pinselfisch - Kunst- & Literaturworkshops für Menschen jeden Alters
Extrem Basteln - Nichts ist vor uns sicher!
Alles Lecker!
10 Minuten Dings
Naturkinder
Was, wenn ich nicht der wäre, der ich bin?
Entdecke, was dir schmeckt
Pappenheim - Recyclingideen fürs Kinderzimmer
Augenblick mal
Hand in Hand die Welt begreifen
365 Dinge aus Papier und Pappkarton
Der Bus von Rosa Parks
Vöillg rihctig! Völlig richtig!
Wo geht´s lang?
Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist
Die fünf Sinne
Wie man sich die Welt erlebt
Mit Kindern die Natur entdecken
Entdecke Deine Stadt. Stadtsafari für Kinder
Kinder entdecken Natur in der Stadt
Was, wenn es nur so aussieht, als wäre ich da?
Holz. Was unsere WELT zusammenhält
Erforsche Deine Welt
Wo geht´s lang? Karten erklären die Welt
Das Orchester zieht sich an
Der Junge, der Picasso biss
Alles Familie
Zuckerpass und Blutgrätsche
Das Große Buch der Bilder und Wörter
So leben wir
Was ist da passiert?
Das Rätsel der Varusschlacht

Weitere Titel und Rezensionen folgen!
Extrem Basteln
Nichts ist vor uns sicher!
Franziska Heidenreich, Bianca Langnickel)
132 S., Frech Verlag 2012

Manchmal sollte es einfach laut krachen! Oder man benötigt eine Idee für ein Fest, bei dem Kinder zwischen 8 und 12 Jahren eine Weile selbst kreativ sein können, Erwachsene aber den reibungslosen Ablauf der Schlussrunde überwachen möchten. Für solche Gelegenheiten finden sich in Extrem basteln etliche Anleitungen und Anregungen, alles übersichtlich dargestellt und leicht umzusetzen. Vermutlich ist es sinnvoll, die eine oder andere Idee selbst vorher auszuprobieren. Aber es dürfte nicht allzu schwer werden, die Kinder zu einer Umsetzung anzuregen, allein das Erscheinungsbild des Buches lässt auf Krach und Gefahr schließen. Dass letztere sich dann doch in (engen) Grenzen hält, ist für Eltern, Lehrer und Erzieher als Argument auch nicht zu verachten. Selbst Bastelmuffel werden schwach! jps


Alles Lecker! - Von Lieblingsspeisen, Ekelessen, Küchendüften, Erbsenpupsen, Pausenbroten und anderen Köstlichkeiten
Anke Kuhl, Alexandra Maxeiner
32 S., Klett Kinderbuch 2012

Wer „Alles Familie“ mochte, wird „Alles Lecker“ lieben: Sachinformationen zum reichhaltigsten Thema der Welt, in gewohnt spritziger Art aufgetischt! Was Menschen in anderen Weltgegenden so frühstücken wird genauso witzig und anschaulich dargestellt, wie zum Beispiel der Unterschied zwischen Bio-Tierhaltung und Massentierhaltung. Wie heißen noch mal die Menschen, die bestimmte Nahrungsmittel nicht essen? Warum essen die Menschen in Indien kein Rindfleisch und in arabischen Ländern kein Schweinefleisch? Wo auf der Zunge schmeckt man besonders intensiv das Saure, das Süße oder das Bittere? Dass Nahrungsmittel auf der Welt sehr ungleich verteilt sind, kann auf einer Karte betrachtet werden und dass bei uns sogar vieles weggeworfen wird, was eigentlich noch gut ist, sollte zu denken geben. Dass jeder Mensch ein Lieblingsessen hat, aber auch ein individuelles Ekelgefühl mit manchem Essen verbindet, kann anhand des am Ende des Buches befindlichen Fragebogen schnell nachgeprüft werden: ein spielerisch leichter Einstieg in ein komplexes Thema, wärmstens zum mitmachen empfohlen! Jps


10 Minuten Dings
und andere Ideen zum Leben und Schreiben

Timo Brunke, Susann Hesselbarth (Ill.)
Caroline Hosmann (Text, Fotografie und Gestaltung)
128 S., Klett Kinderbuch 2013

Sprachspiele-Bücher kommen derzeit wieder in Mode- wie schön.
Liegt dem doch sicherlich die Erkenntnis zugrunde, dass das Spiel mit der Sprache noch keinem geschadet aber schon vielen zu mehr Redemut und Ausdrucksvielfalt verholfen hat, oder? Spielen mit der Sprache war schon früher ein Geheimtipp und kann heutzutage nur noch wilder und kreativer ausfallen, nachdem so viel schicke neue Wörter sich im allgemeinen Sprach-wortschatz eingelebt haben: ein Verb mit c? Kein Problem, seit chillen so verbreitet ist. Mein persönliches Lieblingswort zurzeit stammt aus Österreich: fadisieren(von fade, langweilig: „Das fadisiert mich total!“) Zum Spielen mit Sprache braucht man nicht viel- obwohl- dieses Buch bei der Hand kann sicherlich nicht schaden: hier gibt es Anregungen für Wortsammlungen, für das Anlegen von Wortschatz- und Spiel-Karteien, für Freitagstagebücher oder für Geheimsprachen, eine Reimtabelle hilft beim Reimwörtersuchen und beim Wörterunterjubeln helfen die Freunde. Ach welche Fülle an guten Ideen und spielerischen Aktionen, in den Kategorien; alleine, mit Freunden oder als kleine Rampensau kann hier jeder seine Talente entdecken und ausleben. Deutsch-lehrer, Schreibwerkstattleiter und Sprachjongleure aufgepasst: hier geht`s ab, und täglich 10 Minuten Dings reichen schon! jps


Naturkinder - Ideen, Rezepte und Aktionen für drinnen und draußen
Caroline Hosmann (Text, Fotografie und Gestaltung)
160 S., Haupt Verlag 2012

