimme zu geben, wenn sie beschreibt, was sie sieht, denkt, empfindet, wenn sie die unterschiedliche Präsenz verschiedener Geräusche benennt. Dieses Mädchen ist so einzigartig und dabei so verloren, dass es einen beim Lesen nicht mehr loslässt. Dass sie sich auf Fotos selbst aus den Bildern schneidet, ist ein drastisches Bild für ihre Situation. Hier wird für ein „schwieriges Kind“ eine Lanze gebrochen, dass sich in komplizierten Lebensumständen behauptet und es dennoch schafft, nachsichtig und wohlwollend mit seinen Erwachsenen zu sein.

Ein Buch, bei dem sich Kinder vielleicht verstanden fühlen, und Eltern vielleicht ertappt...unbedingt zu empfehlen für Beide!

- JPS

Der Junge aus der letzten Reihe
Onjali Q. Rauf | Curnick, Pippa
286 Seiten, Atrium

Cover

Die 9 ¾ Jahre alte Icherzählerin Alexa lebt in London. Mit ihren besten Freunden Tom, Josie und Michael geht sie in dieselbe Klasse, wo eines Tages in der letzten Reihe ein neuer Junge sitzt, Ahmet. Alexa erfährt zunächst nur bruchstückhaftes über Ahmet, zumal der selbst nicht redet, aber ihr gefallen  seine „Löwenaugen“ und sie ist wild entschlossen, sich mit ihm anzufreunden. Mithilfe der emotionalen Unterstützung der Freundesclique um Alexa und seiner Schulbegleiterin, die Kurdisch spricht wie er, kann Ahmet Zutrauen fassen und sogar der ganzen Klasse in selbstgemalten Bildern von seiner Flucht berichten. Hierbei wird klar, dass der Junge auf der Flucht von seinen Eltern getrennt wurde, und nicht einmal weiß, ob sie noch leben.

Die vier Freunde überlegen sofort, wie sie helfen können, aber andere Kinder der Klasse haben Vorurteile oder gehen sogar aktiv gegen den Flüchtlingsjungen vor. Die ansonsten überwiegend positiv dargestellten Lehrer versagen beim Umgang mit massivem Mobbing leider ziemlich. Dass am Ende doch noch alles gut wird, liegt am entschlossenen Vorgehen von Alexa und ihren Freunden, sowie der klaren Haltung einiger Eltern und Lehrer.

Die Kinder in dieser Geschichte übernehmen Verantwortung, wo eigentlich Erwachsene handeln sollten. Auch, wenn dies eventuell eine zweideutige Botschaft ist, wird hier doch immerhin Kindern die Möglichkeit eröffnet, überhaupt etwas zu tun und selber aktiv zu werden. Wie sähe unsere Welt heute aus, ohne Malala, Greta -  und eben auch fiktive Heldinnen wie Alexa? Was für eine traurige Aktualität hat dieses Buch, drei Jahre! nach seinem ersten Erscheinen in England, wo wir hier die Aufnahme von bloß 1500 Flüchtlingskindern aus einem griechischen Flüchtlingslager seit Monaten diskutieren?

Wenn wir Erwachsenen nicht in der Lage sind, entschlossen zu handeln, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Kinder es tun. Ich empfehle, dieses Buch gemeinsam zu lesen und gemeinsam zu überlegen, was getan werden muss.

- JPS

Freibad: Ein ganzer Sommer unter dem Himmel
Gmehling, Will
160 Seiten, Peter Hammer

Cover

Es gibt verschiedene Orte, mit denen Kindheiten und Jugendjahre verknüpft werden sollten. Das Freibad gehört definitiv dazu.

Die Geschwister Alfred, genannt Alf, Katinka und Robbie retten per Zufall, aber äußerst geistesgegenwärtig, einem Kleinkind im Schwimmbad das Leben. Die Mutter war zu sehr mit ihrem Handy beschäftigt, um zu bemerken, dass es in Richtung Wasser unterwegs war. Als Dank bekommen sie alle drei eine Freikarte für die ganze Saison.

Von nun an sind sie täglich dort anzutreffen – egal wie gut oder schlecht das Wetter ist. Jeder von ihnen hat sich für die Saison eine persönliche challenge gestellt. So möchte Alf vom 10 Meter Brett springen, Katinka will 20 Bahnen hintereinander weg kraulen und Robbie? Der soll überhaupt erst mal schwimmen lernen.

Das Bad erweist sich als Mikrokosmos des Ortes, in dem die Kinder leben. Sie versuchen täglich, nicht mit dem unfreundlichen und strengen Chef, genannt das Walross, aneinander zu geraten. Sie werden freundlich beobachtet und unterstützt durch Adil, den Bademeister, der aus Syrien stammt. Besonders Katinka ist hingerissen von 3 jungen, geflüchteten Männern aus Mali, die so wunderbar französisch sprechen, eine Sprache, die sie sich gerade mit äußerster Disziplin mühsam selber beibringt, denn Paris ist ihr Traum. Alf hingegen ist schier geblendet von Johanna, die auch fast täglich vor Ort ist. Sie braucht keine Freikarte, denn ihr Vater ist das Walross: leider! Thorben, der einzige Schulfreund von Alf, zeigt eine ihm völlig fremde Seite und Alf würde nach einem Versuch, das Freibad immer den Ballerspielen von Thorben vorziehen. Und Robbie, von dem alle glauben, dass er zurück geblieben ist? Der guckt am liebsten den Wolken nach, aber bekommt doch mehr mit, als man denkt. 

Die Geschwister sind eine unschlagbare „Familienbande“, die sich unterstützt, sich auch mal ordentlich in die Haare kriegt, aber wenn es drauf ankommt, immer zusammen steht. Sie werden dabei von ihren Eltern so gut begleitet, wie man es allen Kindern wünscht.  Dass nicht viel Geld vorhanden ist, erfährt man so nebenbei, aber auch, dass die familiäre Atmosphäre dies 1000 mal aufwiegt. „Ich dachte an Papa und Mama. Sie verstanden sich meistens. Sie waren in Ordnung. Wenn deine Eltern in Ordnung sind, geht es dir gut“

 

Des Weiteren könnte man noch berichten von dem arroganten Fußballstar Alfonso Blasio, von Onkel Carl aus Amerika  und von der Begegnung mit dem obdachlosen Flaschensammler Konrad. Sie alle flankieren die täglichen Erlebnisse und Begegnungen im Schwimmbad.

Highlight des Buches aber ist der mit äußerster Spannung geschilderte, nächtliche Besuch im Schwimmbad, den die Geschwister lange planen. Und tatsächlich gelingt es ihnen, das Walross gnadenlos auszutricksen.

Am Ende des Sommers hat jedes der Kinder sein persönliches Ziel erreicht und ist darüber hinaus auf die eine oder andere Weise gewachsen. Und jeder hat schon wieder neue Pläne oder wie Robbie sagt : Irgendwas wird ja andauernd.

 

Man könnte jetzt denken, dass da aber viel reingepackt wurde in so ein mitteldickes Kinderbuch. Man kann aber auch dem Autor danken, dass er all diese Themen und kleinen und großen Begebenheiten sprachlich so eindrücklich, warmherzig und unterhaltsam schildert, dass man am Ende das Buch nur ungerne aus der Hand legt.

Beim Lesen  werden sofort eigene Erinnerungen an die Freibadzeiten geweckt. Man riecht und schmeckt die Sonnenmilch, das gechlorte Wasser, den Geruch und Geschmack von Pommes und Eis. Und erinnert sich an die nicht enden wollenden Nachmittage mit Freunden auf einer Decke.

- KS

Kosmo & Klax ABC-Geschichten
(ergänzende App zum Kauf möglich)

Helmig, Alexandra | Becker, Timo
120 Seiten, mixtvision

Cover

Das Eichhörnchen Kosmo und der rote Ball Klax erleben im vierten Band der Vorlesereihe Kosmo & Klax des Mixtvision-Verlags 26 ABC-Geschichten, die spielerisch an das Alphabet heranführen sollen: es wird jede Geschichte nicht nur mit der entsprechenden Initiale begonnen, sondern auch zahlreiche Begriffe mit diesem Buchstaben untergebracht. Da öffnet in der ersten Geschichte Kosmo die Augen, man unternimmt einen Ausflug zum Tannenwald, sieht dort eine Ameisenarmee und beobachtet diese beim Arbeiten. Oder in der G-Geschichte, in der Kosmo Geburtstag feiert und Klax ein Geheimnis hegt, das Lili Graumaus involviert und natürlich ein Geschenk.

Alle ABC-Geschichten spielen rund um das beliebte Baumhaus im privaten Park der Helden und drehen sich um Kosmo, Klax und ihre Freunde. Der nicht sehr mutige Herr Mümmelmann, die listige Lili Graumaus, die vornehme Frau Gans, Bibo Biber und Kosmos cooler Cousin Knabba sind die Protagonisten. Die zahlreichen zumeist großformatigen Bilder von Timo Becker illustrieren die Inhalte der ungefähr gleichlangen Geschichten äußerst anschaulich und dabei detailverliebt: besonders die herzigen Helden einer Erzählung stehen meist im Mittelpunkt und können von den Kindern ab 4 Jahren einfach erfasst werden, während ihnen vorgelesen wird.

Zur Kosmo-&-Klax-Reihe bietet der Mixtvision-Verlag die Smartphone-App „Baumhausparty“ um einen moderaten Preis von 1,99€ an: hier kann man alle Helden der Reihe auch animiert sehen, drei Geschichten und ein Lied anhören und drei Spiele ausprobieren: mit Bibo Biber lernt man Buchstaben zu legen, mit Kosmo sucht man in verschiedenen Umgebungen Nüsse und mit Klax bäckt man Crêpes. Diese App für Kinder bis 5 Jahren bietet – anders als manch anderes Smartphone-Angebot für dieses Alter – nicht zu viele Informationen oder Handlungsmöglichkeiten, sodass sie eine sehr gute Ergänzung zur Kosmo-&-Klax-Reihe darstellt.

Ein sehr gelungenes multimediales Paket des Mixtvision-Verlages.

- MD

Der magische Wald
Schaurige Geschichten mit Bildkarten erzählen

Hyland, Angus | Eason, Rohan Daniel
20 Seiten, Laurence King

Cover

Mit diesen großformatigen, soliden Bildkarten im schwarz-weißen Schraffur-Stil können angehende Geschichtenerzähler in schaurig-schöne Märchenwelten eintauchen. Einhörner, Menschenfresser und der Tod begegnen einem im Wald und müssen eingereiht werden in eine Erzählung, die sich in unendlich vielen Kombinationen (um genau zu sein: 2.432.902.008.176.640.000 Permutationen) entfalten kann; die Erzähler entscheiden, ob die unheimliche Gestalt am Grab ein guter Geist oder ein rachesüchtiger Wiedergänger ist, ob die holde Jungfrau tot daliegt oder lediglich schläft. Egal, wie man sich entscheidet, die kunstvoll gestalteten Bildkarten schließen visuell jeweils nahtlos aneinander an - Felsen wandeln sich zu Treppenstufen, die ins Labyrinth führen, Baumäste laufen in Lichtungen aus, Dornenranken werden zu Wurzeln. Damit greift das Bildkartenspiel die Myorama-Tradition aus dem 19. Jahrhundert auf, das dem faszinierten Publikum das beliebige Zusammenstellen von Panorama-Landschaften erlaubte. Diese moderne Variante mit Anleitungen zu vier verschiedenen Spielvarianten kombiniert Elemente aus Fantasy, Schauerroman und Märchen und verführt damit zur zeitlosen Kunst des Geschichtenerzählens.

- NvM

Die Märchen-Box. Erfinde Deine eigenen Geschichten
20 beidseitig bedruckte Puzzleteile

Erfinde Deine eigenen Geschichten | Laval, Anne
20 Seiten, Laurence King

Cover

2,5 Meter Märchenbilder und stundenlangen Spiel- und Erzählspaß – was will man mehr? Diese Märchen-Box ist eine wahre Schatztruhe! Zwanzig beidseitig bedruckte Puzzleteile, aus fester Pappe und so groß wie zwei Kinderhände, lassen sich in zahllosen Kombinationen zu immer neuen Geschichten zusammenlegen. Bedroht ein riesiges rosa Kaninchen das Schloss? Da müssen sich der Held oder die Heldin etwas einfallen lassen! Möglichkeiten gibt es viele, die Märchenfiguren an fabelhaften Schauplätzen immer wieder neue Abenteuer erleben zu lassen. Wird der Frosch zum Prinzen? Oder vielleicht eher der König zum Frosch? Und zwar weil er die Hexe geküsst hat – die, warum nicht, ihm zuvor ein leckeres Eis angeboten hat! Folgt man vertrauten Vorbildern oder überrascht man seine Zuhörer mit einer unerwarteten Wendung? Das kommt ganz auf Lust und Laune an. Am meisten Spaß macht das Märchen-Puzzlen sicher beim gemeinsamen Erzählen und Experimentieren. Spielerisch lassen sich so nicht nur Wortschatz und Sprachkompetenz erweitern, sondern auch Bausteine des Erzählens erlernen. Die freundlich-humorvollen Illustrationen der französischen Künstlerin Anne Laval regen zu lustvollem Fantasieren ein. Sie mischen Buntstift und Aquarell mit Druckschablonen und verraten somit indirekt, worauf es beim Märchenerzählen ankommt: Auf die richtige Mischung aus Schablonenhaftigkeit, Stimmung und Detail. Die ideale Ressource für Vorschul- und Grundschulkinder, für den Hort oder Zuhause, für Einzelkinder und Gruppen.

- NvM

1,2,3,4 Lieblingstier
Lohf, Sabine | Lohf, Sabine
58 Seiten, Gerstenberg

Cover

Tierbuch, ABC und Bastelbuch in einem – dazu im handlichen Quadrat-Pappkartonformat – was will man mehr? Dieses gelungene Buch ist der ideale Begleiter vom Kleinkind- bis weit ins Grundschulalter. Denn es erfüllt alle seine drei Funktionen aufs Beste: In alphabetischer Reihenfolge werden 26 Lieblingstiere auf der rechten Doppelseitenhälfte in Text und Bild dargestellt, wobei das Bild zugleich als Bastelidee gilt. Auf der linken Seite werden jeweils in vier Bildern und knappen Texten klare, schrittweise Anleitungen gegeben, wie man das Tier nachbasteln kann. Wobei sowohl vorne als auch hinten im Buch betont wird, dass es sich hier lediglich um Vorschläge handelt und der Fantasie freier Lauf gegeben ist. Als Materialien für Affe, Dinosaurier, Tukan & Co. dienen Standardbastelutensilien ebenso wie Gegenstände aus Küche und Natur, wobei auch hier die Regel gilt, dass alles ersetzbar ist und es vor allem auf den Spaß an Tier und Tun ankommt.

- NvM

Pflanz dich glücklich
37 Ideen für Garten & Co.

Schmidt, Silke | Schmidt, Silke
124 Seiten, dtv Junior

Cover

Gartenbücher sind in – farbig, fotofreudig und möglichst spektakulär kommen sie daher, um die bodenständige Gartenkunst im Geschenk- oder Erlebnisbuchformat zu verpacken. Dass sie das gar nicht nötig hat, beweist das kleine handliche Taschenbuch im praktischen Quadratformat, das ganz mit schwarz, weiß und grün auskommt. Gelungenes Design, klare Anleitungen, nette Ideen: Von der Bohnenpflanze, die aus dem Schuhkarton rankt, über Nachtfalterkino bis hin zum Vogelcafe begleiten die Garten- bzw. Balkonideen Grundschulkinder durch das Jahr. Dazu gehören eine kleine Samenkunde, eine Anleitung zur Anlegung eines Herbariums und Platz für eigene Beobachtungen. Ein empfehlenswertes Gartenbuch, mit dem man zum Gärtnern heranwachsen kann.

- NvM

Ich so, Du so
Labor Ateliergemeinschaft | Labor Ateliergemeinschaft
176 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

(Vor)lesebuch, Mitdenkbuch, Hausbuch und ganz sicher bald Lieblingsbuch. Dieses Buch, das quer zu allen Kategorien steht, das ebenso Bilder- wie Sachbuch, Kinder- wie Erwachsenenbuch ist, das alleine, am besten aber gemeinsam gelesen, angeschaut und debattiert wird, steht in allerbester Beltz&Gelberg-Tradition: Frech, fröhlich, affirmativ hinterfragt es, was als „normal“ gilt. Und zeigt unverkrampft und humorvoll, dass nur Anderssein normal ist. Das fängt bereits mit dem leuchtend gelben Cover an, auf dem einem ein Strichgesicht die Zunge rausstreckt - und schon kann man anfangen, darüber zu diskutieren, ob es sich hier um eine Provokation, eine Behinderung oder eine Begrüßung handelt. Egal, „alles super normal“, versichert einen die Aufschrift auf der roten Zunge. Im Buch selbst regen bunte Beiträge der zehn Mitglieder der Labor Ateliergemeinschaft dazu an, gängige Vorstellungen von Normalität zu hinterfragen: Comics, Witze, Fotos, Definitionen, Erzählungen, Fragen, Fragebögen und Sachinfos werfen neues Licht auf Stereotypen von Geschlecht, Ethnizität, Nationalität oder Sexualität. Was im Fachjargon angsterregend und abschreckend klingt, ist in diesem Buch humorvoll und lebensnah. Kinder rund um die Welt haben Fragebögen zu ihrem Leben beantwortet und Erwachsene erzählen davon, wie sie als Kind das Gefühl hatten, nicht normal zu sein. Ein Buch, das befreit und Mut macht – sich selbst und andere so anzunehmen, wie man ist bzw. wie sie sind.

- NvM

Peace Maker
Übersetzt von Julia Süßbrich

Blackmann, Malorie
64 Seiten, Beltz & Gelberg/Gulliver

Cover

Mikas Mutter kommandiert ein Erkundungsraumschiff der Allianz. Für die Menschen geht Frieden über alles, das geht soweit, dass alle Kinder einen Peace Maker Chip eingepflanzt bekommen, der alle gewalttätigen Gedanken und Phantasien überschreibt. Mika hat ihren Chip manipuliert, da sie sich nicht anpassen will. Sie träumt von Abenteuern, liebt alte Romane und erfindet ihre eigenen Geschichten. Als die Besatzung aus Versehen in das Gebiet der Kamra eindringt, die keineswegs friedliebend zu sein scheinen, kommt es zu einer Auseinandersetzung und die Menschen müssen sich entscheiden, ob sie kämpfen oder lieber für ihre Ideale sterben wollen. Wie weit darf Selbstbestimmung gehen, wie weit muss man sich anpassen? Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind hervorragende Eigenschaften, aber lassen sie sich um jeden Preis durchhalten? Das Spannungsfeld zwischen Mut, Tapferkeit und Aggression auf der einen und Friedensliebe, Sanftmut und Idealismus auf der anderen Seite gibt den Rahmen für die Geschichte vor. Mikas Unangepasstheit birgt zuerst viele Probleme für das Mädchen, aber in der Not stellt sie sich als großer Gewinn heraus. Spannend geschrieben, kurz und knackig, mit guter Moral. Für Science Fiction begeisterte Jungleser eine nette Geschichte, die sie nicht bereuen werden, auch wenn ein paar Seiten mehr der Geschichte noch besser zu Gesicht gestanden hätten.   

- CS

Das Schulschwein
Liebers, Andrea | Gröhlich, Susanne
32 Seiten, Peter Hammer

Cover

In Finns Klasse gibt es Streit: Mehmet und Yasin gefällt es nicht, dass Laila als Türkin neben Finn sitzen möchte und fordern, dass sie sich neben ein Mädchen setzen solle. Frau Mayer kann nur mit ihrer Ich-spreche-jetzt-ein-Machtwort-Stimme die beiden dazu bringen, sich wieder hinzusetzen und Laila in Ruhe zu lassen. Daraufhin wird das Klassenprojekt besprochen und Finn schlägt vor, das Minischwein seiner Tante, das gerade bei ihnen zu Hause wohnt, als Klassentier zu adoptieren. Verständlicherweise hat Mehmed hier auch einiges einzuwenden. Doch dann taucht Miss Piggy plötzlich auf, die Finn hinterhergelaufen ist und Mehmed ist sofort Feuer und Flamme für diese Idee…
Eine kurzweilige, großformatig illustrierte Erstlese- und Schulgeschichte über Integration und Toleranz und darüber, dass theoretische Ideen manchmal dem Praxistext nicht standhalten.

- MD

Oben schwimmt die Sonne davon
Borchers, Elisabeth | Müller, Hildegard
128 Seiten, dtv Reihe Hanser

Cover

Ursula Remmers und Ursula Warmbold haben für „Oben schwimmt die Sonne davon“ zahlreiche bekannte, aber auch einige lange nicht zugängliche Gedichte der 2013 verstorbenen Lyrikerin Elisabeth Borchers monatsweise geordnet und im dtv-Verlag herausgegeben. Borchers‘ Lyrik zeichnet sich durch ihre radikale kindliche Perspektive aus, aus der sich diese ganz eigene Welt in all ihrer Kreativität, Absurdität und Ungekünsteltheit widerspiegelt. So zeigt sich in dieser Gedichtsammlung im Auf und Ab der Monate ein ganzes Jahr: sein Alltag genauso wie seine besonderen Zeiten, seine Hoch- wie seine Tiefpunkte, seine nachdenklichen wie seine spaßigen Momente…
Hildegard Müller hat dies mit ihren in Blau und Schwarz-Weiß gehaltenen Darstellungen illustriert und so nicht nur die Gedichte auch bildlich zum Leben erweckt, sondern ihnen auch teils neue Bedeutungsebenen gegeben.
Eine rundum gelungene Publikation

- MD

Vom Flaniern und Weltspaziern: Reime und Sprachspiele
Steinkellner, Elisabeth | Roher, Michael
112 Seiten, Tyrolia

Cover

Endreim, Lautgedicht, Liste, Figuren- und Zahlengedicht, Sentenz, Vokalgedicht, Alliteration, Bauernregel, Abecedarium, Gebet, Glaubensbekenntnis… kaum eine existierende Lyrikform wird in „Vom Flaniern und Weltspaziern“ nicht abgedeckt. Der vielfach preisgekrönte Lyrikband des Künstlerpaares Elisabeth Steinkellner und Michael Roher eröffnet Sprachspiel- und Bilderwelten der Sonderklasse. Da kommt der Affenzahn ebenso vor wie der Plusterfisch, der Kaffeehausblues, die Umbruchslust oder der Traumwandler. Sehr schön auch die vielen Beispiele für Intertextualität, wenn bestehende Gedichte variiert („Ottos Bock rocks“) oder persifliert („Glaubensbekenntnis“) werden. So ist für jeden etwas dabei: kleine Leser ab 7 Jahren erfreuen sich sicher an den zahlreichen Skizzen, den vier doppelseitigen Illustrationen sowie dem Wort- und Sprachwitz der Gedichte; Erwachsene an den Anspielungen und kreativen Sprachkunstwerken. Grandios!

- MD

Dieser verfluchte Baum
Wildner, Martina | Kuhl, Anke
205 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Im Allgäu steht ein großer Fichtenbaum, der aufgrund mehrerer Todesfälle, die in seinem Schatten passiert sind, als Todesbaum gemieden wird und gefällt werden soll. Ida und Hendrik sowie dessen kleiner Bruder Eddi glauben nicht an diese Gerüchte und wollen der Sache auf den Grund gehen, bis sich Hendrik eines Tages an dem Baum verletzt und eigenartige Lähmungserscheinungen entwickelt sowie unerklärliches Expertenwissen in Sachen Wald an sich feststellt. Außerdem beschleicht ihn das unbestimmte Gefühl, Holz sprechen zu hören und die Wahrnehmung für Zeit und Geschwindigkeit zu verlieren. Als dann noch ein weiteres Todesopfer zu beklagen ist, fürchtet er, sich unaufhaltsam in einen Baum zu verwandeln…
Der dritte Roman aus der Reihe rund um Ida, Hendrik und Eddi entführt seine Leser ab 11 Jahren wieder in die schaurig-unheimliche Atmosphäre desselben Allgäuer Dörfchens. „Dieser verfluchte Baum“ kombiniert dabei Themen wie die rurale Fremdenfeindlichkeit, junge Liebe und Familienbande mit Unerklärlichem wie Flüchen und Metamorphosen. Für die Einbandillustrationen zeichnet Anke Kuhl verantwortlich, die insbesondere Hendriks Verbaumung besonders originell darstellt.
Ein spannend-gruseliger Kinderroman mit origineller Botschaft.

- MD

Paolina Plapperina und der Wackelzahn-Schulalarm
Schröder, Patricia | Göhlich, Susanne
112 Seiten, magellan

Cover

Paolina, ein quirliges, kreativ-chaotisches End-Kindergartenkind, freut sich schon auf das Übernachten im Kindergarten, besonders aber auf ihren allerbesten Freund Ben. Und natürlich auch darauf, mit ihm in einer Woche gemeinsam in die Schule gehen zu dürfen. Doch Ben ist ein ganz spezielles Kind, das nicht stillsitzen kann und meistens nur seinem eigenen Rhythmus folgt. Während der Übernachtung im Kindergarten erfährt Paolina, dass ihr bester Freund deswegen doch nicht in die Schule kommen wird, worauf sie sofort beschließt, das nicht hinnehmen zu können. Sie entwickelt den Plan, Ben am ersten Schultag in einem Koffer ins Klassenzimmer zu schmuggeln. Gut nur, dass auch anderen aufgefallen ist, dass hier etwas gehörig schiefläuft und man Ben helfen muss…
Patricia Schröder hat mit ihrer Heldin Paolina einen großartigen Charakter geschaffen. Der Leser taucht bei ihr in eine eigene Welt des Sprachwitzes und der Kreativität ein, in der ihre Stofftiere zum Leben erwacht sind und sie für ihre in Not gekommenen Freunde alles unternimmt, was sie kann. Susanne Göhlich hat in ihren zahlreichen lustigen Illustrationen besonders die Hauptfigur Paolina im Blick, aber auch ihre niedlichen Stofftiere.
Ein sehr gut vorlesbares Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft.

- MD

Drei Helden für Mathilda
Scherz, Oliver | Napp, Daniel
112 Seiten, Thienemann

Cover

Der Affe Fitze Fusselkopp, der wilde Löwe Wim und Bummel-Bom, der Bär mit dem dicken Bauch, sind Mathildas Stofftiere und beste Freunde. Doch eines Tages wachen die drei in einem verlassenen Bett auf. Schnell wird ihnen klar, dass Mathilda entführt worden sein muss und sie begeben sich unverzüglich auf die Suche nach ihrer Freundin. Gemeinsam seilen sie sich aus dem Fenster ab und stürzen sich in das Getümmel der Großstadt. Unterwegs bestehen sie so manches Abenteuer, bis sie endlich zu dem Haus mit der Turmuhr kommen, das ihnen seltsam bekannt vorkommt…
Sofort springt beim Vorlesen der Funke auf die kleinen Leser ab 6 Jahren über und sie fiebern mit ihren drei Helden mit. Großartig, wie Oliver Scherz die einfältig-schlaue Perspektive der Stofftiere während der Suche nach Mathilda durchhält und sich teilweise auch sprachspielerischer Stilmittel bedient. So haben die drei Stofftiere jeder eine eigene Art zu sprechen und sie sind auch von ihrer Persönlichkeit her sehr unterschiedlich gezeichnet. Die teilweise großformatigen Illustrationen von Daniel Napp verstärken dieses Gefühl der Vertrautheit mit den drei Helden.
Die Geschichte von den liebenswerten Stofftieren, die sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen menschlichen Besitzer machen, wurde seit „Winnie Puh auf großer Reise“ (1997) nicht mehr so herzerwärmend und lustig erzählt.
Empfehlenswert für Jung und Alt

- MD

Jetzt noch ein Gedicht, und dann aus das Licht!
Gedichte zur guten Nacht

Nesbitt, Kenn | Niemann, Christoph
184 Seiten, Hanser

Cover

Unter dem Titel „One Minute till Bedtime. 60-second Poems to send you off to sleep” erschien in den USA 2016 eine Anthologie von neuen Kindergedichten, an der zahlreiche namhafte englisch-sprachige Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben. 2019 brachte nun der Hanser-Verlag diese Gedichtsammlung auf Deutsch heraus und ließ die Originale von 115 ebenso namhaften deutsch-sprachigen Autorinnen und Autoren übersetzen.
Resultat ist ein Feuerwerk der neuen Kinderlyrik von ABC- bis Figurengedicht, von Nonsens- bis Gute-Nacht-Texten, von fantastischen zu alltäglichen Themen, von Sprachspielen zu intertextuellen literarischen Bezügen. Ein Gedichteschatz für die ganze Familie zum Immer-wieder-Hören, Lachen, Auswendig- und Sprachelernen und nicht zuletzt zum seligen Einschlafen.
Großartig und -formatig illustriert von Christoph Niemann, der in seinen charakteristischen Strichzeichnungen weitere semantische Ebenen und fantastische Interpretationsmöglichkeiten eröffnet.
(Vor-)Lesenswert

- MD

Wer rettet Henry Hoakes?
Ein rätselhaftes Insel-Abenteuer

Friel, Ian | Friel, Helen
64 Seiten, Laurence King

Cover

Henry Hoakes, der exzentrische Besitzer des Vergnügungsparkes auf Hoakes Island, der von zahlreichen sprechenden Tieren bevölkert wird, verschwindet eines Tages und lässt seine Tiere zwar wohlversorgt, aber ratlos über seinen Verbleib zurück. Während seiner Abwesenheit ist der Ameisenbär Rita verantwortlich für den Vergnügungspark, der jedoch nach sechs Jahren von dem skrupellosen Bauträger PoodleCo International bedroht ist, der ihn abreißen und dort Apartments hinbauen will. Du bist als Leser nun gefordert, mit Henrys völlig durcheinandergeratenem Notizbuch, dem Plan des Vergnügungsparks und einer roten Zauberlupe die Besitzurkunde zu finden, um die Pläne von PoodleCo zu durchkreuzen, und nebenbei auch noch Henrys Aufenthaltsort und den Grund seiner Abwesenheit herauszufinden.
Dieses außergewöhnliche Rätselbuch im Zwei-Farben-Druck, durch das man sich durch Lösen von kleinen Rechenaufgaben und Logik-Rätseln hindurchnavigieren muss, besticht durch die aufwändige Collage-artige Gestaltung seiner Seiten. Henrys Notizbuch ist ein Sammelsurium von Briefen, Postkarten, Plänen, Flyern, Zeitungsartikeln, die beim aufmerksamen Lesen und Durchsehen ein immer klareres Bild von den Hintergründen von Henrys Verschwinden liefert.
Ein großartiger Rätselspaß für große und kleine Leser ab 8 Jahren, der allerdings nur einmal gespielt werden kann. Man kann als Fan dieses Titels also nur auf eine Fortsetzung hoffen…

- MD

...6,7,8, Gute Nacht
Roher, Michael | Roher, Michael
24 Seiten, °luftschacht

Cover

Schwerelos schweben Wildschweine in roten Rüschenröcken, Einrad fahrende Fische oder Elefanten mit Schmetterlingsflügeln über die verträumten Doppelseiten dieser verspielten Gute-Nacht-Gedichte. Dabei halten sich Fantastik und Naturalismus elegant die Waage: Die Tiere erscheinen in anatomisch genauen, schwarz schraffierten Zeichnungen in bester Sachillustrationsmanier; erst die Gesamtkomposition und artfremde Attribute entführen diese Wesen – und mit ihm die Leser – in fremde Gefilde. Dieses ebenso naturgesetzlose wie träumerisch natürlich wirkende Nebeneinander wird durch die Collagetechnik künstlerisch in Szene gesetzt und sprachlich in Reime gebunden. Die Verse strahlen Witz und Geborgenheit aus, und der refrainartige Endreim „Gute Nacht“ verleiht dem Buch eine Einheit, die so leicht wirkt wie die sechs Fäden, an die das lyrische Ich seine „sieben lieben Lieblingsträume“ hängt.

- NvM

Q-R-T: Der neue Nachbar
übersetzt von Marc-Frederic Schmid

Lutz, Ferdinand | Lutz, Ferdinand
144 Seiten, Reprodukt

Cover

Der Außerirdische Q-R-T landet auf der Erde, um diese neue Welt zu erkunden. Auf seinem Heimatplaneten sehen alle Bewohner wie Kinder aus, was ihm bei seiner Mission auf der Erde nur bedingt hilfreich ist. Blöd auch, das seine irdische Wohnung in einem Haus voller neugieriger Nachbarn liegt, die ihm ständig nachstellen. Zum Glück hat er seinen treuen Begleiter Flummi dabei, einen Gestaltwandler, der ihm aus so mancher misslichen Situation hilft.

Ursprünglich sind die Q-R-T Geschichten im Kinder-Magazin „Dein Spiegel“ erschienen und wurden hier erstmals in einem Band zusammengefasst. Die einzelnen Kapitel behandeln gesellschaftliche Probleme wie Fremdenfeindlichkeit, Einsamkeit und Integration oder Solidarität mit Schwächeren. Dadurch werden den Lesern niedrigschwellig wichtige Botschaften vermittelt. Das ist sicher eine gute Sache, ansonsten sind die Geschichten bunt und abwechslungsreich gestaltet aber auch sehr unaufgeregt und harmlos. Etwas mehr Aktion wäre da schon möglich gewesen. Ob es so für die jungen Lesern auf die Dauer spannend genug ist, sei dahingestellt.

- CS

Kleeblattsommer
übersetzt von Maike Dörries

Gjerde, Christian Wiik
336 Seiten, Gerstenberg

Cover

Der neunjährige Alvar und der zehnjährige Jens sind beste Freunde und leben Haus an Haus auf der norwegischen Insel GullØya. Sie teilen sich ein Baumhaus, haben schon unzählige Clubs gegründet und suchen gemeinsam vierblättrige Kleeblätter. Bis eines Tages der zehnjährige Magnus in der Nachbarschaft einzieht und ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt: Jens entdeckt Magnus als Fußball-Partner und es wird ein Keil zwischen die Freunde getrieben. Alvar versucht verzweifelt, seinen Freund zu halten, und verstrickt sich dabei immer mehr in seinem Hass gegen den Neuankömmling. Alvar möchte schon aufgeben, als sich zufällig ein Ausweg aus der Situation präsentiert, der sein ganzes Organisationstalent erfordert…

Der Kinderroman von Christian Wiik Gjerde folgt dem klassischen Dramenaufbau, an dessen Höhe- und Wendepunkt sich die größtmögliche Entfernung der beiden Protagonisten darstellt: der epische Streit zwischen den besten Freunden erweckt beim Leser wirklich den Eindruck, dass hier – auch wortwörtlich – Porzellan zerbrochen wird, das nie wieder gekittet werden kann. Umso amüsanter und klüger bewerkstelligt Gjerde dann die Lösung des Konfliktes, die auf Alvars Ideenreichtum und Kreativität aufbaut und seine beleibte beste Freundin Gulla und Magnus’ Großvater ebenso involviert wie die Kleeblattvegetation auf einer Leuchtturminsel und ein Rettungsseil.

Mit feinem Humor und skurrilen Figuren geschriebenes, für die Zielgruppe etwas zu umfangreiches Kinderbuch über Freundschaft, Heldentum und die magischen Kraft der Vergebung.

Lesenswert

- MD

Tagebuch eines Möchtegern-Versagers
aus dem Französischen von Maren Illinger

Blanvillain, Luc
160 Seiten, Fischer KJB

Cover

Der hochbegabte Nils leidet unter dem Förderungswahn seiner Eltern und beschließt, sich in der neuen Schule als Versager zu präsentieren. Mit Gewalt gibt er bei Tests falsche Antworten und stellt sich dumm. Der Plan geht zunächst auf und seine Eltern erlauben ihm fernzusehen und Fußball zu spielen. Nachteil seiner Charade ist jedoch, dass es seine Angebetete, die ihm Nachhilfe gibt, hasst, angelogen zu werden…

Luc Blanvillain erschafft mit Nils einen sympathischen Helden, der versucht, seine Eltern zu manipulieren, und sich dadurch immer tiefer in Unwahrheiten verstrickt. Der geläufige Plot vom Lügner, der nicht mehr aus seinem selbstgebauten Kartenhaus entkommen kann, bis es von selbst zusammenbricht, wird hier durch ein interessantes metafiktionales Element erweitert: das Tagebuch, in das er schreibt (und das den Roman selbst darstellt), wird gestohlen und dadurch droht der ganze Schwindel aufzufliegen.

Ein stellenweise äußerst humorvoller Roman über einen Nerd, der an seinen eigenen Charaktereigenschaften und den Erwartungen seiner Umwelt fast zerbricht und einen Befreiungsschlag versucht.

- MD

Meine Omi, die Wörter und ich
Huppertz, Nikola | Klever, Elsa
36 Seiten, Tulipan

Cover

Mio verbringt viel Zeit mit seiner Omi, die ihm viele Geschichten erzählt und so seine Welt bunt und aufregend macht. Sie schenkt ihm viele Wörter und die beiden teilen diese in selbsterfundene Kategorien ein: laut und wild oder leise und schüchtern, fürs Fröhlich- und Traurigsein oder auch eklige und eigensinnige. Mio nimmt sie alle mit nach Hause und trägt sie mit sich überall hin. Im Laufe der Zeit wird Omi immer stiller und irgendwann sind ihr die Wörter ausgegangen. Mio versucht ihre Wortlosigkeit mit neuen Wörtern auszugleichen, die er anderswo gelernt hat: Speicherkarte, Chicken Nugget oder Manga-Magazin, aber diese wollen nicht bei Omi bleiben. Sie ist stumm und ihr inzwischen wortloses Zimmer wirkt leer. Am Tag, als Mios Omi stirbt, spricht sie noch ein letztes Wort zu ihm, das sich irgendwo sehr gut versteckt hat. So wird Mio zum Hüter aller Wörter, die nun bei ihm wohnen dürfen.

 

Eine berührende Geschichte über die Begeisterung des Sprache-Lernens und die liebevolle Beziehung zwischen Großmutter und Enkelsohn. Die Autorin entscheidet sich dabei für eine sehr versöhnliche Sicht auf Demenz und Tod. Fantasievoll illustriert in Blau- und Rottönen, die die Wörter und Geschichten lebendig werden lassen.

- AD

Maxima und ich
Jansen, Hanna | Erlbruch, Wolf
80 Seiten, Peter Hammer

Cover

David ist ein Findelkind und kommt aus Nigeria, wo er mit seinen Adoptiveltern einige Jahre gelebt hat. Angekommen in Deutschland fühlt er sich völlig fehl am Platz. Er glaubt, dass ihn niemand mag, weil er schwarz ist. Von einigen Mitschülern wird er abgelehnt und verspottet. Eines Tages lernt er in der Nachmittagsbetreuung Maxima kennen. Sie will unbedingt seine Freundin sein und schmiedet gleich Heiratspläne. Maxima ist ein lustiges und direktes Mädchen, das David sofort aus der Reserve lockt und sein Selbstbewusstsein zu stärken versteht. Die beiden sind ein starkes Team und teilen alles miteinander, sogar die geheimsten Träume. Unerwartet hat Maxima aber plötzlich andere Pläne und Lily ist Maximas beste Freundin. David fühlt sich alleingelassen, ist wütend und traurig. Bald aber findet er heraus, dass es auch andere Kinder gibt, die gerne ihre Zeit mit ihm verbringen. David fügt sich ein in die für ihn so neue Welt und findet seinen Platz, genauso wie Maxima bei ihm.

 

Ein gefühlvoll geschriebenes Buch, in dem die Sorgen und Zweifel des kleinen David, aber auch seine Hoffnungen und Träume viel Raum finden. David und Maxima sind sofort sympathisch und man lebt mit ihnen mit. Davids philosophische Überlegungen und seine Begeisterung sind imponierend und Maxima mit ihrem ungestümen Wesen, ihrem Witz und Charme einfach umwerfend. Die in Schwarz-Grau-Gelb gehaltenen Illustrationen der einzelnen Kapitel unterstreichen die Kreativität und Phantasie der beiden Kinder zusätzlich und machen die Geschichte noch greifbarer.

- AD

Vom Fuchs der ein Reh sein wollte
Boie, Kirsten | Scholz, Barbara
192 Seiten, Oetinger

Cover

Nach einem Waldbrand finden die Tiere einen jungen Fuchs, der seine Eltern verloren hat. Familie Reh nimmt ihn schließlich in ihrer Mitte auf und kümmert sich um den Kleinen, den sie Blau-Auge taufen. Die Beziehung zu seinen neuen Geschwistern ist anfangs schwierig, da von Natur aus Fuchs und Reh eben nicht die besten Freunde sind. Just als Blau-Auge sich eingelebt hat und langsam von allen akzeptiert wird verschwindet ein Mäusekind und alle fragen sich: steckt Blau-Auge dahinter? Ein Fuchs bleibt schließlich immer ein Fuchs, oder etwa nicht?

Die Stärke dieses Kinderbuchs liegt in der Perspektive der Tiere auf die Welt der Menschen. Diese Sicht wird in vielen Metaphern verpackt, die in ungewöhnlichen Worten erklären, wie die Tiere uns Menschen wahrnehmen. Worum handelt es sich wohl beim schwarzen Band, auf dem die bedrohlichen Rundfüßler unterwegs sind, oder was ist der Donnerflügel, vor dem Mama Reh ihre Jungen warnt? So wird die Reflexion der Kinder über die eigenen Stellung in der Welt angeregt. Zusätzlich vermittelt die Geschichte wichtige Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Mut und wendet sich gegen Vorurteile und zu schnelle Verurteilung. Der Zuhörer wird beim Vorlesen teilweise direkt angesprochen, was der Geschichte  eine interessante Note verleiht. Was den Lesefluss allerdings etwas stört, sind die teilweise langen Schachtelsätze. Generell ist der Text  für ein Kinderbuch sehr lang; um den Spannungsbogen zu halten wäre hier weniger mehr gewesen. Dafür werden die Kapitel durch viele liebevolle Bilder ergänzt, die den Text auflockern und einrahmen.  

Kirsten Boie ist hier einmal mehr eine rührende Geschichte vom Helfen in der Not gelungen, tröstlich und ein klein wenig traurig, gerade am Anfang stehen Verlust,  Tod und Einsamkeit im Mittelpunkt. Wer damit umgehen kann findet eine lehrreiche Bettlektüre zum abendlichen Vorlesen.   

- CS

Snöfrid aus dem Wiesental 3
Die ganz und gar fantastische Geheimnis des Riesenbaumes

Schmachtl, Andreas | Schmachtl, Andreas
224 Seiten, Arena

Cover

Das dritte Abenteuer des wortkargen Snöfrids beginnt wie jedes seiner bisherigen im Wiesental, wo er nach all den Abenteuern wieder seine gewohnte Routine gefunden hat. Er leidet jedoch unter all den Touristen, die sein Heim besichtigen wollen, aber auch unter den Menschen des Dorfes, die ihn für eine Missernte verantwortlich machen. In letzten Minute kann er sich vor den Dorfbewohnern retten und flieht gemeinsam mit dem Käuzchen Björn in die Lautlosen Wälder, deren Geheimnis mit dem mitten in ihnen gelegenen Riesenbaum verknüpft ist, den die beiden besteigen. Auf dem Weg gesellt sich noch Svenni, ein kleines Einhörnchen, dazu und gemeinsam versuchen sie, nicht nur die Welt, wie sie sie kennen, zu retten, sondern auch das Zeitalter der Snöfride zu bewahren.

Für Kenner der bisherigen Snöfrid-Reihe bieten sich einige Neuerungen – neben dem wortkargen Snöfrid, der stets mit bedeutungsschwangeren „Hm“s kommuniziert, tritt nun Björn, der dasselbe mit „Hu“s erledigt – ein recht kompliziertes Miteinander-Reden der beiden kleinen Helden. Auch weitere Charaktere werden eingeführt, die den Leser durch das ganze Buch begleiten. Gleichgeblieben ist die Kürze der Kapitel, was die Snöfrid-Geschichte weiterhin ideal zum Vorlesen für kleine Leser ab 4 Jahren macht sowie Wortwitz und Ideenreichtum des Autors.

Bemerkenswert, wie es Andreas Schmachtl fertigbringt, dieses hohe Niveau auf allen Ebenen beizubehalten.

- MD

Snöfrid aus dem Wiesental 1
Die ganz und gar unglaubliche Rettung von Nordland

Schmachtl, Andreas | Schmachtl, Andreas
240 Seiten, Arena

Cover

Der wortkarge Snöfrid lebt in einer kleinen Höhle im Wiesental und hat nichts lieber als seine Ruhe, seinen Haferbrei und seinen geregelten Tagesablauf. Dennoch gerät er durch den Besuch von drei Feenmännlein unversehens in ein Abenteuer, das mit entführten Prinzessinnen, dumm-aggressiven Trollen und auf Abwegen gekommenen Artgenossen zu tun hat. Im Laufe der Handlung beginnt sich herauszuschälen, dass in dem kleinen pelzigen Tierchen mehr steckt, als der Leser geahnt hätte…

Mit dem Band „Die ganz und gar unglaubliche Rettung von Nordland“ hat Andreas Schmachtl einen neuen Kinderbuchhelden geschaffen, der viele verschiedene Charaktereigenschaften in sich vereint: einerseits pelzig und harmlos, andererseits mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Freundschaft, was ihn dazu bringt, sich Hals über Kopf in neue Abenteuer zu stürzen – eine höchst unsnöfridsche Wesensart.

Der Autor erzählt diese Geschichte sehr langsam und genau – daher ist der Titel ein ideales Vorlesebuch für kleine Leser ab 4 Jahren. Die gut formulierten Sätze, die abwechslungsreiche Wortwahl und die zahlreichen Wortwitze runden gemeinsam mit den liebenswerten Buchillustrationen des Autors den absolut empfehlenswerten Band ab – ein Gesamtkunstwerk.

- MD

Der verlorene Stern
Schadt, Kathrin | Lauber, Larisa
40 Seiten, Schaltzeit

Cover

Eines Nachts verschwindet plötzlich der grün leuchtende Stern Esmeralda vom Nachthimmel. Ihre besten Freunde Schnuppe und Blinker suchen sie im ganzen Universum. Dabei fragen sie den gemütlichen Herrn Vollmond ebenso um Rat wie den eingebildeten Herrn Himmelszelt. Sie suchen die ganze Nacht und können ihre Freundin erst finden, nachdem sich Frau Sonnenschein dazu entschließt, ihnen zu helfen. Es stellt sich heraus, dass Esmeralda über ihre eigene Kleinheit unglücklich gewesen ist und sich deswegen versteckt hat. Frau Sonnenschein macht Esmeralda klar, welche unverzichtbare Rolle sie als zugegebenermaßen kleiner Stern am Nachthimmel hat und dass alle – auch die Menschen auf der Erde – sie schon vermissen, da ohne sie das Sternbild des Löwen unvollständig ist, dessen grünes Auge sie bildet. So kehrt sie voller Freude und Selbstbewusstsein auf ihren Platz zurück.

Die liebenswerten Illustrationen, welche die sympathischen Charaktere der Handlung in Szene setzen, tun neben dieser herzerwärmenden Geschichte das Ihrige dazu bei, dass „Der verlorene Stern“ als Gesamtkunstwerk verstanden werden kann, das einerseits den Humor der kleinen Leser anspricht (beispielsweise durch die ungestüme Schnuppe oder die ideenreichen Allegorien von Mond, Sonne und Himmelszelt), andererseits aber auch philosophische Fragen aufwirft nach dem Sinn auch eines „kleinen“ Lebens oder nach dem Gemeinsamen unserer Existenz.

Ein großartiges Buch zum Mut-Machen!

- MD

Das Bessermacher-Buch: 75 Ideen, mit denen du die Welt veränderst
Holzapfel, Miriam
128 Seiten, Coppenrath

Cover

Das Bessermacher-Buch ist eine Sammlung von 75 Tipps, für kleine und große Aktionen, die die Welt verbessern können. Völlig neue Ideen sind hier leider nicht dabei, alles hat man schon mal irgendwo anders gelesen. Dennoch ist diese Zusammenstellung doch eine schöne Ressource für Kinder, um ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen.

Zu Beginn werden 5 goldene Regeln eingeführt, die als Leitfaden für alle Aktionen dienen. Von caritativen Events (Tauschbörsen, etc.) und Nachbarschaftshilfe ist dann bis zu Umwelt- und Klimaschutz vieles dabei, was momentan in aller Munde ist. Dabei sind die Ideen thematisch in 4 Kategorien gegliedert, je nach persönlicher Vorliebe kann man entweder den Planeten retten oder anderen Menschen helfen. Eine Sterneskala bewertet den Aufwand, den die jeweilige Aktion erfordert. Abgerundet wird das Buch durch Tipps und Adressen, bei denen man sich für einzelne Aktionen Hilfe suchen kann.

Unter dem Strich ein nettes Buch, das Kinder vielleicht dazu animieren kann, in ihrer Freizeit oder an ihrer Schule etwas Gutes zu initiieren. Die positive Kernaussage des Buches ist, dass jeder etwas zum Besseren verändern kann und dass auch kleine Beiträge die Welt lebenswerter machen können. Ein Buch das Mut macht, etwas anzupacken und einen Beitrag zu leisten. Nur lesen und danach ins Regal stellen reichen hier nicht, man muss dann am Ende auch tatsächlich aktiv werden. 

- CS

So ein Mist: Von Müll, Abfall und Co
Laibl, Melanie & Lili Richter
48 Seiten, Tyrolia

Cover

In dem Buch geht es um Mist und zwar ausschließlich und in allen seinen Formen; absolut tabulos! Vom Hausabfall und seiner Entsorgung in den verschiedensten Menschheitsepochen, über Wohlstands-, Verpackungs- und Plastikmüll bis zum radioaktiven Sondermüll und Satellitenschrott wird hier alles besprochen, was der Mensch erzeugt und zurücklässt. Auch sehr menschliche Ausdünstungen und Absonderungen werden nicht verschwiegen. Das ist nicht immer appetitlich aber auf jeden Fall sehr informativ. Stellenweise scheint es eher zu viel des Guten, für jüngere Kinder im Grundschulalter herrscht hier zuweilen ein Überangebot an Informationen und Details, teilweise wird Spezialwissen vermittelt. Für ältere Jugendliche wiederum ist das Buch vielleicht etwas kindlich aufgemacht. Das Buch ist mit österreichischen Idiomen durchsetzt und wird stellenweise durch kurze Gedichte und andere Einschübe aufgelockert, was für zusätzlichen Lesespaß sorgt. Die allgegenwärtigen Illustrationen passen sehr schön zum Text und werden durch die Figur der Schmeißfliege Calli ergänzt, die zu jedem Thema nochmal einen passenden Kommentar parat hat.   

Das Buch ließe sich in der Schule gut einsetzten, wenn die einzelnen Themen mit den Kindern erarbeitet und weiter erklärt werden. Ebenso ist es für Eltern geeignet, die ihre Kinder zu dem Thema weiter sensibilisieren wollen. Ein informatives und schön gestaltetes Buch zum aktuellen und häufig sehr emotional aufgeladenen Megathema „Müll“, das es wohltuend schafft ohne erhobenen Zeigefinger daher zu kommen.