„Ich bin einfach gerne draußen…“ heißt es ihm Vorwort von Caroline Hosmann, Gruppenleiterin einer Naturkinder-Gruppe in der Umgebung von München. Mit dieser Haltung füllt sie die Kapitel von „Blumen“ über „Kochen“, „Kosmetik“, „Basteln“ bis hin zu „Tiere“ und „Spiele am Wegesrand“. Durchweg wird man beim Lesen inspiriert von in der Regel leicht umzusetzenden Ideen wie den „Gänseblümchen-Ohrringen“: Mit Löwenzahn-Milch werden die kleinen weiß-gelben Blüten ans Ohr klebt. Oder auch „Farbenfrohe Eiswürfel“: Alle Arten von Beeren, Lavendelblüten oder auch Zitronenstückchen werden dekorativ mit eingefroren und in die Würfel gebannt. Das Blättern im Buch ist fast wie ein anregender Spaziergang durch die Natur und schafft Zugänge, die schon mit kleinen Kindern umgesetzt werden können. Weitere Inspirationen erhält man über den Blog der Autorin www.naturkinder.com Hier begann das Notieren der eigenen Erlebnisse und Aktionen mit den Naturkindern, erst nur gedacht als Information für die Eltern der Schützlinge. Im Buch werden die praxisnahen Handlungen gebündelt und über Fotos anschaulich zum Nachmachen präsentiert. Zu empfehlen ist das Buch für Natur-Einsteiger, für experimentierfreudige Entdecker bietet es kaum Neues. KE


Was, wenn ich nicht der wäre, der ich bin?
Oskar Brenifier, Jacques Desprès (ill.)
Übersetzt von Anja Kootz
64 S., Gabriel Verlag 2012

„Schon von klein auf lernen wir uns selbst kennen, während wir gleich-zeitig die anderen entdecken.“ Mit diesem Zitat beginnt das zweite Buch von Oskar Brenifier und Jacques Desprès, „das Buch der großen, psychologischen Gegensätze“ wie es im französischen Original heißt. In Fortführung der Methode der Gegenüberstellung stellen 10 Paare gegensätzliche Charaktere dar: so gibt es u.A. den Idealisten und den Realisten, den Aktiven und den Beobachter, den Sinnlichen und den Intellektuellen oder den Temperamentvollen und den Zurückhaltenden.
Jeweils auf einer Doppelseite wird das Gegensatzpaar einander gegenüber gestellt, unter einem Leitgedanken und der figürlichen Umsetzung befindet sich eine kurze charakteristische Zusammenfassung. Die nächsten Doppelseiten befassen sich dann nacheinander jeweils mit einem der beiden Charaktere. Hier fällt auf, dass sowohl die textliche als auch die bildgestalterische Umsetzung noch mal deutlich differenzierter in die Thematik eindringen, ohne eine gute Verständlichkeit aus den Augen zu verlieren und ohne zu bewerten. Hier ist besonders die Art der Illustration erwähnenswert: sie schafft durch Reduziertheit und eine glatte, 3-dimen-sionale Ausstrahlung, genau das Maß an Abstand, was erforderlich ist, um (selbst-) kritisch und dennoch liebevoll hinschauen zu können. Toll! jps


Entdecke, was dir schmeckt
Anke M. Leitzgen, Lina Rienermann
160 S., Beltz & Gelberg 2012

Auch das neuste Buch des Autorenteams Leitzgen/Rienermann setzt die gute und hohe Qualität dieser Sachbuchreihe fort: Entdecke was dir schmeckt fordert zum ausprobieren, schmecken und experimentieren auf, informiert über Inhaltsstoffe, Energieverbrauch bei der Lebensmittel-erzeugung und Techniken der Haltbarmachung genauso wie über die Psychologie des Essens. Was reizt zum reinbeißen? Wo sitzen welche Geschmacksknospen? Wie kann man interessante Geschmackskom-binationen finden und was passiert eigentlich beim Kochen? Nicht nur sprachlich abwechslungsreich und durchgängig an Kinder gerichtet, sondern auch von gestalterisch und von der Art der Fotografie her „sehr appetitlich“ schafft das Buch (wie seine Vorgänger übrigens auch) weit mehr, als ein Sachbuch zu einem Thema zu sein: es ist ein Do-it-yourself Buch zum Kochen, ein Chemiebuch, eine Designanregung für Eat-Art und ein Ernährungsberater für Eltern und Kinder. Absolut Hitverdächtig! Jps


Pappenheim
Recyclingideen fürs Kinderzimmer
Claudia Scholl
152 S., Haupt Verlag 2012

Pappenheim! Dieser Ortsname klingt nach einer Menge kreativer Bastel-ideen und das Buch dazu hält auch, was der Name verspricht! Hier wird aus Verpackungsmaterial Kleines, Großes und Großartiges, sogar für die Kleinsten gibt es Spielobjekte, wie Pappkartonhaus oder Eisverkaufsstand. Vieles von dem hier abgebildeten kann mit den Kindern gemeinsam gebastelt werden, bei Einigem ist Hilfe nötig. Was aber allen Objekten gemeinsam ist, ist die Tatsache, dass der Werkstoff in allen Haushalten anfällt und nichts kostet, das der Umgang damit leicht und ungefährlich ist und dass, einmal angefangen, die Bastellust mit Pappe immer neue Ideen und Blüten treibt. Das schnelle Loslegen wird durch den Werkstoff befördert, entsprechend schnelle Erfolgserlebnisse führen dazu, dass man mit dem Gebastelten das tun kann, wozu man es gebastelt hat: man kann damit spielen. Denn hier geht es nur am Rand um dekorative Geschenk-ideen: hier wird aus Pappe Spielmaterial. Der kreative Moment des Erfindens geht in den kreativen Moment des Gestaltens und anschließend ins kreative Spiel über. Und wenn man sich mal verschnitten hat, oder etwas abgeschnitten wurde, was man eigentlich noch braucht, dann gibt es draußen beim Altpapier-Container oder im Supermarkt auf Nachfrage immer noch neue Pappe, aus der wieder Neues entstehen kann. Wunderbare Welt aus Pappe! Jps


Augenblick mal - Was wir sehen,
wenn wir sehen, und warum
Joke van Leeuwen
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
128 S., Gerstenberg Verlag 2012