- CS

Ich wünschte
übersetzt von Birgit Erdmann

Tellegen, Toon | Godon, Ingrid
96 Seiten, mixtvision

Cover

Ein weiteres Mal gibt es hier ein sehr besonderes Buch zu bestaunen. Und hier ist bestaunen wörtlich gemeint: Ingrid Godon zeigt uns in dem vorliegenden Buch 33 Portraits von Menschen unterschiedlichen Alters, alle anscheinend aus einer anderen Zeit.  Und alle haben durch ihre weit auseinander stehenden Augen einen träumerischen, und doch direkten Blick. Allen Personen ist ein Name und ein Text zugeordnet, meisterhaft von Toon Tellegen zu den Gesichtern komponiert wie kostbare Miniaturen. Beides zusammen schafft eine unmittelbare Intensität, wie sie selten in einem Buch für Kinder anzureffen ist. Was wünschen sich diese Personen?

Wovon träumen sie, was macht ihnen Angst? Diese 33 Menschen, viele davon Kinder, sind eine Einladung, dem Leben direkt ins Gesicht zu schauen. Denn: „...Nachdenken, das möchte ich. Nur nicht über mich.“

- JPS

Frerk, du Zwerg
Heinrich, Finn-Ole | Fygenring, Ràn
96 Seiten, Bloomsbury

Cover

Was für eine Geschichte!
Frerk ist eher klein und komisch angezogen ist er auch, eigentlich so wie sein Vater. Seine Mutter erlaubt Frerk nicht viel und sein Vater redet nicht viel. Aber eines Tages findet Frerk ein Ei, dass er in seiner Hosentasche ausbrütet. Allerdings schlüpft kein Hund aus, was Frerk sich gewünscht hätte, sondern 5 anarchische Minizwerge. Mit Hilfe dieser völlig wilden Gestalten lernt er nicht nur Zwergisch (Brät, brät), er zieht auch an, was er will, isst Äpfel und Bananen ungeschnippelt und setzt sich gegen Mutter und Vater durch - Zeit wurde es ja. Eine wilde Geschichte voller Lebenslust und unangepasster Energie, aufs schönste untermalt mit den wilden und gegen den Strich gebürsteten Illustrationen von Rán Flygenring. Dieses Buch wird sicher erst von Erwachsenen akzeptiert werden müssen, bevor es nach diesem Umweg bei den Kindern landen kann...„schüttel dich, lach laut, rühr um, geh ab...“ Viel Spaß!

- JPS

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket
übersetzt von Adelheid Zöfel

Boyne, John | Jeffers, Oliver
281 Seiten, Fischer KJB

Cover

Alistair und Eleanor Brocket haben sich gesucht und gefunden, beide haben traumatische Erfahrungen mit exzentrischen Eltern gemacht. Sie bekommen gemeinsam 3 Kinder und versuchen mit Macht, alles in ihrer Existenz am Maßstab der Normalität zu messen. Ihr drittes Kind Barnaby allerdings ist nicht normal: bereits wenige Sekunden nach seiner Geburt beginnt er zu schweben und kann auch nicht damit aufhören. Seine Eltern nageln zwar zuhause Matratzen an die Decke, damit der Junge sich nicht ständig stößt, aber dennoch fühlen sie sich von der Tatsache, einen so ungewöhnlichen Jungen zu haben, mehr als belästigt. Immerhin sind die beiden Geschwister vollkommen auf Barnabys Seite und der Hund der Familie, Captain W.E. Johns, akzeptiert sogar nur ihn als Herrchen. So kommt es dazu, dass Barnaby in seinem 8 Lebensjahr von seiner Mutter ausgesetzt wird: sie nimmt ihm den Rucksack ab, der ihn ansonsten am Boden hält, und lässt ihn unter freiem Himmel fliegen. Natürlich wird den Geschwistern eine andere Version erzählt. Barnaby tritt nun also eine unglaubliche Reise durch die Lüfte an, von 2 Damen im Fesselballon wird er das erste Mal gerettet. Immer wieder verzögert sich seine Rückkehr nach Sydney, wo der Junge eigentlich schnellstmöglich wieder hin will, weil Barnaby eine Menge anderer Leute trifft, die aufgrund ihrer jeweiligen Individualität ähnliche Erfahrungen wie Barnaby gemacht haben. Ein tolles Buch zur Frage: „was ist eigentlich normal?“ mit, wie ich finde, ein paar Schwächen im Plot und einem nicht ganz stimmigen Ende. Dennoch lesenswert! 

- JPS

Der Krokodildieb
Bjørnstad, Taran | Grav, Christoffer
134 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Odd träumt im Schulunterricht davon, Superkräfte zu haben und fliegen zu können. Leider sieht seine Realität entsprechend wenig super aus: er wird von den meisten Klassenkameraden gemobbt, er hat fürchterliche Angst vor dem großen Hund auf dem Schulweg, seine große Schwester Kine traut ihm wenig zu und sein großer Bruder ist ein Fußball-Ass und denkt eigentlich an nichts anderes als ans Fußballspielen. Die vielbeschäftigten Eltern geben höchstens recht oberflächliche Tipps, wenn Odd denn mal überhaupt von seinen Problemen erzählt, insgesamt ein ziemlich unerfreu-licher Zustand für den Jungen. Bis ihm eines Tages, nach einem Klassenausflug ins Aquarium, die rettende Idee kommt: er brauchte einfach nur ein Tier, das alle gefährlich finden und das ihm gehört. So wie das kleine Krokodil Zack, das Odd im Aquarium mal halten durfte. Rolf, der Tierpfleger, hat ein gutes Gespür für Odds Problemlage und sorgt dafür, dass das schwächste Kind der Klasse etwas Mutiges tun kann, um seine wahre Größe zu demonstrieren. Womit er nicht rechnen konnte, war, das Odd Zack entführt und mit nach Hause nimmt. Natürlich stellt sich das Zusammenleben mit einem Krokodil als keineswegs einfach heraus. Was aber passiert, ist, dass Odd, alleine durch das Wissen um sein Krokodil zuhause, wächst, und anfängt, sich zu wehren. Als Tierpfleger Rolf im Fernsehen über den verschwundenen Zack in Tränen ausbricht, steht für Odd fest, dass das Tier wieder zurück muss.

Der norwegischen Autorin Taran Bjørnstad gelingt in dieser großartigen Kindergeschichte die Bearbeitung eines gewichtigen Themas auf spielerische, humorvolle und dennoch wirkungsvolle Art und Weise. Die comichaften Illustrationen von Christoffer Grav sind in reduzierter Farbigkeit und mit vielen Grautönen angelegt und überzeugen durch ungewöhnliche Perspektiven und gewagte Anschnitte. Kinder besitzen im Grundschulalter durchaus(noch) die Fähigkeit, Fiktion und Realität miteinander zu verschmelzen. Daher ist dieses Buch gerade richtig für diese Altersgruppe. Applaus!

- JPS

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
Almond, David | Jefferson, Oliver
246 Seiten, Ravensburger

Cover

Der Junge Stan ist Vollwaise und lebt bei Onkel und Tante. Zunächst kümmern sich die beiden liebevoll um ihren Neffen, aber als Onkel Ernie arbeitslos wird, beginnt er, sonderlich zu werden. Getrieben von der Vorstellung, eine Fischfabrik zu gründen, baut Stanleys Onkel das ganze Haus in eine Fertigungsstraße für Dosenfisch um. Tatsächlich entkommt die Familie  so der Erwerbslosigkeit, aber ab sofort geht es nur noch um effiziente Produktion und Stan ist eine billige Arbeitskraft. Da entschließt sich der Junge, fort zu gehen. Bei einer Jahrmarktstruppe kommt er unter und lernt dort freundliche Menschen und Solidarität kennen. Bei Pancho Pirelli, dem sagenhaften Fischflüsterer geht er schließlich in die Lehre. Als Pedro Perdito schafft Stan schließlich den sagenhaften Sprung in das Piranha Becken. Diese skurrile Geschichte voll britischem Humor und zahlreichen Anspielungen ist ein sprachliches Feuerwerk und von Alexandra Ernst kongenial übersetzt. Jeffers' Bleistiftzeichnungen sind so einfach wie wirkungsvoll und unterstreichen den lakonischen Ton dieser Geschichte. Ein Lesevergnügen für Vorleser, Zuhörer und Selberleser...

- JPS

Der Goldfisch ist unschuldig
Fabsits, Tanja | Fabsits, Tanja
169 Seiten, Tyrolia

Cover

Was muss eigentlich passieren, um einen depressiven Vater von der Couch herunter zu holen? Henri ist sauer, verzweifelt und ziemlich alleingelassen. Auch Henris Mutter ist leider keine große Hilfe, ist sie doch selbst überfordert mit der Situation. Also schnappt sich Henri das Goldfischglas, auf das sein Vater seit Wochen starrt, und schmeißt es mitsamt Goldi aus dem offenen Fenster. Keine Reaktion- außer bei Henri. Der spurtet sofort schuldbewusst in den Hof und findet dort Goldi, im Suppentopf von Herrn Montesanto, der den Goldfisch gerettet hat, als das Goldfischglas, gebremst vom offenen Müllcontainer, beim Sturz aus dem 3. Stock kaputt gegangen war.

Gottseidank, Goldi geht’s gut. Aber wie geht es jetzt weiter? Der Hauswart, Herr Montesanto, stellt sich als pädagogisches Naturtalent, als guter Zuhörer und noch besserer Geschichtenerzähler heraus. Ohne den Jungen jemals zu bedrängen, erahnt er etliches von dem, was Henri bedrückt und es entsteht eine stabile Freundschaft. Henri, der sich permanent in der Verantwortung fühlt, seinen Vater zu erreichen und zu „bewegen“, erdenkt einen Plan nach dem Anderen, um mit viel Weihnachtszauber und mehreren nichtsahnenden Protagonisten seine Vorstellung davon, was den Vater glücklich macht, in die Tat umzusetzen. Natürlich ist dann alles ganz anders und natürlich wird es auch irgendwie gut.

Klug erzählt die Autorin die Geschichte des Jungen Henri konsequent aus dessen Perspektive: voller starker Gefühle, die ausgesprochen und ausgelebt werden und mit denen ein schweres Thema leichtfüßig daher kommen kann.

Empfohlen für Kinder ab 9 Jahren und für deren Eltern...

- JPS

Das Glück ist ein Fisch
übersetzt von Jochen Weber

De Nogales, Melba Escobar | Builes, Elizabeth
110 Seiten, Baobab

Cover

Der 10jährige Pedro ist glücklich: endlich wird er das Meer sehen.

Allerdings gibt es auch eine traurige Neuigkeit: Pedros Vater ist nicht nur nicht mitgeflogen ans Meer, er hat außerdem auch die Familie verlassen.

Pedro ist so überwältigt von Traurigkeit und Enttäuschung, dass er seiner Mutter davon läuft, immer am Meer entlang, immer weiter fort. Schließlich schläft er erschöpft am Strand ein. Als er nachts hungrig aufwacht, wird er von einem knurrigen, alten Mann mit in dessen Haus genommen. Johnny Tay heißt der Mann und Pedro vermutet gleich, dass es sich bei Johnny um einen Piraten handeln könnte. Die Papageiendame Viktoria, die Pedro viele Details aus der Vergangenheit der Pirateninsel und von Johnny Tay erzählt, bestätigt Pedros Vermutung, wenn gleich nicht ganz klar wird, was Erzählung ist, und was Wirklichkeit. Aber das macht nichts, Pedro beginnt sich bei Johnny Tray wohl und sicher zu fühlen. In nur etwas mehr als einem Tag, den Pedros Mutter mit Hilfe der Polizei braucht, um den Jungen aufzutreiben, fängt Pedro seinen ersten Fisch, schnorchelt unter Johnnys besonnener Leitung und wächst in vielerlei Hinsicht über sich hinaus. Auch Pedros Mutter erkennt die besondere Verbindung zwischen dem alten Einsiedler und ihrem Jungen und stellt ein Widersehen in Aussicht.

So, wie der Junge Pedro in dieser Geschichte, können auch wir, die Leser, von Johnnys Weisheit und Reichtum profitieren. Die Autorin erzählt am Ende noch von jenem Johnny, der das Vorbild für diese Figur abgab.

Die poetische Schönheit der Illustrationen von Elizabeth Builes schafft zusätzliche Raum und Tiefe. Ob Textgestaltung am Kapitelanfang oder ganzseitige Illustration, fein, trotzdem kraftvoll und vielfältig erweitern die Bilder hier im buchstäblichen Sinne den Text. Ein Augen- und Sinnen-Schmaus aus dem Hause Baobab, vielen Dank dafür!

- JPS

Am Ende des Alphabets
übersetzt von Ursula C. Sturm

Beale, Fleure | Beale, Fleure
207 Seiten, Knesebeck

Cover

Ruby Yarrow hat eine Lese- Rechtschreibschwäche (Legasthenie). Obwohl sie intelligent ist und eine schnelle Auffassungsgabe besitzt, hat sie deswegen Minderwertigkeitskomplexe. Wenig hilfreich ist ihre Familie, besonders Rubys Mutter, die sie für lernbehindert hält und ihren Bruder Max, eine Intelligenzbestie, unglaublich verwöhnt und vorzieht. Ruby ist der Babysitter und das Dienstmädchen des Haushalts, von deren Gutmütigkeit alle profitieren, Bloß Calvin, Rubys Stiefvater und der Vater ihrer beiden kleinen Brüder, sieht, was mit Ruby geschieht. Als eines Tages Rubys beste Freundin Tia sie vor die Alternative stellt: “entweder du legst dir ein Rückrat zu, oder ich rede nie wieder mit dir,“ trifft Ruby eine folgenschwere Entscheidung: so darf es nicht weitergehn. Der Weg zu mehr Selbstbewusstsein und einer eigenen Identität ist schwer: Ruby muss lernen, Nein zu sagen und auszuhalten, nicht mehr die von allen immer gelobte und auf ihre eigenen Wünsche verzichtende Person zu sein, an deren Rolle sie sich so gewöhnt hat.

Ein tolles Buch, das eine typische Mädchen- und Frauenproblematik behandelt: lieber verzichten und dafür gelobt werden als sich für sich selbst stark zu machen. Auch für Nicht-LegastenikerInnen absolut lesenswert!!!

- JPS

Etwas ganz Großes
übersetzt von Anna Taube

Neeman, Sylvie | Godon, Ingrid
32 Seiten, mixtvision

Cover

Der Kleine ist wütend. Er ist wütend, weil er noch so klein ist, aber gerne etwas ganz Großes machen würde. Der Große legt sein Buch weg und fragt nach. Wie groß das Große denn sein solle, und wie es aussähe?

Ach, es ist nicht so leicht darüber zu reden und leicht herauszufinden ist es auch nicht. Aber ein Spaziergang könnte helfen, es herauszufinden.

Zumal, wenn es ein Spaziergang zum Meer ist, dass allein mit seiner Größe schon zum Philosophieren anregt. Und so sagt der Kleine denn auch: „Wenn ich das Meer so ansehe, denke ich, ich könnte es schaffen, etwas ganz Großes zu machen. Findest du nicht?“ Und tatsächlich, auf dem Heimweg ergibt sich urplötzlich die Gelegenheit für den Kleinen, etwas Großes zu tun. Und das tut er auch, der Kleine. Diese zarte Geschichte über das Wachsen, über Verständnis, Kommunikation und gemeinsames Finden von Lösungen ist voller Liebe und Aufmerksamkeit geschrieben. Ebenso fein in ihrer Einfachheit und Klarheit sind die Zeichnungen von Ingrid Godon. Hier wird viel Platz gelassen für eigenes Empfinden, für Erinnerungen und Gefühle. Sowohl die Sprache als auch die Bilder laden zu Gesprächen und Reflexionen ein. Und dazu, etwas ganz Großes zu tun, ab und zu!

- JPS

Bär im Boot
Shelton, Dave | Shelton, Dave
304 Seiten, Carlsen

Cover

Dieses Buch ist besonders. Gut, eigentlich richten wir unser Augenmerk ausschließlich auf besondere Bücher, aber dieses Buch ist sehr besonders... Die Geschichte ist kurz erzählt: ein Junge steigt zu einem Bären in ein Ruderboot, und bittet darum, auf die andere Seite gefahren zu werden. Der bärenstarke Bootskapitän legt sich kräftig in die Riemen, und die Reise beginnt...  Was zunächst nach einer kurzen Überfahrt aussah, entpuppt sich im Laufe der Geschichte als eine gänzlich andere Sache; eher ist der Junge zum dem Bären in eine gemeinsame und unbestimmte Zukunft gestiegen, wie sich herausstellt. Dabei wachsen natürlich beide Charaktere, zu der kindlich-anspruchsvollen Haltung des kleinen Jungen kommen nach und nach Freundschaft und Verständnis hinzu und der erwachsene Bär bekommt Gelegenheit zu der Erkenntnis, das kleine Menschen auch „nützlich“ sein können. Alles spielt sich in mitten des weiten, blauen Meeres ab, das natürlich auch noch eigene Dynamik  beisteuert. Hochspannend geschrieben, ausgezeichnet beobachtet und liebevollst illustriert ist das Buch jetzt schon auf dem Weg auf unsere persönliche Bestenliste...                                               

- JPS

Vier Wünsche ans Universum
Kelly, Erin Entrada
288 Seiten, dtv

Cover

Erin Entrada Kelly erzählt in ihrem Kinderroman „Vier Wünsche ans Universum“ einen Tag im Leben von mehreren Kindern: von Virgil, dem ruhigen und gehemmten Jüngsten einer lauten und extrovertierten Familie und dessen einzigem Freund Hamster Gulliver; von Valencia, einer Gehörlosen, die sich ebenfalls von ihren Eltern unverstanden fühlt; von Kaori, die mit ihrer kleinen Schwester Gen zusammen als Lebensberaterin arbeitet (allerdings vorerst nur für Virgil) und von Chet, dem Schulschläger mit weichem Kern. Auf verschlungenen Pfaden treffen die Schicksale der fünf zusammen, sodass der Leser den Eindruck bekommen soll, das Universum habe da seine Finger im Spiel (der treffendere Titel ist daher auch der englische: „Hello, Universe“). Diese Verwicklungen ermöglichen Entwicklung: Virgil lernt, für seine Sache einzustehen, Valencia kann sich öffnen und Freunde finden und Chet muss erstmals damit umgehen, dass er in seine Schranken gewiesen wird.

Ein ruhiger, wohldurchdachter Roman für junge Leser ab 11 Jahren mit sorgsam charakterisierten Figuren, der die feinen zwischenmenschlichen Nuancen auslotet und dabei auch sprachlich überzeugen kann. Zurecht nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019

Lesenswert!

- MD

Podkin Einohr
Der magische Dolch

Larwood, Kieran
256 Seiten, Ravensburger Buchverlag

Cover

Podkin, Paz und Puk sind die Kinder von Lodkin, dem Stammesführer der Gänseblum-Kaninchen. Als ältester Sohn soll Podkin seinem Vater in dieser Funktion einmal nachfolgen. Doch eines Tages werden sie von den bösen Gorm-Kaninchen überfallen und nur die Kinder können sich retten. Auf ihrer Flucht treffen sie auf weitere Tiere, die von den Gorm geflohen sind, und gelangen über Umwege zur geheimen Knochenwurzel-Siedlung, wo sie den blinden Crom treffen, der sich als alter Weggefährte ihres Vaters entpuppt, sowie Mischi und Maschi, zwei militärisch ausgebildete Zwergkaninchen. Gemeinsam beginnen sie den aussichtlos erscheinenden Kampf gegen die geheimnisvollen Gorm und können diese in einem ihrer Militäraußenposten stellen…

Die von Tolkiens Erzählungen um die Hobbits inspirierte Geschichte zieht den Leser, sobald er sich an den Gedanken gewöhnt hat, dass es auch bösen Kaninchen geben kann, sofort in ihren Bann. Besonders interessant dabei die Entwicklung, die Podkin im Laufe der Handlung durchmacht: vom verwöhnten Söhnchen zum mutigen Anführer, vom faulen Schüler zum wissbegierigen Verantwortungsträger. Diese Fantasy-Erzählung wird dadurch zu einer Coming-of-Age-Geschichte mit ungewöhnlichem Personal. Äußerst kreativ zudem, wie Kieran Larwood den mythologischen und religiösen Hintergrund der Kaninchen-Zivilisation gestaltet: mit einer eigenen Schöpfungsgeschichte und einem eigenen Pantheon.

Der Verlag empfiehlt „Podkin Einohr“ für „mutige Abenteurer ab 10 Jahren“. Tatsächlich erscheint eine etwas höhere Altersempfehlung – ab 12-13 Jahren – eher angebracht, zu eindrucksvoll und detailreich werden die Kriegsgräuel der Gorm geschildert. Ungünstig in diesem Zusammenhang auch, dass das Buchcover mit seiner herzigen Illustration des Titelhelden eher ein Kinderbuch für Grundschüler erwarten lässt als für Teenager.

Alles in allem aber ein spannendes, kreativ-schauriges Märchen mit ungewöhnlichen Helden (und Tätern), das zurecht für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 nominiert ist.

- MD

So ein Mist
Von Müll, Abfall & Co

Laibl, Melanie | Richter, Lili
47 Seiten, Tyrolia

Cover

„Abrakadrabra acidophilus / Hokuspokus bifidus / Streptococcus simsalabim“ – mit dieser Bakterien-Beschwörung veredelt die mistgebildete Schmeißfliege Calli Milch zu Joghurt. So wird die nicht sauer und Müll, sondern süß und rahmiger Genuss. Zugleich steckt darin schon die Formel zu einem überraschend-unterhaltsamen und ebenso informativen wie poetischem Sachbuch:  ausgefallene Begleitfigur, Sprachspiel und Bildwitz, origineller Zugang zum Thema. Was Melanie Laibl im Haupttext „Wettlauf gegen die Mikroorganismen“ nennt, ist nichts anderes als die Haltbarmachung von Lebensmitteln – nur eben besonders verträglich und nachhaltig aufgetischt.

Auf 21 abwechslungsreich gestalteten Doppelseiten, jeweils mit so schönen Titeln wie „Verrotten & Verwandeln“, „Verwesen & Verwursten“ oder „Vermiesen & Verpesten“, gewinnen Laibl und Richter dem Thema Mist unglaublich spannende Seiten ab. Vom Kreislauf der Natur über eine kurze Kanal- und Klogeschichte und Problemmüll auf Reisen bis hin zu den ärgsten Miefern der Tier- und Pflanzenwelt oder dem Wo und Warum des Staubs erfährt man so viel Faszinierendes, dass man gar nicht genug davon bekommt. Klar und humorvoll, nie anbiedernd oder geschmacklos benennt, beschreibt und erklärt Laibl, was so alles im Mist steckt. Sprachlich kreativ wird es vor allem an den Seitenrändern: ein „gelbflüssiges Glossar“ bietet umgangs-, kinder- und vulgärsprachliche Varianten rund ums fachsprachliche Urinieren; die Doppelseite zum klugen Kreislauf der Natur wird durch ein zirkuläres Kompostgedicht – „Aus die Maus. Aas im Gras. Stink!“ im wahrsten Sinne des Wortes gerahmt; auf der Staubseite wird dem Besen ein Grabstein gesetzt mit dem Epitaph „Kehre wieder!“.  Richters computer-kolorierten Bleistiftzeichnungen reichen von der Schemazeichnung einer Kläranlage über expressive Tierfiguren bis hin zu unverschämten Menschenkarikaturen.  Entzückend das Meerschweinpärchen, dass sich gegenseitig die eigenen Köttel in die verliebten Schnauzen schiebt; frech, die Struwwelpeterparodie, die – sachlich bedingt, natürlich – Betrachtern den Mittelfinger entgegenstreckt, da Fingernägel schneller als Zehennägel wachsen und der Mittelfinger eben am allerschnellsten. Vielleicht ist das aber auch ein Hinweis darauf, dass Bücher nicht mit erhobenem Zeigefinger geschrieben werden müssen, um aufzuklären. In diesem zu Recht vielfach preisgekrönten Sachbuch für Kinder ab etwa 8 Jahren kommen Faktenfresser ebenso auf ihre Kosten wie kreative Köpfe. Bleibt nur zu wünschen, dass Melanie Laibl und Lili Richter mit weiteren Titeln die Sachbuchszene beleben werden!

- NvM

Flo und Valentina: Ach, du nachtschwarze Zwölf!
Hach, Lena | Schulz, Kristine
137 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Flo wacht eines Nachts auf und ein seltsames Mädchen steht in seinem Zimmer. Obwohl sie nicht so recht mit der Sprache rausrücken will, wer oder was sie eigentlich ist, findet Flo sie nach anfänglichem Zögern ganz nett. Außerdem mag diese Valentina genauso gerne Schokolade wie er und fliegen kann sie auch! Sie hat nur ein Problem, bei dem Flo ihr aber vielleicht helfen kann…

Eine lustige und harmlose Vampirgeschichte für kleine Leser. Viele Elemente, wie der nervige Bruder und die übereifrigen Eltern, die als „Zahnfee“ in die Handlung eingreifen, sind aus der Lebenswirklichkeit vieler Kinder entnommen und erleichtern den Zugang zur Geschichte. Unterstützt wird die Handlung durch lustige Bilder, die immer wieder eingestreut werden. Das Buch kann zwar nicht mit Klassikern wie „Der kleine Vampir“ mithalten, ist aber dennoch ein nettes Buch als Einschlafgeschichte für mehrere Tage. 

- CS

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich
Lambeck, Silke | Jung, Barbara
180 Seiten, Gerstenberg

Cover

Matti und Otto leben in Berlin-Mitte und sind Freunde seit der Schwangerschafts-Rückbildungsgymnastik ihrer Mütter. Auf diesem soliden Fundament hat sich jeder der beiden inzwischen zu einem äußerst liebenswerten Fünftklässler entwickelt. Beide haben gelernt, mit dem Leben und seinen Herausforderungen umzugehen, immer in der Gewissheit, einen wirklichen Freund an seiner Seite zu haben. Eines Tages kommt die Musiklehrerin auf die Idee, die Schüler zum rappen zu animieren, in dem, als Anregung, sie einen jungen Neuköllner Rapper via YouTube ins Klassenzimmer holt. Die Idee funktioniert, alle Schüler sind zumindest interessiert. Bis auf Otto, der nämlich nicht singen kann, aber dafür hat er ja Matti. So denken die beiden Freunde darüber nach, welche Voraussetzungen man für einen ordentlichen Rap braucht: eine, die unabdingbar erscheint, ist, ein bisschen weniger brav zu sein. Hier setzt diese pfiffige und wahrhaft unterhaltsame Geschichte an: Otto und Matti probieren sich im wilden Leben und lernen dabei, Vorurteile zu überwinden, dass das wilde Leben ganz schön anstrengend sein kann, aber auch, dass Ausdauer und Engagement belohnt werden. Die Illustrationen von Barbara Jung unterstreichen den witzigen Erzählstil des Icherzählers Matti. Silke Lambeck gelingt mit diesem modernen Großstadt –Krimi (Emil und die Detektive lassen grüßen) eine zeitgemäße Abenteuer – und Freundschaftsgeschichte, die sowohl eventuellen vorlesenden Erwachsenen als auch selbst lesenden Kindern viel Spaß machen dürfte. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen haben wir bereits von einer Fortsetzung gehört. Große Vorfreude!

- JPS

Müll
Alles über die lästigste Sache der Welt

Raidt, Gerda | Raidt, Gerda
93 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Man möchte ihn möglichst nicht sehen, noch weniger riechen! Müll, die lästigste Sache der Welt, wie der Untertitel treffend feststellt. Und doch ist er überall, dieser Müll. Nur im Kinderbuch, das inzwischen viele Tabuthemen von Tod bis Transsexualität in Angriff genommen hat, war er bisher kaum angekommen. Höchstens indirekt, im Zusammenhang mit Naturschutz und Umweltverschmutzung. Blättert man durch dieses Buch, versteht man warum: Müll ist nicht nur lästig. Hinsehen ist unangenehm. Ja geradezu bedrückend und angsteinflößend – vor allem, wenn man sich eingestehen muss, dass man als Verbraucher tüchtig beiträgt zum Müll auf dieser Welt! Gerda Raidt verschönt nichts: quillt der Papierkorb auf der Titelseite schon über, so türmen sich schon bald trotz Mülltrennung die Plastikberge so hoch, dass die Seite nicht ausreicht, strahlt der Atommüll in eine ungewisse Zukunft, bilden sich in den Ozeanen ganze Müllinseln und ist der Planet Erde von Weltraumschrott umgeben. Kippt man hierzulande seinen Müll in Nachbars Tonne, um Gebühren zu sparen, so machen anderorts Leute viel Geld damit, ihn illegal verschwinden zu lassen, während in Drittweltländern Kindern unseren Müll auseinanderschrauben, um sich gerade mal etwas Essen kaufen zu können. Glücklicherweise gibt es ab S. 72 Ideen und konkrete Hinweise, wie man selbst etwas gegen diese Zumüllung unternehmen kann: Brotzeit in der Dose mitnehmen, Wasser aus dem Hahn trinken, Gebrauchtes auf dem Flohmarkt verkaufen. Kritisch einkaufen, vielleicht auf mal auf Neues verzichten, reparieren statt ersetzen. Ein Anhang liefert Zusatzinformation zu Müll als Kunst, zu sozialen und umweltaktivistischen Initativen, die ebenfalls inspirieren können. Trotz der Bedrohlichkeit des Themas gelingt es Raidt mit ihren detaillierten kolorierten Buntstiftzeichnungen den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und Kinder zum Handeln zu ermutigen.

- NvM

Fuchs und Hase
Das Flächensuch-SPIEL

Damm, Antje | Damm, Antje
24 Seiten, Meter Morphosen

Cover

Das ist das jüngste von drei Spielen, die Antje Damm für den MeterMorphosen-Verlag entworfen hat. Während Damm für die ersten beiden Spiele eigene Bilderbücher zu originellen Memory-Kartenpaaren abgewandelt hat, lässt sie sich hier etwas ganz Neues einfallen. Die großformatigen Karten lassen im wahrsten Sinne viel Freiraum für Kreativität: Kerze, Zahnbürste, Bettdecke oder Gummistiefel sind ausgestanzt, dabei steht eine Beschreibung: „Hase pustet seine orangene Kerze aus.“ – auf der Rückseite „Fuchs hat seine rote Kerze angezündet“. Oder „Fuchs hat ein Boot aus Holz.“ – auf der Rückseite „Hase hat ein Boot aus Plastik.“ Nun gilt es, eine passende Farbe oder Oberfläche in der Umgebung zu finden und die ausgestanzte Karte draufzulegen. So ergeben sich unendlich viele Möglichkeiten – und lustige Kontraste zwischen Hasen- und Fuchsvorlieben. Das Spiel regt dazu an, die eigene Umgebung bewusster wahrzunehmen, Seh- und Tastsinn zu schulen, Farben, Formen und Materialien zu benennen. Abgesehen von all diesen pädagogisch (und sonderpädagogisch!) wertvollen Eigenschaften macht das Spiel aber vor allem viel Spaß – und nicht nur Kleinkindern, sondern der ganzen Familie! Egal, ob man die braunen Haare der Freundin zu Fuchs Puppenhaaren arrangiert oder eine Wasserflasche mit Hase in See stechen lässt, es gibt viel Anlass zu lachen und die vertraute Welt mit neuen Augen zu sehen!

- NvM

Pu – Der beste Bär der Welt
übersetzt von Henning Ahrens

Bright, Paul u.a. | Burgess, Mark
126 Seiten, Atrium

Cover

Neues von Pu

Inspiriert von den originalen Pu-der-Bär-Geschichten von A.A. Milne und den Illustrationen E.H. Shepards haben Paul Bright, Kate Sanders, Brian Sibley und Jeanne Willis, gemeinsam mit dem Illustrator Mark Burgess, vier neue Geschichten um die weltberühmten Freunde aus dem 160-Morgen-Wald herausgegeben.

Diese nach den vier Jahreszeiten geordneten Erzählungen orientieren sich thematisch und auch sprachlich tatsächlich sehr genau an der berühmten Vorlage: die typologische Charakterisierung der Figuren ist ebenso (wieder)erkennbar wie charakteristische thematische und sprachliche Merkmale wie der Sprachwitz, das Missverstehen von „erwachsenen“ Begriffen durch das fehlerhafte Einordnen in einen kindlichen Verstehenszusammenhang sowie die Themen Freundschaft, Zusammenhalt und Herzensgüte.

Für die Aufmerksamkeitsspanne zeitgenössischer Rezipienten ab 5 Jahren sind die vorliegenden Geschichten allerdings zu langatmig. Darin unterscheiden sie sich – nebenbei bemerkt – auch nicht von der Vorlage Milnes. Man muss beim Vorlesen einzelne Abschnitte finden, um die Zuhörerschaft nicht zu verlieren. Auch der Wort- und Sprachwitz kann erst von älteren Lesern wirklich nachvollzogen werden.

Die kurzen, sehr persönlichen Statements der Autoren und des Illustrators am Ende des umfangsreichen Bandes, in denen sie ihre persönliche Beziehung zu A.A. Milnes Kinderbüchern beschreiben und teilweise auch Hinweise auf die Entstehungsgeschichte der neuen Erzählungen geben, runden die Publikation ab.

Eine empfehlenswerte Weitererzählung eines Kinderbuchklassikers für Pu-Freunde und solche, die es noch werden wollen.

- MD

Jacky Marrone jagt die Goldpfote
Biermann, Franziska | Biermann, Franziska
120 Seiten, dtv

Cover

Erster Fall für Detektiv Jacky Marrone. Witwe Bolte vermisst ihr Huhn Aurelia. Das Besondere ist, dass das Federvieh buchstäblich goldene Eier legt und wohl deshalb entführt wurde. Ausgerüstet mit dem neuesten Agentenkoffer nimmt Jacky die Fährte auf. Kann er das Huhn finden? Was haben die Pancakebrüder mit der Sache zu tun, und was für ein Spiel treibt der zwielichtige Pfandleiher R. Stielzchen?

Das Buch ist für Erstleser geschrieben und mit vielen Bildern illustriert. Der Schreibstil ist locker und einfach, bietet aber doch sprachliche Abwechslung. Die Bilder ergänzen den Text und geben manchmal zusätzliche Details preis. Im Text sind diverse Anspielungen an bekannte Märchen verbaut, was zusätzliche Aufmerksamkeit beim Lesen fördert. Die Detektivgeschichte ist eher simpel gehalten, aber mit vielen netten und kreativen Ideen aufgepeppt. Unter dem Strich eine flüssige Geschichte, die jungen Lesern sicher viel Spaß macht.

- CS

Für immer Alaska
übersetzt von Andrea Kluitmann

Woltz, Anna
176 Seiten, Carlsen

Cover

Parker vermisst Ihren Hund Alaska, den sie bereits als Welpen abgeben musste weil ihr kleiner Bruder eine Hundeallergie entwickelt hat. Umso schmerzlicher für sie, dass Alaska als Hilfshund für Ihren fiesen neuen Klassenkameraden, den Epileptiker Sven, plötzlich wieder auftaucht. Im Gegensatz zu Parker, scheint Sven gar nicht wirklich zu schätzen, was für einen wunderbaren Kameraden er da hat. Da hilft nur eines, Parker muss Alaska entführen!

Das Buch ist in einfacher Sprache kindergerecht und mit viel Gefühl geschrieben. Die Story wirkt ein wenig konstruiert, was aber die jugendliche Leserschaft nicht stören dürfte. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Sven und Parker geschrieben. Der Leser wird mit der jeweiligen Gedankenwelt und den Wünschen der beiden Protagonisten konfrontiert. Man sieht hinter die Fassade und erfährt von ihren jeweiligen Ängsten und wie sie versuchen damit umzugehen. Im nächsten Kapitel bekommt man aber auch immer die Außenwirkung der jeweiligen Handlungen mitgeliefert und was sie im Gegenüber auslösen. Das ist clever arrangiert und gewährt tiefe Einblicke in die emotionale Welt der Beiden.

Ein sehr schönes Buch über Ängste, wie man damit umgehen und daran wachsen kann. Nicht nur für Kinder und Jugendliche geeignet; auch Erwachsene werden ihre Freude daran haben.

- CS

Der Fall des verschwundenen Lords
Ein Enola Holmes Krimi

Springer, Nancy
189 Seiten, Knesebeck

Cover

Im viktorianischen England spielt die Geschichte der 14jährigen Enola Holmes, die sich uns als die um etliche Jahre jüngere Schwester von Sherlock Holmes und dessen Bruder Mycroft vorstellt. Allein lebt sie mit der Mutter, einer freigeistigen Verfechterin des Frauenwahlrechtes, auf einem kleinen Landsitz, bis die Mutter eines Tages unangekündigt verschwindet. Die herbeigerufenen Brüder sind schockiert über den Zustand des Anwesens und den unschicklichen Aufzug des jungen Mädchens, was ganz offensichtlich eine sehr freizügige Erziehung genossen hat. Der Brüder sofortiges Bestreben, das junge Mädchen erst in ein Korsett und dann in ein Internat zu stecken, löst bei Enola Fluchtreflexe aus. Nachdem sie die von ihrer Mutter sorgfältig verschlüsselten und versteckten Botschaften gefunden hat, flüchtet Enola nach London.

Aufschlussreich ist das nachfolgende Gesellschaftsportrait Londons mit seinen krassen Abgründen zwischen den unterschiedlichen Schichten. Währenddessen treibt der titelgebende, verschwundene Lord die höheren Kreise um, und Enola kann nicht umhin, den Holmeschen Familiengenen nachzugeben.

Hier wird die Geschichte nach meinem Geschmack etwas unglaubwürdig: Enola hätte an sich schon genug damit zu tun, als allein reisende junge Frau zu der damaligen Zeit ihr Inkognito zu wahren, denn selbstverständlich ist inzwischen auch schon ihr Bruder Sherlock hinter ihr her. Aber da das Buch der Auftakt einer vielversprechenden Kinder-Krimi-Reihe ist, die im US-amerikanischen Ursprung schon 6 Bände umfasst und deren 1. Teil bereits verfilmt wird, halte ich dem ersten Band zugute, dass erste Bände einer Reihe viel Erklärungsarbeit leisten müssen und die Stimmung für die Folgenden gut vorzubereiten haben. Ich bin gespannt auf weitere Enola-Holmes-Krimis und den Film.

- JPS

Oma, Huhn und Kümmelfritz
Roher, Michael | Roher, Michael
103 Seiten, Jungbrunnen

Cover

Was für ein herrlicher Spaß! Der 8-jährige Fritz, genannt „Kümmelfritz“ (warum? Rätselhaft…) wohnt bei seiner Oma, (warum bei der Oma? Keine Ahnung…) zusammen mit seinem namenlosen besten Freund Huhn (warum mit einem sprechenden Huhn? Wir wissen es nicht…). Mit einer wunderbaren Selbstverständlichkeit präsentiert uns der Autor seine drei unkonventionellen Helden. Zusammen sind sie ein unschlagbares Team! Man muss sie alle lieben, den etwas naiven, durch und durch freundlichen und begeisterungsfähigen Kümmelfritz, die topfitte, originelle und gleichzeitig warmherzige Woniafka-Oma, und sogar das vorlaute, freche, ziemlich selbstverliebte Huhn, das den Kümmelfritz gerne hinters Licht führt und ihn zu allerlei Unsinn anstiftet.
In acht Kapiteln, die jedoch in sich abgeschlossen und so auch als einzelne Geschichten(vor-)gelesen werden können, erleben wir äußerst skurrile und sehr lustige Abenteuer. Der Autor stammt aus Niederösterreich, und das kommt auch sprachlich zum Ausdruck:
die „Mehlspeise“ wird mit „Staubzucker“ bestreut, dazu gibt es „Zwetschgenröster“, beim Einkaufen hat man ein „Sackerl“ dabei, und zur Wohnung geht man durch das „Stiegenhaus“. Am Ende werden die landestypischen Wörter in einem kleinen Glossar erklärt. Auch sonst wird man hier sprachlich verwöhnt, und die Phantasie auf’s Schönste angeregt, z.B. bei der Vorstellung, das Huhn setze sein „wundersames Zauberhuhngesicht“ auf. Kongenial vom Autor in liebevoller retro-Manier illustriert ist dieses Büchlein eine echte Lese- und :- Erwachsene, lasst Euch das nicht entgehen! -VorleseEmpfehlung.

- VK

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe
Ende, Michael / Freund, Wieland
204 Seiten, Thienemann

Cover

Michael Ende schrieb noch vor seinem Tod die ersten 3 Kapitel der vorliegenden Geschichte, Wieland Freund gelang das Meisterstück, das Fragment kongenial zu vollenden:

Knirps, der junge Spross einer Puppenspielerfamilie, fühlt sich zu Anderem berufen, als das elterliche Geschäft weiterzuführen, zumal Papa und Mama Dick nicht mit Leidenschaft bei der Sache sind. Knirps will richtige Aben-teuer erleben und macht sich deshalb in einer stürmischen Gewitternacht auf, durch den Bangewald hin zum Schloss des gefürchteten Raubritters Rodrigo Raubein, bei dem er als Knappe anheuern will.

Rodrigo seinerseits ist zwar gefürchtet, verdankt dies aber seiner gezielt lancierten Imagekampagne: er will seine Ruhe haben, Kakteen züchten und selbst möglichst nicht angegriffen werden.

Der Junge Knirps, ein unerschrockenes Naturell, rückt Rodrigo so sehr auf die Pelle, so dass dieser fürchten muss, dass seine Tarnung auffliegt. Also schickt er Knirps los, um eine Prüfung zu bestehen und bringt so die Ereignisse nachhaltig ins Rollen.

Wieland Freund gelingt es ausgezeichnet, die Leser respektive Zuhörer in diese märchenhafte Abenteuergeschichte einzubeziehen. Es geht hier um die Angst und darum, sie zu überwinden, um die Guten und die Bösen, ihre Authentizität und ihre Rollen, sowohl im Puppenspiel als auch im wirklichen Leben. Und das ist eine Botschaft der Geschichte: niemand muss sich auf (s)eine Rolle festlegen lassen.

Regina Kehn hat daher die Charaktere facettenreich, farbenprächtig und subtil gezeichnet, und liefert damit zusätzliche Stimmungsbilder, und zwar im wortwörtlichen Sinne.

Papagei Sokrates, der die ganze Zeit versucht, den Gang der Geschichte vorauszusehen, um dann im entscheidenden Moment eingreifen zu können, philosophiert gemeinsam mit Rodrigo: „...seiner Meinung nach bedeuten Marionetten immer etwas, so wie auch Geschichten immer etwas bedeuten, selbst wenn man nicht wusste, was.“

Herzliche Empfehlung, mehr darüber herauszufinden!

- JPS

Zwischen zwei Scheiben Glück
Neuauflage 2018

Dische, Irene
93 Seiten, Carl Hanser

Cover

Der jüdische Junge Peter Nagel wächst in Ungarn bei seinem strengen Großvater zur Zeit des Nationalsozialismus auf. Nach dem Unfalltod seiner Mutter geht er mit seinem Vater Laszlo, einem Diplomaten, nach Berlin. Dort erlebt er eine glückliche Zeit mit seinem führsorglichen Vater, aber auch die aufziehende Bedrohung durch das NS-Regime, auf die sich der Junge natürlich noch keinen Reim machen kann. Der Vater kreiert für seinen Sohn die Illusion von Sicherheit und Geborgenheit, obwohl immer dunklere Wolken aufziehen. Nach der Reichskristallnacht muss Peter zurück nach Ungarn zu seinem Opa, wo es ihm eigentlich nicht gefällt. Fortan schreibt er sich wöchentliche Briefe mit seinem Vater, in denen sich beide gegenseitig ihr vermeintlich glückliches Leben erzählen. Die zweite Scheibe Glück findet Peter erst am Ende des Romans nachdem sich einige überraschende Wendungen ergeben haben.

Der Wahlberlinerin Irene Dische gelingt mit ihrem ersten Jugendbuch ein einfühlsames Portrait der 30iger Jahre durch die Augen des jungen Peter. Persönliches Schicksal, großes Unglück und Gefahr, aber auch Glück, Geborgenheit und Liebe, immer zwischen Wirklichkeit und Illusion finden hier auf engstem Raum satt. Das Grauen der NS-Zeit schwingt eher im Hintergrund mit und erschließt sich Kindern sicher nicht ohne weitere Erklärungen. Da ist es gut, dass das Buch für alle Altersgruppen geeignet ist und vielleicht dazu beiträgt, jüngere Kinder behutsam durch eine gemeinsame Lektüre an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte heranzuführen.

- CS

Fräulein Schmalzbrot & Billie Ballonfahrer
Patwardhan , Rieke | Dulleck, Nina
109 Seiten, Knesebeck

Cover

Fräulein Schmalzbrot langweilt sich, so allein mit ihren Eltern. Gut, dass da bald ein Schwesterchen kommt. Doch als Billie Ballonfahrer dann da ist, ist es auch nicht so richtig gut. Immer nur schreit Billie und alles dreht sich um sie. Und spielen kann man mit ihr auch noch nicht. Als Billie dann älter wird, will sie immer nur Sachen reparieren und interessiert sich nicht für Prinzessinnen, so wie Fräulein Schmalzbrot- und die Eltern finden das auch noch besonders und gut. Dabei nimmt Billie immer noch ihren Schnuller bei Nacht und heult ständig rum, sodass nur das gemacht wird, worauf sie Lust hat. Und dann diese Macke, immer das Gleiche wie die große Schwester anziehen zu wollen, wie blöd ist das denn? Also muss Fräulein Schmalzbrot sich etwas ausdenken, um die Schwester zu überlisten. Aber auch Billie Ballonfahrer ärgert sich über die Schwester. Die Große will nicht mit ihr im Garten zelten, weil sie Angst vor Zombies hat und überhaupt: wieso hatte die ihre Eltern fünf Jahre lang für sich allein und Billie nie? Da freut sie sich, als eine Klassenfahrt ansteht. Nur dass sich dann herausstellt, dass die Eltern echte Langeweiler sind und außerdem überhaupt nicht wissen, wie man richtig mit den Einhörnern spielt. Wie gut, dass die Schwester nur zwei Tage weg ist. Eine Geschichte, wie sie wohl alle kennen, die Geschwister haben oder ein Geschwisterkind für ihren Nachwuchs bekommen haben. Freude und Eifersucht, Liebe und Ablehnung wechseln sich häufig ab und die Kinder durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Die kurzen Geschichten greifen diese Gefühle auf und begleiten die Familie durch die ersten Jahre. Ein schönes Vorlesebuch für Eltern und Kinder. Es fordert dazu auf, über diese Gefühle zu reden und zu merken: Sie sind alle richtig und wichtig.

- KW

Warren der 13. und das Magische Auge
Del Rio, Tania | Staehle, Will
224 Seiten, Boje

Cover

Warren der 13. und das magische Auge ist das erste Buch einer Reihe, deren zweiter Band leider nur auf Englisch erschienen ist. Ob es überhaupt eine deutsche Version geben wird ist ungewiss. Das wäre allerdings jammerschade und, um es vorwegzunehmen, der zweite Teil wird von mir auf Englisch auf jeden Fall gelesen!

Das Buch fällt sofort durch die ungewöhnliche Illustration auf. Nahezu jede Seite ist mit eigenwilligen Collagen und Zeichnungen, die an alte Kupferstiche erinnern, bebildert. Das alleine macht schon Spaß und lässt das Buch als kleines Kunstwerk erscheinen, irgendwo zwischen Graphic Novel und Fantasy-Roman.

Die Geschichte um den kleinen Warren, der als 13. Nachfahre seiner Familie der Erbe eines heruntergekommen Hotels ist, tut ein Übriges dazu, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Nachdem seit langer Zeit zum ersten Mal wieder ein Gast im Hotel eincheckt nimmt die Geschichte immer mehr an Fahrt auf. Es tauchen nach und nach immer mehr skurrile Figuren auf, die Warren ganz schön ins Schwitzen bringen.

Was hat es mit dem magischen Auge auf sich, das im Hotel versteckt sein soll und das plötzlich alle wie besessen suchen? Ist er mehr als nur ein Mythos, wie sich Warrens Freund und Lehrer, der Bibliothekar, sicher ist. Was lauert da im Keller und welche Rolle spielen Warrens verträumter Onkel und seiner finstere Stieftante? Fragen über Fragen, die in diesem rasanten Gothic-Abenteuer erforscht werden. Phantasievoll und temporeich, voller bizarrer Charaktere und grotesker Gestalten, ist Warren der 13. ein Lesespaß und Augenschmaus für jugendliche Leser. Lustig, stellenweise leicht gruselig und dabei immer spannend animiert Warren zum ständigen Weiterlesen. Auch Erwachsene werden Ihre Freude an dem Buch haben und ein paar kurzweilige Stunden damit verbringen.

- CS

Kasper, Opa und der Monsterhecht
übersetzt von Birgitta Kicherer

Engström, Mikael | Schössow, Peter
187 Seiten, dtv Reihe Hanser

Cover

Was macht man, wenn die Eltern irgendwo da draußen die Welt retten müssen? Man lebt bei seinem Opa. Kasper zumindest tut das und sein Opa ist sein ein und alles. Opa schnitzt Pferdchen, die später von den Touristen als Andenken gekauft werden und für’s Essen angeln sie. Insgesamt lebt es sich eher schlecht als recht und so ist das Geld immer knapp. Aber Opa ist eh der Ansicht, dass Ehrlichkeit und Maßhalten wichtige Tugenden sind. Dann geht plötzlich der Außenbordmotor kaputt und die zwei können nicht mehr zum Fische angeln hinausfahren. Gut dass es gerade einen Angelwettbewerb gibt. Wer den schwersten Hecht angelt, der gewinnt einen nagelneuen Motor. Und schließlich ist Opa ja ein grandioser Angler. Also muss ein Weilchen gerudert werden. Alles scheint geritzt, bis Atom-Ragmar plötzlich ständig die größten Hechte präsentiert. Das scheint ein echtes Problem zu werden. Dann hat Opa die Chance, einen Riesenfisch zu bekommen, den Birger mit dem Netz gefangen hat. Und Opa wird in Versuchung geführt. Er ermogelt sich damit den Vorsprung und für Kasper ist nichts mehr, wie es war. Sein Opa ein Schwindler? Mit Freundin Lisa versucht er die Welt wieder grade zu biegen.

Schön haben es die beiden, denkt der Lesende bereits auf den ersten Seiten. Umso mehr fiebert er mit, als diese heile Welt ins Wanken gerät. Die Lösung muss doch gelingen. Die Geschichte ist einfühlsam und flüssig erzählt und die Spannung wird dauerhaft gehalten. Zudem zeigt sie auf, dass Ehrlichkeit doch die beste Eigenschaft ist, die es zu bewahren gilt. Vorgelesen lädt die Geschichte daher zum Reden ein. Wunderbar ab etwa 6 Jahren.