Der Sehsinn ist der am meisten benutzte Sinn in der heutigen Zeit. Aber sehen und wahrnehmen ist nicht zwangsläufig dasselbe, wie uns Joke von Leeuwen anschaulich vorführt. Diese Buch sammelt eine Menge an Infor-mationen über das Sehen, Wahrnehmen, Manipulieren, Gestalten, Interpretieren, über künstlerische, dokumentarische, filmische Bilder, über Bilder im Kopf und ihren Einfluss auf das Denken, über Tricks und Perspektiven, über Symbole und archetypische Bilder, über die Wirkung von Farben und vielem mehr. In seiner flüssig geschriebenen Form wendet sich van Leeuwen an Kinder ab 10 Jahren, wobei neben der Möglichkeit einer geschärften Wahrnehmung auch Freiräume im Denken eröffnet werden können. Spannend ist außerdem, dass die Autorin selber als Künstlerin auftritt und ihren speziellen Blick auf das Thema Wahrnehmung für Kinder nachvollziehbar und im wahrsten Sinne des Wortes illustrierend mit einbringt. Tolles Buch! JPS


Hand in Hand die Welt begreifen
Ein Bildwörterbuch der Gebärdensprache
Gebärdenauswahl: Andreas Costrau
Illustrationen: Susann Hesselbarth
Gebärdenzeichnungen: Ulrike Jentzsch
176 S., Klett Kinderbuch 2011

Dieses Buch führt uns ein in den Kosmos der Gebärdensprache. Wie vielfältig die Ausdrucksmöglichkeiten sind und wie nahe liegend zum Teil die Gesten! Wer es schafft, mit diesem Buch vor der Nase die Hände länger als 5 Minuten still zu halten, ist jedenfalls keine Spielernatur. Die Gebärdenzeichnungen sind leicht zu verstehen, Einzel- oder Doppelseiten mit witzigen Farbillustrationen stellen den Kontext der Begriffe her. Das vorliegende Buch ist kein Lehrbuch für Gebärdensprache im klassischen Sinne, aber es erfüllt den Anspruch, den Spaß am Ausprobieren zu wecken und die Kommunikation per Gebärden zu einem Kinderspiel zu machen. Das ist nicht nur für den Fall, dass gehörlose Menschen im Umfeld sind, ein hervorragender Ansatz und ein großer Gewinn! JPS


365 Dinge aus Papier und Pappkarton
Fiona Watt,
übersetzt von Regina Schneider
128 S., Frech Verlag 2012

Dieses Buch ist eine echte Entdeckung! Wenn man Umsetzungsideen für Kinder sucht, die gestalterisch den Bereich von einfach bis anspruchsvoll abdecken, und die sich sowohl thematisch als auch vom Material her an möglichst viele Anlässe anpassen lassen, findet man hier mehr als genug! Bezaubernde Bastel- und Gestaltungsideen im Zwei- und Dreidimensio-nalen Bereich mit einfachen Anleitungen und schön gestaltete Beispiel-seiten führen zu sofortiger Bastellust. Und das übrigens nicht nur bei den begeisterten Bastlern sondern auch bei denen, die sich eher für bastel-technisch nicht so begabt halten. Schon allein dafür ist das Buch sein Geld wert. Besonders erwähnt werden soll aber an dieser Stelle, dass ich keine! einzige Bastel- oder Gestaltungsidee gefunden habe, die ich gestalterisch peinlich oder auch nur grenzwertig finde. Das liegt sicher unter anderem daran, dass es der Künstlerin reicht, reizvolle Materialien zu interessanten Gestaltungskonzepten umzusetzen, und nicht noch zusätzlich allem eine weitere „sinnvolle“ Nutzungsidee mit zu geben. Ein schönes Bild ist ein schönes Bild und muss nicht noch ein Serviettenhalter sein. Dafür ein herzliches Dankeschön und: mehr davon! JPS


Der Bus von Rosa Parks
Auswahlliste DJLP 2012
Fabizio Silei (Text)
Maurizio A.C. Quarello ( Illustration)
Aus dem Italienischen von Sarah Pasquay
38 S. , Jacoby & Stuart 2011

Es gibt Menschen, die dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Rosa Parks ist solch eine Frau, sie hat sich mit Mut und Selbstbewusstsein gegen die Ungerechtigkeit der Rassentrennung in den USA zur Wehr gesetzt. Dieses Buch erzählt davon in eindrucksvollen Bildern, gemalt sind im Stil des Amerikanischen Realismus. Die Rahmenhandlung ist in den heutigen USA angesiedelt, der kleine Ben macht mit seinem Großvater eine Reise nach Detroit und erfährt dort, wer Rosa Parks war, und dass der Großvater sie persönlich gekannt hat. Der erzählt nicht nur vom Mut dieser Frau, die sich geweigert hat, ihren Sitzplatz für einen Weißen zu räumen, sondern er berichtet auch von seiner eigenen Angst und davon, wie er diese überwinden konnte. Ein im wörtlichen Sinne anschauliches Beispiel für Mut und zivilen Ungehorsam, eine wichtige und Lektion für uns alle. JPS.


Vöillg rihctig! Völlig richtig!
Gerda Anger-Schmidt (Text) u. Renate Habinger (Illustr.)
1oo Karten im Schuber, Nilpferd in Residenz, 2011

Kreuz und quer durchs Alphabet führen einen die 100 Karten im handlichen Postkartenformat und fordern zum Spielen, Sprechen, Rätseln, Lesen, Erfinden und Zeichnen – vor allem aber zum Nachahmen und Weitermachen auf. Vom ABC-Satz („Angeln Bären Citrusfrüchte?“) und tierischen Bildbuchstaben, über Eiersuche im Wortsalat, nachahmenswerte Limericks, neue Befehlsformen („Ruf, Zeichen!“, „Heul, Suse!“), Druckfehler-Teufeleien in Redensarten und Sprichwörtern („Liebe auf den ersten Trick.“), bis hin zu verhunzten Sportarten („Tiefschnee rauchen“ für „Tiefseetauchen“) und Zungenbrechern reicht das sprach- und bildschöpferische Spektrum, das kreative Ausbrüche vorprogrammiert. Ideal als befriedigende Selbstbeschäftigung, noch besser aber als beflügelndes Gemeinschaftsprojekt – egal ob am Küchentisch, im Zugabteil oder im Klassenzimmer. Neu ist an den Karten allerdings nur das Format: Texte und Bilder stammen sämtlich aus den erfolgreichen Büchern „Neun nackte Nilpferddamen“ und „Muss man Miezen siezen?“ NvM


Wo geht´s lang? Karten erklären die Welt
Auswahlliste DJLP 2012
Heekyoung Kim(Text), Krystyna Lipka-Sztarballo (Illustration)
Aus dem Koreanischen übersetzt von Hans-Jürgen Zaborowski
40 S. , Gerstenberg Verlag 2011

Wege zu finden gehört schon früh zum „Lernstoff“ von Kindern, so erschließen sie sich Räume und zunehmend auch Freiräume. Als Orientierung dienen wichtige Punkte, die das Kind kennt und benennen kann. Wer erinnert sich nicht an den ersten alleinigen Gang zum Bäcker oder später das 1. Treffen an einem vereinbarten Treffpunkt? Wenn wir irgendwo fremd sind, hilft eine Beschreibung oder eine Abbildung des Weges auf einer Karte oder einem Plan. Dieses Buch erklärt, wie Karten gelesen werden können und eröffnet zudem Perspektiven auf alle möglichen Pläne und Übersichten. Beeindruckend, wie es Autorin und Illustratorin gelingt, trotz der Größe des Themas leichtfüßig zwischen den Zeiten und den Kulturen zu wechseln und dabei weder oberflächlich noch zu speziell zu werden. Eine Aufforderung an Erwachsene und Kinder, sich mit Karten und Plänen spielerisch zu beschäftigen und vielleicht sogar ein paar neue Piktogramme und Pläne zu entwickeln, die einen ganz persönlichen Ausschnitt der Welt abbilden und für andere zugänglich machen. Unerlässliche Lektüre für Alle, die die Welt entdecken möchten! JPS


Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist
Kräuter und Gewürze von Augentrost bis Zimt,
Gerda Anger-Schmidt (Text) u. Renate Habinger (Text und Illustr.)
116 S., Nilpferd in Residenz, 4. Aufl., 2011

Wer hinter diesem Titel einen esoterisch angehauchten Kräutergesund-heitsratgeber vermutet, der irrt gewaltig. Mehr verraten da schon die Namen des mehrfach preisgekrönten Autorengespanns: Gerda Anger-Schmidt, österreichische Kinderlyrikerin in der Tradition Jandls, und Renate Habinger, kräuterkundige Buchkünstlerin im allumfassenden Sinne, laden mit diesem Band auf eine herrlich sinnlich-unsinnige und dabei fachlich akkurate Entdeckungsreise in Kräuter- und Suppentöpfe ein. In übersichtlichem Layout werden Kräuter und Gewürze knapp und sachkundig vorgestellt mit Angaben zu Namen, Vorkommen, Anwendung in der Küche, Kosmetik und Hausapotheke. Diese Systematik wird dann fröhlich unterlaufen von Wort- und Bildspielen aller Art: Gedichte, Geschichten, Rezepte, Blumen- und Fingerfahrspielrätsel fordern alle zum Experimentieren in Kopf und Küche auf. Fachinformation wie die Anordnung der Blüten, Bezeichnungen der einzelnen Pflanzenteile oder Formensprache der Blätter werden dank Habingers Illustrationen so verführerisch vermittelt, dass man dem Titel nur zustimmen kann: Gegen diese Art von spielerischer und lebensbereichender Wissensvermittlung ist garantiert kein Kraut gewachsen! NvM


Die fünf Sinne
Hervé Tullet (Text und Ill.)
130 S., Knesebeck 2010

Der französische Maler und Bestsellerautor Hervé Tullet hat schon viele Bücher gemacht, die Kinder dazu einladen die Welt mit allen Sinnen zu erfahren. In diesem Band nun werden Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Tasten selbst zum Thema. Großzügige Pinselstriche in starken Farben stimulieren den Sehsinn, hinterfragen aber auch Konventionen visueller Wahrnehmung. Schwieriger wird es mit den anderen Sinnen, denn schließlich muss im Buch auch Gehörtes, Gerochenes, Geschmecktes und selbst Gefühltes zunächst nur für die Augen lebendig werden. Aber das ist gerade das Spannende, denn Tullet ist Meister der Synästhesie, der künstlerischen Eselsbrückenbildung zwischen den Sinnen. Minimalistisch bleiben die Texte – mal Fragen, Aufforderungen oder Aufgaben, meist aber Bezeichnungen für das, was das Bild oft nur andeuten kann. Die bunten, bewegten Seiten vermitteln auch schon kleinsten Kindern auf spielerische Weise ein breites Wahrnehmungsspektrum, das zugleich jede Menge Gefühle, Erinnerungen, Fantasien und Kreativität freisetzt. NvM


Wie man sich die Welt erlebt
Das KunstAlltagsmuseum zum Mitnehmen
Keri Smith
204 S., Kunstmann, 2011

„Deine Mission ist es, die Welt, in der du lebst, so zu betrachten, als ob du sie nie zuvor gesehen hättest.“ Die fünf Sinne, ein Stift und dieses Buch der US-amerikanischen Guerilla-Künstlerin ist alles, was angehende Feldforscher brauchen, um Kunst im Alltag zu entdecken und daraus ihr eigenes Museum einzurichten. 59 Erkundungen der unmittelbaren Umwelt leiten zum Beobachten, Sammeln, Analysieren, Vergleichen und Wahrnehmen von Mustern an, zum Dokumentieren von dem, was der Zufall einem zugespielt hat, vor allem aber zum kreativen Denken, Tun und Phantasieren. 30 Gegenstände sammeln und beschreiben, die auf unterschiedliche Weise das Licht reflektieren, zum Beispiel, oder nach Form oder Farbe einkaufen, das sind Aktionen, die den Alltag vorübergehend aus den Angeln heben und ganz neue Perspektiven auf eine nie mehr langweilige Welt eröffnen. Ein Anhang mit Protokollvorlagen, Bastelbogen und Platz zum Einkleben von Fundstücken lässt das Buch zum Sammelalbum und tragbaren Museum werden. Ein anregendes Mitmachbuch, das im Kunst-, Literatur- oder Philosophieunterricht der Oberstufe ebenso seinen Platz haben sollte wie im Kindergarten und im Leben eines jeden Menschen. NvM


Mit Kindern die Natur entdecken
88 Ideen für Spiele und Spaß rund ums Jahr, Veronika Straaß
127 S., blv, 2. überarb. Aufl., 2011