- KW

Lumpi, Lampe, Luftballon
Das Dingebuch für Alltagsforscher

Schury, Gudrun | Port, Moni
86 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Wer kennt es nicht, dieses Alter, in dem Kinder ständig nach dem Warum fragen? Als Eltern sind die Antworten oft nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Gut, wenn dann dieses Buch zur Hand ist.

Auf jeweils einer Doppelseite (mit Illustration) werden viele der Dinge, die uns im Alltag begegnen, erklärt. Wir erfahren zum Beispiel, wie die Pizza entstanden ist, ob Uhu wirklich alles klebt, seit wann es Klopapier gibt und wie Barbie mit Nachnamen heißt. Ca. 40 Begriffe und Phänomene werden uns in Geschichten verpackt näher gebracht. Ein Buch, welches Eltern mit Kinder ab etwa 4 Jahren lange begleiten wird.

- KW

Anna, Anton, Augenstern
oder: wie man auf der ganzen Welt zu seinem Namen kommt

Dumas, Kristina | Worms, Ina
31 Seiten, Annette Betz

Cover

So viele Vornamen begegnen uns im Alltag. Wo kommen sie nur alle her? Wer hat sie sich ausgedacht und was bedeuten sie überhaupt? Was verraten sie über ihre Herkunft?

Wir erfahren, dass sie manchmal einfach nur schön klingen sollen oder gerade modern sind. Manchmal aber gibt es ein Vorbild, welches dahinter steckt. Ob es der Großvater ist oder ein Pop- oder Fussballstar, alles ist denkbar. In anderen Ländern klingen die Vornamen oft ganz anders und für uns fremd. Da gibt es eben andere Vorlieben. Oft wird aus dem Vornamen ein Spitzname abgeleitet. Das klingt dann oft lustig.

Es macht Spaß mit Kindern ab etwa 3 Jahren gemeinsam in dem, ein wenig an ein Wimmelbuch erinnernden Buch zu stöbern und sich durch die Namen und deren Geschichten zu blättern. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Am Ende präsentiert es noch eine Weltkarte, die zeigt, wo die fremden Namen „wohnen“.

- KW

Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger
Reinhardt, Verena
184 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Haselmaus Nelli und Messerwerferin Trude arbeiten beim Wanderzirkus Woimick, der aus einer Ansammlung der skurrilsten Figuren der Kinderliteratur besteht: darunter der Direktor Woimick selbst, eine Fruchtfliege, drei hoffnungslos zerstrittene Zwergsiebenschläferinnen als Trapezkünstlerinnen, der gewichthebende Hirschkäfer Lukas, die Spinne Irmfriede, eine Seiltänzerin, und Madam Mystia, eine Wahrsagerin.

Nach einer gelungenen Zirkusvorstellung macht Woimick die Ansage, im Lotto gewonnen zu haben, woraufhin sich alle begeistert mit all ihren Habseligkeiten zu einem Zeppelin begeben, der sie zur nächsten Vorstellung bringen soll. Doch mitten in der Nacht passieren seltsame Dinge an Bord: der Kompass bewegt sich immer im Kreis, man sieht weder den Mond noch die Sterne und der Zirkustrupp kommt mehrheitlich überein, von bösen Wesen, den Nirgendwohnern, ins Nirgendwo entführt worden zu sein. Als dann bei einer Sondervorstellung für die unsichtbaren Nirgendwohner auch noch lebensgefährliche Dinge passieren, sind die meisten restlos überzeugt von dieser Theorie. Doch die kluge Nelli lässt sich keinen Sand in die Augen streuen und beginnt mit der einfältigen Trude und den Zwergsiebenschläferinnen ein Verbrechen ungeahnten Ausmaßes aufzudecken…

Mit überbordender Phantasie erzählt Verena Reinhardt diese Mischung aus Fantasy-Roman und Kriminalgeschichte á la Agatha Christie. Bis auf Nelli, die als arrogant und unsympathisch gezeichnet wird, gewinnt man die skurrilen Figuren der Handlung richtig lieb. Die wunderbare Welt, in die die Autorin ihre Leser entführt, ist von dem selbstverständlichen Nebeneinander von Tieren und Menschen geprägt, von fantastischen Produkten wie „Mythen in Tüten“ (Pulver, das sich, auf dem Boden verstreut, zu einem Text anordnet) oder „Tigerbraun“ (einer Paste, die unsichtbar macht, wenn man nicht erwartet wird). Über inhaltliche Unwahrscheinlichkeiten, die aus dem Größenunterschied zwischen Tieren und Menschen resultieren, muss man als Leser generös hinwegsehen.

Trotz aller Phantasie kommt Verena Reinhard jedoch nicht an die detaillierten Beschreibungen der fantastischen Insektengesellschaft in ihrem „Hummelreiter“ heran. Dazu ist „Die furchtlose Nelli“ auch zu kurz.

Ein fantastischer Krimispaß für junge Leser ab 10.

- MD

Die königlichen Kaninchen von London
Montefiore, Santa /Montefiore, Simon Sebag | Hindley, Kate
140 Seiten, WooW Books

Cover

Shylo ist ein sehr kleines, ängstliches Kaninchen, das sich mehr für Bücher interessiert, als für die tägliche Futtersuche. Er wird von seinen Geschwistern daher oft gehänselt. So flüchtet es sich heimlich zu dem alten Kaninchen Horatio, der allein mit all seinen Büchern in seiner Höhle lebt und als verrückt gilt. Horatio erzählt ihm all die Geschichten um die Königlichen Kaninchen, die einst am Hofe des Königs in London lebten.

Eines Tages belauscht Shylo drei Ratten und erfährt, dass diese planen, die englische Königin im Nachthemd zu fotografieren und mit dem Photo im Internet Millionen verdienen wollen. Was für ein mieser Plan! Schnell erzählt er Horatio davon und dieser beschließt, dass die Königlichen Kaninchen im Buckingham Palst (ja, es gibt sie immer noch!) sofort davon erfahren müssen. Und es gibt nur einen, der diesen gefährlichen Job machen kann: Shylo. Der kleine, kümmerliche, ängstliche Shylo soll der Retter sein? Horatio hat das Motto schon parat: „Das Leben ist ein Abenteuer: Alles ist möglich- mit Willenskraft und Glück, mit einer saftigen Karotte, einer feuchten Nase und einer guten Portion Wagemut!“ Shylo nimmt die Herausforderung an und ein rasantes Abenteuer beginnt.

Ein tolles Vorlesebuch, das alles hat, was es braucht, damit man es gerne vorliest. Die Geschichte ist spannend bis zur letzten Seite, lässt sich in einzelnen Kapiteln vorlesen, ist lehrreich und hat natürlich ein Happyend. Steht auf jeden Fall ab jetzt auf meiner Geschenkeliste für Kinder ab 4 Jahren.

- KW

Die Mississippi Bande
übersetzt von Cornelia Panzacchi

Morosinotto, Davide
361 Seiten, Thienemann

Cover

Das Leben ist nicht leicht für Kinder und Jugendliche im Jahr 1904 am Mississippi. Julie, Tit, Eddie und Te Trois verschaffen sich etwas Freiraum, indem sie sich im Sumpfland, dem Bayou, eine Hütte schaffen, von der niemand etwas weiß. Eines Tages finden sie eine Dose mit drei Dollar. Für dieses kleine Vermögen bestellen sie sich aus dem Versandhauskatalog von Walker & Dawn einen echten Polizeirevolver. Aber durch eine Verwechselung erhalten sie stattdessen eine sehr alte Uhr, die zudem kaputt ist. So ein Pech. Spätestens als ein seltsamer Mann nach ihnen sucht, um im Auftrag des Versandhauses die Uhr zurück zu holen, ist ihnen aber klar, dass etwas Geheimnisvolles dahinterstecken muss. Der Bote bietet den Kindern erst Geld für die Uhr an, dann versucht er sie ihnen wegzunehmen. Bei der nachfolgenden Verfolgungsjagd kommt der Schurke im Sumpf ums Leben. Spätestens jetzt haben die Vier keine Wahl mehr. Sie müssen nach Chicago und den Versandhauschef Mr. Walker persönlich zur Rede stellen. Eine irrwitzige Reise quer durchs Land beginnt.

Eine temporeiche Kriminalgeschichte, wechselhaft aus Sicht der vier jungen Protagonisten geschrieben. Es bleibt spannend, obwohl der Autor viel an Informationen über die Menschen und das Land zu dieser Zeit einfließen lässt. Da man aber gern dabei bleiben möchte, um zu erfahren, wie es denn nun ausgehen mag, ist es ein interessanter Nebeneffekt, nimmt man die Informationen so mit. Die Geschichte hat ein wenig was von Tom Sawyer und spricht auch dieselbe Altersgruppe an.

- KW

Der Riesentöter
Übersetzt von Alexandra Ernst

Lawrence, Iain
352 Seiten, Freies Geistesleben

Cover

Mitte der 1950er Jahre lebt die 11-jährige Laurie zusammen mit ihrem Vater, Mr. Valentine, der hauptberuflich für eine Stiftung Geld für den Kampf gegen Polio sammelt. Mrs. Strawberry, Lauries Kinderfrau, hat ihre Schwester an diese Krankheit verloren und ist genauso entschlossen wie Lauries Vater, das Mädchen vor Ansteckungsmöglichkeiten zu schützen. So fühlt sich Laurie oft eingesperrt und unverstanden. Als dann auch noch ihr einziger Freund, der 8-jährige Dickie, an Kinderlähmung erkrankt, ist es klar, dass sich Laurie über das Verbot von Vater und Kinderfrau hinwegsetzen, und Dickie im Krankenhaus besuchen muss. Hier lernt Laurie im Beatmungsraum neben Dickie zwei weitere Kinder kennen, die vom Hals abwärts in den Zylindern der Eisernen Lunge stecken. Auf höchst unterschiedliche Art und Weise gehen die Kinder mit ihrer Krankheit um und die schüchterne Laurie ist zunächst geschockt von Dickies Zustand. Doch dann beginnt sie den Kindern eine Geschichte zu erzählen, denn das ist eine von Lauries besonderen Fähigkeiten. Laurie erfindet Jimmy, den Riesentöter, der eines Tages sein Elternhaus verlässt. Durch einen Fluch zur Kleinwüchsigkeit verurteilt, macht sich Jimmy zunächst auf den Weg, seine Mutter zu finden. Doch bald wird ihm klar, dass es für ihn eine spezielle Aufgabe gibt: er soll den Riesen Collosso töten.

Laurie erzählt und fesselt mit ihrer Geschichte nicht nur die drei Kinder in der Eisernen Lunge, auch andere Kinder der Poliostation kommen dazu und lauschen dem Fortgang der Geschichte. Und auch die Leser dieses Buches sind gebannt von Jimmys Geschichte...

Iain Lawrence wurde 1955 in Nordamerika geboren, in dem Jahr, als der Impfstoff entdeckt wurde. Ich selbst erinnere mich noch an die Kampagne zur Schluckimpfung, Anfang der 60er Jahre Deutschland: „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“. Für den „Riesentöter“ hat Lawrence die Umstände und Hintergründe der Krankheit sorgfältig recherchiert und mit Menschen gesprochen, die selbst in der Eisernen Lunge gelegen und die Krankheit überlebt haben. Im „Riesentöter“ gelingt ihm die Verknüpfung dieser realen Situation mit Elementen der Fantasy-Erzählung: beide Ebenen greifen ineinander und lassen die Protagonisten miteinander in Beziehungen treten. Die „Anmerkungen des Autors“ machen klar, dass Lawrence daran gelegen war, sowohl die Katastrophe Polio als auch das Leben mit der Krankheit und hier besonders den Lebenswillen der Kinder aufzuzeigen, der mithilfe der Fantasie oftmals stärker war als die Kinderlähmung. Ein eindrucksvolles Zeitzeugnis und ein mitreißender Roman.

- JPS

Das sind deine Rechte
Leitzgen, Anke M.
160 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

„Nur jedes sechste Kind kennt in Deutschland die Kinderrechte.“ So beginnt das Kinder-Sachbuch von Anke M. Leitzgen und macht damit gleich sein Anliegen klar. In ihrem Kinder-Rechte-Buch erzählen 26 Mädchen und Jungen, warum Kinderrechte in ihrem Leben wichtig sind. In 10 Kapiteln werden 10 Kinderrechte beispielhaft aus der UN-Kinderrechtskonvention herausgegriffen. Die Äußerungen, Gedanken, Fragen der zu Wort kommenden Kinder werden begleitet und eingebettet durch Experten-Äußerungen, Graphiken, Illustrationen und Fotos. Informationen zu Fakten, Fragen und Anregungen zum Dialog mischen sich auf anregende Weise und laden zum Weiterblättern und Nachschlagen ein. Die Texte und Materialien schlagen dabei den Bogen von der internationalen Politik bis zum eigenen Lebensumfeld der kindlichen Leser*innen. Leitzgen verknüpft Probleme des kindlichen Alltags wie z.B., dass niemand im eigenen Zimmer rumschnüffeln soll oder, dass Kinder den Eindruck haben, dass ihre Meinung nicht ernst genommen wird, mit den Rahmen durch Gesetz und Gesellschaftspolitik sowie deren Umsetzung oder auch Missachtung der Rechte in anderen Teilen der Welt.

 

Das Buch informiert aber nicht nur, es zeigt auch Spielräume des Handelns. Es zeigt den Leser*innen sinnvolle Instrumente auf, mit denen sie ihre Rechte einfordern und verteidigen können. Es ist auch ein Handbuch, um den friedlichen, konstruktiven und kritischen Umgang in der Familie, Schule und im wachsenden Umkreis zu fördern.

Zum Buch gibt es eine Webseite mit Interviews, Videos und Workshops zu Kinderrechten unter www.dassinddeinerechte.de.

 

Einmal mehr begibt sich Anke M. Leitzgen mit ihren Büchern auf die Spur von elementaren Themen im Leben eines Kindes wie schon in „Entdecke deine Stadt“ oder „Entdecke, was dir schmeckt“. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei immer auf der Gestaltung. Durch Fotos, Illustrationen und genau überlegter Typographie gelingen ihr Handbücher, die zum Blättern, Lesen und vor allem Entdecken einladen.

- KE

Das sind deine Rechte
Leitzgen, Anke M.
160 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Dass der Titel mit einem Ausrufezeichen endet, ist programmatisch: Dieses Buch ist kein weiteres Sachbuch, das Kinder und Jugendliche über ihre Rechte informiert. Vielmehr ist es Handbuch und Manifest in einem, das jungen Menschen Wissen, Methoden und Mut gibt, mit dem sie selbständig, selbstbewusst und aktiv für ihre Rechte einstehen/ihre Rechte einfordern können. Nicht nur bei der Trennung der Eltern, bei Gewalt oder Diskriminierung sollten Kinder ihre Rechte kennen, auch im normalen Alltag regeln Rechte als „Spielregeln“ das menschliche Zusammensein. 44 Antworten auf Fragen, die direkt oder indirekt mit den wichtigsten Rechten der UN-Kinderrechtskonvention verbunden sind, werden ergänzt durch Aussagen von 26 Mädchen und Jungen, die Abstraktes im Alltag verankern. Außerdem stehen Experten (Politiker, Therapeuten, Aktivisten, Ärzte) Rede und Antwort. Dazu gehören ganz selbstverständlich Menschen mit Behinderung oder Migrationshinter-grund. Lebendig werden sie durch Portraitfotos. Sogar rechtliche Information, verständlich kommentiert von einer Rechtsanwältin, wird übersichtlich zur Verfügung gestellt. Schließlich laden Doppelseiten die Leser dazu ein, ihre eigene Situation zu überprüfen: Ein Mitrede-Check visualisiert, in welchen Bereichen (Familie/Schule) sie Mitsprachrecht haben. Eine Checkliste hilft, den eigenen Umgang mit Bildrechten einzuschätzen. Alles regt zum Mitdenken, Diskutieren und Handeln an. Übersichtlich in zehn Abschnitte eingeteilt, mit klarem, konsequentem Layout, ansprechend getextet sollte dieses Buch in keiner Kinder- und Familienbibliothek fehlen!

- NvM

Stadtsache
Entdecke Deine Stadt - APP

Leitzgen, Anke M. & Rienermann, Lisa | Leitzgen, Anke M. & Rienermann, Lisa
Beltz & Gelberg/Stadtsache

Cover

Fans des Kindersachbuches „Entdecke deine Stadt“ von Anke M. Leitzgen

und Lisa Rienermann kommen hier voll auf ihre Kosten. Schon das Buch setzt auf das partizipatorische Potential der Kinder und macht innovative, witzige und mit einfachen Mitteln umzusetzende Vorschläge zur Stadtverschönerung.

 

Die App versteht sich als ergänzendes tool, das Kinder als Stadt und Kiezexpert*innen noch einmal neu in die Lage versetzt, ihren Raum zu erobern, Dinge festzuhalten, zu dokumentieren, zu sammeln.

 

Entdeckte Töne, Fotos, Videos von Lieblingsplätzen oder interessanten Orten

lassen sich auf einer interaktiven Karte festhalten, die von allen Nutzer*innen der App gemeinsam gestaltet werden kann. Suchaufgaben oder Anregungen zu Aktionen fachen die digitale Sammelleidenschaft zusätzlich an.

 

Weitere Infos unter: https://stadtsache.de/

kostenlos im App Store oder bei Google Play

- KS

Ein Hund namens Kominek
Bones, Antje | Schäfer, Jasmin
128 Seiten, Knesebeck

Cover

Kominek führt ein herrliches Leben gemeinsam mit seinem Herrchen, dem Automechaniker Tadeusz, auf dessen Schrottplatz am Fuße der Karpaten. Besonders gerne sitzt er auf der weichen Polsterung der Autos und lauscht der Musik aus den Radios. Eines Tages jedoch stürzt seine kleine Welt zusammen, als Tadeusz stirbt. Der ihm vorher naturgemäß verhasste Briefträger Janusz kümmert sich von nun an um ihn und findet beim Klarinette-Spielen heraus, dass Kominek nicht nur musikbegeistert ist, sondern auch leidenschaftlich gern auf zwei Beinen zu Jazzmusik tanzt. Gemeinsam treten sie nun als Straßenkünstler auf und ziehen weit umher, bis sie sich zum Schluss auf einem Ozeandampfer Richtung Amerika befinden.

Eine sehr fein erzählte Geschichte, die große Themen für Kinder leicht fassbar verhandelt: Loyalität und Verlust, Freundschaft und Abschied, Begeisterung und Enttäuschung. Besonders schön ist dabei gelungen, wie der Übergang vom einen zum anderen Herrchen dargestellt wird: nicht als Ablöse oder Konkurrenz, sondern als liebevolle Sorge um den anderen. Janusz erinnert seinen pelzigen Freund immer wieder an Tadeusz und auch der Erzähler nimmt an manchen Stellen der Geschichte dessen Formulierungen auf. So wirkt die Erzählung auf die kleinen Leser von Anfang an vertraut und leicht verständlich.

Die 32 Illustrationen von Jasmin Schäfer fügen sich perfekt in den Text ein. Die sehr liebevoll gezeichnete Hauptfigur Kominek steht bei ihnen im Mittelpunkt. Nicht nur durch die Handlung, sondern auch durch die sehr gefälligen Darstellungen gewinnt man den tanzenden Hund zum Schluss richtig lieb.

Ein rundum gelungenes Kinderbuch für kleine Leser ab 8 Jahren, von dem man merkt, dass hier zwei Hunde-Liebhaberinnen am Werk waren.

- MD

Paul und Papa
Buchreihe

Weber, Susanne | Göhlich, Susanne
68 Seiten, mixtvision

Cover

Der kleine Paul und sein Papa erleben in ihrem Alltag wunderbar turbulente und witzige Geschichten.  Die kurzen Episoden (20 in jedem Band)  z.B. über’s Aufräumen, Kuchenbacken oder

Züge-gucken eignen sich perfekt zum Vorlesen und auch als Gute-Nacht-Geschichten. Kleine und große Freuden des Kind-Eltern-Alltags werden mit viel Charme und Poesie erzählt, auch als Erwachsener findet man sich in den warmherzigen Geschichten wieder .Wir erleben den Vater als liebevollen Elternteil, der zur Arbeit geht, ebenso aber auch das Leben mit der Familie genießt. Wohltuend das völlige Fehlen eines erhobenen (Erziehungs-) Zeigefingers, im Fokus steht das gemeinsame Erleben täglicher Abenteuer, in denen Papa und Paul sensibel gezeichnet werden und sich auf Augenhöhe begegnen. Begleitet von Susanne Göhlichs feinen, farbigen Illustrationen ein Vorlese-Vergnügen nicht nur für Väter.

 

Weitere Titel:

Unterwegs mit Paul & Papa (2016)

Tierisch was los bei Paul & Papa (2018)

- VK

Bluma und das Gummischlangengeheimnis
Schlichtmann, Silke | Möltgen, Ulrike
175 Seiten, Hanser Verlag

Cover

Bluma ist ein durchaus  aufgewecktes Mädchen, welches mit ihren Eltern im Alten Land wohnt, einer Region südwestlich von Hamburg. Hier geht sie zur Schule, trifft sich mit ihrer besten Freundin Rosa und unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Alice, der Nebennachbarin und dem Hund von Frau Quast auf der anderen Nachbarschaftsseite.

Ein schönes Setting für eine heile Kindheit, die es so natürlich nicht gibt, nicht im Alten Land und auch sonst. Denn für Bluma überschlagen sich die Ereignisse: eine Fünf in Mathe ist ja an sich schon schlimm, besonders aber, wenn man eigentlich seine Eltern davon überzeugen will, einen Hund anzuschaffen, der sonst ins Tierheim müsste.  Leider verhält sich Freundin Rosa plötzlich komisch, so dass sie als Gesprächspartnerin ausfällt. Mama ist für 2 Wochen in Bayern zum Arbeiten und Alice, die sonst immer zuhört, bei Blumas Problemen, und ihre geheimnisvollen Gummischlangen spendiert, ausgerechnet die hat jetzt anscheinend auch gerade etwas Anderes zu tun. Bluma ist verzweifelt und daher gezwungen, sich selbst zu helfen, wenn auch mit unerlaubten Mitteln. Natürlich entsteht ihr dadurch ein erhebliches schlechtes Gewissen. Und die angespannten Situationen der beteiligten Erwachsenen verhindern immer wieder Geständnisse und die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Silke Schlichtmann beschreibt die Nöte und Gewissenskonflikte Blumas authentisch, lakonisch und, mit der Stimme Blumas, berührend. So können Kinder sich ernst genommen fühlen und identifizieren. Tolles Buch!

- JPS

Krakonos
übersetzt von von Rolf Erdorf

Freund, Wieland
292 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Die Brüder Nik und Levi leben in einer Parallelwelt, in der alles dem Ziel der Technologie untergeordnet ist. Nach diesem Verständnis haben Märchen und Mythen keine Daseinsberechtigung und werden bekämpft. Ein internationales Team von Mythobiologen versucht die mythischen Wesen zu schützen. Auf einem ihrer heimlichen Abenteuerausflüge in die Welt da draußen treffen die Brüder den Gestaltenwandler Krakonos – oft als Rabe unterwegs – diesmal in Erscheinung eines alten Mannes. Dieser bittet Levi und Nik ihm zu helfen, den Sender aus dem Arm zu bekommen, der dem Sondereinsatzkommando dazu dient, Krakonos zu finden und unschädlich zu machen. Ein rasantes und gefährliches Abenteuer beginnt.

Ein Jugendroman, der uns mitnimmt in eine Welt, in der alles was anders ist, was irritiert, vernichtet werden soll. Es ist aber auch ein Roman, der zeigt, dass jeder die Macht haben kann, daran etwas zu ändern. Das macht Mut. Super zu lesen ist es obendrein. Daher empfehlenswert ab etwa 12 Jahren. Einzig ein Glossar wäre hilfreich, da einige Ausdrücke dem jungen Lesenden nicht unbedingt geläufig sein werden.

- KW

Du und ich und alle anderen Kinder
übersetzt von Mirjam Pressler

Moeyaert, Bart | Berner, Rotraut Susanne u.a.
512 Seiten, Carl Hanser

Cover

Sämtliche Geschichten und Kindergedichte des vielfach preisgekrönten flämischen Kinder- und Jugendbuchautos Bart Moeyaert wurden in der Anthologie „Du und ich und alle anderen Kinder“ erstmals auf Deutsch übersetzt und anlässlich des Flandern- und Niederlande-Schwerpunktes der Frankfurter Buchmesse 2016 herausgegeben. Das Who-is-who der deutschen, niederländischen und belgischen Kinderbuch-Illustratoren hat dabei die 22 Prosatexte und 36 Gedichte mit äußerst vielfältigen Zeichnungen versehen: Rotraud Susanne Berner, Gerda Dendooven, Korneel Detailleur, Wolf Erlbruch, André Sollie und Marije Tolman.

Die Kinderschar, die Bart Moeyaert in seinen Texten und Gedichten zu Wort kommen lässt, könnte vielfältiger nicht sein: Tom, der vor seiner Mutter in eine Grube flieht, um dort zu wohnen; Harriet, die miterleben muss, wie ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt wird; Agatha, die sich gegen ihren gewalttätigen Vater wehrt; Luise, die sich nicht entscheiden kann, ob sie es gut oder schlecht finden soll, dass ihr alkoholkranker Vater nun für eine Weile weg ist; Marte, die sich schwer damit tut, den künstlerischen Erfolg ihres Freundes Arjan zu verkraften und viele mehr.

Immer nimmt der Autor dabei die Perspektive der Kinder ein, dem Leser werden deren Gefühle und Emotionen oft schonungslos und ungefiltert verdeutlicht. So ganz nebenbei verhandelt er so die großen Themen, die alle Menschen bewegen: das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung, die Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung, der Schmerz des Abschiedes und der Einsamkeit.

Das Ganze kongenial in Szene gesetzt von Meistern der Buchkunst, die alle Facetten ihrer Meisterschaft ausloten.

Ein unverzichtbarer Geschichtenschatz für Leser ab 10 Jahren.

- MD

Tintenblaue Kreise
Roher, Michael | Roher, Michael
184 Seiten, °luftschacht

Cover

Bine lebt zusammen mit ihren Eltern, die im Erdgeschoss ihres Hauses das Café Leguan betreiben. Dieses Café scheint alle Attribute eines Lieblings-Cafés zu haben, denn die Stammgäste gehören allesamt zur Familie. Jockel zum Beispiel, Frau Almut und besonders Beere, mit dem Bine ein schönes Ritual verbindet: sie darf jede Woche auf seinen Unterarm mit Kugelschreiber Figuren und Bilder zeichnen. Alles erscheint in schönster Harmonie. Die kriegt allerdings einen Riss, als Beeres Sohn, der 3jährige Jan, ins Krankenhaus und am Herzen operiert werden muss. Und das es sein kann, dass er die Operation nicht überlebt. Da beginnt Bine, sich über den Tod Gedanken zu machen, und was möglicherweise danach kommt. Fragt die Erwachsenen. Fragt im Religionsunterricht, und völlig unerwartet hat ausgerechnet Philipp, der von allen anderen gemobbt wird, eine Idee.

Über Phillips Tante kommen wir zu Nahtod-Erfahrungen und erleben eine Seànce mit Frau Almut. Aber außer ums Sterben geht es in dieser zauberhaften Geschichte ums Leben, um Courage und Freundschaft und erste Liebe. Die drei Kapitel beginnen jeweils mit einer Roher-Illustration -

ich hätte durchaus mehr davon vertragen können. Wer hätte gedacht, dass auch die Romanform Herrn Roher so gut von der Hand geht. Ich bin begeistert und freue mich jetzt schon auf mehr!

- JPS

Stinkheim am Arschberg
Sowa, Michael | Sowa, Michael
32 Seiten, Kunstmann

Cover

Der beschauliche Ort Blasheim am Hohen Zwilling birgt ein finsteres Geheimnis: in grauer Vorzeit hieß er Stinkheim am Arschberg und beherbergte ein stinkendes Untier, das in regelmäßigen Abständen seine Verdauungsgase auf den Ort losließ. Nachdem der Knappe Heribert, der Abhilfe schaffen soll, scheitert, planen die Stinkheimer das Monster mit seinen eigenen Waffen zu schlagen…

Ein köstliches Märchen von Michael Sowa, dem meisterhaften Illustrator der „Wumbaba“-Trilogie. Auch die vorliegenden Darstellungen bestechen durch ihre einfache, naive Eleganz.

Sowohl inhaltlich als auch künstlerisch war selten ein Titel so sehr auf die Zielgruppe (4-6 Jahre) zugeschnitten wie „Stinkheim am Arschberg“.

Ein Spaß für große und kleine Leser

- MD

Im Gefängnis
Ein Kinderbuch über das Leben hinter Gittern

Engelhardt, Thomas / Osberghaus, Monika
92 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Das vorliegende Buch trägt der Tatsache Rechnung, dass in Deutschland rund 100.000 Kinder und Jugendliche leben, die einen Elternteil im Gefängnis haben. Gefängnisse entziehen sich normalerweise unserer Wahrnehmung; wir wissen, dass es sie gibt, aber ansonsten wenig darüber. Außer im Falle von persönlicher Betroffenheit bleibt das in der Regel auch so. Natürlich ist das Thema Gefängnis mit widersprüchlichsten Gefühlen besetzt: Scham, Zorn und Trauer, um nur Einige zu nennen. Am Beispiel einer exemplarischen Familie zeigen die Autoren sachlich und „auf Kinder-Augenhöhe“, wie die zu Beginn der Geschichte 8 jährigen Sina damit umgeht, dass ihr Vater Robert ins Gefängnis kommt. Die Belastung, auch für ihre Mutter, wird aus Sinas Sicht genau so spürbar wie ihr Umgang mit ihren, zum Teil auch widersprüchlichen, Gefühlen in Bezug auf den abwesenden Vater. Blau eingefärbte Buchseiten geben sachliche Informationen zum Thema Strafvollzug. Die Illustrationen von Susanne Hesselbarth zeichnen klare, informative und lebendige Bilder vom Leben innerhalb und außerhalb des Gefängnisses. Immer, wenn aus Sinas Sicht berichtet wird, ist ein kleines, kreisförmiges Bild von ihr zu sehen, desgleichen aus Roberts Perspektive ein kleines, rundes Robert-Bild.

Roberts Erleben hinter Gittern wird besonders durch seine Briefe an Sina nachvollziehbar. Trotz des vergleichsweise idealen Verlaufs von Roberts 3 jähriger Haftstrafe werden auch dessen Probleme, während der Gefangenschaft und nach der Haftentlassung klar benannt. Ein Glossar in Gefängnisdeutsch und eines in Knastsprache sowie eine Sammlung nützlicher Adressen zum Thema Strafvollzug runden dieses wichtige und klug gestaltete Kinderbuch ab. Auch ohne persönlichen Bezug ein absolutes Highlight!

- JPS

Maia
Oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf

Ibbotson, Eva
384 Seiten, dtv Junior

Cover

In England im Jahr 1910 erfährt die elternlose Maia, dass sie zu ihren einzigen Verwandten nach Brasilien geschickt werden soll. Ihre Gouvernante, die gestrenge Miss Minton, erscheint zwar zunächst ziemlich furchteinflößend, aber bald schon verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft. Besonders angesichts der unwirtlichen Verhältnisse, in die die beiden bei den Carters am Amazonas geraten. Die bankrotte Kautschukfarmer-Familie mag sich nicht von ihrem neureichen Lebensstil trennen. So kommt Maias großzügige Apanage gerade recht. Aber sowohl die Eltern als auch die Zwillingsmädchen Beatrice und Gwendolyn schaffen es nicht, Maias und Miss Mintons Neugier, ihre herzliche Freundlichkeit gegenüber den einheimischen Indianern oder ihre Lebenslust nachhaltig zu zerstören. So finden die beiden denn auch neue Wege durch den Amazonas, lernen freundliche und hilfsbereite Menschen kennen und schaffen es am Ende, den gierigen Carters zu entkommen. Diese durch und durch abenteuerliche Geschichte legt man nicht freiwillig aus der Hand. Ein Genuss für Vielleser oder begeisterte Vorleser jeden Alters!

- JPS

Good Night Stories For Rebel Girls
übersetzt von Brigitte Kollmann

Favilli, Elena und Cavallo, Francesca
224 Seiten, Carl Hanser

Cover

Dieses Buch ist ursprünglich als Crowdfunding Projekt entstanden. Allein schon deshalb ist es beachtenswert: 20025 Unterstützerinnen und Unterstützer habe diese Buchidee so erfolgreich gemacht, dass sie jetzt bereits in der 4. Auflage beim Hanser Verlag vorliegt. Und gerade wurde es als Junior-Wissenschaftsbuch des Jahres 2018 gekürt! 100 Frauenpersönlichkeiten werden hier vorgestellt, die alle eines gemeinsam haben: sie alle waren einmal rebellische Mädchen, die genau wussten, was sie wollten oder was sie eben nicht wollten. So formten sich schon in ihrer Kindheit der Wille und die Entschlossenheit, die in allen Kulturen der Welt erforderlich sind, um als Frau erfolgreich zu sein. Denn erfolgreiche Frauen, das ist schon lange bekannt, müssen besser, schlauer und vor allem: mutiger sein als ihre männlichen Kollegen. Besonders an diesem Buch ist die Kürze und Prägnanz der 1-seitigen Texte, die einer ganzseitigen Portrait-Illustration gegenübergestellt werden. Die unterschiedlichste Stile und Techniken der 60 Illustratorinnen spiegeln aufs Allerfeinste die Vielfalt und Individualität der Frauen wider, um die es in diesem Buch geht. Ob Wissenschaftlerin, Künstlerin, Musikerin oder Politikerin, ob transgender Mädchen, Architektin, Aktivistin oder Boxerin, alle Mädchen und Frauen in diesem Buch sind ein Vorbild für Mädchen und junge Frauen, sich mit den eigenen Fähigkeiten und Wünschen ernst zu nehmen und an der Verwirklichung ihrer Ideen zu arbeiten. Ein zauberhaftes Mutmachbuch für Mädchen von 6- 106 Jahren.....

- JPS

Die Brüllbande
Isermeyer, Jörg | Schüttler, Kai
203 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Bastian hat nur einen Wunsch: das Raumschiff im Schaufenster muss seines werden! Aber alles Taschengeld der nächsten hundert Jahre würde nicht ausreichen, um es zu erwerben. Und die Eltern um eine Taschengelderhöhung zu bitten, hat auch nicht geklappt. Da muss ein anderer Plan her. Auf dem Schulweg beobachtet er David, einen Straßenmusiker, der in seinem Becher viele Münzen eingespielt hat. Das wäre es doch! Nur leider kann David kein Instrument und seine Freunde Tammo, Claudia und Yüksel auch nicht. Bastian gibt sich einen Ruck und fragt David, wie er es anstellen kann, um ebenfalls mit Straßenmusik Geld zu machen. Und tatsächlich: David hat eine Idee. Wenn sie nicht spielen können, müssen sie halt singen. Er bietet sich an, die Kinder zu trainieren. Sie treffen sich zum Üben bei Bastian und zunächst sieht es so aus, als ob der Plan tatsächlich gelingen könnte. Doch dann wird Bastians Vater krank. Er hat zu nichts mehr Lust und liegt den ganzen Tag im Haus herum und Krach gemacht werden darf auch nicht mehr. Seine Depression greift auf Bastian über und er will plötzlich nicht mehr üben. Alles scheint keinen Sinn mehr zu haben, denn Mama weiß auch nicht weiter. David ahnt bald, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Ob er Hilfe weiß?

Behutsam und in eine schöne Geschichte eingebettet behandelt das Buch das Thema „Depression“ in der Familie. Es zeigt, wie Kinder sich fühlen, wenn es einem Elternteil plötzlich seelisch schlecht geht und auch der andere Elternteil keine Hilfe weiß. Die Geschichte zeigt ebenso auf, wie wichtig dann andere Erwachsene sind, zu denen Vertrauen aufgebaut werden kann und die durch die schwere Zeit navigieren. Übertragbar damit auch auf andere schwierige familiäre Situationen. Ein Buch, welches zum Beispiel Dritte Kindern schenken sollten, die sich in einer solchen Lage zu befinden scheinen. Oder auch für den Unterricht. Wenn das Lesen durch Gespräche begleitet wird, durchaus schon für Kinder ab etwa 10 Jahren geeignet.

- KW

COLORAMA
Das Buch der Farben

Cruschiform | Cruschiform
280 Seiten, Prestel

Cover

So viel mehr...

 

Vom Äußeren und dem Format her wirkt dieses Buch wie ein Roman – das passt aber nicht so recht zum Titel : „Das Buch der Farben“. So heißen schwere, großformatige Veröffentlichungen zur Farbenlehre – doch dieses Buch hat weder etwas mit „Lehre“, noch mit „Schwere“ zu tun.

Nach dem Vorwort die erste Doppelseite: eine Winterlandschaft, ein Text und auf der anderen Seite nichts? Doch! Schemenhaft (und bei gutem Licht) zeichnet sich eine leicht farbige Fläche ab – „schneeweiß“! Nächste Seite „Milch“. Ich blättere mehrmals zwischen schneeweiß und Milch hin und her – ja ein deutlicher Unterschied. Seite für Seite tauche ich ein in die Unterschiedlichkeit von 133 Farben. Eine farbige Entdeckungstour – wie spannend!

Colorama fängt den Leser in vielen, kleinen Schritten ein. Zunächst durch die wunderbar gestalteten Bilder von Cruschiform, die der ruhigen Farbfläche gegenüber gestellt sind. Und schließlich durch die überschaubare Textmenge. Dort werden mit beeindruckender Leichtigkeit Sachgeschichten über das Rot des „Altweibersommers“ oder dem Blau der „Royal Air Force“ erzählt.

Colorama – ein durchwegs außergewöhnliches Buch zur ästhetischen Bildung, das sich schwer in eine Kategorie einordnen lässt. In diesem Buch steckt sehr viel mehr: ein zu Aktivität anregendes Buch, das begeistert!

 

- SB

Action dogs - Jagd auf Dr. Katz
übersetzt von Iris Schubert

Barlow, Steve| Skidmore, Steve | Chatterton, Martin
144 Seiten, Kosmos

Cover

Eine Bande von sechs Hunden, die zur Tarnung in einem Tierheim leben, rettet regelmäßig die Welt, indem sie die finsteren Pläne des Erzschurken Dr. Katz vereiteln. Dabei helfen ihnen ihr messerscharfer Verstand und eine fantastische technische Ausrüstung ihrer Action Station. Der erste Band der Reihe, „Jagd auf Dr. Katz“, erzählt von so einem Fall, in dessen Verlauf Benji, ein Wachhund und Verehrer der Action Dogs, zu ihnen dazustößt.

Der Kosmos-Verlag versuchte mit den „Action Dogs“ eine Reihe von Comicromanen zu beginnen (der zweite Band erschien ebenfalls 2013 unter dem Titel „Die Rache des Dr. Katz“), die mit noch weniger Text auskommt als bisherige Beispiele dieses Genres. Dafür haben die Comic-Illustrationen nicht nur die Funktion, das Geschehen zu beschreiben oder zu ironisieren, sondern sich auch mit den Textpassagen dabei abzuwechseln, die Geschichte zu erzählen. Inzwischen wurde die Übersetzung der ursprünglich englischsprachigen Reihe des Comedy-Duos Barlow-Skidmore jedoch vom Verlag wieder eingestellt.

Die beiden Romane sind wahrscheinlich gut dafür geeignet, Wenig-Leser doch noch für ein Buch zu begeistern bzw. um einen ersten Kontakt zur Welt des Comics zu ermöglichen. Auch einige Sprachspiele, die Klischees über Katzen und Hunde aufs Korn nehmen, lockern die eher vorhersehbaren Konversationen auf. Ansonsten bietet „Action Dogs“ weder inhaltlich noch künstlerisch viel Neues.

- MD

Stella Menzel und der goldene Faden
Rahlens, Holly-Jane | Michl, Reinhard
146 Seiten, Rowohlt Taschenbuch

Cover

Stella besitzt einen besonderen Schatz: eine wunderschöne Decke, die ihr ihre Oma aus einem Stoff gemacht hat, der vor hundert Jahren einmal ein Wandbehang war. Dieser Stoff birgt die ganze Familiengeschichte und das Schicksal einer jüdischen Familie, die ihre Heimat verlassen musste, um zu überleben. Stella liebt diese Decke – ihren Schneestern- und schleppt sie überall mit hin. Da kommt es, wie es kommen muss und die Decke zerreißt beim Spiel. Aber Oma weiß Rat und fertigt ein Kleid für Stella aus dem Rest. Sie erzählt ihrer Enkelin immer wieder die Geschichte dieses Stoffes und Stella weiß, dass er besondere Kräfte hat, denn er kommt immer wieder zu ihr zurück, wenn auch in veränderter Form. So werden aus dem blauen Seidensatinstoff mit den Sternen zuerst Decke, dann Kleid, Weste, Beutel und zuletzt eine Schleife. Stella begreift, dass der goldene Faden, der den Stoff zusammenhält die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet und sie ein wichtiger Teil davon ist.

Eine Geschichte über die Wichtigkeit des Wissens um die eigenen Wurzeln und die Geschichte seiner Familie. Und während Stella sich wie jedes kleine Mädchen stürmisch durch ihre Kindheit bewegt, hält sie die Geschichte ihrer Familie am Boden.

Schön für Kinder ab etwa 8 Jahren und bestens geeignet zum Vorlesen.

 

- KW

Der unglaubliche Lauf der Fatima Brahimi
Banscherus, Jürgen
158 Seiten, Arena

Cover

In Jakobs Klasse ist ein neues Mädchen. Sie heißt Fatima und kommt aus Algerien. Alle Mitschülerinnen und Mitschüler sind neugierig und versuchen Jakob auszufragen, denn Fatima sitzt neben ihm und da muss er doch etwas wissen über sie. Und dann sind da noch Jan und seine Kumpanen, die der Neuen nicht wohl gesonnen sind. Jakob weiß, wie sich das anfühlt, nicht gemocht zu werden und versucht Fatima zu warnen. Doch dann sieht er, wie sie Jan mühelos abhängt, sie ist einfach unglaublich schnell. Jakob hat von jeher einen Faible für den Laufsport und erkennt, wie gut Fatima ist. Wenn er sie doch nur trainieren könnte, dann könnte sie den Schullauf sicherlich gewinnen oder gar Weltmeisterin werden. Aber ihr Großvater erlaubt nicht, dass Fatima mitläuft. Also trainieren die zwei heimlich, bis Jakob plötzlich feststellen muss, dass er „etwas in seinem Kopf hat, das da nicht hin gehört“... Er ist sich sicher, dass er wieder gesund werden kann, wenn Fatima den Schullauf gewinnt. Aber sie darf ja nicht. Ob es eine Lösung geben wird?

Eine schöne Erzählung über fremde Kulturen und die Probleme, die es für die jungen Immigranten mitbringt, zwischen beiden Welten hin und her gerissen zu sein. Aber auch über Freundschaft und Zusammenhalt. Ein bisschen konstruiert in der Geschichte mit der Erkrankung von Jan, stört aber nicht wirklich. Empfehlenswert ab etwa 10 Jahren.

- KW

Oskar und das Mandelherz
übersetzt von Friederike Buchinger

Hahn, Kerstin Lundberg | Göhlich, Susanne
171 Seiten, Aladin

Cover

Oskar ist definitiv ein Hundemensch! Deshalb braucht er unbedingt so einen kleinen Freund. Der könnte ihm auch darüber hinweghelfen, dass seine Freundin Bie in letzter Zeit mehr an seinem Freund Hugo interessiert zu sein scheint. Aber so sehr er auch redet und redet, die Eltern wollen einfach nicht einsehen, dass es für Oskar so ein feines Fellknäuel sein muss. Selbst als er den Plan fasst, zu beweisen, dass er sich zuverlässig kümmern wird, lenken sie nicht ein. Als allerletzte Möglichkeit könnte er den Zettel aus dem Glückskeks einsetzen, der besagt, dass ein laut ausgesprochener Wunsch Wahrheit wird. Aber dann wird dieser Wunsch plötzlich für etwas Anderes dringender gebraucht…

Eine wahrlich schöne Geschichte um diesen Oskar. Eine Geschichte um das Verstanden werden in der Familie aber auch um Freundschaft und die vielen Möglichkeiten missverstanden zu werden und auch selber auf dem Holzweg zu sein. Ohne erhobenen Zeigefinger und sowohl zu Vorlesen als auch zum Selberlesen ab etwa 8 Jahren bestens geeignet.

- KW

Der Blog des geheimnisvollen Sherwood Holmes
Der Fall der verschwundenen Nashörner

Neumayer, Gabi
93 Seiten, Knesebeck

Cover

Was hat man als begnadeter Ermittler davon, wenn niemand merkt, wie genial man ist? Der jugendliche Sherwood Holmes, der mit seinem Gehilfen, dem Hamster Watson und Mrs. Hudson, die kniffeligsten Fälle löst, geht daher einen ungewöhnlichen Weg und nimmt seine Fans mittels eines blogs mit auf seine Ermittlungen. Dieses Mal muss herausgefunden werden, warum Großtiere aus den Zoos in aller Welt verschwinden. Werden sie wirklich für die Großwildjagd entführt? Und warum auch die alten und schwächlichen aus den ärmeren Zoos? Rätsel über Rätsel. Aber glücklicherweise wurde ja der Beste engagiert, wenngleich auch seine follower teilweise an ihm zu zweifeln scheinen.

Eine interessante Erzählweise, in dem die Geschichte an sich und die Ermittlungsergebnisse in Form einer Berichterstattung als blog erscheinen. Die unterschiedlichen Einlässe der follower machen die Geschichte modern und peppen mit kleinen Nebenschauplätzen das Ganze auf. Macht Spaß zu lesen und überfordert auch jüngere Lesende nicht. Dafür sorgen Sprachstil und Umfang. Ab etwa 10 Jahren.

- KW

Mick Mangodieb und die Rezepte der Sieben Weltmeere
übersetzt von Verena Kiefer

Morshuis, Marloes | Kuhlmann, Torben
236 Seiten, Gerstenberg

Cover

Wer kann ihm widerstehen, dem Duft von reifen, saftigen Mangos? Mick jedenfalls nicht, so klettert er über die Palastmauer in den Palastgarten, dem einzigen Ort auf der Insel, an dem noch Mangos wachsen, leider ungenutzt. Alle anderen Mangobäume der Insel wurden gefällt.

Mick lebt zusammen mit seiner kleinen Schwester Lori und seinen Freunden Remo und Pieke in einem selbst gebauten Haus am Strand. Seine Eltern, wie auch Remos Eltern und so viele andere Inselbewohner, die für den Kaiser kochen mussten, wurden auf den Weißen Felsen verbannt. Sie hatten etwas gekocht, das dem Kaiser nicht schmeckte. Die vier Kinder sorgen gut füreinander. Doch dann eben passiert es, Mick wird beim Mangoklauen geschnappt. Darauf steht eine der schrecklichen Strafen, die es auf Minelotte gibt: die Haifischbucht. Mick macht dem Kaiser den Vorschlag, sieben Tage für ihn zu kochen, und entkommt so erst einmal der Haifischbucht. Sollte es ihm gelingen, dass dem Kaiser jedes Gericht schmeckt, sollen er und alle Gefangenen in den Minen und auf dem Weißen Felsen frei kommen. Mit dem Kochbuch aus der Kiste seiner Eltern ‚Rezepte der Sieben Weltmeere‘ macht er sich an die Arbeit. Dabei findet er Unterstützung durch seine Freunde. Der Wunsch, alle zu befreien, treibt ihn an.

Das Buch ist aus Ich-Perspektive von Mick geschrieben. So bekommt der Leser immer wieder gut Micks Gedanken und innere Kämpfe mit. Jedes Kapitel beginnt mit einer passenden Zeichnung.

Der Duft der Mangos und vieler anderer Zutaten im Buch steigt dem Leser in die Nase und man spürt den goldenen Saft der Mangos beim Schälen regelrecht die Finger hinabrinnen. Wenn Mick auf der Suche nach Kräutern über die Insel wandert, sind auch die Kräuter zu riechen, jedes Einzelne. Und in der Küche schwirren einem die Aromen um den Kopf, als wäre man dabei.

Ein Buch, das einen hineinzieht und nicht mehr loslässt. Dies ist eines der Bücher, von dem man nicht möchte, dass es endet. Spannend bis zur letzten Seite, und am Ende noch ein Geschenk – die Rezepte der Sieben Weltmeere. Nicht alle davon sind einfach, jedoch liebevoll und fantasievoll beschrieben. Und selbst die einfachsten Rezepte können, mit Leidenschaft gekocht, die Wohlschmeckendsten sein und reizen dazu, sie sofort auszuprobieren. Danke Mick, ich wünschte, Du würdest einmal in der Woche für mich kochen. Oder noch besser, wir könnten zusammen Remos frischen Fisch am Strand in duftende Gerichte verwandeln!

- JK

Viele Grüße, Deine Giraffe
Iwasa, Megumi | Mühle, Jörg
108 Seiten, Moritz

Cover

Der Giraffe in der südafrikanischen Savanne ist furchtbar langweilig. Glücklicherweise hat der ebenfalls gelangweilte Pelikan einen Luftpostdienst eingerichtet. So entschließt sich die Giraffe, einen Brief zu schreiben. Den soll der Pelikan dem ersten Tier überreichen, dem er hinter dem Horizont begegnet. So erhält Pinguin Post. Im Brief stellt Giraffe sich als das Tier vor, das für seinen langen Hals berühmt ist. Nur leider weiß der Pinguin nicht, was ein Hals ist – und selbst der kluge Professor Wal kann ihm nicht weiterhelfen. „Könnte es sein, dass ich keinen Hals habe? Oder nur aus Hals bestehe?“, antwortet Pinguin postwendend. Das ist der Anfang einer ungewöhnlichen Brieffreundschaft, die junge Leser begeistern und erwachsene Vorleser schmunzeln lassen wird. Der einfache, aber lebendige Text steckt voller philosophischer Fragen, die völlig unbeschwert daher kommen. Mühles comicartige Illustrationen verleihen der Geschichte noch mehr humorvolle Liebenswürdigkeit. Ein höchst empfehlenswertes Buch für angehende Leser und arrivierte Vorleser.

- NvM

Löwenväter singen nicht!
Baltscheit, Martin | Baltscheit, Martin
44 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Bücher zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen sind oft wohlgemeinte Verlagsprodukte für pädagogisch klar umrissene Zielgruppen; sie bieten alltagsnahe Pferde-, Hunde- oder Schulgeschichten mit begrenztem Wortschatz und motivierenden Illustrationen. Pisa lässt grüßen!

In dieses Schema passen die Geschichten vom Löwen freilich nicht. Das macht allein das Glossar am Ende jeden Bandes schon durch seinen Titel klar: „A wie Anfang“. Erklärt werden dort neue Wörter wie „Krokodilsträne“, „Therapie“ oder „Diogenes“ – auf so kluge und originelle Weise, dass man sich als Leser wünscht, die Wörterliste wäre wirklich der Anfang eines dicken Wortkompendiums, das einen in die Antike, ins Mittelalter oder in Fantasiereiche entführt.