Egal ob mit den eigenen Kindern oder mit Kindergarten- und Schulgruppen unterwegs in Garten, Park und Wald, dieses Buch garantiert, dass sich junge Naturforscher (oder solche, die es dadurch sicher werden) von 4 bis 12 Jahren spielerisch und kreativ ausleben können und dabei noch jede Menge lernen. Vier übersichtlich gestaltete Kapitel, wiederum nach Jahreszeiten unterteilt, bieten unterschiedliche Zugangsweisen zur Natur. Das erste lädt dazu ein Natur mit allen Sinnen zu erfahren: mit Spielen wie Beerenballett, Barfußparcours und Kastanienralley, Rezepten von süß (Holundergelee) bis herzhaft (Nesselspinat) oder etwa mutigen Rettungsaktionen von Kröten mit Klammergriff. Im zweiten Teil schlüpfen Kinder in die Haut von hoppelnden, watschelnden, flitzenden und flossewedelnden Tieren, feuern im Schneckenderby ihre Rennkriecher an oder feiern Heuschreckenhochzeit. „Der grüne Baumarkt“ steckt voller Bastelideen – von nützlich (Vogelsnackbar) über meditativ (Herbstmandala) bis schräg (Graffitikunst im Schnee). Der letzte Teil leitet zum Beobachten und Experimentieren an. Jede Spiel- bzw. Bastelidee wird von praktischen Angaben zu Alter, benötigtem Material und Schwierigskeitsgrad begleitet und durch spannend dargebotene, detaillierte Sachinformation eingeleitet, wodurch sich dieses sehr gebrauchstaugliche Buch wohltuend von üblichen Jahreszeiten-büchern absetzt. NvM


Entdecke Deine Stadt.
Stadtsafari für Kinder

Anke M. Leitzgen (Text)
und Lisa Rienermann (Art direction).
156 S., Beltz & Gelberg, 2010

Als „eine Art Anleitung zum Stadtentdecken“ stellt sich dieses Buch vor. Als Sachbuch, das die Formen von Bildband (lebendige Fotos in ansprechendem Magazinlayout), Reportage (Interviews mit Stadtplanern, Architekten, Künstlern und Kindern) und Nachschlagewerk (Stadt-ABC mit Erklärungen zentraler Begriffe) gekonnt verbindet. Vor allem aber als Mitmachbuch, das Tipps, Ideen und Aufgaben für Entdeckungs- und Verschönerungsaktionen gibt. Diese unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten und Ebenen sind graphisch gekennzeichnet: weiße Seiten für den Sachteil, gelbe für die Meinungsinterviews der Kinder, blaue Seiten und Papierschnipselkästchen für den praktischen Teil. Zu diesem gehören auch Anleitungen dazu, wie man Stadtentdecker wird (ganz genau hinschauen, Ohren spitzen, alle Sinne nutzen) und wie man seine Erfahrungen und Funde in Form von einem Ideenbuch, Blogs, Posts oder Ausstellungen dokumentiert und austauscht. Egal ob sie in einem Kleinstädtchen oder einer Millionenstadt leben, dank dieses Buchs werden junge Leser ihre Stadt mit neuen Augen sehen, von ihr Besitz ergreifen und Lust, Wissen und Mut haben, ihre Lebenswelt bewusst und kreativ mitzugestalten. (NvM)


Kinder entdecken Natur in der Stadt
Spannendes vor der Haustür
Andrea Thonot
127 S., blv, 2012

Können Ohrwürmer kneifen? Warum bekommen Spechte keine Gehirnerschütterung? Können Bäume Pickel kriegen? Wer bisher auf solch elementare Fragen keine Antwort hatte, der kann nun getrost seine Kinder an die Hand nehmen und mit ihnen Spannendes in und aus der Natur entdecken. Und das an den unwahrscheinlichsten Plätzen: auf lauten Verkehrsinseln oder öden Parkplätzen, in Dachrinnen und Motorhauben, vor allem aber direkt vor der eigenen Haustür. Dieser Ratgeber ist vor allem deshalb so anregend, weil er vollkommen auf die Ratgebermasche verzichtet. Statt Anweisungen zu didaktisch durchgeplanten, pädagogisch wertvollen Spaziergängen durch Parks und Gärten zu geben, überzeugt er durch einen lebendigen Text voll treffender Vergleiche („Glühwürmchenlarven sehen aus, als trügen sie ein Kettenhemd“) und witziger Formulierungen („Kampfruf der Mücken: Ozapft is’!“), spricht an durch magazinartiges Layout und besticht vor allem durch klug ausgewähltes und genial aufbereitetes Fachwissen (die Autorin ist Diplom-Biologin). NvM


Was, wenn es nur so aussieht,
als wäre ich da?

Auswahlliste DJLP 2012
Oscar Brenifier (Text) Jacques Després (Ill.)
und Norbert Bolz (dt. Übersetzung)
64 Seiten, Gabriel Verlag 2011

Schon in den Büchern für die Allerkleinsten findet man sie: Gegensatzpaare wie Groß und Klein, Kalt und Heiß, Oben und Unten. Schließlich kann man ohne Gegensätze nicht denken. Das gilt für die ersten konkreten Anfänge ebenso wie für hochkomplexe, abstrakte Gedankengebäude. Dieses Buch nun vollbringt die Meisterleistung, die zwölf „großen philosophischen Gegensätze“ (so der Titel im französischen Original) in einfachster Bilderbuchform anschaulich darzubieten. Auf jeweils drei quadratischen Doppelseiten werden Oppositionen wie „Sein und Schein“, Freiheit und Notwendigkeit“ oder etwa „Das Ich und der Andere“ vorgestellt. Auf prägnante Definitionen folgen offene Fragen, die zum Philosophieren einladen, und schließlich Miniaturabhandlungen, wahre Kunststücke der Komplexitätsreduktion. Statt grotesk zu vereinfachen, eröffnen diese bunt gestalteten Seiten Denkhorizonte und -galaxien, die jeder Leser nach eigenem Vermögen und Verlangen ausschreiten kann. Ganz entscheidend tragen die am Computer erstellten Illustrationen dazu bei, die wie Szenefotos aus einem Trickfilmstudio wirken und den Gegensatz von real und digital elegant in der Schwebe halten. NvM


Holz. Was unsere WELT zusammenhält
Auswahlliste DJLP 2012
Reinhard Osteroth (Text)
u. Moidi Kretschmann (Illustr.)
149 S., Bloomsbury, 2011

Ohne Holz gäbe es dieses Jugendsachbuch nicht. Nicht nur, weil der Rohstoff Holz in seinen verschiedenen Nutzungen als Bau- und Brennstoff, als Material für Möbel und Kunstwerke, als Schiffs- und Klangkörper und schließlich als Zeitmesser und Klimazeuge Gegenstand dieser Technik- und Kulturgeschichte ist. Sondern auch, weil das Buch selbst aus Holz besteht. Denn, so lernt man: auch so genanntes „holzfreies“ Papier wird aus Holz hergestellt. Auch sonst erfährt man allerhand Spannendes: Wie Jahresringe von kalten Wintern und schlechten Ernten erzählen können, oder dass Gebirgsfichten an der Baumgrenze zwar die besten Hölzer für den Geigenbau liefern, zum Dachstuhlbau aber gar nicht taugen. Die Geschichte der Restaurierung einer alten Kommode, Exkurse zu „Fachbegriffen aus Wald und Werkstatt“ oder Holzzertifikaten, sowie Anleitungen zum experimentellen Holzschnitt mit Laubsäge und die abschließende Aufforderung selbst mit Holz zu werken, machen deutlich, an wen sich dieses Buch in erster Linie richtet: An angehende Hobbyhandwerker, die sich nicht mit Baumarktprosa und Bastelbüchern zufrieden geben. NvM


Erforsche Deine Welt
Mit 100 Forscherfragen durchs ganze Jahr
/Auswahlliste DJLP 2012
Anke M. Leitzgen & Lisa Rienermann.
160 S., Beltz & Gelberg, 2011

Das bewährte Autoren- Grafikergespann, das bereits mit „Entdecke Deine Stadt“ den Blick auf unsere alltägliche Umwelt für immer verändert hat, weckt mit diesem neuen Band die Lust am kreativen Forschen. Anhand von 48 naturwissenschaftlich inspirierten Forscherfragen werden in farbenfrohem, ästhetisch ansprechendem Magazin-Design originelle und leicht durchzuführende Experimente vorgeführt, von denen die Hälfte in weniger als fünf Minuten zu einem tieferem Weltverständnis zu verhelfen verspricht. Hier geht es weniger um reine Wissensvermittlung als um Methoden (grafisch genial dargeboten in einem Forscher-ABC von „Abbilden“ und „Beobachten“ über „Protokollieren“ und „Rumspinnen“ bis „Warten“ und „Zweifeln“) und vor allem um eine Grundeinstellung der Welt gegenüber: spielerische Neugier. Die wird auf jeder Seite angefacht, vor allem mit den klug-verspielten Bildkompositionen, die wie der Text unbedingten Aufforderungscharakter haben. Wer trotzdem noch nicht weiß, was er alles erforschen kann, der findet im dritten Teil noch „52 Forscherideen, um komische und verrückte Sachen herauszufinden“. Aber Vorsicht: Danach wird nichts mehr dem Forschungsdrang entgehen und Küche, Bad und Kinderzimmer auf ewig in Labore und Kunstateliers verwandelt. NVM


Wo geht´s lang? Karten erklären die Welt
Heekyoung Kim, Krystyna Lipka-Sztarballo
48 S.
Gerstenberg Verlag 2011

Dieses außergewöhnliche Sachbilderbuch gibt einen faszinierenden Einblick in die Welt der Kartografie: nicht nur Kontinente und Meere sondern auch Wegbeschreibungen im Kleinen sind stets wichtig, damit wir uns zurechtfinden können. Es macht Spaß, zu verstehen, wie alles zusammen hängt und wie nach und nach Karten weniger nach den eigenen Vorstellungen von der Welt gezeichnet wurden, sondern nach gemessenen und erforschten Erkenntnissen. Hier drängt sich eine Praxis-Umsetzung mit Kindern geradezu auf: es können die täglichen Wege von zuhause zur Schule sein, die häufigsten Wege innerhalb der Wohnung oder imaginäre Wege um unbekannte Inseln in fremden Welten zu erkunden oder vergrabene Schätze zu finden...Karten regen die Fantasie an und sind gleichzeitig ein Schlüssel zum Verständnis der Welt. Ein Buch, das die privaten wie auch die Schulabenteuer begleiten und bereichern kann- eine Einladung in die Welt! jps


Das Orchester zieht sich an
Karla Kuskin, Marc Simont
48 S.
Carl Hanser Verlag, 2008

Selten sah man auf unterhaltsamere Weise hinter die Kulissen von Berufs-Musikern vor einem Orchesterauftritt, als in dem vorliegenden Buch. In vielen, kleinen Vignetten bekommt man Einblicke in die privaten Vorbereitungen für einen großen Orchesterabend. So können wir als Betrachter nicht nur die menschlichen und individuellen Unterschiede der einzelnen Musiker eines Orchesters kennen lernen, sondern zudem begreifen, wie diese individuellen Aspekte der Gesamtheit des Orchesters untergeordnet werden. Hier geht es um die gemeinsame Sache, das Spielen von „wunderschöner, philharmonischer Musik“ bei der alle Musiker gleich wichtig sind und nur der Dirigent eine herausragende Rolle spielen darf. Dieses Buch trägt viel zum Verständnis orchestraler Musik bei, ein echtes Highlight nicht nur für Kinder und randvoll mit Ideen zur kreativen Umsetzung. jps


Der Junge, der Picasso biss
Antony Penrose
48 S.
Knesebeck Verlag
(Auswahlliste 2011)

Ein ungewöhnlicher Aufhänger für eine Geschichte, aber perfekt geeignet um die Perspektive des kleinen Jungen Antony nachzuvollziehen. Der Autor erinnert sich an seine Kindheit auf einer Farm in Südengland, wo er als Sohn der Fotografin Lee Miller und des Schriftstellers Robert Penrose ab und zu im Kontakt mit Pablo Picasso war. Picasso war schon damals ein bekannter Künstler, und Antony war sich der Besonderheit, mit ihm befreundet zu sein, sehr wohl bewusst. Aus der Perspektive des einge-weihten, kindlichen Sachverständigen erzählt der Autor von den Kunstwerken, die ihm besonders gefielen oder die Picasso sogar extra für ihn geschaffen hat. Die heiteren Spiele und gemeinsamen Scherze der beiden Protagonisten werden von Mama Lee fotografisch festgehalten. So dokumentiert dieses Buch neben der Vertrautheit zwischen Antony und Pablo, den familiären Charakter des künstlerischen Selbstverständnisses der damaligen Zeit. Dem aufmerksamen Betrachter bieten sich außerdem eine Menge Anregungen und Ideen für eigenes, kreatives Schaffen und die Erkenntnis, dass aus höchst alltäglichen Dingen Kunst entstehen kann. Ein Augenfutter-Bilder-Sachbuch für Kunstliebhaber jeden Alters! Jps.