Im Hauptteil wird man liebevoll überrumpelt vom temperamentvollen Löwen, für den das Ausrufezeichen das einzig angemessene Satzzeichen scheint. In „Löwenherzen weinen nicht!“ muss er der schönen Löwin beweisen, dass sein stolzes, furchtloses Herz Gefühle hat – was dank Krokodils unermüdlichem Einsatz auch gelingt. In „Löwenväter singen nicht!“ bewährt er sich nicht nur als Leser, sondern auch als Vaterfigur von drei zappeligen Affen. Lange hat Vorlesen von Erstlesebüchern nicht mehr so viel Spaß gemacht, und selten hat es junge Selbstleser so begeistert, neue Wörter wie „Giraffenriegel“ (kurz: „Girari“) oder „Tränendrüse“ zu entziffern. Als Autor-Illustrator schafft Baltscheit ein durchdachtes Miteinander von Text und Bild; auch Gesamtdesign, Layout und Typographie unterstützen den Leseerfolg und erhöhen den Genuss. Wer sagt, Leseförderung muss mühselig sein? Zusätzlich zu weiteren Geschichten gibt es auch Mal- und Aktivitätenhefte ebenso wie pädagogisches Material zum Download für den Kita-Einsatz (Überblick unter: geschichten-vom-loewen.de). Beltz&Gelberg hat sogar eine Löwen-App ausgearbeitet, die plattformenübergreifend zum Lesen motivieren soll.

- NvM

Löwenherzen weinen nicht!
Baltscheit, Martin | Baltscheit, Martin
44 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Bücher zum Vorlesen und zum ersten Selberlesen sind oft wohlgemeinte Verlagsprodukte für pädagogisch klar umrissene Zielgruppen; sie bieten alltagsnahe Pferde-, Hunde- oder Schulgeschichten mit begrenztem Wortschatz und motivierenden Illustrationen. Pisa lässt grüßen!

In dieses Schema passen die Geschichten vom Löwen freilich nicht. Das macht allein das Glossar am Ende jeden Bandes schon durch seinen Titel klar: „A wie Anfang“. Erklärt werden dort neue Wörter wie „Krokodilsträne“, „Therapie“ oder „Diogenes“ – auf so kluge und originelle Weise, dass man sich als Leser wünscht, die Wörterliste wäre wirklich der Anfang eines dicken Wortkompendiums, das einen in die Antike, ins Mittelalter oder in Fantasiereiche entführt.

Im Hauptteil wird man liebevoll überrumpelt vom temperamentvollen Löwen, für den das Ausrufezeichen das einzig angemessene Satzzeichen scheint. In „Löwenherzen weinen nicht!“ muss er der schönen Löwin beweisen, dass sein stolzes, furchtloses Herz Gefühle hat – was dank Krokodils unermüdlichem Einsatz auch gelingt. In „Löwenväter singen nicht!“ bewährt er sich nicht nur als Leser, sondern auch als Vaterfigur von drei zappeligen Affen. Lange hat Vorlesen von Erstlesebüchern nicht mehr so viel Spaß gemacht, und selten hat es junge Selbstleser so begeistert, neue Wörter wie „Giraffenriegel“ (kurz: „Girari“) oder „Tränendrüse“ zu entziffern. Als Autor-Illustrator schafft Baltscheit ein durchdachtes Miteinander von Text und Bild; auch Gesamtdesign, Layout und Typographie unterstützen den Leseerfolg und erhöhen den Genuss. Wer sagt, Leseförderung muss mühselig sein? Zusätzlich zu weiteren Geschichten gibt es auch Mal- und Aktivitätenhefte ebenso wie pädagogisches Material zum Download für den Kita-Einsatz (Überblick unter: geschichten-vom-loewen.de). Beltz&Gelberg hat sogar eine Löwen-App ausgearbeitet, die plattformenübergreifend zum Lesen motivieren soll.

- NvM

Wenn mein Mond Deine Sonne wäre
mit Hörbuch-CD und Musik

Steinhöfel, Andreas | Palmtag, Nele
79 Seiten, Carlsen

Cover

In diesem Kinderroman erzählen Text, Bild und Musik auf so organische Weise die Geschichte, dass man von einem Gesamtkunstwerk sprechen könnte. Die Geschichte? Angeblich dem Leser schon bekannt aus der Zeitung. Nämlich die vom neunjährigen Max, der seinen verwirrten Großvater und eine demente Tanzlehrerin aus dem Altersheim entführt. Was nach sensationellem Senioren-napping klingt, präsentiert sich dem Leser, Zuhörer und Zuschauer vielmehr als introvertierte Liebeserklärung an das Leben. Nicht der Plot steht im Vordergrund sondern die Gefühle und Erinnerungen des Jungen, der es nicht ertragen kann, seinen Großvater dahinschwinden und eingesperrt zu sehen. Erlebbar werden diese Gefühle und Gedanken durch die personale Erzählperspektive und Orchestermusik von Prokofjew und Bizet und durch doppelseitige Illustrationen, die jeweils zum Verweilen und Träumen einladen – nahtlos geht der Text über in Ton- und Bildlandschaften. So entsteht ein ungewöhnliches und anspruchsvolles Buch, auf das man sich einlassen und für das man sich Zeit nehmen muss. Dafür aber wird man mit einem besonderen Erlebnis belohnt.

- NvM

Kleines Afrika
Damm, Antje | Damm, Antje
56 Seiten, Tulipan

Cover

Nur große Erzählkünstler können das: Einen so einfachen und nüchtern betrachtet ereignislosen Plot in eine spannende, berührende und universelle Geschichte verwandeln. Antje Damm gelingt es. Und zwar indem sie ganz konsequent aus der Perspektive der jungen Protagonistin erzählt: Als Frida im Flur des Nachbarn ein Foto entdeckt, auf dem er als junger Mann auf einem Elefanten zu sehen ist, packt sie die Sehnsucht. Am nächsten Morgen bricht sie kurzerhand auf nach Afrika – und bemerkt erst im Treppenhaus, dass sie ja gar nicht weiß, wo das genau liegt oder wie sie dahin kommen sollte. Doch dadurch lässt sie sich nicht beirren. Immer Richtung Süden. Nur: Wo liegt Süden? Schließlich führt ein Ladenschild das müde und hungrige Mädchen ans Ziel: „Little Africa“. So klein wie dieses Afrika – ein winziger Frisörladen, dessen Inhaberin warm lächelt und Frida mit einer afrikanischen Mahlzeit stärkt, bevor sie sie nach Hause begleitet –, so groß ist dieses Abenteuer für Frida – und für die jungen Leser, die jede Regung, jeden Schritt, jede Überlegung sicher nachvollziehen können und sich und ihre Welt ernst genommen fühlen.

- NvM

Gar nichts von allem
Duda, Christian | Friese, Julia
160 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Die Geschichte spielt 1975. Magdi ist 11 Jahre alt und schreibt für sich selbst Berichte in ein Heft, denn „Tagebuch schreiben“ ist nur was für Mädchen. In seinen Berichten schreibt er über seinen Alltag, seine Familie und die Erlebnisse in der Schule. Alles steht miteinander durchaus in einem spannungsreichen Verhältnis: Der Vater, ein ägyptischer Migrant, der sich hochgearbeitet hat, schlägt die 3 männlichen Kinder und auch die deutsche Mutter hat Angst vor ihm. Magdi verehrt den Boxer Mohammed Ali für dessen Kraft und Fairness und träumt davon, ihm einmal zu begegnen und ihn zu bitten, seinen Vater zu verprügeln. Die strengen Regeln bei Magdi zuhause sind geprägt vom Anpassungsdruck und den Normen der bürgerlichen Gesellschaft zu dieser Zeit. So sind Magdis Berichte eine Innenansicht von möglichen Problemen und Krisen in Familien mit Migrationserfahrung oder -Hintergrund. Zwar hat sich die Gesellschaft in Deutschland inzwischen verändert, aber es ist immer noch ein ungeschriebenes Gesetz, als „Fremder“ möglichst nicht auffallen zu dürfen und besser sein zu müssen, als die anderen, um etwas erreichen zu können. Besonders die Rolle der Schule/der Lehrer wird in diesem Zusammenhang sichtbar. Magdi, der das Gymnasium besucht, erlebt auch dort Ungerechtigkeiten und den Einfluss des Geldes der Eltern auf die Lehrer. Aber er ist ein auch ganz normaler Schuljunge, der dort seine Freunde hat und mit mäßiger Begeisterung seine Schulaufgaben macht. „Gar nichts von Allem“ ist ein hervorragender Einstieg in eine kritische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Fremdheit und Integration“ und gerade wegen des anderen Zeitzusammenhanges eine Möglichkeit zu Vergleichen und Diskussionen. Für Leser ab 10 Jahren eine

Unterhaltsame und anregende Lektüre. Guten Pädagogen empfohlen!

- JPS

Der Schatz des listigen Lars
Neumayr, Gabi
285 Seiten, Beltz & Gelberg/Gulliver

Cover

Gabi Neumayer ist mit ihrem Kinderroman „Der Schatz des listigen Lars“ etwas ganz Besonderes gelungen: einen Piratenroman für Kinder zu erzählen. Folgerichtig sind die Helden ihrer Geschichte daher Gleichaltrige ihrer Leser: Mick, Lili, Gordon, Stevie sowie Micks kleine Schwester Susa, die in den großen Ferien in ein Piratenabenteuer gezogen werden, das viele klassische Elemente dieses Genres aufweist: eine mysteriöse Schatzkarte und die darauffolgende Suche danach, zwei miteinander verfeindete Piratenbanden, Hunger und Durst auf hoher See und ein zusammengeflicktes Schiff. Diese Motive werden von der Autorin so souverän miteinander verknüpft, dass man ihr einige inhaltliche Unwahrscheinlichkeiten locker abkauft.

Beim Erzählen bedient sich Gabi Neumayer einer erfrischenden, klaren Sprache, ihre Protagonisten unterhalten sich zudem standesgemäß im Piratenjargon, der am Ende des Buches in einem kleinen Glossar erklärt wird.

Ein spannendes Kinderbuch, das kleine Leser auf die klassische Piratenliteratur wie „Die Schatzinsel“ vorbereitet.

- MD

Krasshüpfer
übersetzt von Miriam Pressler

Van der Geest, Simon
238 Seiten, Thienemann

Cover

Hidde und Jeppe sind Brüder. Aufgrund eines ominösen Deals, dessen Umstände und Hintergründe der Leser erst im Verlauf der Geschichte erfährt, gab es 3 Jahre lang für den jüngeren Hidde die alleinigen Nutzungsrechte für einen Keller, den selbst die Mutter nicht kennt. In diesem Keller hat Hidde sich in liebevoller Arbeit eine große Anlage aus Terrarien und Insektenzucht-Stationen aufgebaut. Hier fühlt sich der introvertierte Junge sicher, hier kann er beobachten, skizzieren und eine Art Berichtsheft führen. Die Geschichte beginnt mit der finsteren Ankündigung des älteren Bruders Jeppe, dass er nun den Keller für sich und sein Schlagzeug in Anspruch nehmen will, und Hidde eine Frist nennt, in der er den Keller zu räumen hat. So, wie der Ich-Erzähler Hidde seinen älteren Bruder schildert, gibt es wenig Zweifel an dessen Jähzorn und Aggression. Die meist abwesende Mutter ist, im Falle dieser Geschichte, eine komplett überforderte, allein erziehende Frau, die zumindest die Symptome eines Burnouts wenn nicht Schlimmeres aufzeigt. Drastisch, aber gut nachvollziehbar, schildert Simon van der Geest ganz beiläufig die Zwänge, die die Mutter daran hindern, sich Hilfe zu holen. Für ihre beiden Jungs ist das natürlich ein komplettes Drama; zum Teil sind sie sich selbst überlassen, zum Teil auf die Schonung der Mutter bedacht. Genau wie sie selbst, sind auch beide Brüder nicht in der Lage, sich mitzuteilen. Nach und nach wird auch der dritte, verstorbene Bruder Ward erkennbar, mit dem sowohl der psychische Zustand der Mutter als auch die Kellerangelegenheit verbunden sind. Ein dichtes Psychogramm, keineswegs leichte Kost, aber von solchem Charme, besonders durch die liebenswerte Hauptfigur Hidde, und gespickt mit witzigen Zeichnungen und erstaunlichen Informationen über Insekten, dass ich tiefbeeindruckt, auch von der Übersetzungsleistung von Mirjam Pressler, das Buch allerwärmstens empfehle.

- JPS

Und frei bist Du noch lange nicht...
Stern, Adriana
376 Seiten, Ariella Verlag

Cover

Klug ist er gewählt, der Titel für diesen Roman, der auf leichte Weise vom schwierigen Ankommen in einer neuen Heimat erzählt. Denn im abgewandelten Abzählreim (eigentlich: „raus bist Du noch lange nicht“) steckt viel drin: Die ernüchternde Erkenntnis, dass nach der gelungen Flucht noch längst nicht das Ende der Odyssee erreicht ist; dass der Zufall seine Hand im Spiel hat und bestimmt, wer es schafft; aber auch die Erinnerung an die befreiende Kraft von Kinderspielen, die Generationen und Katastrophen überdauern. In Und frei bist Du noch lange nicht… dominiert diese grenzüberwindende, zuversichtliche Kraft: Dank ihres Spiel- und Abenteuertriebs gelingt es einer Gruppe von Flüchtlings-kindern, nicht nur ihr Recht auf Frieden, Schutz und Leben, sondern auch auf Gleichberechtigung, Wachsen und Entwickeln einzuklagen. Das mag nach problemorientiertem Roman der sozial emanzipatorischen Art klingen. Stimmt aber nicht. Und frei bist Du noch lange nicht… ist vielmehr der Emil und die Detektive der Fluchtliteratur: Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Ivo und anderen Kindern aus dem trostlosen Düsseldorfer Flüchtlingsheim begibt sich die dreizehnjährige Zippo auf Verbrecherjagd. Es geht um gestohlene Pässe, Ausbeutung von Hilflosen und drohende Abschiebung. So entsteht ein spannender und mitreißender Detektiv- und Abenteuerroman, der von seinen kindlichen Helden, ihrer Solidarität untereinander und ihrem Erfindungsreichtum und Mut lebt und zum selbstbestimmten Nachdenken anregt. Starke Figuren, dramaturgisch kluge Perspektivwechsel, szenisches Erzählen im Präsens mit lebendigen Dialogen und jeder Menge Action sorgen für ein fast filmisches Leseabenteuer. Die spannende Handlung entfaltet sich vor dem Leser wie auf einer Kino-Leinwand, so dass man kaum bemerkt, dass man schließlich auf Seite 376 angekommen ist. Wunderbar ließen sich im Unterricht Kapitel ins Drehbuchformat umschreiben, Szenen nachspielen und diskutieren. Was besonders auffällt im Vergleich zu vielen anderen Büchern zum Thema Flucht: Hier steht kein einsamer Protagonist im Mittelpunkt des Geschehens. Stattdessen erzählt der Roman von einem Wir: „Wir, sechs Freunde aus vier Ländern, die unterschiedliche Sprachen sprechen, aus unterschiedlichen Kulturen kommen, unterschiedlichen Religionen angehören und trotzdem zusammen halten. Wir überwinden die Sprachschwierigkeiten zwischen Arabisch, Deutsch, Russisch und Englisch, weil sich zwei von uns in großer Not befinden.“ Die Zwangsgemeinschaft im Flüchtlingsheim verwandeln die Kinder in eine Interessensgemeinschaft in Form einer klassischen Kinderbande. „Wir FlüchtlingsKidz“ lautet ganz cool eine Kapitelüberschrift. Ob das aus politischer Sicht Integration oder Ghettobildung ist, bleibe dahingestellt. Sicher aber ist, dass literarisch hier Kindern eine Stimme als Helden in einem Themenbereich gegeben wird, in dem sie sonst fast nur als Opfer oder tragische Einzelkämpfer auftreten.

- NvM

Kiste - Kein Unsinn
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
72 Seiten, Reprodukt

Cover

Kistes Fangemeinde hatte schon ungeduldig auf die neue Ausgabe gewartet: Kiste ist Kult. Nach dem ersten Band „Kiste“ und dem 2. „Flucht-mücken und Wetterzauber“ liegt jetzt als 3.Band „Kein Unsinn“ vor. Mattis soll für eine Nacht alleine bleiben. Damit er keinen Unfug anstellt, wird Jana als Babysitterin eingeladen. Das alleine ist schon frustrierend genug, aber dann stellt sich heraus, das Jana nicht viel älter ist, als Mattis selbst. Dabei hatte Mattis es für eine richtig gute Idee gehalten, Jana mit Hilfe von Kiste in die Anguck-Starre zu versetzten. Aber die klappt eben nur bei Erwachsenen...

So ist dann doch eine ganze Menge von dem erforderlich, was Erwachsene voraussichtlich als Unsinn bezeichnen würden. Wieder höchst unterhaltsam und mit hohem Suchtfaktor. Die nächste Kiste kommt bestimmt....

- JPS

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer
Fesler, Mario
240 Seiten, magellan

Cover

Elisabeth Carbon ist ein 13 jähriger Teenager, die neben den üblichen Pubertätsproblemen auch noch mit häuslichen und schulischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die Häuslichen bestehen vor Allem in der permanenten Verachtung durch ihren älteren Bruder Max, leider sind ihre Eltern da auch keine Unterstützung. Die schulischen Probleme sind strukturell: Lizzy gehört zu den SchülerInnen, die von der gesamten Klasse gemobbt werden und keine Chance auf Mitgefühl oder Anerkennung haben. An der Seite ihrer besten/einzigen Freundin Kristine wagt Lizzy dann eines Tages den offenen Widerstand: angesichts des nahenden Schul-festes ist sie nicht länger bereit, sich mit der Rolle der Geschirrspülerin abzufinden. Mehr zufällig als geplant findet sich so der Klub der Verlierer als eigene Projektgruppe zusammen und die „Nerds und Freaks“ der Schule entwickeln eine ungewöhnliche Idee. Natürlich sind die Probleme vorprogrammiert, völlig unvorhersehbare Entwicklungen im Leben einzelner Projektmitglieder führen zu dramatischen Personalengpässen und machen eine flexible Planung bis zum letzten Moment erforderlich. Dass es dabei nicht nur für die einzelnen Projektteilnehmer erhebliche Entwicklungschancen gibt, sondern auch die Familien und die direkte Umgebung dazu lernen kann, ist ein schöner Nebeneffekt. Eine Mut-machende Geschichte gegen Anpassungsdruck und Sprachlosigkeit.

- JPS

Krähe und Bär
oder die Sonne scheint für uns alle

Baltscheit, Martin | Rauers, Wiebke
118 Seiten, Dressler

Cover

„Der Bär hat das Geschrei der Krähe nicht ausgehalten und sie herausgezogen. Mehr nicht. Nun ärgert er sich, weil die Krähe nicht leiser geworden ist.“ Mehr widerwillig als überzeugt rettet der Bär das Leben der Krähe. Beide können unterschiedlicher nicht sein. Er: wohlgenährt, rundumversorgt, braun, schwer und gefangen im Zoo. Sie: hungrig, klein, schwarz, zerrupft und frei. Was mit zänkischen Dialogen beginnt, endet in einer zarten, berührenden Liebesgeschichte.

Höhepunkt der Geschichte ist der Liebesbeweis der Krähe an den Bären. Mittels eines magischen Trankes tauschen die beiden die Körper: „Zuerst trinkt der Bär. Dann trinkt die Krähe. Krähe und Bär küssen … und verwandeln sich.“ Der Bär entdeckt auf diese Weise nicht nur das Fliegen als den Gipfel der Freiheit, sondern auch den Konkurrenzkampf um die Nahrung als deren unerbittliche Seite. Oder mit den Worten der grauen Krähe, die er kennenlernt, kaum hat er die Gitter des Käfigs überwunden: „Benehmen ist was für satte Tier.“ Die Krähe dagegen genießt im Körper des Bären zunächst das Gefühl der Sattheit, doch beginnt sie bald am Überfluss zu leiden: „Ich klebe am Boden wie ein Felsen aus Butter. Oh, ich wünschte, ich könnte wieder fliegen!“ Als sie schon in der Trägheit zu erstarren droht, reißt sie ein Hilfeschrei des geliebten Bären in Krähengewand aus der Lethargie, trotz schweren Bärenkörpers eilt sie dem Geliebten zur Hilfe und mit einer Portion Geschichtenwunder geht alles gut aus.

Mit Hintersinn, Witz und vielen Überraschungen wird die Geschichte von Krähe und Bär erzählt. Jenseits von Moral, vielmehr mit großer Nachdenklichkeit setzt das Multitalent Baltscheit die Handlung aktionsreich und dramaturgisch gekonnt in Szene. So ist „Krähe und Bär“ 2015 auch zuerst als Theaterstück erschienen und später als Hörbuch umgesetzt worden. Es paaren sich aktionsreiche Spannung mit philosophischen Tiefsinn, alles zusammengehalten durch die originelle, sowohl reflexive als auch witzige Sprache von Martin Baltscheit. Das Buch bietet so auch noch nicht ganz versierten Leser*innen ausreichend Abenteuer und Gedanken-Inspiration. Die eher kurzen Kapitel lassen sich gut bewältigen. Die Illustrationen von Wiebke Rauers unterstreichen sowohl Actionszenen und Komik als auch die liebenswerte Skurrilität der Charaktere. Vom gleichen Duo gleichfalls zu empfehlen ist „Nur ein Tag“, ebenfalls erschienen bei Dressler (2016).

- KE

Super-Bruno
übersetzt von Angelika Kutsch

Øvreås, Håkon | Torseter, Øyvind
144 Seiten, Carl Hanser

Cover

Bruno ist neu in der Gegend. Mit seinem Freund Matze zusammen hat er ein Baumhaus gebaut, aber die Bauarbeiten kommen ins Stocken, als Brunos Opa stirbt. Aufmerksam beobachtet Bruno seine Eltern im Umgang mit dem Tod. Währenddessen ereignet sich eine weitere Katastrophe: 3 ältere Jungs zerstören die Hütte und nehmen Bruno damit den Rückzugsort. Welch ein Glück, dass plötzlich Super-Brauno auftaucht, und mit brauner Farbe für Gerechtigkeit sorgt. Weitere Superhelden mit den Namen Schwarzke und Blaura treten ebenso überraschend in Aktion.
Und dann hat Bruno auch noch Kontakt mit seinem verstorbenen Opa, der als Berater und Freund zu Stelle ist. Ohne die kindliche Fantasieleistung jemals ins Lächerliche zu ziehen, zeigt der Autor Øvreås vor allen den Erwachsenen, wo sie hier etwas lernen können. Hinreißend!

- JPS

Pssst!
Herzog, Annette | Clante, Katrine
96 Seiten, Peter Hammer

Cover

Schon, wenn man auf das Cover von „Pssst!“ blickt, wird einem klar, zwischen den Buchdeckeln befinden sich ganz persönliche Geschichten und sympathisch verrückte Ansichten: Ein Mädchen hockt in ihrem Schlafsack und blickt neugierig, aber auch verwirrt, forschend aus dem Buch – im Hintergrund eine mit Fotos, Zeichnungen, Papierschnipseln beklebte Wand.

Viola beschreibt ihr Leben kurz vor dem zwölfjährigen Geburtstag. Sie ist dem Kindsein entwachsen und noch nicht richtiger Jugendlicher, eine Zeit des Übergangs und der Krise: „Als ich in die erste Klasse ging, fand ich, dass die in der Fünften fast erwachsen aussahen. Jetzt bin ich selbst in der fünften, aber erwachsen fühle ich mich nicht. Im Gegenteil! Ich bin ziemlich durcheinander. Wer bin ich eigentlich? Alle anderen scheinen das besser zu wissen als ich selbst.“

 

Die Form, die den Blick der Protagonistin auf ihr Sein zusammenhält ist eine Mischung aus einer Graphic-Novel und einem Scrapbook. Scrap heißt Schnipsel oder Stückchen – und im Scrapbook wird die eigene Lebensgeschichte oder die einer berühmten Persönlichkeit illustriert. Auch aus Violas Perspektive sind immer wieder Doppelseiten mit Haarlocken, Straßenkarten und Glanzbildern gestaltet. Hinzu kommen verschiedene Textformen wie Listen, naturwissenschaftliche Betrachtungen oder Reflexionen à la „Das Beste… / Das Schlimmste…“. Dazwischen immer wieder längere Comic-Passagen, die Szenen mit dem verstorbenen Opa oder mit dem Kennenlernen der neuen Freundin wie kleine Filme ablaufen lassen.

 

Die vielfältigen Formen werden von dem Autorinnen-Duo zu einer ästhetischen Einheit verbunden. Die deutsche Autorin Annette Herzog und die dänische Illustratorin Katrine Clante leben beide in Kopenhagen und haben das Konzept gemeinsam erarbeitet. Es entstehen gleichzeitig eine große Nähe zur Protagonistin und ein philosophischer Blick auf das Leben, geprägt durch Fragen wie: Was ist schlimmer: tot zu sein oder noch gar nicht geboren? Was wäre, wenn ich alles bekäme, was ich möchte? Kann man gleichzeitig nett und beliebt sein?

 

Mit Viola ist man mittendrin in der Metamorphose und damit auch an allen wesentlichen Fragen des eigenen Werdens und Seins – und das mit der richtigen Mischung aus humorvoller Distanz und intensiver Nähe.

- KE

Was WÜRDEst du tun?
Gruß, Karin | Krejtschi, Tobias
32 Seiten, Minedition

Cover

Kinderliteratur kann dabei helfen, Fragen zu beantworten. Sie kann aber auch dazu einladen, Fragen zu stellen. Eine Sammlung verschiedener Fragen rund um das Thema gegenseitiger Achtung und Würde wird in dem vorliegenden Buch des Autoren-& Illustratoren-Gespanns Gruß/Krejtschi perfekt in Szene gesetzt. Alltägliche Situationen in der Schule, auf der Straße oder auf dem Spielplatz können eine persönliche Stellungnahme erforderlich machen. Wie ist unsere Haltung gegenüber der dicken Klassenkameradin, der cyber-gemobbten Mitschülerin, dem Jungen mit der dunkleren Hautfarbe, dessen Jeans rumgeschmissen wird? Müssen wir mutig sein und heldenhaft, um den Mund auf zu machen? Oder reicht es vielleicht auch, einen Freund um Unterstützung zu bitten? Könnten wir selbst ein bisschen nachdenken und auf einfache Lösungen kommen?

Fragen stellen heißt auch: hingehn’ und den Beteiligten Fragen stellen.

Warum macht ihr das?      Kann ich dir helfen? Kannst du mal mit anfassen? Geht es dir gut? Willst du mitmachen?  Die Reihe der Frage-Möglichkeiten ist lang. Das Buch ist kurz. Kann aber lange für Gesprächsstoff sorgen. Eine wunderbare Arbeitsgrundlage für den Ethikunterricht, von kirchlichen und religiösen Zusammenhängen ganz zu schweigen. 

§ 1 des Grundgesetzes!!!

- JPS

Märchen von Hans Christian Andersen
übersetzt von Albrecht Leonhardt

Andersen, Hans Christian | Klemke, Werner
213 Seiten, Der Kinderbuchverlag Beltz

Cover

Zum 100. Geburtstag des äußerst produktiven und vielseitigen Malers und Illustrators Werner Klemke (1917-1994) veröffentlichte der Kinderbuchverlag Beltz eine Sammlung von 13 Märchen Hans Christian Andersens samt bisher unbekanntem Bildmaterial des ostdeutschen Künstlers. Klemke, der sich von den Stoffen des dänischen Dichters Zeit seines Lebens fasziniert zeigte, arbeitete über viele Jahrzehnte an Illustrationen zu dessen Werk; leider blieben die 196 filigranen, teils in Schwarz-Weiß, teils in Pastelltönen gehaltenen Tuschezeichnungen bisher im Verborgenen und wurden erst 2017 gemeinsam mit ihren Referenztexten und einem erläuternden Vorwort von Matthias Haberzettl der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Klemkes reduzierte Figuren bestechen hauptsächlich durch ihre virtuos in Szene gesetzte Mimik und Gestik. Mit nur wenigen Strichen erreicht der Künstler damit eine maximale expressive Wirkung. Das souveräne Spiel mit Licht und Schatten trägt dann noch sein Übriges dazu bei, den vorliegenden Märchenschatz zu einem Kleinod der Kinderliteratur zu machen.

So werden liebgewordene Märchentexte wieder neu erleb- und erfahrbar.

Ein Genuss.

- MD

Mein Abenteuer als Schul-Ninja - Nichts für Feiglinge!
übersetzt von Emilia Gagalski

Emerson, Marcus
160 Seiten, Egmont Schneiderbuch

Cover

Der Roman „Nichts für Feiglinge“ stellt den ersten Band der Reihe „Meine Abenteuer als Schul-Ninja“ dar. Inzwischen hat der Schneiderbuch-Verlag im 2-Monatsabstand folgende weitere auf den Markt gebracht: Band 2 „Panikattacke auf dem Schulhof“ (2016), Band 3 „Der Dieb mit der roten Maske“ (2017) sowie Band 4 „Sabotage im Schullabor“ (2017). Und das virtuelle Bücherregal auf der Verlagswebsite bietet noch reichlich Platz für weitere Bände.

Die sehr einfach gestrickte Geschichte vom Schulneuling Christian, der sich mehr oder weniger zufällig einer Ninja-Gruppe an seiner neuen Schule anschließt und kurzerhand deren Anführer wird, gewinnt erst in der zweiten Hälfte an Fahrt, als er in einen Loyalitätskonflikt zwischen seinen neuen Freunden und seiner Cousine Zoe gerät. Kaum hat man sich jedoch als Leser in die Geschichte vertieft, ist sie auch schon wieder vorbei.

Die erstaunliche Veröffentlichungsgeschwindigkeit der Folgebände lässt vermuten, dass auch die weiteren Geschichten dieser Reihe ähnlich gestrickt sind.

- MD

Wunder - Julian, Christopher & Charlotte erzählen
Palacio, Raquel J.
350 Seiten, Carl Hanser

Cover

Die Geschichte des 10jährigen August Pullmann erzählte Raquel Palacio in der Übersetzung von André Mumot bereits vor 2 Jahren. Nach dem Glöckner von Notre Dame von Viktor Hugo dürfte dieses Buch wohl das weltweit erfolgreichste Buch mit einen entstellten Protagonisten sein. Nun legt Frau Palacio eine „Erweiterung“ nach:

drei Personen aus dem ersten Band schildern hier aus ihrer Perspektive jene Umstände und Sachverhalte, die vorher hauptsächlich aus Augusts Blickwinkel erzählt worden waren. Julian, der die aggressivsten Handlungen gegen August angestrengt hatte, bekommt nun hier den Raum und die Gelegenheit, von seinen Ängsten und Nöten zu berichten, vom Erfolgsdruck durch seine Eltern und von der Großmutter, die es endlich schafft, ihren Enkel mit ihrer eigenen Geschichte zu erreichen und anzurühren. Christopher, Augusts „ältester“ Freund, erlebt den räumlichen Abstand zu August seit seinem Wegzug zunächst als Entlastung. Aber dann hat Chris` Mutter diesen Unfall. An nur diesem einen Tag begleiten wir Chris durch sein Denken, Fühlen und Handeln und lernen in Rückblenden und Tagebuchartigen Aufzeichnungen Chris` Sichtweise kennen. Und auch Charlotte, die zu Beginn des ersten Buches als „Willkommens-Helferin“ für Auggie eingesetzt worden war, berichtet davon, wie sie lernt, sich zu positionieren. Vom bloßen Nett-sein zu einer aktiven und auch für sich selbst einstehenden Person zu werden, dazu lädt Charlottes Perspektive ein. Raquel Palacio gelingt eine authentische und reflektierte Erzählung über das Leben und Wachsen. Absolut lesenswert, auch unabhängig vom ersten Buch!

- JPS

Was WÜRDEst du tun?
Gruß, Karin | Krejtschi, Tobias
32 Seiten, Minedition

Cover

Immer wieder begegnen uns Situationen, in denen wir gefordert sind, Stellung zu beziehen. Wir bekommen mit, dass der Obdachlose anders behandelt wird, als andere Kunden. Dass eine Mitschülerin im Netz gemobbt wird und dass die Muslima wegen ihres Kopftuches beleidigt wird. Aber was tun wir dann? Verlassen wir dafür unserer Komfortzone als scheinbar Unbeteiligte und/oder handeln wir? Das Büchlein der beiden Autoren bedingt, dass wir uns selbst und/oder mit unseren Kindern mit dieser Fragestellung auseinandersetzen. Und dieses auf eine einfache verständliche Weise ohne den direkten moralischen Zeigefinger auszupacken. Ein wichtiges Thema für uns alle!

- KW

Hier kommt Oma
übersetzt von Verena Kiefer

Boonen, Stefan | Melvin
87 Seiten, Arena

Cover

Wenn Oma kommt, dann geht es ab!! Sie packt ihre 10 Enkel in ihren klapprigen Wagen und ab mit allen in die alte Hütte im Wald. Alle Regeln der Eltern in den Wind geschossen, hier gehen die Uhren anders. Saubere Wäsche anziehen oder schlafen, obwohl der Kopf noch wach ist? Auf keinen Fall!! Es gilt Abenteuer zu bestehen und Oma ist bei Allem die Erste. Um sich ein Eis kaufen zu können, muss einer in den glibberigen See steigen und Knirsch holen. Wer könnte das besser als der Kleinste? Das Wochenende ist zu schnell vorbei und wieder daheim wird nichts verraten. So eine Oma will jedes Kind haben und so eine Oma will man unbedingt sein! Es macht riesigen Spaß den Abenteuern zu folgen und die tollen Zeichnungen tragen zu diesem Spaß noch bei. Jeder, der dieses Buch liest weiß einfach, dass es genauso sein soll, wenn Großeltern mal die Regie übernehmen. Mein absoluter Lieblingssatz: Eichhörnchen merken, wenn man ihnen zuzwinkert.

Ein Buch, das am meisten Spaß macht, wenn man es gemeinsam mit den Kindern anschaut und liest. Ab etwa 4 Jahren.

- KW

Das Mädchen Wadjda
übersetzt von Catrin Frische

Al Mansour, Hayfa
304 Seiten, cbt

Cover

Eine Jugendliche spart ihr Geld, um sich ein grünes Fahrrad zu kaufen, das sie im Geschäft gesehen hat.

Dieser alltägliche Handlungsverlauf wird im Roman „Das Mädchen Wadjda“, der auf einer deutsch-saudi-arabischen Kinoproduktion des Jahres 2012 basiert, zu einem Akt der Rebellion; spielt diese Geschichte doch in Saudi-Arabien, wo Fahrradfahren wie vieles andere für Mädchen und Frauen verboten ist. Wadjda, die kleine Heldin der Geschichte, kümmert sich wenig um diese und andere Regeln und versucht alles, um das heiß ersehnte Fahrrad kaufen zu können, ja sie macht sogar beim langwierigen Koran-Rezitationswettbewerb mit.

Umgeben ist Wadjda von anderen starken Frauenfiguren: ihrer Mutter, die mit der Tatsache konfrontiert ist, dass ihr Mann sich eine andere, fruchtbarere Frau nehmen wird, und der Direktorin Ms Hussa, die das wortwörtliche Befolgen der zahlreichen religiösen (Bekleidungs-)Vorschriften mit grimmiger Akribie kontrolliert und deprimierenderweise Wadjda einmal gesteht, sie sei auch einmal so rebellisch wie sie gewesen.

Der Roman zum Film, der zwar unter schwierigsten Bedingungen in Saudi-Arabien gedreht wurde, jedoch dort aus Mangel an Kinos nicht gezeigt werden kann, erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Kinderbuch. In seiner Begründung weist die Jury auf das grüne Fahrrad als „Symbol für Rebellion, Freiheit und Gleichberechtigung“ hin.

Tatsächlich zeigt die Geschichte die beklemmende Innensicht eines Kulturkreises, in der Frauen nur eine kleine Nische bleibt, in der sie so etwas wie Freiheit überhaupt leben können: abgeschottet von der Öffentlichkeit unter ihresgleichen oder in ihrer Phantasie.

Lesenswert.

- MD

Die Spione von Myers Hold
Eine gefährliche Gabe

Vaughan, Monica M.
362 Seiten, dtv Junior

Cover

Christopher Lane hat es geschafft. Er ist der bedrückenden Nähe zu seiner Mutter entflohen, denn er hat die Aufnahmeprüfung an einer Eliteschule geschafft und reist alsbald ins Internat. Genommen wurde er dank seiner Begabung, Gedanken lesen zu können. Bald schon stellt er fest, dass auch die anderen fünf Schüler besondere Begabungen haben. Denn deshalb sind sie alle hier. Die Schule ist nämlich eine Sektion des britischen Geheimdienstes, die besondere Aufgaben zu lösen hat. Bald schon beginnt das erste spannende Abenteuer.

Ein Roman, der – auch in seiner optischen Aufmachung- ein wenig an Harry Potter erinnert. Auch hier nimmt das Übernatürliche einen großen Raum ein. Aber Liebhaber dieser Art von Erzählungen werden voll auf ihre Kosten kommen. Nach einem eher verhaltenen Start nimmt das Buch Fahrt auf und bleibt auch rasant bis zum spannenden Finale. Macht Lust auf mehr. Und wenn der Klappendeckel hält, was er verspricht, dann kommen auch noch mehr.

Ab etwa 11 Jahren empfehlenswert.

- KW

Sally Jones
Mord ohne Leiche

Wegelius, Jakob
620 Seiten, Gerstenberg

Cover

Die Fans von Sally Jones, zu denen auch ich mich zählen darf, haben schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung der Geschichte gewartet: wie ging es mit der geschickten Gorilladame und ihrem Freund, dem Chief, denn nun weiter? Jakob Wegelius nimmt den Leser erneut mit auf eine Abenteuerreise voll nostalgischem Charme, diesmal von Sally Jones selbst erzählt. Die geschickte und äußerst lernfähige Maschinistin kann inzwischen Schreibmaschine schreiben, und schreibt ihre Erlebnisse selber auf. Da sie nicht sprechen kann, sie ist trotz allem ein Gorilla, ist das Schreiben eine ideale Möglichkeit, in der Rückschau die Erlebnisse zu verarbeiten, die ihr immer noch Alpträume bereiten.

Der vorliegende Krimi ist superspannend, aber nie blutrünstig. Trotzdem mit Sally Jones eine hochbegabte Gorilladame die Hauptrolle spielt, wirken auch die anderen Charaktere nie unglaubwürdig oder platt. Im Gegenteil: die ganz „normalen“ Umstände des Lebens wirken hier: Berechnung, Verrat, Missgunst, Gier, einfach Pech - aber auch Herzlichkeit, Mitgefühl und Ausdauer...

Gerade das ist es, was diesen „Wälzer“ lesenswert macht. Eingeführt mit einer gezeichneten Galerie der wichtigsten vorkommenden Personen können sich die Leser sprichwörtlich ein Bild von den Charakteren machen. Zusammen mit den Illustrationen, die jedes Kapitel einleiten, gelingt es Jakob Wegelius auch mit diesem Sally-Jones-Band, einen üppigen Augen- und Geschichtenschmaus anzurichten, der nach gemütlichen Schmökerstunden in kuscheligem Ambiente duftet. Ganz egal, wie dick der nächste Band wird, und wann er erscheint - er wird bestimmt von Jungen und Mädchen ab 11 Jahren begeistert verschlungen werden.

- JPS

Du, mein Ein und Alles
Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
115 Seiten, Moritz Verlag

Cover

Dunne ist traurig. Ihr Vater hatte einen Verkehrsunfall und muss einige Zeit im Krankenhaus verbringen. Dabei ist sie doch sein Ein und Alles, seit ihre Mutter gestorben ist. Aber dann fügt sich alles gut. Denn es sind Sommerferien und Dunne darf sie mit ihrer besten Freundin Ella Frida auf einer Insel im Meer verbringen. Sie spielen den ganzen Tag im Freien und Dunne freut sich auf die Abende, denn pünktlich um Sieben Uhr ruft sie ihr Vater an. Eines Tages aber bleibt sein Anruf aus. Dunne sorgt sich sehr. Welch eine Freude, als er sie stattdessen besuchen kommt! Oder aber doch keine gelungene Überraschung? Rose Lagercrantz zeichnet ein Bild von Kindern, die neben ihrer unbeschwerten Freude am Kindsein auch anderes kennen: Das Gefühl, wenn ein Elternteil sich allein um sie kümmert, sie daher dessen „Ein und Alles“ sind und dann ein neuer Partner dazu kommt. Welchen Platz nimmt dann das Kind künftig ein? Hier gelingt es, dieses Bedürfnis nach Exklusivität auf die Freundin umzulenken. Ein wunderschön illustriertes kindgerecht geschriebenes Buch, welches einzig in der Figur der Ella Frida teilweise ein wenig zu erwachsen redet. Diese Passagen habe ich als Bruch in der ansonsten wunderbar kindnahen Sprache empfunden. Für Kinder ab Grundschulalter geeignet.

- KW

Annabel und Anton
Tür an Tür in Haus Nr.9

Zeevaert, Sigrid | Muszynski, Eva
125 Seiten, Gerstenberg

Cover

Es kann schon ein wenig nerven, das Leben mit zwei kleineren Brüdern. Da kommt Anabel auf die Idee, in die Welt hinauszuziehen. Aber bevor sie den Vorsatz umsetzen kann, zieht nebenan Anton ein. Und hurra!!! Er will gar nicht mit den Brüdern spielen, sondern mit Anabel! Gemeinsam erleben sie viele aufregende Dinge und so manches Altbekannte entpuppt sich als etwas ganz anderes, völlig Neues. Eine wunderschön erzählte Geschichte in einer Sprache, die auch kleinere Kinder schon gut verstehen können. Die Illustrationen begleiten diese Sprache ebenfalls angemessen in ihren reduzierten Botschaften. Ein Buch über die Kraft und die Wichtigkeit von Freundschaften in Kindertagen. Fast möchte man mitmachen bei den Erlebnissen. Gern also schon jüngeren Kindern vorlesen.

- KW

Sally Jones
Eine Weltreise in Bildern

Wegelius, Jakob
132 Seiten, Gerstenberg

Cover

Sally Jones ist der Name eines weiblichen Gorillas, der als Kind aus dem afrikanischen Regenwald entführt und später, als menschliches Baby getarnt, unter diesem Namen nach Istanbul gebracht wurde. Dort kauft eine räuberische Lady das gelehrige Gorillamädchen und erzieht es liebevoll, aber zu einer Trickdiebin. Nach ihrer Verhaftung und Flucht aus einem Zoo landet Sally Jones beim Zauberer eines Wanderzirkus. Dieser bringt ihr, neben anderen zivilisatorischen Überlebenstechniken, das Lesen bei. Aber auch hier kann sie nicht bleiben, geplagt von ihrer Sehnsucht nach dem heimatlichen Dschungel und der schlechten Behandlung durch ihren Besitzer gelangt sie als blinder Passagier auf ein Schiff. Die Schiffs-Weltreise führt Sally Jones, die sich inzwischen mit ihrem Namen identifiziert, nach Borneo, Singapur und New York; durch Henry Koskela, den „Chief“, lernt Sally Jones endlich Vertrauen und wahre Freundschaft kennen. Der finnische Seemann lernt Sally als Maschinistin an, hier entwickelt sie ihr handwerkliches Talent weiter und hat zum ersten Mal Freude an ihrer Arbeit.

In dieser sowohl bezaubernd geschriebenen als auch wunderbar altmodisch illustrierten Geschichte hat Jakob Wegelius mit Sally Jones eine hinreißende Romanfigur geschaffen. Große Themen wie Freundschaft, Sehnsucht, Treue und menschliche Gier werden in diesem fantastischen Abenteuerroman vortrefflich beleuchtet. Der wunderbar nostalgische Charme der Illustrationen, der konsequent auch im Seitenlayout, in den Bildeinfassungen und auch in der typographischen Gestaltung fortgeführt wird, macht dieses Buch zu einem in jeder Hinsicht herausragenden Lesegenuss. Für Kinder ab 11 Jahren und deren Eltern!

- JPS

Krieg und Freundschaft
übersetzt von Rolf Erdorf

Verroen, Dolf
146 Seiten, Freies Geistesleben

Cover

Joop lebt mit seinen Eltern in den Niederlanden zu den Zeiten der deutschen Besetzung. Sein bester Freund ist Kees, sie schließen Blutsbruderschaft und schwören sich ewige Freundschaft. Doch dann passiert alles auf einmal: Irma, ein jüdisches Mädchen verschwindet, nachdem es die Schule nicht mehr besuchen darf, es gibt Widerständler und Niederländer, die mit den Deutschen kooperieren. Jeder misstraut jedem und Kees Eltern gehören zu den Mitläufern. Da Joops Eltern Menschen verstecken, die sich im Widerstand engagieren, dürfen sich die Freunde nicht mehr sehen.

Es sind verwirrende Zeiten für junge Menschen, Zeiten voller Hunger, Not, Angst und Misstrauen. Wer gestern noch Nachbar war, ist heute verschwunden, wer gestern noch Freund war, vor dem muss man sich heute in Acht nehmen.

Einfühlsam und aus Kindersicht beschrieben malt Dolf Verroen ein Bild von der Besatzungszeit, wie sie in den Niederlanden erlebt wurde. Der Lesende spürt die Verwirrung, die bei den Kindern herrscht. Mühsam versuchen sie, die Weltsicht neu zu sortieren. Ein Buch, welches schon den jungen Lesenden ein Gefühl dafür vermittelt, was es hieß, in jener Zeit zu leben. Wichtig, um die Geschichte bei der jungen Generation lebendig zu halten. Schön und altersgerecht illustriert von Charlotte Demantons. Geeignet ab etwa 10 Jahren.

- KW

Mein Bruder ist ein Superheld
Salomons, David
350 Seiten, Aladin

Cover

„Mein Bruder ist ein Superheld, und hätte ich nicht so dringend pinkeln müssen, dann wäre ich jetzt auch einer. Vielleicht.“

Der 11-jährige Luke Parker wohnt mit seinem 14-jährigen Bruder Jack und seinen Eltern in einem Vorort Londons und führt ein ganz normales Leben, als eines Tages plötzlich der aus einer Parallelwelt stammende Reisende Zorbon der Bestimmer im Baumhaus der Kinder erscheint und während der Abwesenheit Lukes seinen Bruder zu einem Superheld macht. Beide Welten sollen so von einem herannahenden Asteroiden namens Nemesis gerettet werden.

Daraufhin entspinnt sich ein Superhelden-Roman, der interessanterweise nicht den Superhelden selbst als Hauptfigur entwickelt, sondern dessen nerdigen Bruder, der aufgrund seiner Comiclektüre genau weiß, wie sich ein Superheld zu verhalten hat. Natürlich wird auch ein Antagonist aufgebaut, der Jacks Superkräfte stehlen möchte, um selbst der Retter der Menschheit zu werden.

Dargestellt wird diese teils vorhersehbare Geschichte durch eine Wortwahl, die an die eines 11-Jährigen angelehnt ist. Ein Superhelden-Glossar, der nicht so Comic-belesene Rezipienten ins einschlägige Bild setzen soll, rundet den Roman ab.

Ein witziges Buch, das auch Themen wie Geschwisterrivalität, erste Liebe und Familie verhandelt.

- MD

Magisterium
Band 1: Der Weg ins Labyrinth

Black, Holly & Clare, Cassandra
352 Seiten, One / Bastei Lübbe

Cover

Ein Plagiat ist keine Hexerei

Seit ein böser Zauberer im Rahmen eines Magier-Krieges seine Mutter getötet hat, als er noch ein Baby war, ist ein Jugendlicher nicht nur körperlich gezeichnet, sondern auch auf geheimnisvolle Art und Weise mit dem Bösen verbunden. In einer labyrinthischen Zaubereischule, die von einem gefährlichen Wald voller Monster umgeben ist, soll er seine magischen Kräfte entwickeln und kontrollieren lernen. Schnell findet er dort Freunde (einen Jungen und ein Mädchen) und erweist sich als mächtiger Zauberer, der im Laufe der Handlung nach und nach entdeckt, wer er eigentlich ist.

Was wie eine Inhaltsangabe der Harry-Potter-Reihe klingt, ist tatsächlich (auch) eine Zusammenfassung der wesentlichen Handlungsstränge von „Der Weg ins Labyrinth“ von Holly Black („Die Spiderwick-Geheimnisse“) und Cassandra Clare, dem ersten Band der Fantasy-Reihe „Magisterium“. Von den geplanten fünf Bänden ist neben dem ersten der zweite („Der kupferne Handschuh“, 2015) und dritte schon erscheinen („Der Schlüssel aus Bronze“, 2016).

Bücher fallen nicht vom Himmel. Jeder Autor bezieht sich bewusst oder unbewusst auf schon Gedachtes, schon Geschriebenes, schon Veröffentlichtes. Und letzten Ende besteht Literatur ja auch darin, das bestehende Repertoire an Motiven, Themen und Geschichten zu imitieren, neu zu formen, zu parodieren oder in andere Zusammenhänge zu übersetzen.

Aber mit welcher Dreistigkeit hier aus den Fantasywelten von Joanne Rowling („Harry Potter“) und Rick Riordan („Percy Jackson“) plagiiert wird, ist doch atemberaubend. Wie Harry Potter trägt Callum Hunt seinen eigenen Feind in sich und findet in der Zaubereischule ein neues Zuhause, wie Percy Jackson bricht er gerne Regeln, stellt Autoritäten in Frage und verwendet die Elemente, um zu zaubern. Diese Liste könnte man noch zu lange fortsetzen. Lediglich bei den (seltenen) Beschreibungen des titelgebenden Labyrinths blitzt ein gewisser Ideenreichtum der Autorinnen hervor. Sonst verstecken sie sich hinter Altbekanntem.

Dennoch ist das Plagiat als geglückt einzustufen: zieht man nämlich die genannten Sachverhalte ab, bleibt eine durchaus spannende und mitreißende Handlung übrig, die in einem unerwarteten Story-Twist endet, der Lust machen soll, den zweiten Band der Reihe zu lesen. Der Autor dieser Zeilen kann widerstehen.