Alles Familie
Aleandra Maxeiner (Text), Anke Kuhl (Illustr.)
32 S.
Klett Kinderbuch Verlag
(Auswahlliste 2011)

Als ich dieses Buch in die Hand bekam, wusste ich: genau so ein Buch hat mir schon jahrelang gefehlt! Als Mutter von einem eigenen und zwei „Beute“-Kindern, Akteurin in einer wunderbaren Patchwork-Familie, wurden schon öfter Wünsche nach Veranschaulichung dieser oder anderer Familien-Konstellationen in mir wach und blieben bislang unbefriedigt.
Anke Kuhls wunderbar lockerem Strich ist es zu verdanken, dass in „Alles Familie“ genau das erforderliche Maß an humorvollem Abstand zum Thema Familie hergestellt wird, dass jeder Mensch braucht. Ob akute Trotzphase (du bist gar nicht meine richtige Mama) oder Trauer über verlorene oder verloren geglaubte Elternteile, all das wird ernst genommen aber nicht überproblematisiert. Was kann einem Kind besseren Halt geben als die Gewissheit, nicht alleine zu sein- in einer Situation, einer Familienform, einer Bezugsgruppe. Dass dabei auch schwierige Zeiten bewältigt werden müssen, versteht sich von selbst. Wenn das „Kind“ dann die akute Phase hinter sich gelassen hat und gewachsen, vielleicht Erwachsen geworden ist, wird es vielleicht merken, dass Familie nicht aufhört, sondern immer wieder weiter geht, am besten mit Liebe und humorvollem Abstand.... Jps



Zuckerpass und Blutgrätsche
Christian Eichler (Text), Jürgen Rieckhoff (Illustr.)
94 S.
Klett Kinderbuch Verlag
(Auswahlliste 2011)

Um das mal gleich vorneweg zu sagen: mit Fußball hab ich’s nicht so.
Ok, da gibt es Weltmeisterschaften und große, nationale Turniere, die ich schon mal mit meinem Mann zusammen anschauen und auch unterhalt-sam finden kann. Aber trotzdem habe ich dieses Buch bis zum Schluß hin aufgeschoben, weil ich nicht so arg viel Lust darauf hatte. Und dann so eine Überraschung: Ein packend geschriebenes, informatives und hochaktuelles Buch über den Fußball, das weder die ewigen Fußball-Allgemeinplätze wiederholt noch ein bereits vorhandenes Expertenwissen voraussetzt. Zidanes Kopfstoß bleibt genau sowenig unerwähnt wie andere Fouls und Ausraster, es werden nicht nur Fußball-Begriffe und Regeln erklärt, sondern auch jede Menge lustige Anekdoten erzählt, von denen der Fußball so viele zu bieten hat. Alles wird auf höchst unterhaltsame Weise von Jürgen Rieckhoffs Bildern illustriert, die sich sichtlich an Fotos orientieren aber eine eigene und dynamische Bildsprache entwickeln. Alles zusammen ein echter Volltreffer! Jps



Das Große Buch der Bilder und Wörter
Ole Könneke
20 S.
Hanser Verlag
(Auswahlliste 2011)

Über dieses Buch ist schon sehr viel Gutes gesagt worden- mit Recht. Das großformatige Pappbilderbuch erfüllt alle Anforderungen eines Anguck- und Zeigebuches für Kinder von 1-2 Jahren, es bildet viele Lebensbereiche und Erfahrungswelten ab, die Kinder kennen und benenne wollen. Aber zusätzlich geht dieses Erste Bildwörterbuch noch viel weiter:
die von Könneke in gewohnt klarem Stil gezeichneten, witzigen Tier- Figuren und auch die Dinge befinden sich in thematischen Sammlungen, die ermöglichen, Geschichten zu erfinden, Fragen zu stellen und Antworten zu erfinden. Wird das Trampolin den hüpfenden Bären noch einmal aushalten? Und braucht eine junge Ente Schwimmflügel?
Die Jahreszeiten kommen genau so vor wie die Buchstaben und Zahlen, Dinge zum Spielen und die Wohnumgebung, Musikinstrumente, Natur und Landschaft, Tiere, Werkzeuge und Pflanzen. Ein beruhigend übersichtliches aber niemals langweiliges Sammelsurium von Haupt- und Nebendarstel-lern, Requisiten und Schauplätzen kindlichen Erlebens. So aufbereitet, dass auch die Großen des Anschauens nicht so schnell müde werden. Ein wirklich großes Buch! Jps



So leben wir
Jonas Bendiksen
196 S., mit Panoramabildern zum Ausklappen
Knesebeck
Auswahlliste DJLP 2009