- MD

Das Weihnachtskind
übersetzt von Angelika Kutsch

Lagercrantz, Rose | Bauer, Jutta
32 Seiten, Moritz Verlag

Cover

Manches Kind weiß nicht, warum Weihnachten gefeiert wird, vermutet Rose Lagercrantz. Darum hat sie die Weihnachtsgeschichte neu aufgeschrieben. Die Sätze sind einfach, kindgerecht und kurz. Sie erklären, ohne zu moralisieren, in warmherzigem Ton. Bewusst nennt Lagercrantz den Namen von Marias und Josefs Sohn nicht. Er ist einfach „das Weihnachtskind“. Die Autorin spannt den Bogen von damals zu heute, indem sie die Botschaft – nämlich die Ankunft eines Friedenbringers für alle Menschen – in den Mittelpunkt der Geschichte stellt. Sie schreibt, warum wir uns an Weihnachten zusammenfinden und gemeinsam frohe Lieder singen. Wie die Sprache so klar und freundlich, so sind auch Jutta Bauers mit Buntstift gezeichnete Illustrationen für dieses Buch. Text und Bildanteil sind ausgewogen. Bauer zeichnet mit viel Witz und Liebe fürs Detail: beispielsweise den Hirten und die drei Könige, ja auch den Löwen, der friedlich neben den Schafen schläft. Auf der letzten Doppelseite sieht man Menschen aus aller Welt und ihre Weihnachtsbräuche. Eine alte Geschichte – liebevoll und auch für Kinder ohne christlichen Glauben neu erzählt.

- KP

Alice im Wunderland / Alice hinter den Spiegeln
übersetzt von Christian Enzensberger

Carroll, Lewis
384 Seiten, Gerstenberg

Cover

Und was für einen Zweck haben schließlich Bücher“, sagte sich Alice, „in denen überhaupt keine Bilder und Unterhaltungen vorkommen?“ Darum ersinnt sich das Mädchen, das neben ihrer großen Schwester am Bachufer sitzt und sich langweilt, ihre eigenen Bilder und Welten, spricht mit den Tieren und Wesen ihrer Phantasie. Die Antwort auf Alices Frage war auch Programm bei der neuen Wendebuch-Ausgabe von „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“, die erstmals 2014 in den Niederlanden und ein Jahr später in deutscher Fassung bei Gerstenberg erschienen ist. Illustriert und gestaltet hat den in schwarzes Leinen gebundenen Kinderbuchklassiker von 1865 die preisgekrönte Niederländerin Floor Rieder. Von Anfang an war für sie klar, dass der Band „die Form einer altenglischen Bibel haben musste (klein und ganz dick)“. Für die Illustrationen verwendete die Künstlerin eine alte Kratztechnik in Verbindung mit moderner Computergrafik: Sie bestrich Glasplatten mit schwarzer Farbe, kratzte die Motive mit der Feder ein, scannte die Bilder und kolorierte diese am Rechner. Dominant sind, neben dem schwarzen Grund, leuchtende Orange- und gedeckte Blaugrüntöne. Alice ist bei Rieder ein sympathisch wirkendes Mädchen mit glatten langen Haaren, Hut, Brille, Sternenkleid und Chucks.
Angefangen bei der Gestaltung über die Grafik bis hin zu Carrols Sprache, die in Enzensbergers renommierter Übersetzung dem Wortgebrauch und der Schreibweise von heute angeglichen ist: Der Band ist ein bildnerisches und sprachliches Gesamtkunstwerk und für Liebhaber des Klassikers und Bibliophile ein absolutes Muss.

- KP

Mucker & Rosine
Andres, Kristin | Scholz, Barbara
165 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Und er zog aus, die Welt zu sehen und sein Glück zu finden.

“Er“ heißt Mucker, ein strickbegeisterter Stadthase. Er lebt bei seiner unerträglich putzwütigen Tante, bis er durch einen Brief erfährt – er hat geerbt: einen Schlüssel zu einer blauen Tür am Waldrand. Die Gelegenheit, sich mit einem gutem Grund auf den Weg zu machen.

Wird er die Tür finden und vor allem, was verschließt sie? Nach Antritt seiner Reise trifft er auf Berta, eine obdachlose Elefantendame mit Akzent. Kurz darauf tritt Rosine in sein Leben, eine attraktive Feldmäusin, die bereits ein selbständiges Leben führt. Es folgen Molle Maulwurf, eine zart besaitete Eule, ein Fuchs....

Über sieben Kapitel hinweg begleiten die Leser Mucker's Suche, das Finden von Freunden, die Ankunft an der blauen Tür und spannenden, gemeinsamen Erlebnissen. Mucker ist verträumt, gutgläubig und strebt nach möglichst viel Harmonie. Wie gut, dass seine Wegbegleiter Realitätssinn, Überlegtheit oder Handlungsbereitschaft mitbringen. So ergänzen sie sich wunderbar.

Ist es möglich, dass die Elefantendame ausgerechnet in einer bauchigen, ausgedienten Kaffeekanne ihre neue Bleibe findet? Die Illustrationen von Barbara Scholz helfen, sich von „zu viel“ Realismus zu lösen und sich einer phantastischen Tiergeschichte hinzugeben.

Sich abgrenzen, mit Freunden Erlebtes teilen und eigenständiger werden...dieses Buch kann ein unterhaltsamer Wegbegleiter dafür sein. Liebenswert-skurrile Geschichten für Kinder ab 8 Jahren.

 

- SB

Lehmriese lebt!
Kuhl, Anke | Kuhl, Anke
90 Seiten, Reprodukt

Cover

Zwei Kinder spielen am Flussufer mit Lehm und bauen daraus einen großen, liegenden Lehmriesen. In der folgenden Nacht geschieht etwas Unerklärliches: als am Morgen ein Tautropfen den Lehmriesen benetzt, erwacht dieser plötzlich zum Leben und macht sich auf den Weg. Ein Förster will ihn fürs Bäume ausreißen erwärmen, ein Frisör versucht es mit ihm als Frisörlehrling, aber im Wasser lösen sich seine Lehmhände auf. Auch im Supermarkt ist der Golem nicht sonderlich erfolgreich, und der Förster zeigt unterdessen den Lehmmann bei der Polizei an. Kommissar Kopp übernimmt und findet den Golem schließlich auf dem Rathausdach. Als die Feuerwehr anrückt, und den Golem mit einem Wasserstrahl zum Abstieg bewegen will, gelingt es den Kindern endlich, sich Gehör zu verschaffen. Der Frisör hat unterdessen erklärt, was ein Golem ist, und dass der nur dem gehorcht, der ihn gebaut hat. So bitten die Kinder den Golem freundlich, herunter zu kommen und er tut das auch widerspruchslos. Ende der Geschichte: Golem und Kinder gehen zusammen spielen. Diese Neuinterpretation der Golemsage, der hier den Kindern dient, ist komplett im Comicformat gezeichnet. Die gebundene Hartcoverausgabe macht das Buch zu einem absolut hitverdächtigen Kinderzimmer-Klassiker, der bei älteren Kids auch die Auseinandersetzung mit der klassischen Vorlage fördert. Danke, Anke!!!  

- JPS

33 Bogen und ein Teehaus
Zaeri-Esfahani, Mehrnousch | Zaeri-Esfahani, Mehrdad
146 Seiten, Peter Hammer

Cover

Die damals 11 jährige Ich-Erzählerin Mehrnousch Zaeri-Esfahani schildert ihre Flucht 1985 mit ihrer Familie aus dem Iran über die Türkei nach Deutschland. Der Sturz des Schahs und die Herrschaft des zunächst voller Hoffnung erwarteten Ajatollah Chomeini wird, ähnlich wie in Marjane Satrapis Persepolis, unaufdringlich und dennoch entlarvend aus kindlicher Perspektive geschildert. Erst als die Zwangs-Rekrutierung 12 jähriger Jungen als Kindersoldaten für Mehrnouschs Brüder bedrohlich näher rückt, entschließt sich ihre Familie schweren Herzens zur Flucht. Denn Mehrnouschs Familie liebt ihre Heimatstadt Isfahan und den Fluss Zayaned Rud mit seiner 33-Bogen-Brücke. Dennoch ist die ganze Familie immer wieder bereit, sich in den widrigsten Situationen und unter den schwierigsten Verhältnissen anzupassen, sei es in der Türkei oder in Deutschland. Nach 14 Monaten landen sie endlich in einer kleinen Sozialwohnung in Heidelberg. Die einzelnen Kapitel des Buches sind mit dem Namen der jeweiligen Städte überschrieben, in denen es auf der Flucht längere Aufenthalte gibt, und auch den Flüssen wird Aufmerksamkeit gewidmet. Viele der Umstände um Flucht und Integration dürften sich im Laufe der aktuellen Entwicklung eher noch verschärft haben. Dennoch eine literarische Perle die mitreißt und vieles nachvollziehbar macht...

- JPS

Mein Sommer mit Mucks
Höfler, Stefanie | Walther, Franziska
140 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Mucks heißt eigentlich Fabian und ist ein dünner, hellhäutiger 13jähriger mit hinreißenden Abstehohren- das findet jedenfalls Zonja (mit Z!), die 12jährige Ich-Erzählerin. Sie lernt den schlacksigen Jungen im Freibad kennen, nachdem sie ihn vorm Ertrinken gerettet hat, denn Mucks kann nicht schwimmen. Das ist ungewöhnlich, genau wie seine merkwürdigen Reaktionen auf Nachfragen nach seinem Zuhause. Zonja mag Mucks sehr, seine ernste Art, und dann wieder seine entwaffnenden Lachanfälle. Und schafft es endlich, ihrer Mutter anzuvertrauen, dass sie sich Sorgen um ihren Freund macht. Was dann passiert, macht das Eingreifen von Zonjas Mutter Mati erforderlich; als Leser ist man dankbar für aufmerksame Erwachsene, die (ihre) Kinder ernst nehmen und in der Lage sind, zu handeln. Nicht nur inhaltlich sondern auch sprachlich absolut überzeugend wird hier eine Mädchenfigur gezeichnet, die Mut macht, Fragen zu stellen, als Außenseiterin zu bestehen und sich bei großen Problemen Hilfe zu holen. Wirklich ein tolles Buch!

- JPS

Vintulato, mein Hund und die Farbe Blau
Löhle, Philipp | Oser, Liliane
61 Seiten, mixtvision

Cover

Einen solchen Freund wünscht sich jedes Kind an seiner Seite. Eines Tages, als unser Protagonist wieder einmal nicht schlafen kann, aber schon zu Bett geschickt wurde, erscheint Vintulato. Ein kleines Männlein, welches fürderhin an seiner Seite bleibt und ihn ermutigt, zu tun, wozu immer er Lust hat. Auf einen Kran klettern mitten in der Nacht, das ganze Zimmer blau zu streichen, weil blau die Lieblingsfarbe ist? Warum nicht?- nur zu! Da stört es auch nicht, dass die Eltern Vintulato nicht sehen können und denken, ihr Sohn sei ganz und gar verrückt geworden. Erst als Vintulato merkt, dass der Junge das Prinzip begriffen hat, zieht er weiter, vermutlich zu einem anderen Kind. Ein nettes Vorlesebuch für kleinere Kinder, die sicherlich noch über die Abenteuer herzlich lachen können. Aber auch mit einer Ermutigung, manchmal das zu tun, was man möchte und nicht nur zu schauen, was andere dazu sagen. Schöne Illustrationen ergänzen die Geschichten. Schön schon für Grundschulkinder.

- KW

Ariol
Ein kleiner Esel wie du und ich

Guibert , Emmanuel | Boutavant, Marc
124 Seiten, Reprodukt

Cover

Ariol, der der kleine Esel hat ein großes Vorbild: Hengst Heldenhuf. Ariol durchlebt alle Höhen und Tiefen , die einem kleinen Esel begegnen, aber mit dem Helden einer Fernsehcomicserie an seiner Seite kann ihm in seinem jungen Leben nichts passieren. Wenn er in die Rolle des berüchtigten Pferdes schlüpft, kann er sogar seinen Vater vor Betrügern schützen, die dessen Bankkarte stehlen wollen. In 12 schönen Comic-Geschichten begleiten wir Ariol durch seinen Alltag, der jedem kleineren Schüler/jeder Schülerin schnell bekannt vorkommen wird. Mit kurzen prägnanten Worten, wie sie Comics eigen sind, schafft es der Autor verständliche Botschaften zu platzieren. Schön schon für Grundschulkinder.

- KW

Das Schaf im himmelblauen Morgenmantel
Knödler, Christine (Hrsg.)
128 Seiten, mixtvision

Cover

Dieses Buch unterscheidet sich von allem, was mir bisher im Kinderbuchbereich untergekommen ist: es spielt -in Wort und Bild!- mit der Idee der „stillen Post“. Die Herausgeberin Christine Knödler, die bereits bei einer großen Anzahl von bisher erschienenen Anthologien ihr Gespür für gelungene Text-Bild-Kombinationen unter Beweis gestellt hat, hat in feiner Hintergrundarbeit die Fäden gezogen. Auf jedes Bild folgt ein Text, auf den folgt wieder ein Bild und dazu erneut ein Text, usw. Für Illustratoren ist es ein üblicher Vorgang, zu einem Text Illustrationen anzufertigen. Aber für Autoren dürfte es mitunter eine Hausforderung gewesen sein, ohne mehr als ein Bild zu kennen, an einer Geschichte zu schreiben, die dann auch noch in sich stimmig sein sollte. Davon, dass das ausgezeichnet geklappt hat, kann man sich in vorliegendem Buch selbst überzeugen. Alle Menschen, die sich beruflich mit Kindern/Schülern und Texten befassen müssen, können endlich aufatmen: hier wird gezeigt, wie es geht, und es macht auch noch richtig Lust, weiter zu schreiben. Oder zu illustrieren. Eine Sehschule für jung und alt und eine Einladung - zum Spinnen! Ein Buch wie ein Fest!

- JPS

Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her
Das dicke Buch vom Nonsense-Reim

Gutzschhahn, Uwe-Michael | Wilharm, Sabine
192 Seiten, cbj

Cover

Der Nonsensreim, der Nonsensreim,

erstickt den tiefen Sinn im Keim,

er fördert, ohne es zu wollen

das Sprachgefühl. Sogar die dollen

Wortspielerei-Gemeinsamkeiten

Kann man so prima vorbereiten:

Mein Teekessel braucht man beim Zelten

Meiner schwimmt durch Meereswelten...

(der Hering)

 

Der langen Rede kurzer Sinn:

Ein Muss für alle Sprachakrobaten, Quatschmacher, Lautlacher

Eine wunderbare Sammlung bekannter und nicht so bekannter Unsinns-Verse, steckt sofort an und macht Lust auf noch mehr Nonsense!

- JPS

Die große Bärenschule
Yeoman, John | Blake, Quentin
160 Seiten, dtv

Cover

Manchmal lässt man sich gerne einen Bären aufbinden, vor allem dann, wenn er von John Yeoman erfunden und von Quentin Blake gezeichnet ist. Die beiden Engländer sind nämlich Meister von Slapstick und trockenem Humor. In dem bereits 1984 im englischen Original erschienenen Kinderbuch „Die große Bärenschule“ geht es um die Freundschaft zwischen einem etwas schrulligen, aber sehr gutmütigen Einsiedler und dem Bären, der liebenswürdig, aber zugegebenermaßen nicht sehr helle ist. Immer wieder macht er, ohne es zu wollen, den anderen Waldtieren Probleme. Das schlägt auf sein Gemüt. Alles ändert sich, als er den Einsiedler trifft und zu ihm in die Schule geht. Der Bär „lernt“ z.B. Bootsfahren, Heimwerken und Kochen. Wenn er dann statt Küchenhandtücher die Teller zum Trocknen an die Wäscheleine hängt: Köstlich! Der überforderte Gesichtsausdruck des Einsiedlers und die Unschuldsmiene des Bären: Herrlich! Schade, dass das Buch, das auf jeder Seite Lachtränen verspricht, so schnell zu Ende ist. Mit dem Einsiedler und seinem zotteligen Freund ist die Bücherwelt um zwei wunderbare Protagonisten reicher.

- KP

Gobbolino
Hexenkater haben es schwer

Williams, Ursula M. | Cortinas, Ruth
174 Seiten, Orell Füssli

Cover

In England gibt es zu diesem Buch ein Kinderlied „Gobbolino – the witche's cat“, welches die Anfänge der Geschichte besingt. Dieser Gobbolino, einer von zwei Nachkommen einer Hexenkatze, hat eine genaue Vorstellung von seinem Dasein als Kater – inmitten lieber Menschen in einer wechselseitigen, innigen Beziehung. Doch als gebürtiger Hexenkater sind ihm andere Aufgaben und Lebensziele gesetzt – die Unterstützung einer der vielen Hexen, welche in der Umgebung leben. Bei einem ersten Streifzug mit Schwester Bleckina im Mondschein fallen dieser gleich Makel ins Auge, welche aus ihrer Sicht nichts Gutes verheißen...so sehen das auch Gobbolino's Mutter und die Hexe, bei der die Katzenfamilie lebt. Er ist dort nicht mehr willkommen....

Die Geschichte erzählt von Gobbolinos teilweise verzweifelten Versuche, sich durch Anpassung, Hilfsbereitschaft oder gut gemeinten Aktionen ein Leben mit und bei den Menschen zu ermöglichen. Dabei kommt es immer wieder zu traurigen Abschieden. Doch Gobbolinos konsequente Neuanfänge machen die Geschichte gut verdaulich. Durch die in sich abgeschlossenen Kapitel bietet sich den (Vor-) Lesern und Zuhörern die Gelegenheit, über mögliche Fortsetzungen zu sprechen oder eigene Szenarien zu entwickeln, wie und ob es Gobbolino gelingen wird, seinen Traum zu leben. Die detailliert-bildhafte Erzählung wird durch Illustrationen in schwarz-weiß ergänzt, welche sich nicht aufdrängen. Die Sprache wirkt zunächst etwas „altbacken“, wirkt aber beim Lesen wie ein klassisches Märchen.

Gobbolino ist ein englischer Kinderbuchklassiker (s.o.) aus dem Jahr 1942, der nun von Niccel Steinberger erstmals ins Deutsche übersetzt wurde. Eine wunderbare Erzählung zum Vor- und Selberlesen für Kinder ab 6 , bzw. 8 Jahren, und Katzenliebhaber.

- SB

Ein neues Zuhause für Kellergeigers
Grumberg, Jean-Claude | Badel, Ronan
83 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Wieder einmal machen sich die Kellergeigers auf die Reise. Es ist aber keine Urlaubsreise, vielmehr versuchen sie eine neue Heimat zu finden. Nirgendwo sind sie willkommen. Den Menschen in anderen Ländern gefällt ihr Äußeres nicht und auch nicht, dass sie gern und viel Musik machen. Insbesondere der älteste Sohn spielt die Geige virtuos. Und wieder einmal landen sie in einem Land, wo sie abgeschoben werden sollen. Doch wohin nur? Dann wird auch noch der Älteste von seiner Familie getrennt, in dem er einem Mann hinterher läuft. Wie soll diese Geschichte noch ein gutes Ende finden? Jean-Claude Grumberg, der diese Geschichte einst für seine Tochter entwickelt hat, erzählt mit kindgerechten Worten von Menschen, die nirgendwo erwünscht sind. Durch die vielen Wiederholungen seiner Formulierungen erkennt man die Unendlichkeit dieser Geschichte, die sich auf unserer Welt zudem täglich millionenfach wiederholt. Durch Vorlesen wird schon kleineren Kindern die Thematik nahegebracht. Ein gutes Ende sorgt dafür, dass sie nicht zu schwer wird. Wunderschön sind die Illustrationen, die teilweise ganze Doppelseiten einnehmen und beim Vorlesen für schöne Abwechslung sorgen. Für Kinder ab etwa 5 Jahren.

- KW

Was ist los vor meiner Tür?
20 Geschichten der Besten zum 60. Geburtstag des Deutschen Jugendbuchpreises

Jentgens, Stephanie
176 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Es sind wahrlich die Besten: „Was ist los vor meiner Tür?“ versammelt 20 herausragende Geschichten von renommierten Kinderbuchautoren aus fünf Kontinenten und 14 verschiedenen Ländern. Alle Autoren wurden in den vergangenen zehn Jahren zum Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert oder damit ausgezeichnet. Die großformatigen, ikonografischen Bilder stammen von dem ebenfalls ausgezeichneten Künstler Aljoscha Blau.
Eigens für diese Anthologie verfasst, stecken die Geschichten voller Phantasie und beschwören, jede auf ihre Art, eine eigene Welt herauf. Da ist zum Beispiel „Waikiki – ein süßes Märchen“ der Lettin Māris Putniņš, die von der Liebe eines Kakaobollenjungen und eines Baisermädchens in einer Konditorei erzählt. Oder Jenny Robsons Geschichte „Immer noch da“, in der es um das afrikanische Flüchtlingsmädchen Arliyo geht, das im tiefsten deutschen Winter eine Freundin findet und mit ihr seiner verlorenen Heimat wieder näher kommt. Phantastisch im doppelten Wortsinn ist Andreas Steinhöfels Geschichte „Alpha Centauri“, in der außerirdische Kinderwesen die Erde bevölkern. Mal tiefgründig, mal komisch, mal traurig, mal ernst: So different die Sujets der Texte sind, so erfrischend verschieden sind auch die Schreibstile der Autoren. Allein das schon macht das Lesen zum Vergnügen!
Die Geschichten hat die Herausgeberin in drei Kapitel unterteilt: „Ich sehe was, was du nicht siehst“, „Ene mene muh, und raus bist du“ und „Mein rechter, rechter Platz ist frei“. Für Menschen ab 8, die das Buch ja lesen und lieben sollen, klingt das eher fade, weil nicht altersgerecht. Trotz dieses kleinen Mankos hält der Titel, was er verspricht.

- KP

Rosie Tausendschön
Verkupplung mit Verschnupfung

MacDonald, Alan | Roberts, David
92 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Rosie Tausendschön hat es faustdick hinter den Ohren. Sie ist sich sicher zu wissen, wie die Welt läuft. Und da mischt sie dann auch mit. Die Lehrerin ist vom Freund verlassen? Ein neuer muss her! Taschengeld muss gespart werden? Eine Idee soll es richten! Die Peinschwestern lauern auf dem Schulweg? Da gibt es doch Roccos große Schwester!! Und wenn es dann doch nicht kommt, wie geplant: Sei`s drum!

Drei kurze Erzählungen nehmen uns mit in die Welt der kleinen Hauptdarstellerin und ihrer Freundinnen. Sie sind kurzweilig erzählt, nett illustriert und geeignet für Mädchen ab 8 Jahren. Auch gut als Freundinnengeburtstagsgeschenk.

 

-

Die wahre Geschichte von Regen und Sturm
übersetzt von Gabriele Haefs

Martin, Ann M.
240 Seiten, Königskinder

Cover

Diese Geschichte wird von Ruth selbst erzählt, einem jungen Mädchen mit der Diagnose: hochfunktionaler Autismus. Ruth ist hochintelligent und kann sich gut ausdrücken. Sie liebt homophone Wörter, ihr eigener Vorname ist ein Beispiel dafür: (jmd.) ruht. Sie mag Primzahlen. Und Regeln. Ihr Hund Regen ((sich) regen) der im Regen gefunden wurde und den sie sehr liebt, kommt eines Nachts bei einem schrecklichen Sturm abhanden. Ihr Vater hatte den Hund nach draußen gelassen. Ruths Vater ist alleinerziehend und schnell überfordert, sein jüngerer Bruder Weldon hingegen hat eine herzliche und verständnisvolle Beziehung zu Ruth und versucht, sich um sie zu kümmern, ohne dass das seinen Bruder zu sehr aufbringt. Als der Hund Regen nicht wieder auftaucht, setzen Onkel Weldon und Ruth gemeinsam Himmel und Erde in Bewegung, um sie zu finden. Nach vielen Versuchen und Telefonaten, die Ruth in der ihr eigenen Akribie und Systematik durchführt, wird Regen in einem Tierheim ausfindig gemacht. Allerdings bedeutet der Mikrochip in Regens Ohr, dass sie Olivia heißt, und ganz andere Besitzer hat....

Ann Martin spielt hier nicht nur hinreißend mit den Möglichkeiten der Sprache, sie schafft es auch, die „anstrengenden“ Aspekte des Autismus ehrlich und dennoch liebevoll zu schildern. Ruth wächst einem ans Herz- und man ist sehr dankbar für alle Onkel Weldons dieser Welt....

- JPS

Gefahr lauert überall
Docter Noel Zones großes Handbuch der Gefahrologie

O’Doherty, David; Judge, Chris
152 Seiten, dtv

Cover

Docter Noel Zone, der sympathische Protagonist des Comicbuchs „Gefahr lauert überall“, trägt Vollbart, Schutzanzug und Helm und weist den Weg aus jeglicher Gefahrenzone und brenzligen Situation. Als selbsternannter Gefahrologe führt er den Leser zum so genannten Gefahrenabwehrdiplom (GAD). Gefahrenabwehrdiplom?! Gefahren lauern, wie der Buchtitel schon sagt, immer und überall. Daher muss man sich vor ihnen schützen, so gut man kann und so unwahrscheinlich sie auch sind. Es könnte ja zum Bespiel sein, dass man beim Klettern auf einen Baum von einem Riesenadler verschleppt wird. Der Komiker und Autor David O‘Doherty und sein kongenialer Illustrator Chris Judge entlarven in der Absurdität solcher Szenen die übertriebenen Ängste der Erwachsenen und bringen den Leser mit trockenem Humor zum Lachen. Wie die Texte überzeugen auch die einfachen, naiv wirkenden Strichzeichnungen durch entwaffnenden Charme. Als Mutter oder Vater fragt man sich gelegentlich, ob das Buch nicht eher für einen selbst geschrieben bzw. gezeichnet ist. „Gefahr lauert überall“ ist das beste Stärkungsmittel für Kinder überängstlicher Eltern und das beste Therapeutikum für jene selbst.

- KP

Alex, Martha und die Reise ins Verbotene Land
übersetzt von Andre Mumot

Montgomery, Ross
331 Seiten, Hanser

Cover

Eigentlich ist Alex Jennings kein Held, ein schmächtiger 12-jähriger

Einzelgänger, der sich für nichts außer Hunden interessiert. Im

Cloisters-Internat hat er es deshalb nicht leicht, er wird von seinen

Mitschülern gemobbt und auf alle erdenklichen Arten gequält. Alex' Vater

war der letzte einer langen Reihe von Wissenschaftlern und

Expeditionleitern, die über Jahrhunderte hinweg versuchten,

herauszufinden, welches Geheimnis im Zentrum des "verbotenen Landes"

verborgen liegt. Noch niemals ist jemand dorthin vorgedrungen, denn das

verbotene Land hat die Eigenschaft, dass jeder, der seinen Fuß über den

scharf bewachten Grenzstreifen setzt, sofort und ohne Pause zurück nach

Hause laufen muss, egal, wieviel hunderte oder tausende Kilometer weit.

Einzig Hunde können sich dort frei bewegen, ohne dem magischen Zauber

Folge leisten zu müssen. Alex' Vater war auf seiner Expedition weiter

gekommen als alle vor ihm, jedoch ist auch er letztendlich gescheitert.

Die Fahrt mit dem Hundeschlitten, auf dem der Forscher, in einen Sitz

geschnallt, den Boden nicht berührte, kostete ihn seine Gesundheit.

Zwei

Jahre lag er nach seiner ergebnislosen Rückkehr im Koma. Als er

plötzlich wieder erwacht, hält er sich selbst für einen Hund und flieht

aus dem Krankenhaus. Alex macht sich auf die Suche nach seinem Vater und gewinnt dabei Freunde, alle Außenseiter wie er selbst: den schüchternen und chaotischen neuen Schulleiter Matthew, das zahnlose Mädchen Martha und den struppigen Hund Arnauld, der eine Augenklappe trägt. Auf ihrer abenteuerlichen Reise sind die vier schrägen Typen außerdem ständig auf der Flucht vor dem skrupellosen und bösartigen Davidus Kyte und seinen Handlangern, denn Davidus befürchtet, dass Alex und sein Vater seiner eigenen, unter höchster Geheimhaltung geplanten Expedition zuvorkommen könnten. Montgomerys Debutroman erzählt rasant, spannend und mit (schwarzem) Humor nicht nur eine fantastische Abenteuergeschichte, sondern auch von der Liebe zwischen Vater und Sohn, von der ewigen Frage "Wer bin ich", und von der Kraft loyaler Freundschaft. In bildhafter Sprache entfalten sich fast drehbuchartige Szenen, die mal durchaus dramatisch sind, dann wieder durch köstliche Situationskomik bestechen.

Die Leseempfehlung ab 10 Jahren nur für geübte Vielleser, denn Zeit -

und Perspektivenwechsel machen die Lektüre durchaus anspruchsvoll.

 

- VK

Das Grosse Buch
Geschichten für Kinder

Hohler, Franz | Heidelbach, Nikolaus
320 Seiten, Hanser Verlag

Cover

Vorlesebücher für Kinder gibt es viele. Dieses hier ist voller schräger und skurriler Geschichten, die für Kinder unter 6 Jahren sicher noch nicht geeignet sind, es sei denn, die Kinder verfügen schon über ein entsprechendes Verständnis von Ironie und Sprachwitz. Viele der außergewöhnlichen Erzählungen, für die Franz Hohler bekannt ist, sind in diesem großen, gelben Buch versammelt. Der Illustrator Nikolaus Heidelbach ergänzt die Geschichten um seine typischen Bilder, die den Geschichten eine zusätzliche Ebene verleihen: das Alltägliche kann auch eine boshafte Seite haben, das Banale sehr schön aussehen. Auf diese Art passen Hohler und Heidelbach perfekt zusammen: die Grenzen des Wirklichen werden permanent ausgedehnt und überschritten. So werden junge Köpfe klug und ältere Köpfe nachdenklich...

Ich empfehle dieses also als Hausbuch für alle Familienmitglieder, um miteinander ins Gespräch oder zu eigenen verrückten Geschichten zu kommen.

Es ist außerdem hervorragend geeignet für die Schule (wegen der Überraschungseffekte) und als Anregung für Schreibwerkstätten und kreative Sprachworkshops- probiert es ruhig aus!       

- JPS

Blätterrauschen
übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann

Rahlens, Holly-Jane
315 Seiten, Rowohlt Taschenbuch

Cover

Oliver, Rosa und Iris treffen sich regelmäßig in ihrem Leseclub in der Buchhandlung  Blätterrauschen. Aber an einem stürmischen Herbstnachmittag

während eines Gewitters taucht plötzlich ein fremder Junge an der Hintertür der Buchhandlung auf. Colin stammt aus der Zukunft und befindet sich seiner Ansicht nach in einem Virtual-Reality-Spiel. Es dauert eine Weile, bis er versteht, dass er nicht in einer virtuellen Welt sondern in der Vergangenheit gelandet ist, anscheinend wurde das Spiel von Kindern aus der Zukunft manipuliert. So geraten die drei Kinder und Colin unversehens in eine Zeitschleife. Die Ereignisse überstürzen sich, merkwürdige Gestalten versuchen die Kinder zu fangen, Parallelwelten tun sich auf und in rasantem Tempo bewegen sich die Kinder in der Zukunft immer mehr von ihrem tatsächlichen Leben weg.  Mit viel Glück und auch der Unterstützung der Buchhändlerin, die eine erfahrene Zeit-Reise Begleiterin ist, gelingt es den Kindern, in ihre Welt zurück zu kehren. Holly-Jane Rahlens hat mit dieser Science-Fiction-Geschichte nicht nur eine spannende Zeitreise beschrieben, sie thematisiert auch Zukunftsängste vor biologischen Waffen, terroristischen Übergriffen und einer globalen Bedrohung für die gesamte Menschheit. Diese Ängste sind sicher auch für junge Leser nachvollziehbar. Ein rundum spannendes Leseerlebnis, was mit einer positiven Aussicht endet.

- JPS

Ben
Schildkröte, Schule und weitere Abenteuer

Scherz, Oliver | Swoboda, Annette
112 Seiten, Thienemann

Cover

Auch wenn man den ersten Band noch nicht kennt, verspricht dieser zweite – und laut Interview mit dem Autor wohl auch leider letzte – Band absolutes Vor/Lesevergnügen – insbesondere für Vorschulkinder und Erstklässler. Aber auch Vorleser kommen auf ihre Kosten, denn Oliver Scherz ist nicht nur ein guter Erzähler, der gekonnt Spannungsbögen in die locker miteinander verknüpfte Kapitelfolge einbaut, sondern auch Schauspieler, der weiß, wie man so textet, dass es sich gut liest, und dazu noch ein einfühlsamer Beobachter, der kleine Alltagsereignisse in eindrucksvolle Erlebnisse verwandeln kann. So glauben sich Erwachsene aufs herrlichste wieder in ihre Kindheit zurückversetzt.

In dieser Fortsetzung geht Ben bereits seit fünf Tagen in die Schule, und da gibt es natürlich viel zu berichten – wie im ersten Band in frei bekennender Ich-Form. Zum Beispiel, wie er in den Rattenkeller der Schule hinabsteigt, um zu beweisen, dass er ein Indianer und kein i-Männchen ist. Oder die Sache mit dem starken Olaf, der Straßensperre macht und ihm verbietet, sich je wieder in der Klasse zu melden. Oder aber von der Tortenschlacht, die definitiv dafür sorgt, dass sich alle daran erinnern werden, dass Ben nun 6 Jahre alt ist und gar nicht mehr der Kleinste. Begleitet wird er bei diesen und weiteren Abenteuern weiterhin vom Schildkrötenpärchen Herrn Sowa und Frau Lea und von seiner Freundin Ines, alias „stampfende Büffelfrau“. Gewidmet ist das Buch Scherzens vier Jahre älterem Bruder, denn der hat viele von den Ben-Geschichten inspiriert, die durchaus auch Geschwistergeschichten sind. Das perfekte Vorlesebuch für den Start in die Schule!

- NvM

Ben
Scherz, Oliver | Swoboda, Annette
112 Seiten, Thienemann

Cover

Ben kommt bald in die Schule. Zusammen mit Herrn Sowa, seiner Schildkröte will er die Ferien richtig genießen, zunächst mal damit, dass Herrn Sowas Geburtstag gebührend gefeiert wir. Mit einer vollen Schaum-Badewanne und mit ein paar Fischen aus dem nahen Fluss. Leider dauert das Fangen der Fische doch etwas länger und als Ben nach Hause kommt, schwimmt bereits das ganze Badezimmer...Kommt mir irgendwie bekannt vor - solch eine Geschichte hat doch jedes Elternteil schon mal erlebt, oder? Ben ist ein Junge voller Spitzenideen, die die Erwachsenen nur manchmal halt nicht verstehen. Und er liebt sein Haustier so sehr, das es für Herrn Sowa manchmal ziemlich gefährlich wird...Tolle Geschichte für alle Lebenslagen!

- JPS

Anton taucht ab
Baisch, Milena | Kusch, Elke
112 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Anton nennt sich zwar selbst „Starflashman“, liebt aber auch die kuschelige Nähe mit seinen Eltern. Doch nun fährt er in den Ferien mit seinen Großeltern zum Campen an einen See. Dort ist er, der sonst seine Tage mit Computerspielen und chatten verbringt, plötzlich mit der wilden Natur konfrontiert: dem See, Fischen und anderen Kindern. Am Anfang entwickelt er aus Angst eine Abneigung gegen all das, doch nach und nach entdeckt er draußen nicht nur eine neue Welt und neue Freunde, sondern auch drinnen eine neue Kraft.
Das Buch führt den Leser in die Zeit zwischen dem nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen sein. Antons Gefühle und Erlebnisse, zwischen Wutausbrüchen und Angstgefühlen, werden durch die „jugendliche“ Sprache unterstrichen und zeigen die unausgeglichene Stimmung des Protagonisten einmal mehr: alles schwankt zwischen „stark übertrieben“ und „nicht authentisch“.
Erwähnenswert sind drei gestalterische Besonderheiten:
rechts unten in den rechten Ecken gibt es ein Daumenkino zu entdecken (Nachbasteln ist ne gute Idee), als eine Art „Kapitelüberschriften“ werden die Inhalte durch ein kleines schwarz-weiß Bild vorgestellt, und das (Drucker-)Schwarz sowohl der Typografie als auch der Bilder wurde durch ein sehr dunkles Grün ersetzt, was allerdings meiner Ansicht nach keinerlei Auswirkung auf die Leseerfahrung hat.
Dieses Buch versetzt entweder zurück in die Anfänge der Pubertät oder stellt einen Leidensgenossen vor. Mich regt es zum Nachdenken über eigene Prinzipien und dem Umgang mit dem Neuen an, auf humorvolle Art. Vielleicht eine gute Idee, um sehr junge Nerds (9-13 ) mal vom Computer weg zu locken?

- JR

Anders
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
238 Seiten, Königskinder

Cover

Felix Winter liegt nach einem schweren Unfall über 9 Monate im Koma. Wie durch ein Wunder erwacht er daraus und scheint keine größeren Schäden davon getragen zu haben. Allerdings hat er keine Erinnerung mehr an die Zeit vor dem Unfall. Felix verhält sich anders und er nennt sich nun auch so: Anders. Steinhöfel erzählt vielschichtig von einem Jungen und seiner Suche nach sich selbst. Ein klassischerweise in der Pubertät angesiedelter Vorgang, der hier von verschiedenen verstörenden Faktoren flankiert wird: die ruinierte Beziehung seiner Eltern, Anders´ Fähigkeit, farbige Auren und Krankheiten bei Menschen zu sehen und zu benennen sowie seine Amnesie und der daraus entstehende Abstand zu sich selbst, der ihn bis an den Rand des Existenziellen treibt. Ein besonderes Buch, voller Sehnsucht nach Wahrheit und randvoll – und dabei so luftig, dass ich es gleich noch mal lesen möchte. Lese. Auch, weil die gesamte Buchgestaltung ein Augen- und Sinnenschmaus ist. Peter Schössows Illustrationen auf dem Einband und als Kapitel-Einleitung – dass lässt an gekonntem „nicht-zuviel-und-nicht-zu-wenig“ nichts zu wünschen übrig. Große Buchkunst in Wort, Bild und Gesamtgestaltung, seufz...

- JPS

Anders
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
238 Seiten, Königskinder

Cover

Felix nennt sich jetzt Anders. Warum? Weil nach 263 Tagen im Koma alles anders ist. Vor allem, wenn man sich an nichts mehr erinnern kann. Der Unfall hat alles gelöscht. Aber Anders muss sich erinnern, weil vor dem Unfall irgendetwas passiert ist, etwas Wichtiges, etwas, das man nicht verschweigen darf. Das ans Licht muss. Und das jemand anderes lieber im Dunklen belassen möchte…

Andreas Steinhöfel hat mit ‚Anders‘ ein spannendes Buch geschrieben, das von vielen verschiedenen Dingen erzählt: vom erschütterten Selbstverständnis einer Familie, von Freundschaft, vom Anderssein, von Schuld. Ein inhaltlich und erzählerisch großartiges Buch, das lange nachwirkt.

 

- MLS

Adile
Ein Mädchen aus Instanbul

Tuckermann, Anja | Barth-Musil, Ulrike
87 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Pünktlich zum 50jährigen Jubiläum des Anwerbeabkommens mit der Türkei ist 2011 dieses bemerkenswerte Buch zum Thema Migration erschienen - früher sprach man noch von Gastarbeitern.
Aus der Perspektive der kleinen Adile erzählt Anja Tuckermann mit schöner, klarer Sprache von den enormen Schwierigkeiten, die die Umsiedlung in ein fremdes Land mit sich bringt. Sorgfältig recherchiert steht neben den persönlichen Hintergründen der türkischen Familie die sich verändernde politische Stimmung im deutschen Einwanderungsland. Die unterschiedlichen Geschlechterrollen, die auch bei den Kindern wirksam sind, aber auch die individuellen Charakterzüge der Protagonisten kommen im Zuge der Geschichte zur vollen Entfaltung. Die mitfühlende aber nie sentimentale Beschreibung der unterschiedlichen Lebensumstände wird aufs Vorteilhafteste unterstützt durch die an Fotografien orientierte Art der Illustrationen. So verbindet beide ein „sachlicher“ aber durchweg liebevoller Blick. Die Erzählung endet damit, dass Adile sich der Lehrerin in der Schule wegen der Misshandlungen ihres brutalen Vaters anvertraut.
Aber damit ist das Buch noch nicht zu Ende: auf Seite 82 befindet sich ein Kinderfoto von Adile, die es wirklich gibt. Aus ihrer persönlichen Beziehung mit der Autorin und aus gelebter Erfahrung im damaligen Westberlin stammen viele der Informationen im Buch. Wie gut, zu erfahren, dass es Adile gut geht, wie es damals weiterging und wie wichtig es ist, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ein Zeitzeugnis aus den 70er Jahren, das vielleicht auch interessant ist für die Kinder der dritten Generation türkischer Migranten in Deutschland.

- JPS

Frohe Weihnachten, Zwiebelchen!
Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger

Nilsson, Frieda | Kuhl, Anke
122 Seiten, Gerstenberg

Cover

Eine ganz andere Weihnachtsgeschichte.

 

Zwiebelchen, der eigentlich Stigge heißt, wünscht sich zu Weihnachten ein Fahrrad. Mehr noch als das aber wünscht er sich einen Vater. Und wenn schon seine Mama kein Geld für ein Fahrrad hat, dann soll sie sich doch mit ihm auf die Suche nach seinem Vater machen, der in einer langen Straße in Stockholm wohnt. Das kann doch wohl nicht so schwer sein! Aber Mama will nur ihn und keinen Vater. Gut dass es den Nachbarn Karl gibt, mit dem es sich so gut reden lässt. Aber dann fangen die anderen in seiner Klasse an ihn aufzuziehen mit Karl, der Hühner hat, die er rückwärts laufen lassen kann. Wie gut, dass Zwiebelchen ein Fahrrad im Wald findet und sich selbst auf den langen Weg nach Stockholm machen kann. Ob das so eine gute Idee ist?

Sensibel und mit kindgerechten Worten nähert sich die Autorin den Gefühlen, die Kinder haben können, wenn ihnen ein Elternteil fehlt. Sie nimmt ganz die Sicht der Kinder ein und schafft es durch ihre Sprache Verständnis für Zwiebelchen zu erzeugen. Sein Handeln – auch wenn es zeitweise nicht nett ist – ist immer erklärlich und der Leser möchte dem Kleinen schützend zurufen: Alles wird gut!

Ein sehr schönes Buch, welches unbedingt Kindern ab etwa 5 Jahren vorgelesen werden sollte.

- KW

Valentin, der Urlaubsheld
Orlovský, Sarah Michaela | Roher, Michael
123 Seiten, Picus

Cover

„Urlaub ist das, was du daraus machst“, erwidert Papa, als Valentin sich über einen langweiligen Urlaub an der griechischen Küste beschwert. Eigentlich hat er sich ganz furchtbar darauf gefreut. Aber alles läuft schief: das Salzwasser brennt auf der Zunge und in den Augen, die Wellen werfen ihn um, ja selbst das Eis „schmeckt ganz falsch.“ Und dann verletzt sich die Mutter noch am Kopf und der Vater verdirbt sich den Magen. Vor allem: niemand spielt mit Valentin. Alles ist fad. Bis er am fünften Tag Áris kennenlernt – der weiß nicht nur, wie man Touristen „Romantik und schöne Erinnerungen“ verkauft, sondern vor allem, was wahre Freundschaft ist. Die überdauert auch eine bittere Enttäuschung und lässt Valentin voller Vorfreude auf ein Wiedersehen zurück nach Hause fahren.

Nichts Großartiges passiert in diesem Kinderroman. Aber das ist egal. Das Großartige liegt in Orlovskýs Fähigkeit, sprachlich und erzählerisch die Gefühlswelt eines etwa achtjährigen Jungens treffend lebendig werden zu lassen. Und in der wahrlich kongenialen Verbindung von Text und Bild. Denn Illustrationen im herkömmlichen Sinne bietet Roher nicht. Vielmehr übernehmen die Zeichnungen stellenweise die Erzählung, zeigen Panels schnappschussähnliche Urlaubssituationen, kommentieren sie das Geschehen oder machen Träume, Gedanken und Gefühle sichtbar, die der Text nicht zu benennen braucht. Somit bietet sich Valentin der Urlaubsheld hervorragend als Vorlesebuch für Familienurlaub an oder als erste Ferienlektüre für Selbstleserhelden. Das, was Orlovský und Roher aus Valentins eher unscheinbarem Urlaub machen, ist auf jeden Fall etwas ganz Wunderbares!

- NvM

Ein Garten für den Wal
aus dem Niederländischen von Andres Kluitmann

Tellegen, Toon | van Haeringen, Annemarie
54 Seiten, Gerstenberg

Cover

Dieses Kinderbuch wird sowohl Zuhörer, Betrachter als auch Vorleser absolut verzaubern. Tellegens Prosa und van Haeringens Aquarell- und Tuschebilder schaffen eine Tierwelt voll zarter Fantasie, die mühelos Gesetze der Physik und Logik aus den Angeln hebt. Zart und einfühlsam erzählt Tellegen vom Wunsch des Wals: von einem Garten mit Blumen und einer Bank für Besucher träumt er, denn einen Springbrunnen hat er schließlich schon. Und dank des geschickten und emsigen Grashüpfers geht dieser Wunsch auch in Erfüllung. Bald kommen Tiere von nah und fern, um den wunderbaren Garten in der Mitte des Ozeans zu bewundern. Doch irgendwann besinnt sich der Wal auf seine innersten Sehnsüchte und spürt, dass das Glück in ihm selbst liegt – und nicht in erworbenen Äußerlichkeiten. Was didaktisch klingen mag, ist es im Buch ganz und gar nicht. Text und Bilder erzählen von Gefühlen, die sich auf die Leser übertragen: sehnsüchtiges Träumen wird zu freudiger Erwartung, stolze Zufriedenheit mündet in überschäumende Lebensfreude. Philosophie und Lebensweisheiten kommen selten so leichtfüßig daher.

- NvM

Man wird doch mal wütend werden dürfen
übersetzt von Pressler, Miriam

Tellegn, Toon | Boutavant, Marc
82 Seiten, Hanser

Cover

Der Wut als einem der mächtigen und dabei unbeliebten Gefühle wird hier ein ganzes Kinderbuch gewidmet. Diese Tatsache an sich verdient Beachtung, da es sich aber um Texte von Tellegen handelt, kann man getrost mehr erwarten: einzelne Tiercharaktere wie z.B. Elefant, Kröte und Erdferkel werden in ihrer Gefühlswelt vorgestellt. Aber natürlich spielen auch Zweierkonstellationen wie Eichhörnchen und Ameise oder Nilpferd und Nashorn eine große Rolle, sind es doch die sozialen Beziehungen, in denen häufig Wut auftaucht...Es werden individuelle Eigenheiten sichtbar, die ohne Bewertung geschildert werden. So ist der Elefant zum Beispiel besessen von der fixen Idee, auf Bäume zu klettern, obwohl er dafür wahrlich nicht geschaffen ist und sich beim Abstürzen regelmäßig verletzt. Trotz seiner energisch geführten Zwiegespräche mit sich selbst siegt immer wieder die Lust, auf einen Baum zu steigen, und endet mit dem zwangsläufigen Absturz. Kinder kennen solch widerstrebende Gefühle, mit ihren klaren, moralischen Vorstellungen befinden sie sich oft in einem Dilemma.

Das Buch zeichnet eine Kette von miteinander verwobenen Tier-Geschichten, die, wie im wirklichen Leben, auch die Dynamik zwischentierischer Strukturen spiegeln. Die Illus im Retrostil schaffen gekonnten den Spagat zwischen „klar“ und „fabelhaft“: stimmungsvoll verdichtete Bildräume und „niedlich-witzige“ Vignetten wechseln sich ab. Wo Wut ist, herrscht zuweilen auch Schwarz, auch das ein Ausnahmefall im harmoniesüchtigen Kinder-Bilderbuch, ganz große Bilderbuchkunst!

- JPS

Tom Gates
Wo ich bin, ist Chaos

Pichon, Liz
252 Seiten, Egmont Schneiderbuch

Cover

In dieser Geschichte geht es um einen Jungen namens Tom Gates. Er hat auch eine Schwester. Sie heißt Delia und ist etwas älter als er. Toms bester Freund heißt Derek. Beide sind DUDE-3 Fans. (DUDE-3 ist eine Band.) DUDE-3 tritt in ihrer Stadt auf. Das Konzert wollen die beiden unbedingt sehen. Doch davor erwarten sie noch viele Abenteuer… Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil die Bilder sehr gut gezeichnet sind und der Text lustig geschrieben wurde. MR (Marta, 9 Jahre)

 

Der Name ist Programm. Im Comic-Roman „Tom Gates“ von Liz Pichon herrscht großes Chaos, aber nach Plan: Flotte Zeichnungen, Schriftgrößen und -stile ergänzen sich und wechseln in hohem Tempo einander ab. Glaubwürdig, dass der etwas durchgeknallte Tom Urheber dieses Durcheinanders ist. Mit Vorliebe entwirft der Fünftklässler während des Unterrichts das Logo für seine zukünftige Band. Oder er versucht, seine Mitschülerin Amy zu beeindrucken, was ihm aber nur bedingt gelingt. Familie, Freunde und Lehrer porträtiert Tom sehr treffend, beispielsweise seine ältere, sonnenbebrillte Schwester Delia oder die Lehrerin Mrs. Worthington mit Oberlippenbart. Der flapsige Ton, die gepfefferte Zeichnung: einfach gut! Viel- und Wenigleser, Junge und Mädchen finden Spaß daran.

- KP

Apfelkuchen und Baklava
oder eine neue Heimat für Leila

Rohman, Kathrin | Harvey, Franziska
174 Seiten, Boje

Cover

Immer muss Max sie anschauen, Leila mit dem langen Zopf, die aus Syrien gekommen ist und nun auf dem Platz vor ihm in der 5. Klasse sitzt. Aber als seine Oma ihm rät, sie einzuladen, traut er sich nicht so recht. Dann verliert Leila ihre Walnuss, das Einzige, das ihr von ihrer Großmutter und ihrer Heimat geblieben ist. Den ganzen langen Weg hat sie sie begleitet und nun ist sie weg. Das ist Max Gelegenheit, ihr zu helfen. Aber als er sie dann tatsächlich findet, mag er sie ihr nicht geben, denn Leilas Vater will, dass sie weiter nach Kanada ziehen… Ein schönes Buch über Fremdsein und Ankommen über Heimweh und Neugier auf ein neues Leben. Einfühlsam zeigt es die Gefühle der Neuankömmlinge genauso auf, wie die Scheu der anderen Kinder. Die Geschichten sind jeweils kapitelweise aus der Sicht von Max und Leila geschrieben. Ihre so unterschiedlichen Erlebnisse berühren sich in der Geschichte von Max Oma, die einst aus Pommern flüchten musste. Der liebevoll gestaltete Einband und der Titel lassen sofort erkennen, dass hier zwei Geschichten erzählt werden, die sich am Ende verbinden. Unbedingt lesen oder auch vorlesen!

- KW

ZiegenHundeKrähenMama
...oder: Was ist mit Mama los?

Tanner, Katharina | Jacob, Lihie Aimée
32 Seiten, Atlantis

Cover

Die Mutter von Laute Lotte und Kleiner Paul liegt seit Tagen auf dem Sofa. Sie ist psychisch krank und vernachlässigt ihre Kinder. Die verstehen nicht, was los ist, spüren aber, dass etwas nicht mit Mama stimmt. Erst ist sie Ziege, dann Hund, dann Krähe. Die Mutter entfremdet sich ihren Kindern mehr und mehr.
Katharina Tanner schreibt für die jungen Zuhörer in kurzen, verständlichen Sätzen. In der Geschichte vermengen sich gelebte und gefühlte Realität. Großformatige, aquarellierte Zeichnungen spiegeln die Erzählung eins zu eins wider. Weiß ist der Grundton, weiß sind auch die Sterne auf Mamas tiefblauer Decke, in die sie sich die ganze Zeit hüllt. „ZiegenHundeKrähenMama“ schafft es, für Schmerzhaftes und Nicht-Begreifliches Worte und Bilder zu finden, die weich wie eine Decke sind und leicht wie Schnee. Ein gutes, schönes Buch.

- KP

Seeland
Per Anhalter zum Strudelschlund

Ruhe, Anna | Meingold, Max
285 Seiten, Arena

Cover

Bittie Cross ist sterbenslangweilig, wenn man aus der großen Stadt London kommt. Max ist sich sicher, hier hält er es garantiert nicht lange aus. Doch dann trifft er Emma. Sie klettern gemeinsam in einen Brunnen und landen in einer völlig verrückten Unterwasserwelt. Wie in einem Pralleluniversum leben dort Menschen in Unterwasserstädten von Meereswesen begleitet. Es gibt Piraten und eine geheimnisvolle Macht hält die Bewohner mit gefährlichem Nebel in Schach. Es sind Menschen die sich kritisch äußerten verschwunden, unter ihnen auch Max lange verschollener Vater. Max und Emma sind sich sicher: Sie müssen die Bewohner der Wasserwelt befreien. Doch das ist äußerst gefährlich…

Ein wundervoller Abenteuerroman, der nichts auslässt, was spannend sein könnte. Die schönen Zeichnungen erinnern an Jules Verne Romane und befeuern die Phantasie. Für Kinder ab etwa 10 Jahren geeignet. Mehr davon...

- KW

Hedvig! Die Prinzessin von Hardemo
übersetzt von Friederike Buchinger

Nilsson, Frieda | Kuhl, Anke
177 Seiten, Beltz & Gelberg/Gulliver

Cover

Hedvig und die anderen Drittklässler sind gespannt, es soll ein neues Kind in ihre Klasse kommen! Dann ist Olle da und alle finden ihn cool mit seinen langen dunklen Locken und den Haarbändern, die seine Mutter auf der Overlock näht. Und dasjenige Kind, das ihm beibringt, Schleifen zu binden, soll sich eins der Bänder aussuchen dürfen. Hedvig will unbedingt dieses Kind sein, denn „seit Olle nach Hardema gekommen ist, ist es, als könne sie alles schaffen! Als hätte sie die ganze Welt in der Hand und könnte sie werfen wie einen Ball!“ Wenn da nur nicht Sandra aus der höheren Klasse wär. Und warum kommt Lehrer Lars nicht wieder, der Vertretungslehrer versteht die Kinder nun wirklich nicht… Ein wunderschöner Kinderroman, der uns mitnimmt in die Welt von Bullerbü und Co. Mit kindgerechten Worten erzählt Frida Nilsson die Geschichte von Hedvig und ihrer ersten Liebe. Es gelingt leicht, in die Gefühlswelt der Kinder einzutauchen. Liebevoll illustriert von Anke Kuhl. Ein Buch für alle ab 8 Jahren, das Lust macht auf die anderen „Hedvig-Bücher“.

- KW

Als Opapi das Denken vergaß
Marmon, Uticha
160 Seiten, magellan

Cover

Ein Buch über das Vergessen – ja, das geht! Mias Urgroßvater ist dement und zieht deswegen in die Nachbarwohnung von Mias Familie ein. Zwischen dem etwa zehnjährigen Mädchen und seinem „Opapi“ entsteht eine innige Beziehung: Mithilfe alter Familienfotos begleitet die Enkelin den Urgroßvater auf Zeitreisen in sein früheres Leben bis in die Kindheit zurück. Eine wichtige Rolle spielt dabei Berti, ein Junge in Mias Alter mit Matrosenkittel und schelmischem Blick.
Das Buch ist von atmosphärischer Dichte und mit Szenen wie der so genannten Fischstäbchenkatastrophe, einem verunglückten Mittagessen mit Opapi, reich an Humor. Die Autorin verwebt unterschiedliche Realitätsebenen und garantiert damit Spannung bis zum Schluss. Die leichte Sprache, in der sie die Gedanken- und Gefühlswelt Mias wiedergibt, können schon Kinder im Grundschulalter verstehen. Erwachsene reden beim Thema Demenz meist in sorgenvollem Ton. Nicht Uticha Marmon – wie lehrreich und wie schön.

- KP

Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft
Ludwig, Sabine
234 Seiten, Dressler

Cover

Amüsant und spannend bis zur letzten Seite ist Sabine Ludwigs „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“. Dabei klingt der Titel eher sonderlich, und entsprechend abstrus entwickelt sich die Geschichte auch: Der zwölfjährige Felix Vorndran, neu in der Klasse, lässt seine verhasste Mathematiklehrerin Frau Schmitt-Gössenwein, auch Schmitti genannt, auf die Größe einer Banane schrumpfen. Unbeabsichtigt, allein mittels Kraft seiner Gedanken und einer Katze, die gegen Ende der Geschichte noch eine besondere Rolle spielen wird. Eine Woche lang kümmert sich der Junge um die herrische Zwergin. Er entwickelt Mitleid, fast könnte man sagen Sympathie für sie. Dass Felix‘ Eltern getrennt leben und dass er darunter leidet, verleiht der mit großem Witz geschriebenen Geschichte einen ernsthaften Unterton.
„Am besten gefiel mir, als die Lehrerin mit dem ferngesteuerten Bugatti durch Felix‘ Zimmer fährt und mit dem Ballon vom Schrank herunterschwebt.“ (Marta, 9 Jahre). Sabine Ludwigs Erzählung hat Tempo, von der ersten Seite an. Die jungen Leser verschlingen sie, auch deswegen, weil sie sich in dem Ich-Erzähler Felix sehr leicht wiederfinden. Und ihre Eltern fühlen sich mit schaurigem Wohlgefühl an die eigene Gymnasialzeit erinnert: an verknöcherte Lehrer, lateinische Sinnsprüche und verstaubte Karten mit dem weißen Flecken DDR. Phantastisch!

- KB

Jenseits des Meeres
Walter, Jon
320 Seiten, Königskinder

Cover

„Jenseits des Meeres“ von Jon Walter liest sich wie ein Filmskript, so anschaulich, dass es einem an manchen Stellen den Atem verschlägt. Besonders die Szene, in der mit Beißzange und ohne Narkose ein Zahn gezogen wird, hat es in sich. Walter beschreibt die Flucht des zehnjährigen Malik mit seinem Großvater aus einem namenlosen Bürgerkriegsland. Der Junge erreicht, mittlerweile auf sich allein gestellt, nach langer Überfahrt auf einem großen Schiff das Land „jenseits des Meeres“, wo er von Lucy, einer „guten Fee“, aufgenommen wird.
Die Tonalität der Erzählung ist gedämpft: Da ist das monotone Stampfen der Schiffsmotoren, das den Boden zum Zittern bringt. Da ist Maliks Herzschlag, als er sich in einem Kleiderschrank versteckt. Die Geschichte ist reich an atmosphärischer Dichte und zieht damit den Leser in den Bann. Dass sie auch verstört, regt zum Innehalten an. Das Stärkste an dem Buch ist aber die Gleichzeitigkeit alltäglicher Szenen und Gedanken aus dem Leben eines Kindes und der Präsenz des Bürgerkriegs. In den Alltagsmomenten aus dem Hier und Jetzt kann sich jeder wiederfinden, Krieg werden die wenigsten Leser kennen. Eine Hypothese drängt sich auf: Was, wenn es mich träfe? Welch ein Glück, in Frieden zu leben.

- KP

Jenseits des Meeres
Walter, Jon
320 Seiten, Königskinder

Cover

In einem namenlosen Land, das sich im Bürgerkrieg befindet, versuchen Malik und sein Großvater an Bord des letzten Schiffs zu kommen, welches das Land noch verlassen kann. Die Preise für die Überfahrt steigen ins Unermessliche und die Aussichten für die beiden sind nicht grade gut. Malik hadert die ganze Zeit mit der ihm unverständlichen Flucht, vor allem mit der Tatsache, dass seine Mutter nicht bei ihm ist. Zwar stellt der Großvater ihr Kommen in Aussicht, man sei am Tag der Abreise beim Schiff verabredet. Aber nach allem was Malik inzwischen erlebt hat, ist er nicht sicher, ob er dem Großvater in diesem Punkt glauben kann. Einfühlsam und konsequent aus der Sicht des Jungen schildert das Buch die Schmerzen, Zweifel und die übergroße Verantwortung von Kindern auf der Flucht. Hierbei verzichtet der Autor weitestgehend auf dramatisierende Extreme und beschreibt die Umgebung und die Umstände so neutral wie möglich. Gerade dadurch wird deutlich, wie hauchdünn die Trennung zwischen der angeblichen Normalität und dem Chaos ist. Ein absolut lesenswertes Buch, welches außerdem die Verzweiflung der Erwachsenen thematisiert, die ihre Kinder und Enkel auf der Flucht großen Gefahren aussetzen müssen, um noch größere Gefahren von Ihnen abzuwenden....

- JPS

Zeit der Wunder
übersetzt von Maya v. Vogel

Bondoux, Anne-Laure
192 Seiten, Carlsen

Cover

Kann man eine Geschichte über Flucht, Elend, Hunger und Gewalt als eine Zeit der Wunder betiteln? Unbedingt! Die Geschichte von Koumail und seiner Ziehmutter Gloria, die auf abenteuerliche Weise aus den Kriegswirren des Kaukasus nach Frankreich fliehen, ist eine Geschichte voller Wunder.Da ist erst einmal die wundersame Rettung von Baby Blaise Fortune. Von seiner französischen Mutter wird er bei einem Zugunglück in Georgien der Kaukasin Gloria anvertraut. Fortan heißt er Koumail. Dann ist da Gloria selbst. Gloria lehrt ihn in all dem Unglück, welches ihnen auf der Flucht begegnet, nicht die Hoffnung zu verlieren, sondern immer nach vorn zu schauen. Sie erzählt ihm seine persönliche Geschichte wieder und wieder und lehrt ihn daran zu glauben, dass seine Herkunft im Land der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit seine Rettung sein wird. Als der zwölfjährige Koumail – nachdem er Gloria aus den Augen verloren hat - von den französischen Zollbeamten aufgegriffen wird, wiederholt er also pausenlos, was ihm seine Ziehmutter Gloria eingeprägt hat: Ich heiße Blaise Fortune und ich bin Bürger der französischen Republik, das ist die reine Wahrheit. Als unbegleiteter Minderjähriger ohne Herkunftsnachweis kann Koumail in Frankreich bleiben. Er ist in Sicherheit und bleibt doch rastlos. Als er volljährig ist, macht er sich auf die Suche nach seiner wahren Herkunft… Eine Handlung, welche überall in der Konflikten der Welt hätte spielen können und die aufgrund der momentanen Entwicklung an Aktualität noch zugenommen hat. Die Geschichte deutet die schrecklichen Dinge, die ein Krieg für die Zivilbevölkerung mitbringt nur an, so dass sie bedenkenlos auch jüngeren Kindern schon angeboten werden kann, hier gern natürlich vorgelesen und besprochen.

- KW

33 Bogen und ein Teehaus
Zaeri-Esfahani, Mehrnousch | Zaeri-Esfahani, Mehrdad
146 Seiten, Peter Hammer

Cover

„33 Bogen und ein Teehaus“ muss man in einem Atemzug lesen! Alles beginnt in den 1980er-Jahren im iranischen Isfahan, oder ist es Pripjat bei Tschernobyl? Der Erste Golfkrieg zwingt die Familie der siebenjährigen Mehrnousch Zaeri-Esfahani, Ich-Erzählerin und Autorin des Buchs, zur Flucht in die Bundesrepublik. Das Mädchen erzählt von ihrer Odyssee von Flüchtlingsheim zu Flüchtlingsheim und davon, als Kind in einem fremden Land zu überleben, wenn man noch nicht einmal weiß, was der Unterschied zwischen Sommeranzug und Schlafanzug ist. In der Schule erlebt sie eine Mischung aus latenter Unsicherheit, Staunen, Glück und Angst. Wie kann ein Kind also verstehen, aus dem Leben – Leben, das diesen Namen auch verdient – herausgerissen zu werden, ohne Grund? Warum flüchten? Mehrnousch gibt mit leisen, poetischen Worten Antwort darauf. Zunächst aber sagt sie: „Ich wollte nicht da sein, wo ich war, und ich wollte nicht die sein, die ich war. (…) Ich spürte mit einem Mal, dass wir für die Länder, in die wir einreisten, nur Ärger bedeuteten und dass uns niemand haben wollte.“

Privilegiert ist, wer in Freiheit und Frieden aufgewachsen ist. Wer Mehrnousch zuhört, wird keine schnellen Urteile mehr fällen. Für Lehrer, Sozialpädagogen und Schüler ab der fünften Klasse im Rückblick mehr als nur eine Erinnerung an die Zeitläufte der 1980er-Jahre, an Tschernobyl durch Mehrnouschs persönliches Schicksal: sie appelliert an unser aller Mitgefühl. Die Autorin selbst hat es im „kalten“ Deutschland einst gefunden.

 

- KP

Mein Vater, der Pirat
übersetzt von Edmund Jacoby

Cali, Davide | Quarello, A.C.
48 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Der junge Icherzähler berichtet von der Beziehung zu seinem Vater, den er über die Maßen liebt und vermisst, denn er kommt nur einmal im Jahr, im Sommer, für zwei Wochen nach Hause. Jedes Mal erzählt er seinem Sohn vom Piratenleben auf seinem Schiff, das Hoffung heißt. Auf dem segelt er gemeinsam mit den Piraten seiner Mannschaft, entert Schiffe, schenkt den gegnerischen Matrosen großzügig das Leben und trägt dazu bei, den Piratenschatz zu vergrößern und zu vermehren. Immer bringt er seinem Sohn kleine Dinge und große Geschichten mit und zu seinem siebten Geburtstag sogar einen echte Piratenflagge. Als seine Mutter eines Tages einen Brief bekommt, verreisen Mutter und Sohn, um den Vater zu besuchen. Der Junge rechnet mit einer Fahrt zum Meer, wobei ihm schon unterwegs schwant, dass seinem Vater vielleicht etwas zugestoßen sein könnte. Im Krankenhaus erfährt der Junge dann, dass der Vater in einem Bergwerk gearbeitet hat, und verschüttet wurde. In die Sorge um den verletzten Vater mischt sich der Ärger des Jungen, belogen worden zu sein. Erst als Monate später die Zeche geschlossen werden soll und der Junge gemeinsam mit seinem inzwischen genesenen und arbeitslosen Vater nochmals dort hinfährt, erkennt er, dass die gesamte „Piratenmannschaft“ unter Tage gearbeitet hat und in einer Baracke lebte, in der „Hoffnung“ an der Decke geschrieben stand. Zum Abschied hisst der Junge auf dem Gelände seine Piratenflagge...Sorgfältig und stimmungsvoll illustriert ist dieses Buch vor Allem eine grandiose Vater-Sohn-Geschichte. Zum Niederknien!

- JPS

Ich schenk dir die Farben des Windes
Kunst, Gedichte und Geschichten für Kinder und Erwachsene

Knödler, Christine
160 Seiten, Prestel

Cover

Beim Prestel Verlag ist unter der Federführung von Christine Knödler bereits 2012 eine außergewöhnliche Anthologie zum Thema Lyrik und Kunst entstanden. Nun war ich gespannt, welche neuen Kunsterfahrungen im Bereich der Lyrik und der bildenden Künste in „Ich schenk dir die Farben des Windes“ möglich sein würden. Diesmal sind die Farben das ordnende und verbindende Element. Sorgfältig ausgewählte Texte zeigen das ganze Spektrum lyrischer Dichtkunst. Bei den Abbildungen fehlt mir allerdings diesmal das Moderne, Experimentelle, Dreidimensionale. Ich habe im Quellenverzeichnis der Kunstwerke nur einen einzigen Maler gefunden, der noch lebt... Spielen Farben nicht auch in der zeitgenössischen Kunst eine Rolle? Sollten wir nicht gemeinsam mit den Kindern in neue Räume vordringen und alte Sehgewohnheiten infrage stellen? Der Rahmen dieses wertvollen Kunstbuches schaffte das nötige Gewicht, um auch moderne Kunst und künstlerisch Unkonventionelles vorzustellen und abzubilden. Ich wäre dafür!

- JPS

Konstantin im Wörterwald
Heckmanns, Martin | Harjes, Stefanie
80 Seiten, mixtvision

Cover

Diese zauberhafte Geschichte erzählt von Konstantin, der klein und schmächtig ist und außerdem auch noch stottert. Eines Abends entschließt er sich, seine eigene Geschichte zu schreiben, denn wenn er Geschichten liest oder schreibt, stottert er nicht. Und während er sich in Gedanken fortschreibt, hört er eine bezaubernde Stimme singen, der er einfach folgen muss. Später erfährt er, dass diese Stimme O gehört, die ist ebenfalls klein und schmächtig und spricht kein Wort. Aber der Weg zu O ist lang, er muss der Eintagsfliege folgen und dem gefährlichen Stachelbär ausweichen und dann muss er auch noch durch das blickdichte Dickicht. Poetische Wortschrauben verdrehen einem die Ohren beim Lesen und die wie immer zarten und rabiaten Illustrationen von Stefanie Harjes nehmen Anlauf und springen ins Hirn. Innen, außen und zwischen den Zeilen ist dieses kleine Büchlein ein Gesamtkunstwerk und ein Augenschmaus und ein (Vor-)lesevergnügen für Große und Kleine, für Wortspieler und für Logopäden.

- JPS

Lena und das Geheimnis der blauen Hirsche
übersetzt von Rolf Erdorf

van de Vendel, Edward & De Leeuw, Mattias
156 Seiten, Gerstenberg

Cover

Lena lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Raff. Raff neigt zu Jähzorn und Wutausbrüchen, das beunruhigt die ganze Familie, doch haben alle inzwischen einen Umgang damit gefunden. Eines Tages bekommt Lena Besuch von 13 kleinen Hirschen, die sie Meisterin nennen und aus einer Vase steigen. Lena ist vollkommen verzaubert. Später konfrontiert Raff sie damit, dass auch er Besuch von einem geheimen Tier bekommen hat, aber den Fehler machte, darüber zu sprechen und dass das Tier seitdem nie wieder gekommen sei. Lena spürt die Eifersucht Raffs aber ist ihm auch dankbar für den Tipp. Sie wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr der Hirsche. Ihre Veränderung spürt Lena selbst: durch ihr schönes Geheimnis ist sie gewachsen und schwebt ein bisschen beim Gehen. Als Mama eines Tages beiden Kindern eröffnet, dass sie ein Geschwisterchen bekommen, flippt Raff völlig aus. Lena geht ihm nach und dann kommt es zum Showdown der geheimen Tiere. Gut das Lena weiß, wie man mit ihnen sprechen muss... Die Rollen von Geschwistern in der Familie sind manchmal unglücklich festgeschrieben. Hier bringen die geheimen Tiere eine neue Selbstwahrnehmung und auch die Möglichkeit zur Veränderung. Mit schöner Sprache und mit Feingefühl erzählt (und ebenso übersetzt!) und mit wunderbar spielerischer Leichtigkeit illustriert ist dieses Buch ein echter Glücksfall!

- JPS

Elke
Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen

Duda, Christian | Friese, Julia
160 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Wieder ein Grund für einen Begeisterungsausbruch! Christian Dudas neuestes Buch „Elke“ erzählt die ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte von Kasimir, dem fünfjährigen Kuchenliebhaber und Elke, der großen und sehr übergewichtigen Kuchenbäckerin. Nachdem Duda gleich zu Beginn der Geschichte ausführlich darauf hinweist, das Elke keineswegs nur dick sondern wirklich fett genannt werden muss, ist das bis zum Ende nicht mehr so wichtig und man kann sie in Ruhe kennen lernen. Elke, Kasimir, seinen allein erziehenden Vater, Uwe, der das Cafe betreibt, Serge und natürlich Chantal...Es treten noch ein paar andere Bewohner der Lubitschstraße in Berlin auf, jede Menge Nachbarschaft und ein bisschen Geschichte von vor und nach dem Mauerfall. Elke lebt dort, bäckt, betreut eine Wohngruppe, plant ein Kiezfest, schmiedet neue Kontakte und ist eine herzliche und pädagogisch naturbegabte Frau. Doch sie selbst ist unsichtbar, trotz ihrer enormen Körperfülle, sie ist „sich selber fremd und allen anderen eine Vertraute“. Tja, die Elke. Und dann ist sie plötzlich nicht mehr da und erst da merkt man, wer sie war und was jetzt fehlt...Was dieses Buch so toll macht, neben seiner wunderbaren Sprache und den vielen witzigen Ideen die darin wohnen und uns belohnen (Reim!), ist die Einfachheit und die Klarheit seiner Geschichte. Spannung, Drama, Freundschaft und Einsamkeit finden direkt nebenan und für jeden nachvollziehbar im Hier und Jetzt statt. Julia Frieses Illustrationen bringen Details auf den Punkt und sind die Sahne auf dem Obstkuchen. Toll!

- JPS

Fett Kohle
Linke, Dorit
208 Seiten, magellan

Cover

Niklas lebt zusammen mit seiner Mutter, den Zwillingen und Kaminski in Neukölln. Seit sich seine Eltern getrennt haben, läuft es irgendwie nicht mehr so richtig gut für Niklas, er und Kaminski können sich nicht ausstehen. Gut, dass es mit Felix einen verlässlichen Freund in seinem Leben gibt, auch wenn der mit seiner Klugscheißerei manchmal echt nervt. Aber als Niklas eines Nachts geistesgegenwärtig eine Tasche aus dem Müll zieht, die aus einem vorbeifahrenden Lieferwagen geflogen war, hat er auf einmal richtig fett Kohle. Jetzt könnte endlich mal alles besser werden. Dass das Geld aus einem Banküberfall stammt, wird bald klar, und leider auch, dass die Gangster das Geld natürlich suchen und zurück haben wollen. Und dann ist da auch noch Murats Gang, die es ohnehin schon auf Niklas und Felix abgesehen hat. Mit viel Mut und kongenialen Freundschaftsaktionen wird nach und nach der halbe Kiez aktiviert und die Gangster überlistet. Und sogar Kaminski wird von Niklas Mutter in die Wüste geschickt. Ein spannender Kinderkrimi mit Neuköllner Lokalkolorit und einer Menge Humor!

- JPS

Travis Delaney
Was geschah um 16:08

Brooks, Kevin
319 Seiten, dtv

Cover

Travis´ beide Eltern betrieben vor ihrem Unfall gemeinsam eine Detektivbüro. Nun sind sie beide tot und der 13 jährige Travis beginnt, an dem Unfall zu zweifeln. Mit einem Haufen ungeklärter Fragen und merkwürdiger Beobachtungen steht er vor dem sprichwörtlichen Nichts. Zwar kümmern sich seine beiden Großeltern liebevoll um ihn, aber als Travis mit eigenen Nachforschungen beginnt, weil allzu vieles nicht zusammen passt, sind die Großeltern zunächst gar nicht begeistert von den Aktivitäten des Enkels. Der Großvater, von dem die Eltern die Detektei übernommen hatten, hat allerdings noch genug Kontakte und auch kriminalistischen Spürsinn, um letztendlich Travis bei seinen Recherchen zu unterstützen. Doch bis dahin begibt sich Travis in mehr als eine riskante Situation...Wie immer bei Kevin Brooks kann man nach kürzester Zeit den rasant geschriebenen Krimi nicht mehr aus der Hand legen. Speziell in diesem Fall ist es aber gelungen, einen Krimi für junge Leser zu schreiben, die sich ernst genommen fühlen können, ohne ihre Kindheit zu verleugnen. Wir erwarten sehnsüchtig den nächsten Band im Oktober!

- JPS

Flora & Ulysses
Die fabelhaften Abenteuer

DiCamillo, Kate | Campbell, K.G.
240 Seiten, dtv Junior

Cover

Flora, die sich selbst als Zynikerin bezeichnet,  liebt Comics; besonders „Die illustren Abenteuer des fantastischen Mister Blitz!“. Aus einem Zusatzheft dieser Comicserie hat sie ihr gesamtes Wissen zum Thema: „Was tun, wenn einem Schreckliches widerfährt?“ Eines Tages muss Flora von ihrem Fenster aus mit ansehn, wie irrtümlicherweise ein Eichhörnchen im Nachbargarten von einem riesigen Staubsauger aufgesaugt wird. Sofort rennt sie hin und versucht es bei dem Eichhörnchen mit Wiederbelebung. Es klappt, aber das Einhörnchen verhält sich nun irgendwie komisch; es hat Superkräfte und später stellt sich heraus, dass es auch fliegen und Gedichte verfassen kann. Flora nennt es Ulysses und nimmt es gegen den erklärten Willen ihrer Mutter mit in ihr Zimmer. Floras Mutter, eine Schriftstellerin von Liebesromanen, lebt alleine mit ihrer Tochter. Sie ist einem von Herzen unsympathisch, dafür erblüht Floras Vater, ein sehr zurückhaltender und höflicher Mann, im Laufe der Geschichte in wieder gewonnener Lebendigkeit. In Kate DiCamillos neuem Kinderroman tummeln sich alle denkbaren Absurditäten und Schrägheiten. Für ComicliebhaberInnen und erklärte Kate DiCamillo-Fans sehr zu empfehlen.

- JPS

Travis Delaney
Was geschah um 16:08

Brooks, Kevin
319 Seiten, dtv

Cover

Travis´ beide Eltern betrieben vor ihrem Unfall gemeinsam eine Detektivbüro. Nun sind sie beide tot und der 13 jährige Travis beginnt, an dem Unfall zu zweifeln. Mit einem Haufen ungeklärter Fragen und merkwürdiger Beobachtungen steht er vor dem sprichwörtlichen Nichts. Zwar kümmern sich seine beiden Großeltern liebevoll um ihn, aber als Travis mit eigenen Nachforschungen beginnt, weil allzu vieles nicht zusammen passt, sind die Großeltern zunächst gar nicht begeistert von den Aktivitäten des Enkels. Der Großvater, von dem die Eltern die Detektei übernommen hatten, hat allerdings noch genug Kontakte und auch kriminalistischen Spürsinn, um letztendlich Travis bei seinen Recherchen zu unterstützen. Doch bis dahin begibt sich Travis in mehr als eine riskante Situation...Wie immer bei Kevin Brooks kann man nach kürzester Zeit den rasant geschriebenen Krimi nicht mehr aus der Hand legen. Speziell in diesem Fall ist es aber gelungen, einen Krimi für junge Leser zu schreiben, die sich ernst genommen fühlen können, ohne ihre Kindheit zu verleugnen. Wir erwarten sehnsüchtig den nächsten Band im Oktober!

- JPS

Die Oma im Drachenbauch
und andere Omageschichten

Pausewang, Gudrun | Löhlein, Henning
112 Seiten, Gerstenberg

Cover

Noch ein Buch für Omas und Enkel, diesmal von Gudrun Pausewang, selbst 4-facher Oma, geschrieben. Hier sind wahrhaft spezielle Großmütter versam-melt: die Eine landet in einem Drachenbach, eine Andere wird immer jünger, eine Oma betreibt einen florierenden „Housekeeping-Service“ für Familien im Urlaub, eine weitere trainiert Manager in Überlebensangelegenheiten. Hier hat sich eine bekannte Autorin im Großmutteralter mal so richtig freigeschrieben und allen gesellschaftlichen Konventionen vorübergehend abgeschworen. Schlankheits- und Jugendwahn bei Rentnern kommt genauso  vor wie die Sehnsucht nach der „guten, alten Zeit“, entwickelte Macken, die im Alter so richtig Fahrt aufnehmen, aber auch die bekannte und sprichwörtliche Verständnisebene mit ihren Enkeln...hier kann man alles nachlesen bzw. beim Oma-Wochenende vorgelesen bekommen. Oder selber der Oma vorlesen. Und danach gemeinsam viel Spaß haben, sich kurzfristig mal ordentlich daneben zu benehmen...

- JPS

Elvis im Einsatz
Hula, Saskia | Muszynski, Eva
58 Seiten, mixtvision

Cover

Annarita und Elvis sind Nachbarn. Elvis heißt mit Nachnahmen Pressli und erntet oft komische Blicke, wenn er sich vorstellt. Jetzt im Moment hat er allerdings Ferien und macht als Ferienbeschäftigung im Gartenschuppen ein Fundbüro auf. Annarita steigt kurz entschlossen ein und bringt auch gleich ihre Ideen mit. Und dann entwickelt sich das Spiel der beiden Kinder zu einem richtigen Ferienkrimi...Ein lockere und altersgemäße Sprache holt die Kinder in ihrer Lebenswirklichkeit ab, kurze Kapitel und beschwingte Illustrationen machen das Buch auch für Leseanfänger attraktiv– hoffen wir, das Elvis bzw. Saskia Hula noch eine Menge für weitere Bände einfällt!

- JPS

Hunde muss man gar nicht mögen
Heesen, Martha | Bohn, Maja
105 Seiten, Gerstenberg

Cover

Nene und Coppe haben früher stundenlang in Nenes Lieblingsbaum gesessen, sich unterhalten und Pläne gemacht, unter Anderem für ein Baumhaus. Aber dann hat Coppe einen schweren Unfall und danach ist alles anders. Coppe  kann sich an die Baumhauspläne nicht mehr erinnern und dann bekommt er auch noch einen Hund geschenkt. Den finden alle niedlich, aber Nene hat eigentlich Angst vor Hunden, uns auf diesen Speziellen ist sie einfach auch noch tierisch eifersüchtig. Mit ihm spielt Coppe nämlich, und Nene ist nicht mehr so wichtig. Als Coppe, Nene  und der Hund Wolf dann eines Tages gemeinsam unterwegs sind, geschieht erneut ein Unglück. Nene fühlt sich schuldig und macht sich heimlich und allein auf den Weg, damit Coppe wieder glücklich wird. Und das klappt auch. Martha Heesen erzählt einfühlsam und anschaulich von einer Beziehung zwischen zwei Kindern. Dabei vergisst sie nicht, die Dynamik elterlicher Einmischungen zu erwähnen, die ja schließlich im Leben von Kindern sehr viel Macht haben. Dennoch ist diese Geschichte auch prima zum Vorlesen geeignet, Identifikationsfiguren für Große und Kleine.

Die Illustrationen von Maja Bohn unterstützen die Stimmungen der Geschichte wunderbar.

- JPS

Rico, Oskar und die Tieferschatten
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
224 Seiten, Carlsen

Cover

Der 9 jährige Rico muss ein Ferientagebuch schreiben, keine leichte Aufgabe für jemanden, der sich selbst als tiefbegabt bezeichnet. Doch bald hat er viel zu erzählen, denn er lernt Oskar kennen, einen kleinen Jungen, der zwar nie ohne Fahrradhelm aus dem Haus geht, darunter aber ziemlich helle ist. Gemeinsam geraten sie in den Bann des gefährlichen Entführers Mister 2000 und ihre Freundschaft wird auf eine echte Bewährungsprobe gestellt. Aber zwei wie Rico und Oskar, die schaffen das schon!
Wunderbar erzählte Kindergeschichte über die Freundschaft zweier Aussenseiter, die endlich auch mal Jungen begeistern dürfte,
angereichert mit viel Kreuzberger Lokalkolorit.
Berliner Kinder können sich mühelos auf Spurensuche rund um die „Dieffe“ begeben und lernen dabei gleich, mit dem Stadtplan zurechtzukommen, eine Fähigkeit, auf die Rico echt neidisch ist...
Ein Ferientagebuch, selbst erlebt oder selbst ausgedacht, liegt bei diesem Buch einfach auf der Hand. Ebenso wie die Frage nach den persönlichen „Tieferschatten“, die wohl schon jeden heimgesucht haben.

- KS

Joppe
übersetzt von Birgitta Kicherer

Linde, Gunnel | Könnecke, Ole
128 Seiten, Gerstenberg

Cover

Ole und Joppe gehören zusammen. Und meistens sind sie das auch, wenn nicht- ja wenn nicht irgendwelche miesen Umstände oder einfache Experi-mente oder Zufälle oder Schicksalsschläge dazu führen, das Ole und Joppe getrennt werden. Dann ist allerdings schnelles Handeln gefragt und Mut, Ausdauer, Intelligenz und  Körperkraft sind vonnöten, um Joppe zu retten.

Oder wieder zu beschaffen, auszugraben oder zu befreien. Gottseidank verfügt Olsson über alle diese Fähigkeiten. Olsson ist der hilfsbereite Nachbar, der selber noch einen alten, verschlissenen Teddy besitzt, der Muffe Lum heißt.

Ganz klar, dieser Mann kennt sich aus. Seine Hilfe wird so oft in Anspruch genommen, dass Oles Mama Kerstin und Per Olsson Zeit haben, sich kennen zu lernen. Diese wunderschön und lakonisch erzählte Geschichte  schildert einfühlsam die Erlebniswelt von Ole. Joppe, der kleine Stoffmaulwurf, ist Oles wichtigster Spielkamerad, Freund  und  Vertrauter. Da Ole ihm die Welt zeigen und erklären muss, ist es kein Wunder, dass Joppe manchmal unter die Räder kommt. Am Ende hat er dann ein Halsband mit eingravierter Telefonnummer-

das hilft ein bisschen. Und was dann auch noch hilft, ist die unmittelbare Nähe zu Olsson... Die zauberhaften Zeichnungen von Ole Könnecke leiten die 13 Kapitel ein. Hitverdächtig für Kinder ab dem Kindergartenalter!

- JPS

Ich, Toft und der Geisterhund von Sandkas
Freund, Wieland | Kiss, Gergely
182 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal...Entsprechend diesem Naturgesetz schildert der ziemlich von sich überzeugte Kater Disse seinen Alltag mit dem alten Johann, seinem „Dosenöffner“ und Toft, einem kleinen, gefleckten Hund, der eigentlich ganz in Ordnung, aber eben leider sehr „hündisch“ ist. Bis Disse bemerkt, dass sich etwas verändert, muss schon einiges passieren, denn wenn man viel schläft und sich selbst genügt, bekommt man halt von den Vorgängen in der Welt nicht so wahnsinnig viel mit. Und so kommt denn auch das Abenteuer ziemlich plötzlich und damit die Herausforderung für Disse und Toft. Disse muss trotz aller Überheblichkeit aktiv werden und sich zu allem Überfluss auch noch gemeinsam mit Toft um die Aufklärung einiger bedrohlicher Umstände kümmern.

Diese konsequent aus der versnobten Katerperspektive geschriebene Geschichte ist spannend, komisch und unterhaltsam. Wieland Freund erzählt gekonnt witzig, einzig die Illustrationen Gergely Kiss stören mitunter: hoffentlich sieht Disse nicht SO aus! Besonders die gezeichnete Katze – auch schon die auf dem Cover-sieht einfach ziemlich bescheuert aus. Schade. Sonst ein (Vor-) lese-Hit!

- JPS

Ein Pflaster für den Zackenbarsch
Geschichten vom Doktorfisch

Rassmus, Jens | Rassmus, Jens
111 Seiten, Nilpferd in Residenz

Cover

Der Doktorfisch und der Kofferfisch praktizieren zusammen, meistens klappt das auch, denn der Kofferfisch hat alle nötigen Instrumente und Verbände immer dabei. Allerdings gibt es auch Fälle, die sind ein wenig anders gelagert, zum Beispiel möchte der Zackenbarsch gerne mal eine richtig schöne Krankheit bekommen. Und der Hai lädt alle Fische zum Geburtstagsfrühstück ein - in der Absicht, sie als Geburtstagsfrühstück zu verspeisen. Der Einsiedlerkrebs fürchtet den Weltuntergang und die Krake fürchtet, sich einen seiner 8 Tentakel gebrochen zu haben. Jens Rassmus entführt Kinder und Erwachsene in Tiefseewelten voll menschenlder Fische. Aber nie wird es langweilig oder pädagogisch: hier herrscht anarchische Lebensfreude und Freundschaft und Fußballfieber. Super geeignet als abendliche Vorlese-Lektüre! Funktioniert aber auch im Hellen!

- JPS

Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika
Scherz, Oliver | Scholz, Barbara
111 Seiten, Thienemann

Cover

Marie und ihr älterer Bruder Joscha sind allein zu Haus, als plötzlich Abuu, ein großer, grauer Elefant bei ihnen anklopft. Er hat sich selbst aus dem Zoo entlassen und möchte nun nach Afrika, denn er spürt eine große Sehnsucht in sich. Aber er weiß nicht, wo Afrika liegt und daher sollen ihm die zwei Kinder helfen, dort hin zu kommen. Zunächst bekommt der Elefant die passende Verkleidung, eine Bemalung á la   „Hauswand mir Gebüsch“ , ansonsten hält man sich strickt an den Globus: Afrika ist im Süden und Süden ist unten. Diese bezaubernde Geschichte ist witzig, herzerwärmend und spannend erzählt und von Barbara Scholz kongenial illustriert. Schwer zu sagen, wer sich mehr auf die abendliche Vorleserei freut, Eltern oder Kinder?

- JPS

Sommer auf Balkonien
Reh, Rusalka | Ibelings, Anna
87 Seiten, Jungbrunnen

Cover

Zwei Geschwisterkinder bekommen von ihren Eltern den Balkon als Ferienort überlassen, da es aus finanziellen Gründen nichtmöglich ist, gemeinsam in Urlaub zu fahren. Mit vielen Pflanzen, Fantasie und einigen sommerlichen Einrichtungsgegenständen, wie z. B. einer Hängematte, ist der große Balkon bald ein kindlicher Freiraum- zumal sich die Eltern im Inneren der Wohnung ständig streiten. Die Frau vom Nachbarbalkon hat offensichtlich grüne Daumen

und lässt sich bereitwillig ins Spiel der Kinder einbeziehen, hat sie doch viel Zeit und viel zu erzählen. So entsteht ein „luftiges Königreich“ mit sommerlich warmem Wetter und lauschigen Nächten, welches einladend von den Möglichkeiten eines Lebens in der Stadt auf dem Sommerbalkon berichtet. Anregende Sommerlektüre mit der Tendenz zum Draußenschlafen...

- JPS

Die schönsten Märchen von Tieren und Zauberdingen
Janisch, Heinz (Hrsg.) | Goedelt, Marion
171 Seiten, Annette Betz

Cover

Das vorliegende Hausbuch ist in bekannter Qualität und Aufmachung erschienen, üppig mit z.T. ganzseitigen Illustrationen ausgestattet. So ist das Buch in sechs Kapitel unterteilt, die allesamt neugierig machen. Von Prinzen, Prinzessinnen und Königen handelt das Erste, von klugen Katzen und nimmersatten Ziegen ein Weiteres, von magischen Dingen, vom Zauber der Natur, von tragischen Helden oder von Kleinen, die groß rauskommen berichten die anderen Kapitel. Und bei all diesen zauberhaften Möglichkeiten und möglichen Verwandlungen bekommen wir Märchen zu hören und zu sehen, die aus aller Welt und aus den unterschiedlichsten Quellen stammen. Aus Europa aber auch aus Asien, der Südsee, Nord -und Südamerika und aus Afrika. Überall auf der Welt haben die Märchen dieselbe Kraft und können uns verzaubern und  beweisen, dass das Gute gewinnt. Die Illustrationen  von Marion Goedelt lassen viel Platz für eigene Interpretationen und Fantasien. So lassen sich trefflich Märchen genießen.

- JPS

Der Wörterhimmel des Fräulein Dill
Karimè, Andrea & von Bodecker-Büttner, Annette | Karimè, Andrea & von Bodecker-Büttner, Annette
92 Seiten, Picus

Cover

Der junge Dennis hat Osterferien, aber langweilt sich schon nach kurzer Zeit.

Seine Mutter, mit der er gerne Wortspiele erfindet und für die er Quatsch-gedichte reimt, ist in der Türkei auf Sprachreise und sein Vater hat nur den Garten im Kopf. Immerhin scheint es im Nachbarhaus spannend zu werden, denn dort ist ein altes Fräulein mit Rollator zu Besuch. Dennis hat zunächst Angst vor der schwarz gekleideten Frau, die wie eine Hexe aussieht, aber dann erfährt er, dass auch das alte Fräulein ein gutes Verhältnis zu lustigen Wörtern und gereimten Ungereimtheiten hat. Gemeinsam spielen die beiden mit der Sprache, wobei Dennis erfährt, dass Deniz auf Türkisch Meer heißt und dass die türkische Sprache eine Menge blumiger Wörter zum Spielen bereithält. Eine nicht ganz überzeugende Handlung aber ein Himmel voller Quatschwörter erwartet den jungen Zuhörer und den älteren Vorleser- gut möglich, dass so neue Wortschöpfungen entstehen können...

- JPS

Wilde Zwerge - Der Sturm
Reihe

Meyer, Lehmann, Schulze | Gröhlich, Susanne
32 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

„Die Wilden Zwerge“ sind eine Reihe des Klett Kinderbuch-Verlags seit 2009 und erfreuen sich seitdem zunehmender Beliebtheit. Bildreiche Vorlesegeschichten für Kindergartenkinder in Serie gibt es ohnehin nicht so viele, solche, in denen sie auch selbst eine Rolle spielen, noch weniger. Selbstverständlich kann man über die ethnische Mischung in diesem Kindergarten streiten und  über abgebildete pädagogische Konzepte, oder darüber, wie diese sich abbilden lassen, auch. Wir sind der Ansicht, dass es in 1. Linie nicht um politische Korrektheit sondern um unterhaltsame Literatur geht. Jeder, der schon Kinder im Kindergarten unterbringen wollte, weiß, dass es allemal besser ist, ein Tischgebet zu akzeptieren, wenn die Erzieherinnen kompetent und liebevoll erscheinen. Ansonsten erzählt der Sturm eine lebensnahe Geschichte anlässlich einer Kindergarten-Übernachtung mit Gewitter. Die Kinder reagieren im Spektrum von Großmäuligkeit bis Angst, die Tatsache, dass der Blitz sogar vor ihren Augen in einen Baum einschlägt, dürfte wohl eine seltene Ausnahme bleiben. Dennoch eine erneut gelungene Zwerge-Folge!

- JPS

Der Träumer
übersetzt von Anne Braun

Ryan, Pam Muños | Sis, Peter
384 Seiten, Aladin

Cover

Hier erzählt die Autorin Pam Muños Ryan die Geschichte des Jungen Neftalí Reyes, der später als der chilenische Dichter Pablo Neruda Millionen Herzen und Köpfe bewegen sollte. Neftalì ist ein magerer, schüchterner Junge, der bei Aufregung stottert. Sein Vater, ein autoritärer Patriarch, der als Eisenbahner arbeitet, nennt ihn einen Träumer und macht Neftali das Leben schwer. Aber auch sein älterer Bruder Rodolfo, der am liebsten Sänger werden möchte und seine kleine Schwester Laurita haben unter ihm zu leiden. Mamadre, seine liebevolle Stiefmutter, schafft es nicht, sich gegen ihren Ehemann zu stellen. Neftali sammelt schon früh Worte, die er auf kleine Zettel schreibt und sorgfältig vor seinem Vater verbirgt und jede Menge kleine Dinge aus der Natur: Muscheln und Steine,  Federn und Tannenzapfen aber auch Geräusche und Stimmungen. Pam Muños Ryan gelingt es  auf wunderbare Weise, die Kindheit des großen Dichters für Kinder nachvollziehbar zu machen. Die zarten und poetischen Zeichnungen von Peter Sis unterstützen den inhaltlichen Weg des Buches aufs Vortrefflichste, zeigen die Kraft der Poesie und den Sieg der Liebe und der Wahrheit über Gewalt und Zerstörung. Die letzten 12 Seiten des Buches enthalten Gedichte Nerudas, auf die sich die Autorin mit ihrer Geschichte bezogen hat. Wunderschön und von großer Wirkung für Menschen jeden Alters!

- JPS

Die Geschwister Gadsby
übersetzt von Annette von der Weppen

Farrant, Natasha
256 Seiten, Carlsen

Cover

Die Icherzählerin Bluebell Gadsby ist eine von 5 Geschwistern, die eigentlich mal 6 waren, bevor Bluebells Zwillingsschwester Iris ums Leben kam. Ein quirliger Haufen Kinder mit zwei liebevollen aber sehr oft abwesenden Eltern, die alle zusammen und jeder für sich versuchen, die Trauer und Leere nach Iris`Tod zu verdrängen. Bluebell führt ein Filmtagebuch, nachdem sie zu ihrem 13. Geburtstag eine Kamera geschenkt bekommen hat. Die transkribierten Filmaufnahmen und Bluebells sonstige Tagebuchaufzeichnungen geben dem Buch den Rahmen und den persönlichen Charakter. Aus ihrer Sicht erfahren wir im doppelten Sinne des Wortes Bluebells Einsamkeit, ihre Versuche, sich ein Bild von der Situation zu machen, ihre aufmerksame und altersgemäß etwas übersteuerte Wahrnehmung  von menschlichem und zwischen-menschlichen. So fällt ihr eine erste Verliebtheit quasi vor die Füße, bis ihre älteste Schwester Flora eine Beziehung mit eben jenem Joss anfängt. Ihre Eltern erscheinen als überforderte und verletzte Individualisten, die sich in ihren Berufsalltag stürzen und für die Kinder einen Babysitter engagieren. Eben dieser Zoran ist aber ein Glück für die Kinder wie für die Erwachsenen: er versteht sich auf Emotionales ebenso wie auf praktische Hilfestellungen, er tröstet und kocht Kakao, kann fantastisch Klavier spielen und trifft im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen.

Dieser Roman über das Leben, den Tod und den Umgang mit beidem nimmt die jugendliche Icherzählerin ernst und beim Wort und schildert ein britisches Lebensmodell: pragmatisch und emotional, skurill und mit dem berühmten, englischem Humor...

- JPS

Der kleine Pirat und die geheimnisvolle Schatzinsel
Bosse, Sarah | Waas, Uli
56 Seiten, Arena

Cover

Piraten, Ritter, Dinosaurier bilden das oft benutzte Personal in Büchern für Leseanfänger. So auch in diesem Lesebilderbuch, in dem Schlüsselwörter durch Bilder ersetzt sind.

Der kleine Pirat darf zu seinem Leidwesen nicht mit seinem Papa aufs Meer hinaus. Durch einen Trick schleicht er sich aber an Bord und fällt dem Schiffskoch in die Hände, der ihm zum Zwiebelschneiden verdonnert. So hatte der kleine Pirat sich das wilde Piratenleben nicht vorgestellt. Doch dann  kommt er den geheimnisvollen Machenschaften des gierigen Piratenkapitäns auf die Spur. Am Ende siegt natürlich die Gerechtigkeit und der kleine Pirat hat sich als weitaus mutiger und größer erwiesen, als sein Papa je geglaubt hat...

Ob die Kinder allerdings das Lesebild für Insulaner interpretieren können, wage ich zu bezweifeln!

- KS

Tom Sawyers Abenteuer
Twain, Mark & Knape, Wolfgang | Bohn, Maja
72 Seiten, Arena

Cover

Diese Reihe für fortgeschrittene Erstleser lädt die Kinder dazu ein, mit den Klassikern auf Tuchfühlung zu gehen.

Erzählt werden im vorliegenden Band diverse Streiche, mit denen Tom Sawyer seine Tante  Polly immer wieder zur Weißglut treibt. Richtig spannend wird es, als Tom und Huck auf dem Friedhof Zeuge eines Mordes werden, gemeinsam weglaufen und Tom und seine Freundin Becky auch noch ein Höhlenabenteuer zu bestehen haben.

Diesen Band finde ich sprachlich besonders gelungen. Die Illustrationen haben einen leichten 50er Jahre-Touch und unterstreichen das Geschehen kongenial.

- KS

Der Zauberer von Oz
übersetzt von Maria Seidemann

Baum, Lyman Frank | Neuendorf, Silvio
72 Seiten, Arena

Cover

Ein weiterer Band aus der erstleserfreundlichen Kinderbuchklassikerreihe Bücherbär.

Nach einem Wirbelsturm findet sich Dorothy im Land Oz wieder. Die Einwohner des fantastischen Landes sind ihr gleich sehr zugetan, denn angeblich hat Dorothy die gefährliche Osthexe getötet. Um wieder  zu ihren Eltern zurückzukommen muss Dorothy den mächtigen Zauberer finden, der in der Smaragdenstadt lebt. Als sie den Zauberer trifft, bekommt sie von ihm den Auftrag  auch die mächtige Westhexe zu töten. Zum Glück findet das Mädchen viele Freunde, mit deren Hilfe sie nun das eine oder andere Abenteuer besteht, bis am Ende natürlich alles gut wird.

Abenteuerlustige, schon lesegeübte Kinder werden Spaß haben an der vereinfacht aber sprachlich gut erzählten Geschichte. Ansprechende Illustrationen steigern das Lesevergnügen.

- KS

Paul - Plötzlich Vampir!
Seltmann, Christian | von Knorre, Alexander
48 Seiten, Arena

Cover

Eines Morgens erscheint die Fledermaus Valerie bei Paul am Fenster und verrät ihm, dass Paul eigentlich ein Vampir ist. Paul weiß nicht, ob er sich über diese Nachricht freuen soll, aber dann folgen aufregende „Schulstunden“ mit Valerie, in denen sie Paul das Fliegen beibringt und ihm zeigt, wie man sich aus einem Verließ befreit. Auch die do’ s and don’ ts der Vampirernährung kommen nicht zu kurz und am Ende gibt’s auf dem Ball der Vampire für Paul noch eine richtige Überraschung!

Erstleser werden das Buch wegen des Themas mögen. Leserätsel unterstützen das Leseverständnis dieser schlichten Geschichte.

- KS

Nelli traut sich und sagt NEIN !
Reichenstetter, Friederun | Egger, Sonja
64 Seiten, Arena

Cover

Dieser Titel aus der Reihe „Wir lesen zusammen“ nimmt sich eines wichtigen Themas an.

Das Mädchen Nelli ist viel zu schüchtern, um sich zu wehren und einfach auch mal „nein „ zu sagen. Als sie es dann doch mal tut, merkt sie, dass man dann auch mit den Folgen leben und sich damit auseinandersetzen und vor sich selber bestehen muss..

Das Thema wird in vielen Facetten und Situationen beleuchtet. Fragestellungen am Ende der Kapitel geben Möglichkeiten des Austauschs und der Diskussion, was dem Ganzen einen recht pädagogischen Anstrich verleiht. Mir fehlt es - bei aller Wichtigkeit des Themas - an Leichtigkeit.