Ich muss zugeben, dass ich für dieses Buch zwei Anläufe brauchte.
Die Panoramabilder aus den Armutsvierteln der Megacitys Caracas, Nairobi, Mumbay und Jakarta sind so eindrücklich, dass man ihnen nicht ausweichen kann. Der Fotograf Bendiksen verbrachte mehrere Monate in den Slums der oben genannten Städte, den am dichtesten bevölkerten Orten der Welt. Er fotografierte die Unterkünfte, die oft nur aus einem einzigen Raum bestehen, er portraitiert deren Bewohner, und er lässt sie selbst zu Wort kommen. Das einleitende Zitat einer Slumbewohnerin aus Mumbay: „Wenn wir den Leuten von unserem Zuhause erzählen, wer wird uns glauben?“ umfasst sehr gut das vielschichtige Spektrum der Texte und Bilder, die Bendiksen zusammengetragen hat:
Hier leben Familien in absoluter Beengung, von hier aus gehen Kinder zur Schule (oder auch nicht) und Erwachsene zur Arbeit, hier gibt es Familien-rituale, Nachbarschaftlichkeit und Gewalt. Oft gibt es keinen Strom, dem Hochwasser und der Hitze ist man schutzlos ausgeliefert. Es gibt unzählige Gefahren, die in direktem Zusammenhang mit den Unterkünften stehen; absolute Brand- und Explosionsgefahr unter Autobahnbrücken, die Gefahr, in einen Fluss zu stürzen, von Abgasen und anderen Gesundheitsschäden ganz zu schweigen. Aber in der einfachsten Unterkunft, z.B. unter einer Autobahnbrücke kann ein Hausaltar hängen und es gibt dekorierte Ecken, auch hier befindet sich oft „ein häusliches Universum mit allen Besitz-tümern einer Familie, improvisierten Tapeten, selbstgebauten Möbeln und Erinnerungsstücken...“(J.B.)
So leben wir will uns informieren über die Schattenseite des Reichtums.
Es geht nicht um Schuldzuweisungen, obwohl menschenunwürdige Unterkünfte selbstverständlich ein Politikum sind. Es geht um die Würde der Menschen selbst, die uns direkt anschauen, die uns einladen in ihre 4 Wände und uns zeigen: schau, soo leben wir.
Ich hoffe und wünsche diesem eindrucksvollen Buch, dass es seinen Weg in jede Bibliothek finden möge und dass es Menschen gibt, die mit diesem Buch arbeiten, es vermitteln. Ich werde es auf jeden Fall tun! Jps



Was ist da passiert?
Béatice Vincent/Bruno Heitz (Illus.)
12 Doppelseiten, fester Karton
Gerstenberg Verlag
Auswahlliste DJLP 2009

Auf der ersten Doppelseite sitzen mehrere Tiere im Garten und streiten beim Kartenspielen. Ihre Dialoge stehen in Sprechblasen daneben. Ein lautes Baadabumm erschreckt alle und der mutige Kater wirft als erster einen Blick über die Mauer. Auf der nächsten Seite ist abgebildet, was und wie der Kater sieht. Und spätestens ab dieser Seite überzeugt das Buch, denn das Bild zeigt eine Straße mit Häusern und darin ist der reale Gesichtsfeldausschnitt einer Katze ersichtlich gemacht. Die grün/blauen Farbtöne bilden das reale Farbsehen einer Katze ab. Im weiteren Verlauf der Geschichte erfährt man etwas über die visuelle Wahrnehmung des Pferdes, des Bullen, des Maulwurf und des Chamäleon. Und am Schluss wissen wir, was passiert ist, aber das wird hier natürlich nicht verraten.

Das Buch ist im Regal aufgrund seines grellroten Umschlages nicht zu übersehen. Die in Kleidung abgebildeten Tiere auf der Umschlagseite lösen bei mir erst mal gewisse Vorbehalte aus, vermutlich hätte ich es gar nicht aufgeschlagen – was schade gewesen wäre. Das Buch spielt mit verschiedenen Sprachniveaus. Die im Comicstil gehaltenen Dialoge der Tiere in Sprechblasen lockern das Buch auf, die witzigen Charaktere der Tiere lösen ein Schmunzeln aus. Demgegenüber stehen Informationen über die Art und Weise wie die Tiere sehen, in einer klaren und sachlichen Sprache.

Die Idee des Buches ist spannend. Ich finde es sehr gelungen, wie Kinder so auf spielerische Weise mit der realen Wahrnehmung von Tieren vertraut gemacht werden. Und natürlich fordert das Buch direkt dazu auf, sich im übertragenen Sinne über unsere unterschiedlichen Sichtweisen und Gesichtspunkte auszutauschen. Wie sehen wir die Welt, wie viel davon ist unsere persönliche Interpretation – gibt es überhaupt eine objektive Wahrnehmung?
Meiner 7 jährigen Nichte hat das Buch sehr gefallen, sie fand es interessant, genau zu erforschen und zu vergleichen, welche Ausschnitte auf dem Bild jedes der Tiere sehn kann.
Und natürlich haben wir uns gefragt: unterscheidet sich das Gesichtsfeld von einem Kind und Erwachsenen? Wie ist es mit dem Farbsehen ...

und zum Glück konnte ich, als ehemalige Sehfrühförderin, die Fragen annähernd beantworten.

Eine geglückte Mischung aus Bilder- und Sachbuch. Meine Vorbehalte haben sich in dem Moment aufgelöst, als ich die Absicht des Buches durchschaut hatte. RK



Das Rätsel der Varusschlacht
Wolfgang Korn/Klaus Ensikat (Illus.)
200 S.
Fackelträger Verlag
Auswahlliste DJLP 2009

Aus aktuellem Anlass, genau 2000 Jahre nachdem der germanische Cheruskerfürst Arminius in einer gigantischen Heerschlacht im Teuto-burger Wald die römischen Truppen des Feldherrn Quinctilius Varus vernichtend geschlagen hat, erscheint dieses reich-illustrierte Sachbuch. Viele Historiker sehen in dieser sogenannten Varusschlacht den Anfang vom Ende des Römischen Reiches.
Der Autor und Archäologiespezialist Wolfgang Korn gibt in diesem Buch Einblicke in wissenschaftliche Methoden, unterschiedliche Experten-meinungen und deren Auswirkungen auf die gesamte Beurteilung der möglichen Abläufe. Worauf berufen sich die Historiker bei ihren Theorien, was führen die Archäologen dagegen ins Feld? Neue Forschungsergebnisse verfeinern die ganze Geschichte dieser historischen Schlacht, die so große Folgen hatte.
Korn schreibt leicht und gut verständlich, aufgelockert und ergänzt durch optisch abgesetzte Zusatzinformationen. Er nimmt seine Leser ernst, ohne Sie mit Fach-Termini zuzuschütten. Die Illustrationen von Klaus Ensikat sind lebendig und halten gekonnt die Balance zwischen Sachinformation und erzählerisch-ironisierender Illustration. Sowohl die historischen als auch die zeitgenössischen Figuren sind liebevoll und detailgenau wiedergegeben und machen den vorliegenden Band zu dem, was er ist: einem der gelungensten Sach-Bilderbücher der letzten Zeit. jps