- KS

Doktor Proktors Sammelsurium
Tiere, denen du nie begegnen möchtest

Nesbo, Jo | Nesbo, Jo
56 Seiten, Arena

Cover

Doktor Proktor, der verrückte Professor, ist schon durch andere Bücher des Autos bekannt.

Schon mal vom gelben Nagellachs oder dem Sahimi Harakiri gehört? Nein? Macht nix, das könnte daran liegen, dass es diese Tiere gar nicht gibt! In diesem Buch widmet sich der Autor nämlich Tieren, die ein gemeinsames Merkmal haben: man möchte ihnen wirklich nicht begegnen! Jedes dieser atemberaubend gruseligen Lebewesen wird mit einem ausführlichen Steckbrief  (Gattung, Verbreitung, Beschreibung) samt Foto und wissenschaftlich gehaltenen Abbildungen präsentiert. Nach der Lektüre ist man eigentlich ganz schön froh, dass die Tiere ausgedacht sind!

Tierforscher ab 10 Jahren haben daran ihren Spaß und werden angeregt, sich selber Tiere auszudenken und auf die eine oder andere kreative Art und Weise zu porträtieren und eine Ausstellung daraus zu machen.

- KS

Finn und die geklauten Kinder
übersetzt von Antja Subey-Cramer

Grimstad, Lars Joachim
352 Seiten, Dressler

Cover

Finn ist der Sohn des norwegischen Ministerpräsidenten. Der kennt sich als ehemaliger Taxifahrer so gut mit den Wünschen der Menschen aus, dass er die Mehr-Partei gründete und dann auch sofort gewählt wurde. Allerdings beabsichtigt Teddy Fahr tatsächlich nichts anderes, als die Menschen glücklich zu machen. Als er den Nord-Boresianischen Diktator Kim Il –Seng empfängt, ist das Gastgeschenk  des Diktators sein Sohn Kim Il-Im, der im weiteren Verlauf der Geschichte Kimmelim genannt wird. (Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich rein zufällig...) Finn, der sich zuweilen durchaus in kritischem Abstand zu seinem naiven Vater befindet, freundet sich mit Kimmelim und dem Indischstämmigen Mädchen Sunniva an. Gemeinsam büffeln sie nicht nur für das Schuleigene Wissens-Quiz sondern versuchen auch zu ergründen, wohin immer mehr Kinder aus ihrer Schule verschwinden. Bereits auf den ersten Seiten dieses spannenden Kinder-Krimis kommt der erwachsene Vorleser immer wieder lachend auf seine Kosten, die selbstlesenden Kinder ab 10 Jahren nehmen das mit, was sie wieder erkennen und dürften trotzdem viel Spaß haben. Viel Freude machen auch die Illustrationen von Irene Marienborg auf dem Einband, die vermutlich von der norwegischen Originalausgabe übernommmen wurden. Ein rundum gelungener Lesespaß für schlaue Kinder oder solche, die es werden wollen!

- JPS

Mein Herz hüpft und lacht
übersetzt von Angelika Kutsch

Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
128 Seiten, Moritz

Cover

Nach „Mein glückliches Leben“ gibt es nun Neuigkeiten von Dunne. Dunne lebt alleine mit ihrem Vater, schon im ersten Band konnte man erkennen, dass das „glückliche Leben“ vor allem ein Vorhaben von Dunne ist. Hier steht gleich zu Beginn des ersten Kapitels, dass Dunne Unglück nicht aushält. Umso entscheidender die Entwicklung der Geschichte:

Nachdem Dunnes beste Freundin Ella Frieda mit ihren Eltern fortgezogen ist, hält Dunne ihren Platz in der Schule neben sich frei, denn es könnte ja sein, dass Ella Frieda zurück kommt.  Die Lehrerein macht sich Sorgen um Dunne und setzt sie in guter Absicht genau zwischen Vicki und Micki. Die beiden Mädchen sind gar nicht erfreut, dass sie jetzt nicht mehr direkt nebeneinander sitzen können, und pisacken Dunne solange, bis die sich wehrt und dabei versehentlich ein großes Chaos anrichtet. Dessen Aufklärung dauert ein Weilchen, denn Dunne ist nicht gleich in der Lage, über die Schikanen von Micki und Vicki zu berichten. Erst als sie ihrem Vater die blauen Flecken zeigt, die die beiden Mädchen ihr zugefügt haben, kann er aktiv werden und seine Tochter unterstützen. Dabei wird offensichtlich, das Micki und Vicki auch schon andere Kinder „auf dem Kieker“ hatten...

Die Themen Freundschaft und Selbstbehauptung ziehen sich hier  wie ein roter Faden durch die Geschichte, in kurzen und klaren Sätzen für Erstleser wunderbar nachvollziehbar, dennoch tiefgründig und voller Empathie. Eva Erikssons Bilder untermalen die Sprache und setzen die emotionalen Konflikte großartig ins Bild. Wunderbar anregend zum Nachdenken und darüber reden!

- JPS

Der beste Tag aller Zeiten
Weitgereiste Gedichte

Kreller, Susan | Willharm, Sabine
128 Seiten, Carlsen

Cover

Dass es dieses Buch auf die Nominierungsliste der Kinderbücher des DJLP geschafft hat, erfreut mich über alle Maßen. Zum einen ist Lyrik für Kinder ein Zugewinn, der durchaus die Unterstützung einer DJLP-Nominierung gebrauchen kann, zum anderen ist eine solche Sammlung aus dem internationalen Englisch übersetzter Kindergedichte meines Wissens einzigartig. Nicht nur einige bekannte Klassiker sind hier im Original und der Übersetzung vertreten, nein, auch reihenweise Unbekanntes aus Indien, Jamaika, Afrika und Neuseeland erweitern den Gedichthorizont. So steckt dieses toll gemachte und von Sabine Willharm liebevoll illustrierte Hausbuch voller Nonsens, Sprachspiel, ewiger Weisheit und beschwingter Rhythmen.

Gegliedert in Kapitel, wie z.B.: „Wunder und andere, sehr stille Angelegenheiten“, „Geflügelte Orte“, „Vom Lieben, Sehnen und Lassen“ oder „Gedichte in Farbe“ lässt es sich trefflich schwimmen und tauchen in diesem Meer aus Sprache und gelungener Übersetzung. Absolut Vorlesewürdig!

- JPS

Wunder
übersetzt von André Mumot

Palacio, Raquel J.
384 Seiten, Hanser

Cover

Der 10jährige August Pullmann ist mit einem extrem seltenen Gendefekt geboren worden, der sein Gesicht komplett entstellt hat. Er hat bereits so viele Gesichts-Operationen hinter sich, dass er bisher noch keine Gelegenheit hatte, eine reguläre Schule zu besuchen, seine Mutter hat ihn zuhause unterrichtet. Doch nun soll sich das ändern, Auggies Eltern haben in Direktor Pomann einen ambitionierten Mitstreiter für Gleichberechtigung in der Schule gefunden. Dennoch ist allen Beteiligten incl. Auggie selbst klar, dass die wirkliche Integration eines derart missgestalteten Jungen keine einfache Übung sein wird. Es gibt gleich zu Anfang einige wenige Kinder, die sich auf August einlassen, zum Teil, weil sie vom Schuldirektor dazu aufgefordert wurden, z.T. aus eigenen Beweggründen. All diesen Kindern offenbart sich in kürzester Zeit Auggies Humor und Herzenswärme. Aber erst ein brutaler Übergriff führt dazu, dass sich die gesamte Schulgemeinschaft zu August bekennt  und dafür sorgt, Auggie gemeinsam zu schützen. Eine ganze Handvoll “besonderer“ Lehrer, die Hartnäckigkeit von Direktor Pomann, nicht zuletzt August selbst mit seinem Humor  und die Liebe seiner Familie machen es schließlich möglich, dass August weitestgehend „normal“ zur Schule gehen kann. Ein spannendes Buch voller überraschender Wendungen, ein „Must-read“ zum Thema Integration/Inklusion...      

- JPS

Kiste - Fluchtmücken und Wetterzauber
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
80 Seiten, Reprodukt / Kindercomics

Cover

Hier ist der zweite Band des Erfolgsteams Mattis und Kiste: Mattis ist in den Ferien bei seinen Großeltern an der Küste. Er plant und beginnt mit seinem Opa den Bau eines Turmes direkt am Strand, aber dann muss Opa noch zum Einkaufen fahren. Mattis hat keine Lust, solange untätig herumzusitzen und holt sich Kiste zur Verstärkung. Kiste ist, als ein Zauberer-Accessoire natürlich die Garantie für allerlei Abweichungen vom ursprünglichen Konzept aber auch für jede Menge zusätzliches Baumaterial und wilde Ideen. So kommt es zu einem schnellen Bau-Fortschritt mit leicht unkalkulierbaren Folgen. Die flüssig erzählten und witzig gezeichneten Kiste-Geschichten machen enorme Lust auf Me(e)hr. Hoffentlich fallen Patrick Wirbeleit und Uwe Heidschötter noch viele Episoden ein! Großes Lesevergnügen für interessierte Bastler und Leser ab 6!

- JPS

Papa, hörst du mich?
Bos, Tamara | van Haeringen, Annemarie
40 Seiten, Freies Geistesleben

Cover

Der Junge Polle spricht weiter mit seinem Vater, obwohl dieser vor kurzem gestorben ist. Er liegt noch aufgebahrt im Wohnzimmer auf dem Krankenhaus-bett, in dem er auch seine letzten Tage verbracht hat. Polle sitzt an diesem Bett und erzählt, was gerade passiert, und was vorher passiert ist. Einmal hat ihm sein Vater seine Krankheit erklärt als einen Kampf zwischen fiesen kleinen Soldaten und der Medizin. Polle begreift das als eine Art superlanges Stratego-Spiel, bei dem zum Schluß die Soldaten der Krankheit gewonnen haben. Gekonnt greift Annemarie van Haeringen das Stratego-Spiel als Illustrations-idee auf: hier kämpfen die roten Krebszellen-Soldaten gegen die blauen Medizin- und Körper-Soldaten. Sowohl die Spielfiguren-Anmutung der gezeichneten Soldaten als auch die zarte und reduzierte Form der Bildsprache überhaupt schafft großartige Ausdrucksmöglichkeiten und eindrucksvolle Metaphern. Jede Krebskrankheit trägt Züge dieser Schlachten und ich erkenne vieles wieder. Tamara Bos trifft mit ihrer Sprache genau den richtigen Ton zwischen kindlicher Gelassenheit und todtraurigem Erkennen. Beides zusammen ist ein wirkliches Geschenk...

- JPS

Hilfe! Ich will hier raus!
Naoura, Salah | Jeschke, Stefanie
156 Seiten, Dressler

Cover

Diese putzmuntere Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt der 10-jährige Henrik steht, berichtet von den rasanten Veränderungen, die mit dem Auftauchen von Oma Cordula in direktem Zusammenhang stehen. Die alte Dame steht im Ruf, verwirrt zu sein, führt aber dann in der Familie ihrer Tochter, Henriks Mama, ein straffes Regiment. Besonders in der Kunst der Manipulation bewandert, streut sie die Information, dass im Garten der Familie irgendwo 3 Goldbarren liegen müssen, die ihr Vater vor dem Krieg dort vergraben hatte. Kein Wunder, dass der Garten der Grubers bald aussieht, wie ein Schweizer Käse. Und in eines dieser Löcher fällt Henrik eines Nachts, allerdings in eines der Tiefen... Wie gut, dass der Suchhund Nase vorbeikommt um zunächst seinen Freund Jonas und dann die Polizei zu suchen und zu finden. Salah Naoura erzählt witzig und mit überraschenden Wendungen vom ganz normalen Familienwahnsinn, wie er in den besten Familien vorkommt. Lesespaß für die ganze Familie!

- JPS

Von Meerjungfrauen, Kapitänen und fliegenden Fischen Geschichten und Gedichte rund ums Wasser
Raecke, Renate | Harjes, Stefanie
208 Seiten, Boje

Cover

Das Meer-unendlich groß und seit ewiger Zeit schon Hintergrund für Sagen, Geschichten und Gedichte. Zur Reihe das Hausbücher des Boje-Verlags ist dieses Buch hinzu gekommen- ein Schatz, ein perlendes und überborden-des Sammelsurium an anregenden Texten und Illustrationen. Unterteilt in Kapitel wie z.B.: „Wenn sich zwei Walrosse küssen...“ oder „... heute gehen wir baden!“ oder: „Eine kleine Sehnsucht und ein großes Verlangen“ oder „Leichte Brisen, schwere Stürme und eine Prise Mut“ werden viele Aspekte des feuchten Elementes nicht nur in Prosa und Lyrik beleuchtet, es sind die zauberhaften Illustrationen von Stefanie Harjes, die aus diesem Buch ein Kleinod machen. Witzig und pointiert aber auch poetisch und träumerisch verspielt wirft Harjes ihre zeichnerischen Netze aus und bringt damit alles an Land, was es einzuholen gibt. Dabei bleibt genug Raum für eigene Bilder, flüssige Sprüche und inspirierendes Gekritzel. Mee(h)r davon...!!!

- JPS

Kriegen das eigentlich alle?
Die besten Antworten zum Erwachsenwerden

von Holleben, Jan & Helms, Antje
158 Seiten, Gabriel

Cover

Dieses außergewöhnlich witzige und entspannte Buch zum Thema Pubertät - und was währenddessen so alles passiert, hat bereits einen Haufen Auszeich-nungen erhalten:

Leselotse April 2013 (Sachbuch),

WDR Kiraka Empfehlungsliste Mai & Juni 2013

Die Silberne Feder Empfehlungsliste

Wissenschaftsbuch des Jahres 2014

Empfehlungsliste Evangelischer Buchpreis 2014

Leipziger Lesekompass

Wir finden diese Bewertung völlig gerechtfertigt und freuen uns, dass es zum Thema Sexualität derart gut umgesetzte Bilder gibt. Sprießende Schamhaare sind genauso „uneklig“ ins Bild gesetzt wie unterschiedlich große Brüste und unterschiedlich große Penisse. Die möglichen Fragen betroffener Kinder und Jugendlicher werden mittels inszenierter Foto-Collagen oder in Beziehung gesetzter Fotos humorvoll aber immer ernsthaft beantwortet. Seitenfüllende Bilder greifen bekannte Sichtweisen auf aber entfachen ein wunderbares und animierendes Feuerwerk zum darüber reden und lachen. Auch lesbische und schwule Liebe bekommt einen Platz in diesem Buch. Sicherlich auch für das Gespräch zwischen Eltern und Kinder die geeignete Lektüre !

- JPS

Kiste
Wirbeleit, Patrick | Heidschötter, Uwe
72 Seiten, Reprodukt / Kindercomics

Cover

Mattis bastelt und baut für sein Leben gern. Auf der Suche nach geeignetem Material findet er einen Pappkarton der besonderen Art: Kiste. Kiste kann sprechen, bastelt und erfindet ebenfalls pausenlos, denn er ist eigentlich die Werkzeugkiste eines Zauberers, hat aber viel mehr Begabung zum Chaos. So kommt es auch, dass die gemeinsamen Baupläne der Beiden nicht so erfolgreich enden. Und als Mattis Eltern Kiste sehen, erstarren sie leider. Kiste kennt das schon, und macht sich mit Mattis auf den Weg zu seinem Zauberer, der ein Pulver zur Wiederbelebung erstarrter Erwachsener bereiten kann. Doch es kommt natürlich noch Einiges dazwischen, bis Mattis seine Eltern entzaubern und zum normalen Tagesgeschehen zurückkehren kann.

Diese lustige und schwungvolle Geschichte aus der neuen Kindercomics-Reihe bei Reprodukt richtet sich an junge Leser ab ca. 6 Jahren. Die Texte in den Sprechblasen sind auch für Leseanfänger leicht zu schaffen, dennoch sind sie nicht simpel und keineswegs langweilig. Die flott gezeichneten Szenarien Uwe Heidschötters sind witzig und mit liebevollen Details ausgestattet, besonders die Protagonisten Mattis und Kiste wachsen einem sofort ans Herz. Wir wünschen uns noch viele Folgebände!

- JPS

Die Orangen hinter der Mauer
übersetzt von Birgitta Kicherer

Stark, Ulf | Höglund, Anna
48 Seiten, Carlsen

Cover

Adham und seine Familie schauen tagtäglich auf die große, graue Mauer, die direkt neben ihrem Haus steht. Aber es ist nicht nur irgendeine Mauer, es ist eine Grenzmauer, die zu allem Überfluss auch noch der Grund dafür ist, dass die Familie aus ihrem alten Haus vertrieben wurde. Adhams Schwester Sulafa ist körperlich behindert, sie hat „blöde Beine“, wie sie selber sagt. Adham hat ihr einen Rollstuhl gebaut, mit dem er sie durch die Gegend fahren kann. Aber Sulafa sehnt sich besonders nach dem alten Haus zurück, nach den Orangen aus dem Garten und nach dem Lachen, was dort möglich war. So trainiert Adham Hochsprung, um eines Tages die Mauer überspringen zu können. Aber er muss einsehen, dass es so nicht klappen wird. Sulafa besucht vormittags oft die alte Lehrerin Khadeija in der Nachbarschaft. Bei ihr haben die Geschwister lesen und schreiben gelernt und sie ist auch diejenige, die Sulafa den Zugang zu Gedichten eröffnet. So entdeckt Sulafa zunehmend die Freiheit der Gedanken und die Kraft der Sprache. Und Adham macht sich eines Tages auf den gefährlichen Weg durch die Grenze, um seiner Schwester Orangen aus dem alten Garten zu bringen. Es gelingt und zusätzlich mit den Orangen kehrt das Lachen zurück zu den Kindern. Vorsichtig und behutsam thematisiert dieses Kinderbuch den Israel-Palästina Konflikt und kommt ohne Schuldzuweisungen und Bewertungen aus. Das ist angesichts der verfahrenen Lage in dieser Region eine besondere Leistung. Sowohl der Text von Ulf Stark als auch die Illustrationen von Anna Höglung schaffen eine unvoreingenommene, „kindliche“ Grundstimmung, die in diesem Zusammenhang sehr hilfreich

und entspannend wirkt.

- JPS

Leo und das ganze Glück
übersetzt von Maike Dörries

Lea, Synne
192 Seiten, Oetinger

Cover

Was genau mit Leo passiert, weiß man nicht. Aber dass es mit seinem Vater zu tun hat, dass es nichts Gutes ist und dass es nachts im Keller endet, das weiß zumindest Mei. Mei ist Leos Freundin. Sie wartet nachts an ihrem Fenster darauf, ob in Leos Fenster gegenüber das Licht angeht, oder nicht. Wenn nicht, schleicht sie sich raus und über die Straße, um ihrem Freund bei der Flucht aus dem Keller zu helfen. Eine riesig große Verantwortung fühlt Mei für Leo, dessen eines Bein kürzer ist als das andere und der so viel über Käfer und über die Dunkelheit weiß. Wenn Mei ihren Freund befreit hat, verschwindet er in der Nacht und Mei geht zurück in ihr Zimmer in ihr Bett. Tagsüber muss Mei immer laufen, rennen und sich bewegen, damit sie alles aushält. Gottseidank hat sie liebevolle Eltern, die ihr zum Geburtstag Laufschuhe schenken und die gut und freundlich zu Leo sind. Aber auch sie können nicht verhindern, dass Leo von seinem Vater so schwer verletzt wird, dass er im Krankenhaus landet und im Koma liegt. Nachdem er wieder aufgewacht ist, ist trotzdem alles anders. Mei erzählt diese Geschichte, die unter die Haut geht. In einer schönen, kraftvollen Sprache lässt Synne Lea ihre Protagonistin von der Freundschaft und ihrer schweren Bürde berichten. Ein tolles und aufwühlendes Buch!

- JPS

Die unglaubliche Geschichte von Wenzel, dem Räuber Kawinski, Strupp und dem Suseldrusel
Huppertz, Nikola | Kehn, Regina
304 Seiten, mixtvision

Cover

Als Wenzels Mutter bei einem Preisausschreiben mitmacht, hat sie es eigentlich nur auf das bunte Regenschirm-Set abgesehen. Aber tatsächlich gewinnt sie den ersten Preis, und das ist eine Reise für 2 Personen auf die Malediven. Mama, Papa und Wenzel sind aber zusammen drei, und  so kommt es, dass Wenzel zu seinem Onkel abgeschoben wird. Onkel Nikolai ist Kinderbuch-Autor und daher nach Ansicht von Wenzels Eltern geradezu überqualifiziert.

Zwar mögen sich Wenzel und sein Onkel, aber Nikolai hat gerade seinem Verlag gegenüber Zusagen für ein neues Buchprojekt gemacht... So kommt es, wie es kommen muss: Wenzel gerät mitten hinein in turbulente Recherchen, kreative Phasen und zähe Schreibpausen. Allerdings entwickelt sich die Geschichte auch sehr dynamisch, was durchaus mit Wenzels Anwesenheit zu tun hat: der berüchtigte Räuber Kawinski, Strupp, ein Hund mit detektivischer Begabung, Ricarda die Nachbarstochter, ein Suseldrusel, eine fußballspielende Prinzessin und noch allerlei mehr Personal wirken in verschiedenen Erzählebenen am Fortgang der Geschichte(n) mit und sorgen dafür, dass es Wenzel bei seinem Onkel nicht langweilig wird. Und uns beim Lesen auch nicht!

- JPS

Herr und Frau Hase
Die Superdetektive

Horvarth, Polly | Blackall, Sophie
254 Seiten, Aladin

Cover

Marlene, ein Menschenmädchen, lebt mit ihren Hippie-Eltern auf Hornby nahe der Kanadischen Vancouver Island. Dort leben auch Herr und Frau Hase. Sie möchten sich beruflich verändern, also kaufen sie sich Bogart-Hüte und werden Detektive. Als kurz darauf Marlenes Eltern von Füchsen entführt werden, nimmt Marlene dankbar die Hilfe der Hasen-Detektive an. Allerdings fehlt es diesen noch an beruflicher Erfahrung, allein vom Hütetragen will sich das Detektivische nicht einstellen. So folgen die skurrilen Ein- und  merk-würdigen Zwischen-Fälle dem Gesetz des Chaos und Lewis Carroll grüßt aus dem Wunderland. Das Marlenes Eltern schließlich gefunden werden, hat weniger mit dem Spürsinn der Hasen als mit dem Zufall zu tun. Wen wunderts, dass Frau Hase am Ende dann wieder den Beruf wechselt und Schriftstellerin wird? Mich nicht, ehrlich gesagt.

- JPS

Die Wahrheit, wie Delly sie sieht
übersetzt von Susanne Hornfeck

Hanningan, Katherine
277 Seiten, Hanser

Cover

Delly Pattison ist als eines von sechs Geschwistern das Mädchen, dass irgendwie überkreuz mit der Welt zu sein scheint. Sie meint es nicht böse aber eckt überall an, macht jede Menge Ärger und hat schon bald den Ruf, für alles Unheil in der Umgebung verantwortlich zu sein. Dabei hat Delly nicht nur eine feine Beobachtungsgabe, sie hat viel Fantasie, eine eigene Sprache und eigentlich eine Menge sehr guter Ideen. Erst als sie droht, von der Schule zu fliegen und das merkwürdige Mädchen Ferris auftaucht, schafft es Delly, mit der Methode ihres kleinen Bruders (bei Wut: zählen) und einem Hinweis von Ferris (Fragen, bevor man etwas tut) sich sowohl das Vertrauen von Ferris zu verdienen, als auch mehrere Tage hintereinander keinen Ärger zu bekommen. Langsam lernt Delly, leise zu sein, zuzuhören, auch Unausgesprochenes zu hören und schweigend dazusitzen, ohne dabei verrückt zu werden. Sie lernt Achtsamkeit und erkennt zunehmend die Notlage, in der sich Ferris befindet. Doch erst ganz am Schluss kann sie den Mut aufbringen, sich den Erwachsenen anzuvertrauen, zu oft hat sie deren Ablehnung erfahren. Ein berührendes, spannendes Buch über eine besondere Freundschaft, unbedingt lesenwert!

- JPS

Besuch beim Hasen
übersetzt von Tobias Scheffel

Oster, Christian | Gehrmann, Katja
61 Seiten, Moritz

Cover

Der Hase ist gerade in eine neue Gegend gezogen und möchte gerne Kontakt mit seiner Nachbarschaft. Nach sorgfältiger Überlegung kommt er zu dem Schluss, dass eine schöne, glänzende Türklingel mit einem angenehmen Klang den Igel von Nebenan und die Waldmaus vielleicht davon überzeugen könnte, dass er ein ehrenwerter Hase ist, den es zu besuchen lohnt. Als es jedoch nach tagelangem Warten das erste Mal mitten in der Nacht klingelt, sind es weder Igel noch Waldmaus, die da klingeln, sondern der Fuchs. Der hat schnell einen Fuß in der Tür und einen ziemlich fiesen Plan, wie er neben dem Hasen auch noch den Igel und die Waldmaus zu fressen bekommt. Der Hase durchschaut den Fuchs schnell, hat aber nicht viel Handlungsspielraum, als der Fuchs ihn erpresst, auch Maus und Igel hinein zu bitten. Mit sorgfältiger Konversation und gemäß den Regeln der Höflichkeit versucht der Hase Herr im eigenen Bau zu bleiben, einen wirklichen Umschwung der Situation erreicht aber erst der letzte Besucher, der nächtens die schöne Glocke betätigt. Eine tolle Geschichte, die über lange Strecken so aussieht, als könne sie nicht gut ausgehen, angereichert mit witzigen und skurrilen Zeichnungen, die der Geschichte die zusätzliche Würze verleihen. Kurz genug für junge Erstleser und leider viel zu kurz zum Vorlesen- mehr davon!     

- JPS

Rosie und Moussa
Der Brief von Papa

de Cock, Michael | Vanistendael, Judith
89 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Eines Tages bekommt Rosie einen Anruf von Papa. Das wäre weiter nicht ungewöhnlich, wenn Papa nicht seit Monaten verschwunden wäre, in ein sehr, sehr fernes Land, wie Rosies Mutter behauptet. Papa bittet Rosie, mit ihrer Mama nicht über den Anruf zu sprechen. Aber mit irgendwem muss sie darüber sprechen, also rennt sie hoch zu Moussa und Frau Himmelreich. Und hier kann sie endlich erzählen, was sie alles zu verdauen hat: dass Papa in der selben Stadt wohnt und das er ihr einen Brief schreiben will und

dass er da, wo er jetzt ist, nicht weg kann, weil er im Gefängnis sitzt.

Rosie ist sehr erschüttert von diesen Neuigkeiten, aber zusammen mit Moussa macht sie sich heimlich auf den Weg, ihren Vater im Gefängnis zu besuchen. Ausgerechnet an diesem Nachmittag hat sich Rosies Mutter frei genommen, um Rosie von der Theaterprobe abzuholen und so kommt alles heraus. Jede Menge Gesprächsstoff für Rosies Mutter und Rosie, gut dass Frau Himmelreich auch noch was dazu sagt...

Eine kluge Geschichte zu einem schwierigen Thema, luftigleicht geschrieben. Die kecken Illustrationen von Judith Vanistendael machen das Buch zu einem echten Knaller!

- JPS

Königin des Sprungturms
Wildner, Martina
213 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Nadja und Karla sind beide Turmspringerinnen, seit frühester Kindheit trainieren die beiden zusammen. Beide sind mit ihren 12 Jahren bereits hervorragende Sportlerinnen, nur bei Karla sieht alles noch eleganter und selbstverständlicher aus, als bei Nadja. Beide Mädchen besuchen eine Eliteschule für Sportler. Nadja erkennt Karlas Talent neidlos an, ganz zum Leidwesen von Nadjas russischer Mutter, die ein bisschen mehr Ehrgeiz bei ihrer Tochter gerne gesehen hätte. Und dann häufen sich plötzlich die Merkwürdigkeiten: Karla lehnt den neuen Freund ihrer Mutter rigoros ab, sie schwänzt sogar das Training, um ihm hinterher zu schnüffeln. Bisher ist Nadja eigentlich immer wegen Karla zum Training gegangen, jetzt muss sie manchmal alleine gehen und für sich selbst herausfinden, was ihr das Turmspringen bedeutet. Und dann gibt es da auch noch einen netten Jungen...Martina Wildner  erzählt aus Nadjas Perspektive eine überaus spannende und vielschichtige Sportgeschichte, die mehr ist, als das: eine Geschichte über Pubertät und Selbstfindung, über den Spagat zwischen Ehrgeiz und Freundschaft, über Loyalität und Konkurrenz. Leicht Geschriebenes mit Tiefgang und einem überraschendem Ende!

- JPS

Tripp, Trapp und Trümmer
Ein Roboter außer Kontrolle

Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
87 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Wunderbar, der dritte Band! Die drei Brüder Benny, Christian und Adam sind diesmal dem Geheimnis ihres mysteriösen Freundes Parly auf der Spur. Parlys Onkel, ein waschechter Erfinder, hat einen richtigen Roboter erfunden und konstruiert, die Jungen sind begeistert. Leider geht bei der Vorführung des Roboters bei der großen Technikmesse einiges schief und die  Brüder müssen sich mal wieder etwas einfallen lassen. Als dann auch noch klar wird, das mal wieder die Bösewichte um Billen hinter dem Roboter-Unfall stecken, ist natürlich klar, dass etwas geschehen muss. Mit der Unterstützung der Erwachsenen gelingt es diesmal, die Gang um Billen zu überführen. Mit sprachlicher Klarheit und einer ordentlichen Portion Humor erzählt Daniel Zimakoff von den Ferienabenteuern der Brüder. Dabei werden Geschwisterthemen genau so berührt wie die ersten Annäherungen an Mädchen, alles erfreulicher Weise  ohne Klischeekontakt.

Auch dieser Tripp, Trapp und Trümmer-Band wieder ein herzerfrischendes Lesevergnügen– nicht nur für Jungen ab 8!

 

Übersetzt von Christine Heinzius

- JPS

Tripp, Trapp und Trümmer
Die unglaubliche Hundeentführung

Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
86 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Die drei Brüder Christian, Benjamin und Adam, von ihren Großeltern liebevoll das „Terrortrio“ genannt, werden von ihrem Bekannten Parly zu dessen Geburtstagsparty in eine Villa mit Swimmingpool eingeladen. Obwohl sie das luxeriöse Ambiente etwas überrascht, genießen sie die Party in vollen Zügen, bis plötzlich eine unbekannte Dame auftaucht, die behauptet, die Besitzerin der Villa zu sein- und natürlich ist Parly augenblicklich verschwun-den. Bei dieser Gelegenheit leider auch noch verschwunden ist der Hund der Dame, Chopin, und die drei Brüder erhalten den Auftrag, den Hund schnellstens wieder zu beschaffen. Das ist gar nicht so leicht, zum einen gibt es viele Collies, die sich zunächst ähnlich sehen, zum Anderen hat wieder die berüchtigte Bande um Billen ihre Finger im Spiel. Eine ältere offene Rechnung und ihre pure Boshaftigkeit treibt diese Jungen dazu, den Hund zu entführen und Lösegeld zu verlangen. In der bereits bekannten und angenehm unaufgeregten Art beschreibt Zimakoff den Alltag der drei Brüder, Christine Heinzius übersetzt das Ganze gekonnt. Eine wunderbare Jungen-Geschichte, von der wir uns mehr wünschen!

 

Übersetzt von Christine Heinzius

- JPS

Kann ich mitspielen?
Rassmus, Jens | Rassmus, Jens
48 Seiten, Nilpferd in Residenz

Cover

„Kann ich mitspielen?“ bringt das Thema des Buches auf einen einfachen aber trotzdem sehr weitgreifenden Nenner: Jeder möchte irgendwo mitspielen, dabei sein, mit anderen Spaß haben oder etwas gemeinsam tun. Der Junge Michi hat einen neuen Fußball, aber blöderweise hat keiner Zeit, mit ihm zu bolzen. Nach einem erschütternden 34:0 für Michi fliegt der Ball über die Hofmauer und ist verschwunden. Natürlich klettert Michi hinterher und natürlich wartet hinter der Mauer die ganze Welt- und Rübaldi, der Hase, der auch gleich fragt, ob er mitspielen darf. Darf er, und so nimmt die rasante Fußballgeschichte ihren eigentlichen Anfang. Rübaldi kickt, schießt ein Tor und versenkt den Ball in der Ferne im Wald. Die beiden Fußballer machen sich auf den Weg, den Ball zu suchen und finden ihn auch schnell: unter dem Fuß des Bären Van Brummel, der mitspielen will. Natürlich geht das Spiel so weiter; ohne Rücksicht auf besondere fußballerische Tauglichkeiten spielen der Riese Lulatschisch,  die  Spinne Günter, der Stein Wumms und die Taube Laola einfach deshalb mit, weil sie Lust dazu haben. Und weil alleine spielen auf die Dauer langweilig ist. Mit feinstem Wortwitz, der den erwachsenen Vorlesern viel Vergnügen bereitet und den kindlichen Zuhörern oder Selberlesern auch gerecht wird, lockt uns Jens Rassmus in eine Geschichte voller Fußballlust und integrativem Miteinander. Hier wird wirklich zusammen gespielt und das Gemeinsame macht den Spaß aus.

Grandios geschrieben und illustriert!

- JPS

Lola auf der Erbse
Mierswa, Annette | Harjes, Stefanie
194 Seiten, Tulipan

Cover

Die 8-jährige Lola lebt zusammen mit ihrer Mutter auf dem Hausboot „Erbse“.

Lolas Vater ist irgendwie abhanden gekommen, Lola vermisst ihn, spricht in Gedanken mit ihm und hat ein paar Eigenheiten entwickelt, die direkt mit ihm im Zusammenhang stehen. Ansonsten ist Lola mäßig interessiert an der Schule und Gleichaltrigen, viel lieber sitzt sie neben dem alten Solms auf der Bank und hört seinen Geschichten zu. Aber eines Tages bringt Mama einen neuen Freund mit aufs Boot und erschüttert damit Lolas Welt. Wäre da nicht Pelle, der gerade rechtzeitig ein Geheimnis mit Lola teilt- wer weiß, wie die Geschichte sonst ausgegangen wäre? Die zauberhaften Illustrationen von Stefanie Harjes unterstützen den träumerischen Aspekt in Lolas Welt- eine Trennungs-Überwindungs-Familiengeschichte ohne erhobenen Zeigefinger.

- JPS

Schwarzweiss hat viele Farben
übersetzt von Ingrid Ickler

Erskine, Kathryn
223 Seiten, Knesebeck

Cover

Caitlin leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Allerdings lehnt sie die Bezeichnung „Autistin“ für sich ab, da sie reden und sich mitteilen kann. Dennoch ist es für Caitlin sehr schwer, ihre Gefühle zu zeigen und die der Anderen richtig einzuordnen, zumal ihr Bruder Devon, der Caitlins Vermittler zur Welt war, bei einem Amoklauf in seiner Schule erschossen wurde. Übrig bleiben Caitlin und ihr Vater, beide trauern um Devon und sind doch unfähig, diese Trauer miteinander zu teilen. Es beginnt ein schwieriger und anstrengender Prozess, der von der Schulpsychologin Mrs. Brook unterstützt wird. Viele Kinder und Erwachsenen in der Kleinstadt sind von dem Amoklauf traumatisiert und Mrs Brook hat alle Hände voll zu tun. Doch am Ende ist es Caitlin, die eine Idee hat, wie es zunächst für ihren Vater und sie und dann auch für die Anderen möglich sein kann, mit dem schrecklichen Gewaltakt abzuschließen. Diese einfühlsam erzählte Geschichte öffnet dem Leser den Weg zu Caitlins Weltsicht, die gleichzeitig verstörend und schön ist. Ein bereicherndes Buch.

- JPS

Hallo Opa - Liebe Mirjam
Härtling, Peter
72 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Kann Verrücktheit Generationen verbinden?

Ja - in Peter Härtlings „Briefwechsel“ zwischen Opa und Mirjam, beschreibt der Großvater dies so: „Der Unterschied in der Verrücktheit von vierzehnjährigen Mädchen und beinah achtzigjährigen Männern ist, dass die Mädchen an ihr leiden und die alten Männer sich an ihr vergnügen“.

 

Diese verbindenden, aber doch so grundverschieden erlebten Eigenschaften sind die Grundlage dieses schriftlichen Dialogs.

Zeitweise kritisch, aber auch verständnisvoll, in Sorge, scherzhaft – das ganze Repertoire einer gesunden Beziehungen findet wechselseitig seinen Platz.

Der Emailverkehr ist ein geschützte Raum, in dem sich die 14-jährige Pubertierende vertrauensvoll öffnen kann.

 

Der Roman wirkt zeitlos – es ist nicht wichtig, welchen Zeitraum diese Geschichte einnimmt. Und doch wird dem Leser klar, dass die Ereignisse in dieser Zeit für den kränkelnden Großvater schneller vergehen als für Mirjam.

Die liebevollen Erlebnisse mit ihrem Opa helfen ihr über eine große Herausforderung, die am Ende des Buches auf sie wartet.

 

Peter Härtling beschreibt die Lage des pubertierenden Teenagers und die eines Großvaters so treffend, als hätte er das selbst so erlebt.

 

Dieser Roman ist für jede Generation ein Anstoss, wertschätzend mit Unterschieden umzugehen.

- SB

Das Eichhörnchen ist zwar recht klein...
Sprichwörter aus aller Welt

Scheffler, Axel
125 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Axel Scheffler illustrierte diese aktuelle Ausgabe von Sprichwörtern aus aller Welt. Wie immer mit tiefgründigen Figuren voller Charme ist so eine witzige Sammlung bekannter und unbekannter Sprichwörter entstanden. Zu Themen wie: Glück, Weisheit, Ungerechtigkeit, Freundschaft aber auch Vorsicht, Alter und Unmögliches finden sich kleine Vignetten oder halb- bis ganzseitige Illustrationen. Die Weisheiten und Sprichwörter sind zum Teil an sich schon sehr lustig, mit den Zeichnungen Schefflers wird daraus ein Witz.

Für eine gemeinsame Aktion mit Kindern liefert Scheffler bestimmt  ideale Vorlagen: Sprüche und Bilder zusammen sortieren, oder aber selber Redensarten sammeln (z.B. in der Familie) und mit familiärem Hintergrundwissen illustrieren- das macht bestimmt nicht nur sehr viel Spaß sondern erweitert auch den Horizont. Hinterher die Sprüche vergleichen und feststellen, dass es so manche Redewendungen wohl in jeder Familie gibt...

Wunderbare Unterhaltung für Kleine, Mittlere und Große!

- JPS

Im Schatten des Baobab
Tic Toc Tausendbein und andere Geschichten aus Burkina Faso

Anne Wenkel
128 Seiten, Jaja Verlag

Cover

Der afrikanische Affenbrotbaum (Baobab) ist- unter Anderem- der abendliche Treffpunkt für Geschichtenerzähler und Zuhörer. Sein weites Blätterdach spendet Schatten und schafft einen natürlichen Raum, einen Versammlungsort.

Hier werden die alten Geschichten erzählt, die nicht nur der Unterhaltung sondern auch der Werteerziehung dienen, und die für dieses westafrikanische Land charakteristisch sind. Anne Wenkel hat Burkina Faso - „das Land der aufrechten und ehrenwerten Menschen“  mehrfach bereist, hat den Geschichten gelauscht und sie aus dem Französischen übersetzt. Vor allen Dingen aber hat sie ihre Zeichnungen und Skizzen zu den Geschichten und den Menschen gemacht. Als geeignete künstlerische Technik hat sie sich das Arbeiten mit Schabekarton ausgesucht. Angesichts der starken ornamentalen Kraft der afrikanischen Kunst und der individuellen Ausdruckskunst von Anne Wenkel eine gelungene und ästhetisch überzeugende Wahl. Dieses Buch ist liebevoll hergestellt- vom Leineneinband über das bezaubernde Vorsatzpapier- bis hin zu den hinten befindlichen Auszügen aus den Skizzenbüchern der Künstlerin im Kleinformat. Ein herausragendes Beispiel für gelungene Buchkunst - Gratulation!

- JPS

Der unvergleichliche Ivan
übersetzt von Ingrid Ickler

Applegate, Katherine | Castelao, Patricia
255 Seiten, Knesebeck

Cover

Ivan ist ein Berggorilla, ein Silberrücken, der in einer kleinen Zirkusmall mit Autobahnanschluß als Attraktion dient. Er erzählt selber von seinem Leben und seinem Arrangement mit der Gefangenschaft, bis das Auftauchen eines kleinen Elefanten-Mädchens eine neue Orientierung in sein Dasein bringt...Ohne Vermenschlichung der tierischen Charaktere leistet diese Geschichte etwas Außergewöhnliches: sie schafft einen tiefen, empathischen Einblick in die Erlebniswelten der Tiere, die der der Menschen sehr ähnlich ist und doch unterschiedlicher nicht sein kann. Ein hin- und mitreißendes Buch für Kinder, mit dem sich bedenkenlos eine Brücke schlagen lässt zu  Fragen des Tierschutz, zu einem Zoobesuch oder anderen Sachthemen, die direkt mit dem Respekt vor Tieren zusammen hängen.    

Kinder bringen den ohnehin schon häufig mit, Gespräche und Austausch mit Erwachsenen wäre wünschenswert und eine echte Aufgabe...

- JPS

Der karierte Käfer
14 3/3Geschichten

Rassmus, Jens | Rassmus, Jens
64 Seiten, Nilpferd in Residenz

Cover

Dieses Vorlesebuch für Kinder ist einfach wundervoll! Jede Menge skurriler Geschichten, bei denen Tiere mitspielen, die gelegentlich ziemlich menschliche Schwächen aufweisen: Ein Hase mit Schnupfen, ein Fuchs mit schlechter Laune, ein selbstverliebter Elefant- Tiere wie du und ich. In lakonischem Ton und malerischer Illustration erzählt Jens Rassmus von den Träumen, Ideen und Verirrungen seiner Protagonisten, jedoch stets mit einem liebevollen Blick. So entfaltet sich eine besondere Poesie, stark und humorvoll und macht Lust auf mehr! Ein Jammer, dieses Buch erst jetzt entdeckt zu haben.

- JPS

Hasenbrote
Damm, Antje
56 Seiten, Moritz

Cover

Sagte ich schon, dass mir die gesamte Erst-Lese-Reihe des Moritzverlags außerordentlich gut gefällt? Und Antje Damm ist eine wichtige Bereicherung dieser Reihe, mit „Hasenbrote“ hat sie einen weiteren, herzerfrischenden Buchbeitrag geliefert. Da hat sich nämlich Opa Hansel zum Besuch angekündigt. Die Vorfreude der Kinder mischt sich mit Mamas Putzattacken, dem Heraussuchen der individuellen Lieblingsspiele der verschiedenen Kinder und dem Chaos, was immer dann ausbricht, wenn schnell noch ein paar letzte Vorbereitungen getroffen werden müssen...Erneut aus der persönlichen Erinnerung und mit liebevollem Blick auf ihre Familie aufgeschrieben, schafft Damm eine große Text-Bild-Dichte, die junge und ältere Leser gleichermaßen entzückt!

- JPS

Der unvergessene Mantel
übersetzt von Salah Naoura

Boyce, Frank Cottrell
112 Seiten, Carlsen

Cover

Ein Buch, wie ein Schreibheft, liniert, mit Knicken und Gebrauchsspuren,
neugierig machend.
Ein Tagebuch ? Ein Bericht ? Ein Aufsatz ?
Ein Foto. Darauf zu sehen 2 Mädchen und 2 Jungen. Sie stehen vor einer
Wand und tragen Schuluniform. England ?
England! Genauer gesagt Bootle, eine Kleinstadt, in der Nähe von
Liverpool. Dort fällt der erwachsenen Julie bei einem Besuch in ihrer
alten Grundschule ein ominöser Fellmantel in einer Kiste mit Fundsachen
in die Hände. In der Manteltasche stecken Fotos, Polaroids. Auf denen
sieht man eben jene Kinder, aber auch weite Landschaften, Schienen, die
ins Nirgendwo zu führen scheinen, eine geheimnisvolle Tür, das Innere
eines Zeltes? Und auch mal Schwärze, nix.
Julie erinnert sich, an ihren Schulalltag, der lange Zeit nur bestimmt
wurde von dem Wunsch, dass der Junge Shocky sie beachten möge und dass
Julie , ihre Freundin Mimi nach Hause begleiten durfte, um dort
ungestört mit deren Schminksachen zu spielen. Ein ganz normales
Teenager-Mädchen-Leben eben. Bis eines Tages in ihrer 6. Klasse diese
beiden Jungen auftauchen: Dschingis und sein jüngerer Bruder Nergui.
Beide sind in Fellmäntel gekleidet, Nergui trägt sogar noch eine
Fellmütze auf dem Kopf. Mrs. Spendlove, der Lehrerin, wird ziemlich
schnell klar gemacht, dass Dschingis derjenige ist, der hier die Regeln
bestimmt. Julie ist fasziniert vom Auftreten der beiden Mongolen und
ergreift auf dem Schulhof Partei für sie. Und wird flugs von Dschingis
zu ihrem guten Ratgeber ernannt. Ein erstes Polaroidfoto besiegelt die
neue Freundschaft!
Julie erweist ihrem neuen Titel alle Ehre. Sie wird zur Expertin in
Sachen Mongolei und zur Kulturdolmetscherin in Sachen englisches
Schulleben. Voller Neugierde öffnet sie sich der scheinbar "fremden"
Welt, aus der Dschingis und Nergui stammen. Ein Heft mit Fotos dient ihr
dabei als Wegweiser und die Geschichten von geheimnisvollen Dämonen
wecken ihre Abenteuerlust.
Und nebenbei lernt sie, dass nicht immer alles ist, wie es scheint. Denn
vielleicht ahnt sie manchmal, dass das neue Leben der beiden Brüder
alles andere als märchenhaft ist?
Und sicher ist es am wenigsten, denn eines Tages gewinnt der Dämon doch
noch die Oberhand...
Am Ende wagt die erwachsene Julie einen Versuch, die Brüder ausfindig zu
machen und es wäre doch gelacht, wenn in unserer globalisierten Welt, so
ein Versuch keinen Erfolg hätte. Denn wie heißt es so schön im Buch: Die
magische, mongolische Oase lag auf unserem Pausenhof, hinter den
Mülltonnen.
Ich wünsche dem Buch, viele Leserinnen und Leser, die sich auf die Suche
machen, um das Bereichernde im Fremden zu entdecken!

- KS

Zorgamazoo
Weston, Robert Paul | Rivas, Victor
287 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Wieder mal ein Superlativ! Zugegeben- zunächst war ich wenig erfreut von diesem  opulenten und vollständig in Reimen verfassten Buch. Aber als ich erst einmal damit angefangen hatte, zog mich der Reiz der Reime schnell hinein und ich konnte ich mich des extravaganten Reizes dieses Buches nicht lange entziehen: eine richtige Heldenstory mit witzigen und fantastischen Protagonisten, in wechselnden Versformen und ungewöhnlicher Erzählweise. Immer wieder  berichtet ein allwissender Erzähler in leicht  überheblicher Weise von den merkwürdigen Vorkommnissen in der Parallelwelt der Zorgel, die in Tunneln, Kanälen und Röhren leben. Nur wenigen Menschen ist es möglich, überhaupt einen Zorgel zu sehen, aber Katrina Katrell kann und erlebt, gemeinsam mit Morty die merkwürdigsten und auch gruseligsten Geschichten... Gerade auch Dank Illustrationen und der „schrägen“ Typografie ein zauberhaftes (Vorlese-) Buch für Kinder ab 8, die nicht immer nur Märchen  hören wollen...                     

- JPS

Wer stahl dem Wal sein Abendmahl?
Gedichte

Roher, Michael
136 Seiten, °luftschacht

Cover

In dem neuesten Streich von Michael Roher werden wir einmal mehr Zeuge meisterlicher Zeichenkunst und erfreulicher Wortjonglage. Das kleine aber prall gefüllte Buch bringt Seite um Seite neue Zauberreime und poetische Einsichten in die Welt, so wie damals schon der Herr Lavendel. Diese Gedichte sind nicht nur witzig sondern auch schön, sie wecken die Reim-Energie in Großen und Kleinen und eignen sich daher gleichermaßen zum Vorlesen wie zum Einsatz in eher unlustigen Zusammenhängen. Hier bringen Gedichte mehr Lust als Frust und sogar das Auswendiglernen geht quasi wie von selbst. Für triste Deutschstunden und kreativen Einsatz in der Schule dringend empfohlen!

- JPS

Als mein Vater ein Busch wurde
Und ich meinen Namen verlor

van Leeuwen, Joke
119 Seiten, Gerstenberg

Cover

Die Geschichte von Toda spielt zu heutiger Zeit in einem Land, in der Krieg herrscht und Todas Vater nicht mehr Feinbäcker sein darf, sondern als Soldat kämpfen muss. Toda wird zunächst von ihrer Oma versorgt, aber dann rückt die Front immer näher und Toda soll ins Ausland zu ihrer Mutter, die schon seit langem dort lebt und die Toda nicht kennt. So beginnt eine lange und verwirrende Reise für das Mädchen, dass trotz allem selbstbewusst und aufmerksam ihr ungewisses Schicksal in die Hand nimmt und sich schließlich selbst auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Joke van Leeuwen wechselt innerhalb ihrer Erzählung virtuos zwischen dem geschriebenen Wort und der Illustration und beweist damit einmal mehr, wie wichtig beides für eine gut erzählte Geschichte ist. In Todas Sprache stecken nicht nur ihre Gedanken sondern auch ihr Blick auf die Welt: entlarvend direkt und manchmal genau so komisch wie die Zeichnungen von Joke van Leeuwen. Ein unangestrengtes aber umso überzeugenderes Statement gegen den Krieg....

- JPS

Die wilden Piroggenpiraten
übersetzt von Matthias Knoll

Putnins, Maris | Karsten Teich
654 Seiten, Fischer Schatzinsel

Cover

In der Welt, von der wir in diesem Buch erfahren, lebt Gebäck aller möglichen Sorten, aber auch Gemüse, Würste und Käsespezialitäten bilden eigene Völker. Wer zunächst noch über die krude Idee erstaunt ist, Lebensmittel in tragenden Rollen auftreten zu lassen, findet sich schon bald aufs Beste unterhalten zwischen fluchenden Piroggenpiraten, hinter-hältigen Blutwürsten und  anspruchsvollen Süßgebäcken in einem atemberaubenden Abenteuer wieder. Mohnschnecke, ein reizendes weibliches Teilchen bittet den jungen Eclair, sie unerlaubterweise zu einer Tanzveranstaltung zu rudern. Eclair, kräftig in die Hübsche verschossen, tut wie geheißen, jedoch lässt Mohnschnecke ihren Begleiter schon bald zugunsten eines Yachtbesitzers sitzen. Diese Yacht strahlt Eleganz und Reichtum aus, weshalb sie von den wilden Piroggenpiraten geentert, und Mohnschnecke entführt wird. Der junge Yachtbesitzer kommt zufällig mit dem Leben davon und wird von seinem Vater zur Rettung der jungen Maid verdonnert, Eclair ist wild entschlossen, die Angebetete  aus den Händen der Piraten zu befreien. Wunderbare Abenteuer, aus der Perspektive dieser drei Protagonisten geschildert, nehmen die Leser sofort gefangen. Die Illustrationen von Karsten Teich an den Kapitelanfängen helfen der Vorstellungskraft auf die Sprünge, die an den Kapitelenden sind mindestens Tatooverdächtig...Ein wunderbarer Lesespaß!

- JPS

Tommy Mütze
übersetzt von Barbara Brennwald

Robson, Jenny
84 Seiten, Baobab

Cover

Vermutlich hätte ich diese Geschichte für höchst unglaubwürdig gehalten, hätte nicht der Sohn meines Mannes von seinem einjährigen USA Aufenthalt unter anderem berichtet, dass es durchaus Mitschüler gab, die wiederholt im Schlafanzug zur Schule kamen. Eine solch grundsätzliche Akzeptanz unterschied-licher Schüler- Persönlichkeiten  ist hierzulande unvorstellbar...

Tommy Mütze erscheint an seinem ersten Schultag mit einer Art Skimütze, die nur die Augen freilässt. Da ihn der Direktor so in die Klasse bringt, geht man davon aus, dass es in Ordnung ist, dass Tommy diese Mütze trägt, und dass er schon irgendwann damit aufhören wird. Aber Tommy hört nicht auf, und nach und nach ist die ganze Klasse damit beschäftigt, sich Gründe auszumalen, wegen derer das Tragen einer Skimütze wohl begründet wäre. Währenddessen findet eine normale Kommunikation statt und Tommy fällt durch seine fussballerischen Qualitäten angenehm auf. Der Ich Erzähler Doogal, der schon bald gemeinsam mit seinem Freund Dumisani den Kontakt zu Tommy aufnimmt, entwickelt einerseits immer neue Ideen, um Tommys wahres Gesicht zu entdecken. Andererseits akzeptiert er zunehmend Tommys Entscheidung. So wird der unvermeidliche Showdown nicht nur für alle überraschend, sondern auch eine Lektion in Freundschaft und Solidarität. Absolut lesenswert!

- JPS

Zorgamazoo
Weston, Robert Paul | Rivas, Victor
287 Seiten, Jacoby & Stuart

Cover

Wieder mal ein Superlativ! Zugegeben- zunächst war ich wenig erfreut von diesem  opulenten und vollständig in Reimen verfassten Buch. Aber als ich erst einmal damit angefangen hatte, zog mich der Reiz der Reime schnell hinein und ich konnte ich mich des extravaganten Reizes dieses Buches nicht lange entziehen: eine richtige Heldenstory mit witzigen und fantastischen Protagonisten, in wechselnden Versformen und ungewöhnlicher Erzählweise. Immer wieder  berichtet ein allwissender Erzähler in leicht  überheblicher Weise von den merkwürdigen Vorkommnissen in der Parallelwelt der Zorgel, die in Tunneln, Kanälen und Röhren leben. Nur wenigen Menschen ist es möglich, überhaupt einen Zorgel zu sehen, aber Katrina Katrell kann und erlebt, gemeinsam mit Morty die merkwürdigsten und auch gruseligsten Geschichten... Gerade auch Dank Illustrationen und der „schrägen“ Typografie ein zauberhaftes (Vorlese-) Buch für Kinder ab 8, die nicht immer nur Märchen hören wollen.....

- JPS

Das Hausbuch der Gutenachtgeschichten
Kantelhardt, Arnhild | Erhard Dietl
135 Seiten, Gerstenberg

Cover

Dieses Gutenachtgeschichten-Buch aus der Reihe der Hausbücher beim Gerstenberg Verlag versammelt 28 Geschichten und ein Gedicht, die sich wunderbar als Einschlaflektüre anbieten. Nicht zu kurz und nicht zu lang sind die Texte von namhaften Autoren wie Tove Jansson, Mirjam Pressler, Paul Maar, Otfried Preußler und Theodor Storm.

Sortiert nach  Kapitelüberschriften, wie z.B.: Wachen und Schlafen, Laternenlicht und Monsterjäger, Woanders schlafen, Um Mitternacht, und:

Bei Mondenschein werden die Geschichten thematisch gebündelt. Geschichten aus dem Kapitel: Woanders schlafen bieten Kindern und ihren Eltern die Möglichkeit, sich vorab mit dieser Situation auseinander zu setzen. Die Gestaltung mit vielen kleinen und größeren freigestellten Motiven und Vignetten und den ornamental gestalteten Kapitelseiten, in deren Mitte sich ein umrahmtes Einzelmotiv befindet, strahlt eine dem Thema angemessene Ruhe aus. Der lustige und flotte Zeichenstil Erhard Dietls schafft aber auch reichlich Schmunzel- und Lach-Anlässe und sorgt dafür, dass das Buch keinen verschlafenen Eindruck macht.

- JPS

Sonnenschein und Sternenschimmer
Knödler, Christine | Wolfsgruber, Linda
143 Seiten, Gerstenberg

Cover

Diese Anthologie versammelt Lieder, Gedichte und Geschichten zu Sonne, Mond und Sternen und sonstigen himmlischen Erscheinungen. Wie unsicher unsere persönliche Situation auch sein mag: die Sterne sind immer da, und am Morgen wird es wieder hell. Im Spannungsfeld zwischen Sonne und Mond, Tag und Nacht können Gedichte und Lieder zu Begleitern werden, die das Ende eines Tages rituell abschließen, so wie  Gutenachtgeschichten es tun. Aber auch für den Morgen und den Tag gibt es reichlich Texte und Geschichten, lustige und tiefgründige, die zu Gesprächen und zum Philosophieren anregen. Der Themenbereich erstreckt sich, über die Himmelsgestirne hinaus, auch auf Träume, das Weltall, Gott, die heilige Nacht und das Wetter. Die fantastischen Illustrationen von Linda Wolfsgruber schweben beinahe über den Buchseiten und scheinen sich von Mal zu Mal beim Anschauen zu verändern; sie geben den unterschiedlichen Texten einen Ausdruck ohne sie einzuengen. Beim gemeinsamen Durchblättern dieses Buchschatzes wird der erwachsene Betrachter Altes wieder entdecken, der kindliche Betrachter kann so zum einen faszinierte Erwachsene haunah erleben, zum anderen im Buch seine eigenen Entdeckungen machen.

- JPS

Zu Tisch!
Das Hausbuch vom Essen und Trinken

Lockheimer, Birgit | Text & Illustration
142 Seiten, Gerstenberg

Cover

Dieses Hausbuch versammelt lustige, bekannte und unbekannte Geschichten, Gedichte und skurrile Texte rund ums Essen und Trinken! Dabei lässt sich nicht nur die verführerische Kraft der Sprache genießen, sondern auch die wahrhaft appetitlichen Illustrationen von Sonja Bougaeva. Zu jeder bekannten Speise und noch dazu zu einer Menge gänzlich unbekannter Spezialitäten lassen sich hier feine und hintergründige Texte und Illustrationen finden, falls für die nächste Projektwoche oder Veranstaltung noch ein Thema fehlt: Voilà, hier ist beinahe alles, was man dazu braucht. Vielleicht noch zu verbinden mit literarischen Anknüpfungspunkten, wie: der süße Brei, die Bohnenranke oder dergleichen. Hinein ins Vergnügen und Aufgetischt!

- JPS

Der Buchstabenpirat
REIHE Allererstes Lesen

Kaup, Ulrike | Bettzieche, Uta
41 Seiten, Arena

Cover

Im Buchstabenland treibt ein Buchstabenpirat sein Unwesen: er klaut Buchstaben aus Wörtern und lässt sie dann woanders wieder auftauchen. Das gibt Anlass für verschiedene Buchstabensuchspiele, die von den tierischen Schülern der 1. Klasse bravourös bewältigt werden. Sie ergänzen verloren gegangene Anlaute, lösen tierische Buchstabenrätsel, setzen durcheinander gewirbelte Buchstaben wieder richtig zusammen und schlagen so den Buchstabenpiraten in die Flucht. Geeignet für wissensdurstige Vorschulkinder und wissenshungrige Erstklässler!

- KS

Nina und der freche Flaschengeist
Zaubergeschichten

Seltmann, Christian | Kohl, Daniela
41 Seiten, Arena

Cover

Wer wünscht sich nicht, einen Flaschengeist im Haus zu haben, mit dem man magische Geschichten erleben kann?

Nina rettet im Museum eine geheimnisvolle Flasche vor dem Zerschellen und befreit ganz aus Versehen den in ihr wohnenden Flaschengeist Bim-Bap. Aus lauter Dankbarkeit erklärt dieser Nina zu seiner Gebieterin. Nun beginnen geheimnisvolle Abenteuer und auch dem Auftreten des Groß-Wesirs, der seinen Dschinn zurückfordert, weiß die Familie mit modernen

Zauberschwertern erfolgreich zu begegnen...

Geeignet für in magischen Sphären schwebende Mädchen und Erwachsene mit  guten Erinnerungen an eine gewisse bezaubernde Jeannie!

- KS

Mücke, die Zahnfee, auf Milchzahn-Jagd
REIHE Mein LeseBilderbuch

Dulleck, Nina | Dulleck, Nina
52 Seiten, Arena

Cover

Mücke, die Zahnfee, muss dringend ihre Zahnbürste erneuern. Im Schaufenster von „Blitzblank“, dem Laden mit exklusivem Zahnputzzubehör, findet sie eine Zahnbürste, die auch noch Musik machen kann.  Für den Preis von 3 Milchzähnen könnte sie ihr gehören. Doch woher nehmen? Ihre  Freunde wissen Rat und begleiten sie auf ihrem Beutezug in die Zimmer der Kinder, die gerade ihre Zähne verloren haben. Das geht nicht immer ohne Hindernisse vor sich. Doch Ende gut alles gut: Die sehnlichst gewünschte Zahnbürste gehört ihr und wenn sie nicht gestorben ist, dann putzt sie noch heute, und zwar mit Musik!

Das Buch richtet sich an zahnputzwütige Vorschulkinder, die Lust am Mitlesen und Mitraten haben, denn bei den LeseBilderbüchern sind einige Wörter durch Bilder ersetzt. Diese sind witzig gezeichnet und lassen  - im Gegensatz zu anderen dieser Bild/Wörterbücher wenig Spielraum für eine passende Deutung. Sogar Sprichwörter lassen sich auf diese Art und Weise umsetzen und regen dazu an, sich gemeinschaftlich an so einem Bilder-Wörtertext zu versuchen...

- KS

Meisterwerk
übersetzt von Salah Naoura

Boyce, Frank Cottrell
319 Seiten, Carlsen

Cover

"Das ist vielleicht ein Buch!"
Der ca. 11 jährige Dylan, einfallsreich und freundlich, der schon mal Frostschutzmittel mit Motoröl verwechselt, erzählt uns, was in dem schiefergrauen Manod und in seiner Familie passiert. Mit Hilfe eines roten, goldverzierten Buches, seiner Datenbank, erfährt man vom stillgelegten Schieferabbaustollen, in dem die Bilder der National Gallery London gelagert werden, natürlich geheim und unbemerkt. Die KFZ Oase von Dylans Dad floriert nicht, und stürzt Dad, der fast alles reparieren kann, in eine Krise, die auch die Familien-Managerin Mum stark mitnimmt. Seine geniale Schwester Mimi plant einen aufregenden Coup, seine schöne Schwester Marie kennt sich mit Technik und Vaters Maschinen am besten aus. Auch Baby Max, der in 7 Jahren bestimmt ein idealer Kickpartner sein wird, spielt eine wichtige Rolle.
Lester, der Abgesandte der National Gallery und Chef der gelagerten Kunstwerke, ist von Dylan und dessen vermeintlichem Kunstverstand sehr beeindruckt. Durch Dylan bekommen die engagierte Schullehrerin, die Kinder und einige Bewohner Manods die (nun nicht mehr) geheimen Bilder zu sehen. Durch das unmittelbare und unbekümmerte Betrachten der Bildwerke entwickeln sich neue Perspektiven in Leben und Wahrnehmung der Protagonisten. Es entstehen spontane, bunten Ideen, bringen neues Leben ins vormalig graue Manod und haben überraschende Auswirkungen auf Mum, den grantigen Metzger und andere Beteiligte. Ein Ort, in dem man -jetzt- auch leben möchte. Ein Buch, das man mit einem Schmunzeln schließt.

Jurybegründung AKJ:
Im Schlagschatten eines großen Berges leben die Bewohner des walisischen Städtchens Manod. Doch die verträumte Kleinstadt-atmosphäre wird gestört, als die wertvollen Kunstwerke der National Gallery im Bauch des Berges eingelagert werden sollen.
Frank Cottrell Boyce greift diese „wahre“ historische Begebenheit auf, verschiebt sie in die Gegenwart und entwickelt daraus einen fulminant ersonnenen Roman. Dabei zeichnet er ein liebevolles Porträt eines kleinen Tagebuchschreibers und dessen Familie, die den Anforderungen ihres nicht immer einfachen Alltags mit viel Charme und Erfindungsgeist trotzen.
Boyce schafft eine klug erdachte Familiensaga, eine heitere Schelmengeschichte und surft gleichzeitig durch die Kunsthistorie, ironisiert den bildungsbürgerlichen Umgang mit dem wertvollen Erbe. Schwungvoll erzählt, mit Liebe zum Detail und mit viel Humor und literarischem Verstand, schafft der Autor ein wunderbar verregnetes Meisterwerk. Die Übersetzung aus dem Englischen von Salah Naoura lässt das walisische Schiefergrau des Schauplatzes Manod in Sonnenblumengelb leuchten. Ab 11

- IP

Wenn Herzen klopfen
Das Kinderbuch von der Liebe

Stalfelt, Pernilla | Stalfelt, Pernilla
26 Seiten, Moritz

Cover

In diesem Buch beleuchtet die Autorin und Illustratorin P.S. die verschiedenen Aspekte der Liebe und ihres Ausdrucks im Bereich dessen, was Kindern bekannt ist. Ich fragte eine junge Dame des passenden Alters (12 Jahre) nach ihrer Meinung. Sie fand es - O-Ton:„gut“ und vermutlich haben ihr die schrägen und schrill gezeichneten Szenen geholfen, die peinlichen Inhalte weniger peinlich zu finden. Das macht es zu einem wichtigen Buch: es schafft eine Ebene, auf der Bilder und Gedanken über die Liebe Platz haben, und noch dazu kann man beiläufig lernen, dass Humor in Liebesangelegenheiten sehr hilfreich sein kann.
Entkrampfend und informativ– O-Ton: „die Kinder wollen ja schließlich auch Bescheid wissen“, könnte ich mir dieses Buch hervorragend besonders in den Zusammenhängen vorstellen, wo „zwangsläufig“ über Liebe geredet wird, also z.B. im Aufklärungsunterricht in der Schule, oder natürlich auch zuhause. Sowohl für zeichnerische Umsetzungen als auch für eine Schreibwerkstatt bietet sich diese Buch an, denn die Künstlerin schafft es, durch ihren Stil in Bild und Wort Nachahmungslust entstehen zu lassen.
Mal einen Liebesbrief zeichnen? Und ihn an das eigene Meerschweinchen richten?
Oder einfach mal alles und alle aufschreiben, was und wen man liebt?
Geht bestimmt auch mit Jugendlichen und Erwachsenen, wenn zum Thema Liebe etwas erarbeitet werden soll. Da sollte man sich vom Untertitel nicht abschrecken lassen.

- JPS

So B. it
Weeks, Sarah
222 Seiten, Hanser

Cover

Eines Tages spazieren sie in Bernies Wohnung und auch gleich direkt in ihr Herz: Heidi, damals noch ein Baby, und ihre Mutter. Schnell merkt Bernie, dass die Frau, die als ihren Namen „So B it“ angibt mit dem Leben als solchem und mit der Pflege ihres Kindes insbesondere, restlos überfordert ist. So entsteht eine Art Schicksalsgemeinschaft, denn auch mit Bernie hat es das Leben nicht immer nett gemeint: sie leidet an Agoraphobie und geht nie auf die Straße. Aber je älter Heidi wird, umso dringlicher beschäftigen sie die Fragen nach ihrer Herkunft. Was steckt hinter dem geheimnisvollen Wort „Soof, das ihre Mutter immer benutzt und wer sind die Personen auf den Fotos, die sie eines Tages entdeckt ? Heidi muss sich, gegen die Widerstände von Bernie, auf den Weg machen...
Wissen woher man kommt, der eigenen Identität auf die Spur kommen ist Thema des herausragenden Jugendbuches von Sarah Weeks. Die kleine Welt der scheinbar aus dem Leben Gefallenen wird dabei mit umwerfender Herzenswärme und Humor geschildert. Daher ist es auch ganz klar, woher Heidi ihre Stärke nimmt, um ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen.
Den eigenen Namen auf die Spur kommen, zu gucken, was sie genau bedeuten (gerade türkische Namen haben immer eine bildhafte Bedeutung !) , Eltern zu interviewen, was hinter der Namensgebung steckt, einen eigenen Stammbaum anfertigen oder eine Liste mit wichtigen Dingen erstellen, wie Heidi es tut, um ihr Leben in eine Ordnung zu bringen können Aktionen sein, die die Lektüre des Buches spielerisch unterstützen.

- KS

Ein Pferd namens Milchmann
Rosenboom, Hilke | Kuhl, Anke
138 Seiten, Carlsen

Cover

Diese wunderbare Pferdegeschichte hat endlich mal einen Jungen als Hauptfigur. Herman, der es liebt, seine Butterbrote mit eingeritzten Zeichnungen oder durch Ausstechen mit Plätzchenformen zu gestalten. Diesem Herman läuft eines Morgens ein Pferd zu. Kein Wunder, dass er davon ein bischen überfordert ist, und erstmal versucht, das große Tier in der Garage zu parken. Aber natürlich ist das keine artgerechte Lösung, das ist auch Herman klar. Überraschender Weise haben plötzlich auch noch andere Menschen in der Stadt ein Pferd zuviel. Und Gottseidank gibt es den alten Feuerbach, der eine Menge über Pferde weiß, und auch über Menschen. Die Geschichte entwickelt eine ganz eigene Dynamik, zeichnet liebevoll skurrile Charaktere und beweist, das ein Pferdebuch auch witzig und intelligent geschrieben sein kann.

- JPS

Das Buch von allen Dingen
übersetzt von Sylke Hachmeister

Kuijer, Guus | Sowa, Michael
93 Seiten, Oetinger

Cover

Jurybegründung AKJ:
Das Glück scheint für Thomas sehr weit entfernt zu liegen. Er lebt in einem streng gläubigen Elternhaus, in dem sein gewalttätiger Vater die Familie tyrannisiert. Die Bibel dient ihm als scheinbare Legitimation für seine regelmäßigen Gewaltexzesse. Von der Mutter bekommt Thomas keine Unterstützung; auch sie scheint wehrlos dem Geschehen ausgeliefert zu sein, ebenso wie die Schwester. Doch trotz dieses bedrückenden Familienszenarios gelingt es Guus Kuijer, seine Geschichte mit einem hoffnungsvollen Grundtenor zu unterlegen. Kuijer stellt Thomas nicht nur eine große Portion Phantasie und Vorstellungskraft, sondern auch Personen an die Seite, von denen er Hilfe erfährt. So von seiner Nachbarin, Frau Van Amersfoort, die Thomas nicht nur mit Lesestoff versorgt, sondern auch Zivilcourage beweist. Das behinderte Mädchen Elisa führt ihn auf seinem vorsichtig eingeschlagenen Weg zum Glücklichsein. Sylke Hachmeister hat die berührende Erzählung gelungen ins Deutsche übertragen und dabei den Kuijerschen traurig-komischen Stil wunderbar getroffen. – Ein Buch von allen hoffnungsvollen Dingen. Ab 10

- JPS

Dakota Pink
übersetzt von Sigrid Ruschmeier

Ridley, Philip | Burnard, Damon
204 Seiten, Fischer Taschenbuch

Cover

Dakota Pink ist ein freches, überaus zielstrebiges Mädchen, dass mit seiner Freundin zusammen dem Geheimnis der schrulligen Medusa und ihrer Diamantengeschmückten Schildkröte auf die Spur kommt. Dabei deckt sie nebenbei noch ein Verbrechen auf und erfährt Einzelheiten über ihre eigene Herkunft. Der Kinderroman ist sparsam comichaft illustriert und eröffnet auch damit viele Möglichkeiten, an denen man anknüpfen kann. Auf der Ebene des Spiels können kriminalistische Fähigkeiten eingeführt werden (natürlich immer mit einer literarischen Wendung), auf der darstellerischen Ebene können die Kinder in die Technik des Comiczeichnens eingeführt werden. Auf diese Weise können wir die Struktur des Krimis und die comichafte Überzeichnung für die kreative Umsetzungen nutzen.
Sehr empfehlenswert!

- JPS

Ein Bild von Ivan
Fox, Paula | Fox, Paula
128 Seiten, Boje

Cover

Jurybegründung AKJ:
Im Haus, in dem der 11-jährige Ivan lebt, findet sich kein einziges Bild seiner früh verstorbenen Mutter. Im seltsamen Kontrast dazu steht die regelrechte Fotografierwut, die Ivans Vater umtreibt. Der poetische, kurz gefasste, fast komprimiert wirkende Roman der großen amerikanischen Autorin Paula Fox dreht sich leichtfüßig um das Thema Bilder: Um Eigen-Bilder, Fremd-Bilder und Ab-Bilder. Virtuos spielt Fox mit diesem Sujet und zeichnet das eindrückliche Porträt eines Jungen, der kaum Zuwendung und Wärme erfuhr. Als Ivans Vater ein Ölgemälde von seinem Sohn in Auftrag gibt, tritt eine Wende ein. Der Atelierbesuch beim Maler Matt und der lesebesessenen Mrs. Manderby wird für den Jungen zur bedeutsamen Begegnung: Nicht nur mit liebenswerten Anderen, sondern auch mit sich selbst. Das große Schlittenbild, das wie nebenbei beim Porträtieren entsteht, rundet den Text zur Reflexion über Identität und Selbstfindung ab. - Ein großer poetischer Entwurf, der Kindheit zart in Worte gießt und behutsam zu trösten versteht.

Ivans Vater hat ein besonderes Verhältnis zu Bildern; überall im Haus hängen Fotos von Ivan und jetzt soll der Maler Matt auch noch ein Portrait von dem Jungen malen. Der begreift nach und nach den Unterschied zwischen Malerei und Fotografie, er freut sich auf seine Sitzungen bei dem Maler und der Lese- und Vorlese-Begeisterten Miss Manderby, die ihm vorlesen soll, damit Ivan stillsitzt. Nach und nach enthüllt sich Ivans Geschichte, er erfährt mehr über sich selbst, über seinen Vater und warum nirgendwo im Haus ein Bild seiner Mutter zu finden ist. Durch die Treffen mit dem Maler begegnet Ivan sich selbst.

- JPS

Total verrückt
Nozier, Jean-Paul | Nozier, Jean-Paul
128 Seiten, Altberliner

Cover

Aischa ist 14 Jahre und lebt mit ihre Eltern und ihrem verrückten Bruder in einer französischen Kleinstadt. Vor langer Zeit ist sie mit Mutter und Bruder aus Algerien geflüchtet und zum Vater nach Frankreich nachgekommen. Nun arbeitet die Mutter als Hausmeisterin in einer Schule. Dort, in der Hausmeisterloge, spielen sich weite Teile von Aischas Leben ab: dort muss sie oft auf ihren Bruder aufpassen und dort büffelt sie für ein externes Begabten-Abitur. Und das heimlich, denn auf Grund einer ominösen Krankheit kann Aischa die normale Schule nicht besuchen. Irgendwann beginnt Aischa, ihre Mutter mit Kassettenrecorder und Mikrofon zu Leben und Vergangenheit in Algerien zu interviewen. Diese mutige Vergangenheitsbewältigung setzt Kraft frei und überbrückt innerfamiliere Konflikte, hilft letztendlich beim Bestehen des Abiturs.
Ein außergewöhnliches Buch über die Anstrengung der Integration und die Kraft des Willens.

- JPS

Schwester
Fosse, Jon | Blau, Aljoscha
56 Seiten, Bajazzo

Cover

Jurybegründung AKJ:
Wie auf einer Perlenkette reihen sich die Gedanken eines Jungen aneinander. Die kindliche Perspektive erlaubt einen Blick in sein Universum, das wie ein Film an den Lesern vorbeizieht. Staunend und atemlos scheint der Junge seine Umwelt aufzunehmen. Der kindlichen Unbekümmertheit stellt der norwegische Autor Jon Fosse die elterlichen Ängste und Sorgen gegenüber. Die Diskrepanz, die zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt sichtbar wird, könnte kaum eindrücklicher beschrieben werden.
Durch seine sprachlich außergewöhnliche Darstellung erobert Fosse im Kinderbuch neue und faszinierende Ausdrucksformen. Die intensiv verdichtete Sprache überträgt Hinrich Schmidt-Henkel auf besondere Weise ins Deutsche. Dem Illustrator Aljoscha Blau gelingt es, den Zauber dieser Kindheitsgeschichte in kühle Landschaftszeichnungen und atmosphärische Szenen zu fassen, die kindliche Verlorenheit und Individualität widerspiegeln. Ab 5
 

- JPS

Lilis Leben eben
übersetzt von Maja von Vogel

Dayre, Valérie
128 Seiten, Carlsen

Cover

Jurybegründung AKJ:
Ein Buch wie ein Vexierspiel: Kaum meint man, die ersten verschlungenen Fäden aus Realität und Träumerei, Wahrheit und Erfindung entwirrt zu haben, steht man vor dem nächsten Rätsel. Haben ihre Eltern die 12-jährige Lili auf der Fahrt in die Ferien tatsächlich und mit Bedacht an einer Raststätte zurückgelassen? Oder hat Lili diese Tagebuchgeschichte nur am Urlaubsstrand erfunden? Was ist mit Lili los? Warum drängt es sie fort? Auch die nachfolgenden Ereignisse hängen in einer merkwürdigen Schwebe und geben keine Antwort. Valérie Dayres treffsichere Schilderung typischer Stationen eines Familienurlaubs wird zu einem raffinierten Spiel mit der Fiktion in der Fiktion. Schlüssig erzählt sie auf diese Weise von dem Versuch des Mädchens, sich durch den Schreibprozess mental auf die Trennung von den Eltern vorzubereiten und erwachsen zu werden. Der von Maja von Vogel mit feinem Gespür übersetzte Roman fasst die Befindlichkeiten beim Übergang zur Pubertät in ein irritierend bedrückendes Szenario. Er bietet dem Leser weiten Interpretationsspielraum für seine eigenen ambivalenten Gefühle. Ab 11

- JPS

Keeper
übersetzt von Eike Schönfeld

Peet, Mal
224 Seiten, Carlsen

Cover

Jurybegründung AKJ:
El Gato hat es geschafft: Die Torwartlegende und seine Mannschaft haben die Weltmeisterschaft gewonnen. In einem Interview mit dem Sportjournalisten Paul Faustino erzählt er von seiner Kindheit in einem Arbeiterdorf mitten im südamerikanischen Urwald. Er berichtet von seiner Begegnung mit dem Keeper, einer Erscheinung, die ihm auf einer im Wald verborgenen Lichtung beibringt, worauf es beim Torhüten wirklich ankommt. Doch bis zur Nationalmannschaft ist es ein langer und mühsamer Weg und El Gatos Aufstieg verläuft nicht ohne Verluste. Mal Peet schreibt überaus gefühlvoll und fesselnd. Gekonnte Naturbeschreibungen zeigen die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes und lassen ihn lebendig werden. So ist diese „Biografie“ nicht nur die Geschichte einer unglaublichen Fußballkarriere, sondern auch ein Buch über die Natur und den Umgang des Menschen mit ihr. Im diffusen Licht des Regenwaldes scheint auch die geheimnisvolle Gestalt des Keepers möglich. Ab 13

Paul Faustino, der wichtigste Fußball-Journalist Südamerikas, interviewt den größten Torhüter der Weltgeschichte, dem das Land seit wenigen Tagen den Weltmeisterschaftspokal verdankt.
Der Torwart erzählt aus seinem Leben: er ist „am Rand der Welt“ in einer rotstaubigen Stadt aufgewachsen, einer Wellblechhütten-Stadt der Holzfäller mitten im Dschungel. Nach der Schule wird auf der Plaza Fußball gespielt, bis es dunkel wird. Alle sind vom Fußball besessen, aber ihn verspottet man als „ la cigüeña “ (der Storch), weil er nur staksig im Weg steht. Also hört er auf mit dem Fußballspielen. Aber aus Langeweile wendet er sich dem unbekannten und bedrohlichen Dschungel zu, der ihn und alles umgibt. Eine unheimliche Anziehungskraft ruft und findet ihn: der Keeper. Nun beginnt ein Fußballtraining der besonderen Art; mitten im Urwald auf einem seltsamen Bolzplatz lernt er alles über Fußball, das Torhüten und seine eigene Psyche. Daneben fordert das harte Holzfällerleben seinen Tribut, aber mit dem Training der Keepers und der Begabung des Jungen wird aus dem Storch am Ende „El Gato“, die Katze.
Als Katze erleben wir den Jungen nun ruhig und konzentriert, umsichtig und vorausschauend in Bezug auf Mitspieler und Gegner.
Wunderbar, wie hier auf Erkenntnisse, Leidenschaften und Aggressionen reagiert wird. Einfach mitreißend!

- IP

Rico, Oskar und die Tieferschatten
Steinhöfel, Andreas | Schössow, Peter
224 Seiten, Carlsen

Cover

„Was soll denn der Schmarren“ meckert Lorenz (Ende vierte Klasse, er muss täglich drei Seiten lesen, um sein Lesevermögen zu verbessern). Eine ecklige, schmierige Nudel, „gefunden“ von Rico, ist für Lorenz der blödsinnige Anfang einer Pflichtlektüre. Aber schon nach wenigen Seiten ist er von der Geschichte gefesselt, will sogar selbst weiter lesen. Lorenz kleiner Bruder, seine Mutter, sogar sein Vater wollen mithören, was der Rico für seltsame, manchmal gruselige Gedanken hat, was der hochbegabte Oskar für ein komisches Kind ist?! Und ist es nicht direkt umgekehrt: Oskar tiefbegabt und Rico hochbegabt? Das Buch hat die ganze Familie in Spannung gehalten.

Andreas Steinhöfel stellt uns in seinem Kinderkrimi zwei Kinder vor, die es im Alltag nicht leicht haben: Rico bezeichnet sich selbst als tiefbegabt und ist ein lebensfroher Schlingel. Für die großen Ferien hat sein Lehrer ihm aufgetragen, ein Computer-Tagebuch zu schreiben. Und Oskar ist eher ein hochbegabtes aber ängstliches Kind. Als in Berlin der Kinderentführer „Mister 2000“ wieder zuschlägt, scheint wenigstens etwas Spannendes zu passieren. Das unterschiedliche Team aus Rico und Oskar begibt sich auf die Suche. Gleichzeitig erfährt man ganz viel über Gefühle und den Beginn einer Freundschaft. Durch die frische, unverblümte Jungensprache ist das Buch lebensnah und aktuell. Wird die Situation bedrohlich, verblüfft der Sprachwitz und Einfallsreichtum der Kinder. „Blutmatsche“, klar das gibt es bei uns jetzt auch, seit wir dieses großartige Buch gelesen haben. Selbstverständlich stehen wir auf der Vormerkliste für das nächste „Rico und Oskar“- Buch in unserer Gemeindebücherei.

- IP

Rabenhaar
übersetzt von Andrea Kluitmann

van Ranst, Do
127 Seiten, Carlsen

Cover

Bram, der zurückhaltende Ich-Erzähler, trifft wie jedes Jahr in den Sommerfreien seine Freunde in Victors Schuppen. Dorthin ziehen sich die acht Mädchen und Jungen zurück, um einen Plan für ein gemeinsames Spiel zu entwickeln, wie sie das seit Jahren tun. Aber diesmal ist es anders, denn alle spüren, dass es das letzte Mal sein wird, dass sie noch zusammen spielen können. Und daher soll es irgendwie größer, besser und besonders werden. Seit dem letzten Jahr ist auch das Mädchen Fatima, genannt Rabenhaar, Teil der Clique. Allerdings muss sich Rabenhaar mit den andern jetzt heimlich im Schuppen treffen, denn ihr Vater hatte im letzten Jahr ihr Spiel empfindlich gestört und seiner Tochter danach den Umgang mit den Kindern verboten. Da hatten sie „Film“ gespielt, und Rabenhaar war gerade fertig geschminkt für eine Kussszene mit Bram, als ihr Vater hereinplatzte und sie laut schimpfend mitnahm. Und jetzt schlägt Rabenhaar vor, diesmal könne man ja Hochzeit spielen...
Do van Ranst erzählt behutsam die Geschichte einer Kindergruppe am Rand des Erwachsenwerdens, vom Verliebtsein und von kulturellen Unterschieden. Zudem schafft er es wie beiläufig, das Thema Zwangsheirat auf kindgerechte und doch deutliche Art anzusprechen.
Und es gelingt van Ranst, dem Spiel(en) die kreative Kraft der Subversion und des Widerstands zurück zu geben, die es in sich trägt. Im Spiel können alle „so tun, als ob“, dabei Grenzen überschreiten und ausprobieren, wie es sich anfühlt, jemand anderes zu sein. Oder eben auch ganz man selbst. Ein großartiges Buch!

- JPS

Ich, Gorilla und der Affenstern
übersetzt von Friederike Buchinger

Nilsson, Frieda | K., Ulf
164 Seiten, Gerstenberg

Cover

Das Mädchen Jonna lebt zusammen mit 50 anderen Waisenkindern in einem Heim, das von der strengen und unfreundlichen Leiterin Gerd schon seit langer Zeit unnachgiebig geführt wird. Eines Tages passiert etwas absolut Unvorhersehbares: Jonna wird von einer Gorillafrau adoptiert.
Natürlich hat sie die allergrößten Ängste, zumal ihr Aaron grade vorher eingeredet hatte, das Gorillas kleine Kinder fräßen. Aber schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Jonna es gar nicht besser hätte treffen können; Gorilla hat nicht nur ein großes Herz sondern auch eine ganz spezielle Vergangenheit...
Die langsame Annäherung der beiden beschreibt auf höchst eindrucksvolle Weise die Erfahrung des Fremdseins und Andersseins. Und hier liegt auch die besondere Qualität dieses Buches: diese Gefühle der Scham, der Angst und des wachsenden Verständnisses für jemanden, den man nach und nach lieb gewinnt, haben viele Kinder schon erlebt. Hier können sie nachlesen und nachfühlen, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Ulf K. hat mit seinen Illustrationen sowohl der Gorilla-Dame als auch der kleinen Jonna eine Gestalt verliehen, deren Charme man sich nicht entziehen kann. Der comichafte Zeichenstil spricht Jungen und Mädchen gleichermaßen an und illustriert im besten Wortsinne diese zauberhafte Geschichte. Unbedingt lesen!

- JPS

Rosie und der Urgroßvater
Helfer, Monika & Köhlmeier, Michael | Steinitz, Barbara
141 Seiten, Hanser

Cover

Rosi liebt es, jeden Mittwoch ihren Urgroßvater zu besuchen und mit ihm Geschichten auszutauschen. Sie erzählt Geschichten aus ihrem aktuellen Erlebnisumfeld, der Urgroßvater erzählt Geschichten aus seiner alten Heimat, dem kleinen Ort Hohenems in „Austria Europe“, die er mit ins Amerikanische Exil gebracht hat. Es gibt immer ganz bestimmte Rituale und Abfolgen, die eingehalten werden, zwischen Rosi und ihrem Großvater, um das gegenseitige Erzählen spannend zu halten und sich dabei auch noch ein wenig zu necken. Bei all den Geschichten die der Großvater erzählt kommt es auch immer wieder dazu, das Rosie nachfragt und dabei etwas aus ihrer eigenen Familiengeschichte erfährt. Diese Form des Erzählens und damit des Weitergebens der Familiengeschichten und –geheimnissen ist wohl das, was alle Kinder der Welt mit ihren Großeltern oder Urgroßeltern teilen, wenn sie sie noch fragen können.
Barbara Steinitz´s beleuchtete Scherenschnitte schaffen eine gestalterische Brücke zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit und laden zur Wiederbelebung dieser alten Kunstform ein.

- JPS

Onkel Montagues Schauergeschichten
übersetzt von Beatrice Howeg

Priestley, Chris | Roberts, David
224 Seiten, Bloomsbury

Cover

Der Junge Edgar besucht während der Schulferien immer wieder gern seinen merkwürdigen Onkel Montague, der in einem noch merkwürdigeren Haus in einem abgelegenen Teil des Waldes wohnt. Schon der Weg dorthin ist nichts für nervenschwache Kreaturen, doch Edgar weiß ja, was er dort will: Onkel Montague kennt eine Menge sehr schauerlicher Geschichten. Immer ranken sich die Geschichten um einen Gegenstand aus dem düsteren Raum, in dem Onkel und Neffe sich treffen, und mit jeder Geschichte werden die furchtbaren Ahnungen spürbarer und der Grusel stärker. Und was hat es mit diesem seltsamen Diener Franz auf sich, der nie zu sehen ist und der außerdem eine Menge viel zu lauter und furchterregender Geräusche von sich gibt? Mit fortschreitendem Lesen ruscht man selbst immer unruhiger herum, hat man es hier doch mit einer Erzählung à la Edgar Allen Poe zu tun. Der schaurig schöne Gruseleffekt der Geschichten wird durch Roberts schwarz-weiße Federzeichnungen genial unterstrichen und die Atmosphäre des Grauens zieht einen unnachgiebig in ihren Bann. Ein Muss für Gruselfans!

- JPS

Hundewinter
übersetzt von Gerda Bean

Nuzum, K.A. | Nuzum, K.A.
205 Seiten, Carlsen

Cover

Wieder eine Geschichte über den Tod und über Trauerarbeit, aber diesmal ganz anders: das Mädchen Dessa Dean ist traumatisiert, sie musste den Erfrierungs-tod ihrer Mutter miterleben, den sie nicht verhindern konnte. Nun lebt sie alleine mit ihrem Vater, einem Trapper, ein entbehrungsreiches und einsames Leben in der einfachen Holzhütte. Ständig versucht sie, gegen ihre starken Ängste beim Verlassen der Hütte anzukämpfen, möchte ihren Vater bei der Arbeit unter-stützen und vor allem, ihm nicht mehr länger mit ihren Ängsten zur Last fallen. Aber erst ein ebenfalls verletzter Hund schafft es, Dessa zurück ins Leben und auch ihrem Vater wieder näher zu bringen. Die ruhige Art des Erzählens und die atmosphärisch dicht geschilderten Naturszenen geben dem Roman den nötigen Raum für die Schilderung der langsamen Heilung des Mädchens.

- JPS

Das schaurige Haus
Wildner, Martina | Wildner, Martina
208 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Zu Martina Wildners schaurigem Haus fühlt man sich sofort hingezogen und vergisst schnell, dass man Leser ist und nicht Besucher - bei Hendrik und Eddi, zwei Thüringer Jungs im Alter von 12 und 6, die es ins Allgäu verschlagen hat. Der Vater hat nur hier eine berufliche Zukunft, die Mutter ist von Anbeginn unglücklich in dem neuen alten Haus. Nicht nur sprachlich ist das tiefste Bayern für alle zunächst eine Herausforderung. Hendrik knüpft zwar zarte Bande zu Ida, was ein wenig zur deutsch-deutschen Verständigung beiträgt. Doch Eddi scheint in einen schaurigen Strudel zu geraten durch ein Geheimnis, das auf dem Haus lastet und es beinahe ächzen lässt. Mysteriöse Erscheinungen, ein mysteriöses Zimmer, jede Menge Nacktschnecken, Nachtwandler, ein Pestkirchlein, Kinder-gräber und ungesühnte Verbrechen. Das hält uns Leser bei der Stange - und wir werden nicht enttäuscht. Bis zum Schluss schaurig und voll glitschiger Schnecken...

- MK

Mein glückliches Leben
aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch

Lagercrantz, Rose | Eriksson, Eva
140 Seiten, Moritz

Cover

Dunja, genannt Dunne, überbrückt die Zeit bis zum einschlafen nicht mit Schäfchenzählen, das ist langweilig, nein, Dunne zählt ihre glücklichen Momente im Leben. Diese Methode hilft dabei, sich vor Augen zu führen, dass es sie durchaus gibt, diese glücklichen Momente, auch wenn mal nicht alles so toll läuft. Und in Dunnes Leben ist schon einiges schief gelaufen. Aber mit ihrem unerschütterlichen Glauben an das Glück findet sich immer wieder einen Grund für Freude. Dieses Buch werden junge Mädchen, die in die Schule kommen, lieben und die Eltern, die ihnen daraus vorlesen, auch!

- JPS

Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums
Naoura, Salah | Steffen, Andrea
142 Seiten, Beltz & Gelberg

Cover

Matti und Sami sind Brüder. Matti, der Ältere, entwickelt die Theorie, dass man möglicherweise Fehler des Universums ausgleichen könnte. Diese Fehler kann man sich so vorstellen, wie kaputte Glühbirnen, die kann man ja schließlich auch auswechseln. Jedenfalls wäre das echt klasse, wenn es funktionieren würde, denn das Universum macht ziemliche Fehler und Matti muss eine Menge ausgleichen. Dass er dabei sehr kreativ vorgeht mag zum Teil auch an seinen finnischen Genen liegen. Denn auch Mattis finnischer Vater, der nur sehr selten überhaupt etwas sagt, wird unter Wodka-Einfluss im Wettstreit mit seinem Bruder sehr kreativ, vor allem beim Erfinden von Geschichten. Leider glaubt Matti zunächst jedes Wort seines Vaters und ist entsprechend enttäuscht, als sich die rosige Zukunft als Lügengebilde herausstellt. Keine Frage, da muss wieder etwas ausge-glichen werden. Mit unglaublicher Dynamik und einer Menge finnischem Humor rast die ganze Sache einem guten Ende entgegen- Hammerlustig und lesenswert!

- JPS

Operation Alphabet
Das Ministerium der Buchstaben

MacCuish, Al | Lozano, Luciano & Blets, Jimas
61 Seiten, Knesebeck

Cover

Dieses durchgestylte Bilderbuch im Retrolook der 1950er und -60er hat sich in England und den USA bereits als unschlagbare Geheimwaffe im Kampf gegen „Alpha-Beta-Allergie“ bewiesen. An dieser traurigen Krankheit leiden vor allem Jungs wie Charlie Foxtrott, dem die 26 Buchstaben einfach nicht in den Kopf gehen wollen. Aber glücklicherweise weiß die Spezial-Alphabet-Einheit (S.A.E.) des streng geheimen Ministeriums für Buchstaben Abhilfe zu schaffen. Unter Lebensgefahr begibt diese sich zu Charlie und führt eine atemberaubende ABC-Revue auf, in der jeder der 26 Spezialagenten einen Sonderauftritt hat. Kein Wunder also, dass Charlie den Schultest am nächsten Morgen mit Bestnote besteht. Vor allem aber hat er dank Oberst A und seiner heldenhaften Truppe den Schlüssel zur „weiten Welt der Wörter“ entdeckt. Neben einer App bietet die begleitende Internetseite www.ministryofletters.com umfangreiches Material für pädagogisch unbelastete Leseförderung, das weitgehend auch im Deutschen funktioniert. Denn das ist ja das größte Geheimnis des Ministeriums: Wie es aus seinen 26 Mann nicht nur unendlich viele spannende Geschichten zusammenstellt, sondern sogar verschiedene Sprachen bildet...

- NvM

Rabauken-Reime
Jatzek, Gerald | Steffen, Andrea
61 Seiten, Nilpferd in Residenz

Cover

Bei dieser Sammlung von Gerald Jatzeks besten Gedichten kommen liebevolle Rabauken ebenso auf ihre Kosten wie blödelnde Wortnarren, musikalische Rhythmusfanatiker und kritische Philosophen. Der Wiener Autor, Musiker und Journalist, der 2001 den österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik erhielt, beherrscht mit Souveränität alle Regeln der hohen Kunst mit wenig Worten viel auszusagen und noch mehr auszulösen. Die Unsinnsgedichte strotzen so vor Sprachspiel und Wortwitz, dass selbst Lyrikmuffel in den Sog der Metrik geraten und unweigerlich weiterreimen werden. Besinnlichere Gedichte wie „Die Zeit“ („Man kann sie vergeuden /man kann sie vergessen,/doch was man versäumt hat,/kann man nicht messen“) gehören inzwischen zu den modernen Klassikern der Kinderlyrik und können zu wertvollen Begleitern durchs Leben werden. Andrea Steffen illustriert nicht nur, sie gestaltet das gesamte Buch zu einem lebensfrohen Gesamtkunstwerk (zumal es zu vielen der Gedichte Vertonungen gibt).

- NvM

Regenwurmtage
Damm, Antje | Damm, Antje
56 Seiten, Moritz

Cover

Die ersten richtigen Schultage sind schon ziemlich aufregend: obwohl der Weg mit Mama geübt wurde, muss man sich zurechtfinden, und dann wird auch noch ein Junge neben einen gesetzt, wo doch Jungen doof sind. Aus der Sicht von Ida berichtet Antje Damm von ihren eigenen Erlebnissen zu Beginn der Schulzeit und obwohl das schon ein Weilchen her ist, trifft sie doch genau den richtigen Ton. In der Schule riecht es so komisch, die vielen fremden Kinder scheinen sich alle schon zu kennen und zuhause wäre es jetzt bestimmt viel schöner... Wäre da nicht die Sache mit der Regenwurm-Rettung, wegen der die kleine Ida einen Eintrag in ihr Heft bekommt: mehr als 15 Regenwürmer müssen aus Pfützen auf dem Gehweg gerettet werden und zurück auf die Rasenflächen in den Vorgärten, kein Wunder, dass sie deswegen 8 Minuten zu spät kommt. Aber der Sitznachbar sagt, dass er die Rettungsaktion cool findet und beim nächsten Mal mitmachen möchte, und Mama schimpft zuhause nicht, sondern liest Ida ganz viel über Regenwürmer vor. Und es stellt sich heraus, dass doch nicht alle Jungen doof sind; beim nächsten Regenwurmtag bekommt Ida Hilfe von ihrem Sitznachbarn, und zusammen zu spät kommen ist gar nicht so schlimm. Wunderschönes aus der Erstlesereihe beim Moritzverlag!

- JPS

Nur Mut, kleiner Luis
übersetzt von Tobias Scheffel

Ramos, Mario | Ramos, Mario
56 Seiten, Moritz

Cover

Märchenhaftes in die aktuelle Welt übersetzen war schon immer eine der herausragenden Qualitäten von Mario Ramos. Diesmal steht wieder ein Wolf im Mittelpunkt der Geschichte- allerdings ein Kleiner, der zu allem Überfluss auch noch in eine reine Schweinchenklasse gesteckt wird. Und so wird der Fremdling geärgert und gemobbt, dass es so eine Art hat. Bloß der kleine Jojo, der Wölfe sowieso schon immer spannender fand als Schweine, spielt mit Luis und besucht ihn auch zuhause, als Luis wegen Krankheit fehlt. Dort stellt sich dann auch heraus, dass die drei dicken Schweine Luis auf dem Schulweg mehrfach bedroht und sogar angegriffen haben, und dass Luis nun nie wieder zur Schule gehen will. Aber Jojo hat eine gute Idee, wie sie den drei fiesen Schweinen richtig Angst machen können und so ist es endlich vorbei mit der Bedrohung. Freundschaft und Unterstützung trotz Unterschiedlichkeiten ist ein heilsames und tröstliches Fazit dieser Geschichte für Erstleser. Ramos´ bekannt lockere Illustrationen und sein pointierter Text machen das Buch zu einem Lesegenuss mit möglichem Wiedererkennungswert.

- JPS

Tripp, Trapp und Trümmer
aus dem Dänischen von Christine Heinzius

Zimakoff, Daniel | Klein, Horst
84 Seiten, Klett Kinderbuch

Cover

Christian mit fast 13, Benny mit 11einhalb und Adam mit 9 Jahren werden von ihrem Opa Tripp, Trapp und Trümmer genannt, von ihrem Vater schlichtweg Terrortrio. Nach Bennys Aussage ist Christian superstark aber nicht der Schlauste, Adam sehr mutig und Benny ist für die Ideen zuständig, was ihn durchaus manchmal nervt. In dieser Rollenverteilung versuchen die drei zunächst ihren Appetit auf Eis zu stillen, trotz elterlicher Taschengeldsperre. Dann aber „leihen“ sich kurzerhand das erforderliche Geld und kommen so in einen Strudel kindlicher Beschaffungskriminalität ... Die Verwicklungen, Ideen und Anstrengungen, alles am Ende doch wieder einzurenken, werden immer skurriler, sind aber nicht nur höchst amüsant zu lesen sondern auch von hohem Widererkennungswert. Ein Jungenbuch für männliche Klein-kriminelle ab 8, erfreulicherweise gibt’s bald Serien-Nachschub!

- JPS

Cowboy Klaus und die Rodeo-Rüpel
Muszynski, Eva | Teich, Karsten
40 Seiten, Tulipan

Cover

Wer kennt eigentlich Cowboy Klaus, Lisa das Schwein und die Kuh Rosi noch nicht? Alle wichtigen Medien haben berechtigterweise das Loblied auf diese Erstlesereihe von Muszynski und Teich gesungen und seit der Cowboy in der Sendung mit der Maus gesehen werden konnte, ist er vermutlich so bekannt wie das Sandmännchen... nur das diese Geschichten keineswegs müde machen. Es gibt schon eine lange Erfolgsgeschichte der Cowboy-Klaus-Bücher: Cowboy Klaus und sein Schwein Lisa, Cowboy Klaus und der fiese Fränk, Cowboy Klaus und das pupsende Pony, Cowboy Klaus und die harten Hühner, und Cowboy Klaus und Otto der Ochsenfrosch haben schon eine große Fangemeinde erreicht. Im neuen Band von Cowboy Klaus und den Rodeo-Rüpeln geht es um die Geschicklichkeit in den Cowboy-Disziplinen: Reiten von wilden Pferden, Bullenfangen und Hufeisen werfen. Dass dabei rüpelige Cowboys unangenehm auffallen, dass sogar mit fiesen Tricks gearbeitet wird und trotzdem der Gute gewinnt, das freut Leseanfänger beiderlei Geschlechts gleichermaßen. Allerbeste Unterhaltung!

- JPS

Weitere Titel und Rezensionen folgen!

NvM= Nikola von Merveldt
KE= Katja Eder
VK= Vera Kahl
KW= Karina Wrona
KS= Katrin Seewald
KP= Katja Pfeiffer
SB= Sylvia Bogdain
SW= Sarah Wildeisen
JPS= Jule Pfeiffer-Spiekermann
MD= Martin Deutsch
CS= Claus Schertel
BB= Bernadette Baufeld
JK= Jutta Kotzi
AD= Anita Deutsch